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Die Grenzboten. Jg. 56, 1897, Zweites Vierteljahr.

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Midaskinder

in seinem Leben verwundert hatte: er stand am Montag Abend ans dein Markte
und beobachtete alles Bemerkenswerte, eine Arbeit, die ihn nicht eigentlich anstrengte,
denn es siel nichts Bemerkenswertes vor. Da trat mit wohlgefüllter Brieftasche
der Briefträger Wildenthaler auf seinem letzten Postgange an ihn heran, froh die
Treppen zu Belloffs Dachwohnung erspart zu haben, und winkte seinem alten Schul-
und Kvmpagniekameraden schon aus der Ferne mit einem Briefe zu. Belloff rollte
die Augen, wich aber nicht von der Stelle. So kam der Prophet zum Berge und
gab ihm eine zierliche Verlobnngskarte. Und hier geschcchs, hier kam die große
Verwunderung übermächtig über ihn: da standen die zwei jungen Leute mit dem¬
selben Familiennamen -- womöglich Vetter und Base! dachte Herr Belloff -- und
beehrte" sich, ihm ihre Verlobung anzuzeigen, und Belloff freute sich bis in den
Grund seines wackern alten Herzens hinein, und er fühlte, daß er sofort zu Frau
Schwendeli eile" müsse, oder zu Herrn Allgauer, es zog ihn zu beiden, und er
sah bald unruhig uach der Richtung hin, in der die Zotzelsgasse lag, bald nach dem
Altmnrlte, es war ein schwerer Kampf. Und da er in der Weise nicht zu beenden
war, wie es sein Herz verlangte, daß er gleichzeitig in zwei Häusern die Nachricht
verkündigte, so war es gut, daß in dein Augenblicke, wo seine innere Not und sein
qualvolles Mienenspiel auf das höchste gestiegen war, von der Zotzelsgasse her im
Sturmschritte Frau Schwendeli mit einem Briefe heraneilte, und vom Altmarkte
her, ohne Brief, Allgä'nerf Waisenkind. Hören Sie, Belloff, keuchte Frau Schwen¬
deli -- ach, Herr Belloff, rief das Mädchen, und dann kam ein Dreiklang reiner
Freude. Frau Schwendeli hat soeben eine Verlobnngskarte erhalten, Herr Bellvff
hat soeben eine Verlobungskarte erhalten, Herr Allgauer hat einen Brief be¬
kommen -- einen Brief, denn er ist ein Vetter, so glauben sie, von Braut und
Bräutigam, aber von lange her, "sieben Suppenschnitten weit," meint das Mädchen.
Und nun kommt eine ganz neue Verwunderung. Herr Belloff sieht Frau Schwendeli
an und schweigt, Frau Schwendeli sieht Herrn Belloff an und faltet die Hände,
und eine reine Freude ist über ihnen, und Viktor sieht sie, so fern er von ihnen
ist, denn zwischen Nemchingen und Haßlach liegen acht Stunden Wegs.

Und endlich kommt die dritte Verwunderung, wie er sich nun aber wahrhaftig
noch nie in seinem langen Leben verwundert hat, und diese kam über ihn nicht lange
nachdem, so meint Herr Belloff, sehr lange nachdem, so meint Viktor, in der That aber
nicht so lange nachdem das junge Brautpaar Herrn Belloff auf der Straße getroffen
und ihn zuthunlich begrüßt, bei Frau Schwendeli Viktors kleinen Besitz gepackt und
sich von der gutherzigen Frau mit aufrichtigem Danke verabschiedet/ bei Allgauer
gute Stunden verbracht, die Großmutter im Herrenhause besucht und mit ihr noch
einmal bei Allgauer vorgesprochen hatte. Nicht so lange nachher kam eine zierlich
gestochne Karte an Herrn Bellvff, diesmal aber kam sie zu ihm hcrnnf in seine
Wohnung, wie es sich geziemte, und ein "Hofmeister" Ludwig Narzissus Zanglel lud
im Auftrage seiner Schwester und ihres Verlobten Herrn Polizeisergeanten Michael
Leopold Belloff zu ihrer Hochzeit zu An im Winkel auf Dienstag, den 3. September
ein. Trauung um ein Uhr, murmelt Herr Belloff, deun er ist sprachlos, Festmahl
im Gasthof zum Rappen um zwei Uhr -- beim Ohnimus, spricht Herr Belloff lauter
und gesammelter, und er sieht seine kahle Stube, seinen unpolirten Tisch und seinen
zerbrochnen Spiegel an, als ob sie ihm bei ihrer großem Fertigkeit im Lesen
lateinischer Kursivschrift sagen müßten, ob er sich etwa verlesen hatte. Aber es
stand alles so da, wie er es gelesen hatte, und er setzte sich auf einen Strohstuhl
mit sehr brüchigem Geflechte und strich sich über die Stirn und seufzte und rollte
die Augen. Auf so etwas war er doch nicht gefaßt gewesen. Ja ja, das ist ein


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in seinem Leben verwundert hatte: er stand am Montag Abend ans dein Markte
und beobachtete alles Bemerkenswerte, eine Arbeit, die ihn nicht eigentlich anstrengte,
denn es siel nichts Bemerkenswertes vor. Da trat mit wohlgefüllter Brieftasche
der Briefträger Wildenthaler auf seinem letzten Postgange an ihn heran, froh die
Treppen zu Belloffs Dachwohnung erspart zu haben, und winkte seinem alten Schul-
und Kvmpagniekameraden schon aus der Ferne mit einem Briefe zu. Belloff rollte
die Augen, wich aber nicht von der Stelle. So kam der Prophet zum Berge und
gab ihm eine zierliche Verlobnngskarte. Und hier geschcchs, hier kam die große
Verwunderung übermächtig über ihn: da standen die zwei jungen Leute mit dem¬
selben Familiennamen — womöglich Vetter und Base! dachte Herr Belloff — und
beehrte» sich, ihm ihre Verlobung anzuzeigen, und Belloff freute sich bis in den
Grund seines wackern alten Herzens hinein, und er fühlte, daß er sofort zu Frau
Schwendeli eile» müsse, oder zu Herrn Allgauer, es zog ihn zu beiden, und er
sah bald unruhig uach der Richtung hin, in der die Zotzelsgasse lag, bald nach dem
Altmnrlte, es war ein schwerer Kampf. Und da er in der Weise nicht zu beenden
war, wie es sein Herz verlangte, daß er gleichzeitig in zwei Häusern die Nachricht
verkündigte, so war es gut, daß in dein Augenblicke, wo seine innere Not und sein
qualvolles Mienenspiel auf das höchste gestiegen war, von der Zotzelsgasse her im
Sturmschritte Frau Schwendeli mit einem Briefe heraneilte, und vom Altmarkte
her, ohne Brief, Allgä'nerf Waisenkind. Hören Sie, Belloff, keuchte Frau Schwen¬
deli — ach, Herr Belloff, rief das Mädchen, und dann kam ein Dreiklang reiner
Freude. Frau Schwendeli hat soeben eine Verlobnngskarte erhalten, Herr Bellvff
hat soeben eine Verlobungskarte erhalten, Herr Allgauer hat einen Brief be¬
kommen — einen Brief, denn er ist ein Vetter, so glauben sie, von Braut und
Bräutigam, aber von lange her, „sieben Suppenschnitten weit," meint das Mädchen.
Und nun kommt eine ganz neue Verwunderung. Herr Belloff sieht Frau Schwendeli
an und schweigt, Frau Schwendeli sieht Herrn Belloff an und faltet die Hände,
und eine reine Freude ist über ihnen, und Viktor sieht sie, so fern er von ihnen
ist, denn zwischen Nemchingen und Haßlach liegen acht Stunden Wegs.

Und endlich kommt die dritte Verwunderung, wie er sich nun aber wahrhaftig
noch nie in seinem langen Leben verwundert hat, und diese kam über ihn nicht lange
nachdem, so meint Herr Belloff, sehr lange nachdem, so meint Viktor, in der That aber
nicht so lange nachdem das junge Brautpaar Herrn Belloff auf der Straße getroffen
und ihn zuthunlich begrüßt, bei Frau Schwendeli Viktors kleinen Besitz gepackt und
sich von der gutherzigen Frau mit aufrichtigem Danke verabschiedet/ bei Allgauer
gute Stunden verbracht, die Großmutter im Herrenhause besucht und mit ihr noch
einmal bei Allgauer vorgesprochen hatte. Nicht so lange nachher kam eine zierlich
gestochne Karte an Herrn Bellvff, diesmal aber kam sie zu ihm hcrnnf in seine
Wohnung, wie es sich geziemte, und ein „Hofmeister" Ludwig Narzissus Zanglel lud
im Auftrage seiner Schwester und ihres Verlobten Herrn Polizeisergeanten Michael
Leopold Belloff zu ihrer Hochzeit zu An im Winkel auf Dienstag, den 3. September
ein. Trauung um ein Uhr, murmelt Herr Belloff, deun er ist sprachlos, Festmahl
im Gasthof zum Rappen um zwei Uhr — beim Ohnimus, spricht Herr Belloff lauter
und gesammelter, und er sieht seine kahle Stube, seinen unpolirten Tisch und seinen
zerbrochnen Spiegel an, als ob sie ihm bei ihrer großem Fertigkeit im Lesen
lateinischer Kursivschrift sagen müßten, ob er sich etwa verlesen hatte. Aber es
stand alles so da, wie er es gelesen hatte, und er setzte sich auf einen Strohstuhl
mit sehr brüchigem Geflechte und strich sich über die Stirn und seufzte und rollte
die Augen. Auf so etwas war er doch nicht gefaßt gewesen. Ja ja, das ist ein


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[0349] Midaskinder in seinem Leben verwundert hatte: er stand am Montag Abend ans dein Markte und beobachtete alles Bemerkenswerte, eine Arbeit, die ihn nicht eigentlich anstrengte, denn es siel nichts Bemerkenswertes vor. Da trat mit wohlgefüllter Brieftasche der Briefträger Wildenthaler auf seinem letzten Postgange an ihn heran, froh die Treppen zu Belloffs Dachwohnung erspart zu haben, und winkte seinem alten Schul- und Kvmpagniekameraden schon aus der Ferne mit einem Briefe zu. Belloff rollte die Augen, wich aber nicht von der Stelle. So kam der Prophet zum Berge und gab ihm eine zierliche Verlobnngskarte. Und hier geschcchs, hier kam die große Verwunderung übermächtig über ihn: da standen die zwei jungen Leute mit dem¬ selben Familiennamen — womöglich Vetter und Base! dachte Herr Belloff — und beehrte» sich, ihm ihre Verlobung anzuzeigen, und Belloff freute sich bis in den Grund seines wackern alten Herzens hinein, und er fühlte, daß er sofort zu Frau Schwendeli eile» müsse, oder zu Herrn Allgauer, es zog ihn zu beiden, und er sah bald unruhig uach der Richtung hin, in der die Zotzelsgasse lag, bald nach dem Altmnrlte, es war ein schwerer Kampf. Und da er in der Weise nicht zu beenden war, wie es sein Herz verlangte, daß er gleichzeitig in zwei Häusern die Nachricht verkündigte, so war es gut, daß in dein Augenblicke, wo seine innere Not und sein qualvolles Mienenspiel auf das höchste gestiegen war, von der Zotzelsgasse her im Sturmschritte Frau Schwendeli mit einem Briefe heraneilte, und vom Altmarkte her, ohne Brief, Allgä'nerf Waisenkind. Hören Sie, Belloff, keuchte Frau Schwen¬ deli — ach, Herr Belloff, rief das Mädchen, und dann kam ein Dreiklang reiner Freude. Frau Schwendeli hat soeben eine Verlobnngskarte erhalten, Herr Bellvff hat soeben eine Verlobungskarte erhalten, Herr Allgauer hat einen Brief be¬ kommen — einen Brief, denn er ist ein Vetter, so glauben sie, von Braut und Bräutigam, aber von lange her, „sieben Suppenschnitten weit," meint das Mädchen. Und nun kommt eine ganz neue Verwunderung. Herr Belloff sieht Frau Schwendeli an und schweigt, Frau Schwendeli sieht Herrn Belloff an und faltet die Hände, und eine reine Freude ist über ihnen, und Viktor sieht sie, so fern er von ihnen ist, denn zwischen Nemchingen und Haßlach liegen acht Stunden Wegs. Und endlich kommt die dritte Verwunderung, wie er sich nun aber wahrhaftig noch nie in seinem langen Leben verwundert hat, und diese kam über ihn nicht lange nachdem, so meint Herr Belloff, sehr lange nachdem, so meint Viktor, in der That aber nicht so lange nachdem das junge Brautpaar Herrn Belloff auf der Straße getroffen und ihn zuthunlich begrüßt, bei Frau Schwendeli Viktors kleinen Besitz gepackt und sich von der gutherzigen Frau mit aufrichtigem Danke verabschiedet/ bei Allgauer gute Stunden verbracht, die Großmutter im Herrenhause besucht und mit ihr noch einmal bei Allgauer vorgesprochen hatte. Nicht so lange nachher kam eine zierlich gestochne Karte an Herrn Bellvff, diesmal aber kam sie zu ihm hcrnnf in seine Wohnung, wie es sich geziemte, und ein „Hofmeister" Ludwig Narzissus Zanglel lud im Auftrage seiner Schwester und ihres Verlobten Herrn Polizeisergeanten Michael Leopold Belloff zu ihrer Hochzeit zu An im Winkel auf Dienstag, den 3. September ein. Trauung um ein Uhr, murmelt Herr Belloff, deun er ist sprachlos, Festmahl im Gasthof zum Rappen um zwei Uhr — beim Ohnimus, spricht Herr Belloff lauter und gesammelter, und er sieht seine kahle Stube, seinen unpolirten Tisch und seinen zerbrochnen Spiegel an, als ob sie ihm bei ihrer großem Fertigkeit im Lesen lateinischer Kursivschrift sagen müßten, ob er sich etwa verlesen hatte. Aber es stand alles so da, wie er es gelesen hatte, und er setzte sich auf einen Strohstuhl mit sehr brüchigem Geflechte und strich sich über die Stirn und seufzte und rollte die Augen. Auf so etwas war er doch nicht gefaßt gewesen. Ja ja, das ist ein

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 56, 1897, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341865_224927/349>, abgerufen am 17.06.2024.