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Die Grenzboten. Jg. 56, 1897, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Überzeugung heute abfindet, nachdem Rom dem Zentrum mich für die deutsche
Wirtschaftspolitik, wie es scheint, die Normen vorgezeichnet hat. (Die erste Lesung
des Gesetzentwurfs hat inzwischen stattgefunden, worauf wir noch zurückkommen.)

Jede gesunde Handwerkspolitik muß sich vor dem zünftlerischen Geist, der
die Jnnnngsbewegung in Preußen beherrscht, hüten. Ihr auch nur den kleinen
Finger geben, wäre eine Sünde an unsern Handwerkern. Gerade weil wir sehen,
wie schwer der Handwerkerstand infolge der nicht mehr aus der Welt zu schaffenden
Fortschritte der Technik und des Verkehrs leidet, wie für ihn alles darauf ankommt,
daß die einzelnen und alle, mit den gegebnen unabänderlichen Thatsachen rechnend,
sich möglichst schnell die Vorteile zu nutze macheu, die die neuen Verhältnisse, einem
jeden nach seiner Befähigung, doch vielfach bieten, gerade deshalb ist für uus das
moderne Zünftlertum mit seiner kläglichen Impotenz, wo immer es sich um frucht¬
bares Schaffen statt um Petitionen, Resolutionen, Proteste und Audienzen handelt,
etwas so widerwärtiges. Es ist durchaus nicht wahr, wenn man von den Agi¬
tatoren der sogenannten Handwerkerpartei in Preußen behauptet, sie dächten nicht
daran, Künstlerische Gerechtsame zurückerobern zu wolle". Wenn sie anch selbst viel¬
leicht zum Teil einsehen, daß das unmöglich ist, so erhalten und nähren sie doch den
Glauben ein dieses Endziel in ihrem Anhang. Nur darin besteht ihre ohnehin
spärliche Macht; wenn sie das nicht thun, sind sie ganz allein. Seit 1880 haben
diese preußischen Znnftlcr die kostbare Zeit mit Agitationen und Organisationen
vertrödelt. Das war freilich eine herrliche, thatenreiche Periode für die staats¬
männischen Obermeister, die es dazu hatten, die Zeit zu vertrödeln, aber ein schwerer
Schade war es für die "organisirten" Handwerker, die im Hoffen und Harren auf
den Zwang zur Selbsthilfe sechzehn Jahre versäumten, sich selbst zu helfen. An all
dem war der Jnuungsgedanle an sich nicht schuld, sondern der Zunftgeist, dem
man -- immer vornehmlich in Preußen -- die junge Jnnnngsbewegung über¬
antwortete, der Geist der Agitation, des Partcitampfs, in den man die Jnnnngs-
meister hineintrieb, von dem Antrag Seydewitz vom 5. Mcirz 1830 an. Vou einem
ehrlichen, kräftigen Versuch, die Segnungen des korporativen Lebens, die materiellen
wie die sittlichen, den Handwerkern durch die Innungen zu teil werden zu lassen,
kann in Preußen mit verschwindenden Ausnahmen gar nicht die Rede sein. Die zünft¬
lerischen Führer, denen man die Bewegung überließ, wollten ja auch mit den "freien"
Innungen gar keine Erfolge erringen, die ihnen die immer weitergehende Agitation
nur verlegt hätten. Es mußte doch bewiesen werden, daß es ohne den Zwang nicht
gehe. Es ist eben alles so gekommen, wie Herr von Hertling es vorausgesagt hatte.

Und statt diesem zersetzende", unfruchtbaren Zunftgeist einen Damm zu ziehen,
öffnet ihm die Vorlage des Bundesrath alle Schleusen. Sie ist in dieser Be¬
ziehung geradezu mustergiltig. Die Zwangsinnnngen sollen dann eingeführt werden,
wenn die "Mehrheit der beteiligten Gewerbtreibenden" sich dafür erklärt. Wer sind
denn die beteiligten Gewerbtreibenden? Schon diese Vorfrage ist die ausgesuchteste
Anreizung zur Agitation und Wühlerei im Kleingewerbe. Welche llnmasse von Pro¬
testen und Beschwerden kann da schon gegen die Abstimmung vom Stapel gelassen
werden! fehlt doch zur Bestimmung der Grenze, wer anzustimmen hat, jeder sichre
Anhalt! Und ist der Zwang zur Selbsthilfe glücklich erreicht, so wird man sich immer
noch nicht selbst helfen wollen, ehe nicht auch der Prüfnngszwang, d. h. die Regulirung
der Meisterzahl durch die Innung selbst, und alles weitere erreicht ist. Dazu kommt
der so überaus fruchtbare und gemeinnützige Kampf um die Abgrenzung der "Ge¬
werberechte," wie man in Österreich sagt, wieder um Grenzen, für die fast alle
Markzeichen fehlen. Das allein schon giebt für viele Jahre den an die straks-


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Überzeugung heute abfindet, nachdem Rom dem Zentrum mich für die deutsche
Wirtschaftspolitik, wie es scheint, die Normen vorgezeichnet hat. (Die erste Lesung
des Gesetzentwurfs hat inzwischen stattgefunden, worauf wir noch zurückkommen.)

Jede gesunde Handwerkspolitik muß sich vor dem zünftlerischen Geist, der
die Jnnnngsbewegung in Preußen beherrscht, hüten. Ihr auch nur den kleinen
Finger geben, wäre eine Sünde an unsern Handwerkern. Gerade weil wir sehen,
wie schwer der Handwerkerstand infolge der nicht mehr aus der Welt zu schaffenden
Fortschritte der Technik und des Verkehrs leidet, wie für ihn alles darauf ankommt,
daß die einzelnen und alle, mit den gegebnen unabänderlichen Thatsachen rechnend,
sich möglichst schnell die Vorteile zu nutze macheu, die die neuen Verhältnisse, einem
jeden nach seiner Befähigung, doch vielfach bieten, gerade deshalb ist für uus das
moderne Zünftlertum mit seiner kläglichen Impotenz, wo immer es sich um frucht¬
bares Schaffen statt um Petitionen, Resolutionen, Proteste und Audienzen handelt,
etwas so widerwärtiges. Es ist durchaus nicht wahr, wenn man von den Agi¬
tatoren der sogenannten Handwerkerpartei in Preußen behauptet, sie dächten nicht
daran, Künstlerische Gerechtsame zurückerobern zu wolle«. Wenn sie anch selbst viel¬
leicht zum Teil einsehen, daß das unmöglich ist, so erhalten und nähren sie doch den
Glauben ein dieses Endziel in ihrem Anhang. Nur darin besteht ihre ohnehin
spärliche Macht; wenn sie das nicht thun, sind sie ganz allein. Seit 1880 haben
diese preußischen Znnftlcr die kostbare Zeit mit Agitationen und Organisationen
vertrödelt. Das war freilich eine herrliche, thatenreiche Periode für die staats¬
männischen Obermeister, die es dazu hatten, die Zeit zu vertrödeln, aber ein schwerer
Schade war es für die „organisirten" Handwerker, die im Hoffen und Harren auf
den Zwang zur Selbsthilfe sechzehn Jahre versäumten, sich selbst zu helfen. An all
dem war der Jnuungsgedanle an sich nicht schuld, sondern der Zunftgeist, dem
man — immer vornehmlich in Preußen — die junge Jnnnngsbewegung über¬
antwortete, der Geist der Agitation, des Partcitampfs, in den man die Jnnnngs-
meister hineintrieb, von dem Antrag Seydewitz vom 5. Mcirz 1830 an. Vou einem
ehrlichen, kräftigen Versuch, die Segnungen des korporativen Lebens, die materiellen
wie die sittlichen, den Handwerkern durch die Innungen zu teil werden zu lassen,
kann in Preußen mit verschwindenden Ausnahmen gar nicht die Rede sein. Die zünft¬
lerischen Führer, denen man die Bewegung überließ, wollten ja auch mit den „freien"
Innungen gar keine Erfolge erringen, die ihnen die immer weitergehende Agitation
nur verlegt hätten. Es mußte doch bewiesen werden, daß es ohne den Zwang nicht
gehe. Es ist eben alles so gekommen, wie Herr von Hertling es vorausgesagt hatte.

Und statt diesem zersetzende», unfruchtbaren Zunftgeist einen Damm zu ziehen,
öffnet ihm die Vorlage des Bundesrath alle Schleusen. Sie ist in dieser Be¬
ziehung geradezu mustergiltig. Die Zwangsinnnngen sollen dann eingeführt werden,
wenn die „Mehrheit der beteiligten Gewerbtreibenden" sich dafür erklärt. Wer sind
denn die beteiligten Gewerbtreibenden? Schon diese Vorfrage ist die ausgesuchteste
Anreizung zur Agitation und Wühlerei im Kleingewerbe. Welche llnmasse von Pro¬
testen und Beschwerden kann da schon gegen die Abstimmung vom Stapel gelassen
werden! fehlt doch zur Bestimmung der Grenze, wer anzustimmen hat, jeder sichre
Anhalt! Und ist der Zwang zur Selbsthilfe glücklich erreicht, so wird man sich immer
noch nicht selbst helfen wollen, ehe nicht auch der Prüfnngszwang, d. h. die Regulirung
der Meisterzahl durch die Innung selbst, und alles weitere erreicht ist. Dazu kommt
der so überaus fruchtbare und gemeinnützige Kampf um die Abgrenzung der „Ge¬
werberechte," wie man in Österreich sagt, wieder um Grenzen, für die fast alle
Markzeichen fehlen. Das allein schon giebt für viele Jahre den an die straks-


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[0666] Maßgebliches und Unmaßgebliches Überzeugung heute abfindet, nachdem Rom dem Zentrum mich für die deutsche Wirtschaftspolitik, wie es scheint, die Normen vorgezeichnet hat. (Die erste Lesung des Gesetzentwurfs hat inzwischen stattgefunden, worauf wir noch zurückkommen.) Jede gesunde Handwerkspolitik muß sich vor dem zünftlerischen Geist, der die Jnnnngsbewegung in Preußen beherrscht, hüten. Ihr auch nur den kleinen Finger geben, wäre eine Sünde an unsern Handwerkern. Gerade weil wir sehen, wie schwer der Handwerkerstand infolge der nicht mehr aus der Welt zu schaffenden Fortschritte der Technik und des Verkehrs leidet, wie für ihn alles darauf ankommt, daß die einzelnen und alle, mit den gegebnen unabänderlichen Thatsachen rechnend, sich möglichst schnell die Vorteile zu nutze macheu, die die neuen Verhältnisse, einem jeden nach seiner Befähigung, doch vielfach bieten, gerade deshalb ist für uus das moderne Zünftlertum mit seiner kläglichen Impotenz, wo immer es sich um frucht¬ bares Schaffen statt um Petitionen, Resolutionen, Proteste und Audienzen handelt, etwas so widerwärtiges. Es ist durchaus nicht wahr, wenn man von den Agi¬ tatoren der sogenannten Handwerkerpartei in Preußen behauptet, sie dächten nicht daran, Künstlerische Gerechtsame zurückerobern zu wolle«. Wenn sie anch selbst viel¬ leicht zum Teil einsehen, daß das unmöglich ist, so erhalten und nähren sie doch den Glauben ein dieses Endziel in ihrem Anhang. Nur darin besteht ihre ohnehin spärliche Macht; wenn sie das nicht thun, sind sie ganz allein. Seit 1880 haben diese preußischen Znnftlcr die kostbare Zeit mit Agitationen und Organisationen vertrödelt. Das war freilich eine herrliche, thatenreiche Periode für die staats¬ männischen Obermeister, die es dazu hatten, die Zeit zu vertrödeln, aber ein schwerer Schade war es für die „organisirten" Handwerker, die im Hoffen und Harren auf den Zwang zur Selbsthilfe sechzehn Jahre versäumten, sich selbst zu helfen. An all dem war der Jnuungsgedanle an sich nicht schuld, sondern der Zunftgeist, dem man — immer vornehmlich in Preußen — die junge Jnnnngsbewegung über¬ antwortete, der Geist der Agitation, des Partcitampfs, in den man die Jnnnngs- meister hineintrieb, von dem Antrag Seydewitz vom 5. Mcirz 1830 an. Vou einem ehrlichen, kräftigen Versuch, die Segnungen des korporativen Lebens, die materiellen wie die sittlichen, den Handwerkern durch die Innungen zu teil werden zu lassen, kann in Preußen mit verschwindenden Ausnahmen gar nicht die Rede sein. Die zünft¬ lerischen Führer, denen man die Bewegung überließ, wollten ja auch mit den „freien" Innungen gar keine Erfolge erringen, die ihnen die immer weitergehende Agitation nur verlegt hätten. Es mußte doch bewiesen werden, daß es ohne den Zwang nicht gehe. Es ist eben alles so gekommen, wie Herr von Hertling es vorausgesagt hatte. Und statt diesem zersetzende», unfruchtbaren Zunftgeist einen Damm zu ziehen, öffnet ihm die Vorlage des Bundesrath alle Schleusen. Sie ist in dieser Be¬ ziehung geradezu mustergiltig. Die Zwangsinnnngen sollen dann eingeführt werden, wenn die „Mehrheit der beteiligten Gewerbtreibenden" sich dafür erklärt. Wer sind denn die beteiligten Gewerbtreibenden? Schon diese Vorfrage ist die ausgesuchteste Anreizung zur Agitation und Wühlerei im Kleingewerbe. Welche llnmasse von Pro¬ testen und Beschwerden kann da schon gegen die Abstimmung vom Stapel gelassen werden! fehlt doch zur Bestimmung der Grenze, wer anzustimmen hat, jeder sichre Anhalt! Und ist der Zwang zur Selbsthilfe glücklich erreicht, so wird man sich immer noch nicht selbst helfen wollen, ehe nicht auch der Prüfnngszwang, d. h. die Regulirung der Meisterzahl durch die Innung selbst, und alles weitere erreicht ist. Dazu kommt der so überaus fruchtbare und gemeinnützige Kampf um die Abgrenzung der „Ge¬ werberechte," wie man in Österreich sagt, wieder um Grenzen, für die fast alle Markzeichen fehlen. Das allein schon giebt für viele Jahre den an die straks-

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Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 56, 1897, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341865_224245/666>, abgerufen am 21.05.2024.