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Die Grenzboten. Jg. 56, 1897, Viertes Vierteljahr.

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in China, ein Mann von unzweifelhaft großem Wissen und reicher Erfahrung in
ostasiatischsn Dingen, wohl der beste, praktische Kenner Ostasiens in Deutschland.
Die Leser der Grenzboten haben seinen Namen schon öfter rühmen hören. Dem
vorliegenden Buche bestimmt er den Zweck, über die ostasiatischen Entwicklungen seit
dem Kriege von 1394/95, da sie auch die europäischen Interessen stark in Mit¬
leidenschaft ziehen, das Material zu selbständiger Beurteilung vorzulegen. Es
besteht aus diplomatischen Schriftstücken und aus klaren, fesselnden Darstellungen
über die chinesisch-japanischen Beziehungen, über die Stellung der fremden Mächte
zu den Kriegführenden und über die japanische und die russische Politik in Koren.
Ohne gerade dem, der die unübertrefflichen ostasiatischen Berichte der 'limos und die
Hauptorgane der europäischen Presse in Ostasien kennt, neues zu bringen, ist das
Buch doch eine treffliche Einführung in die plötzlich auch für uns brennend ge-
wordne Frage der ostasiatisch-europäische" Beziehungen, außerdem anziehend dnrch
die überlegen ruhige Beurteilung der Sachlage. - Wir werden Gelegenheit haben,
darauf zurückzukommen.


Robert Graf Keyserling

bringt in seinen Reiseskizzen Vom Japanischen
Meer bis zum Ural iBrcslan, Schlettersche Buchhandlung, 1393) einen sehr
annehmbaren Beitrag zur Kenntnis von Sibirien. Gerade die durch die sibirische
Eisenbahn und die Übernahme des Baues der mandschurischen Bahn durch Rußland
uns jetzt näher gerückten südöstlichen Teile von Sibirien treten in diesen sehr leb¬
haften Schilderungen des mit Rußland und der russischen Litteratur nicht bloß
obenhin bekannte", wahrheitsliebenden und sorgfältig beobachtenden Reisenden näher.
Die Reise von Wladiwostok nach Jrkutsk nimmt den größten Teil des Buches ein.
Die Schilderung der Gesellschaft von Wladiwostok, der Sträflinge und Beamten
von Ssachalin, des Baues der Ussuribahu, des militärisch-politischen Mittelpunktes
Chabarowsk, der an ein römisches Stnndlager im Barbarenlaud erinnert, der
Dampfschiffahrt ans dem Amur, der Goldwäschereien an der Dschiliuda und des
noch immer belebten russisch-chinesisch-mongolischen Grenzmnrktes Kiächta sind be¬
sonders lehrreich. Wer eine unterhaltende Schilderung sibirischer Zustände um der
Schwelle der Umwälzungen gewinnen will, die die Eisenbahn bringen wird, dem
kann man dieses Buch empfehlen. Wir wollen auch nicht vergessen, auf die zahl¬
reichen Beiträge zur Kenntnis des wirtschaftlichen Einflusses der Deutsche" hin¬
zuweisen, die es bringt. Die Illustrationen sind anspruchslos, aber sie genügen.






Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig
Verlag von Fr, Wilh. Grunow in' Leipzig. -- Druck von Carl Aiarqü'art in Leipzig

in China, ein Mann von unzweifelhaft großem Wissen und reicher Erfahrung in
ostasiatischsn Dingen, wohl der beste, praktische Kenner Ostasiens in Deutschland.
Die Leser der Grenzboten haben seinen Namen schon öfter rühmen hören. Dem
vorliegenden Buche bestimmt er den Zweck, über die ostasiatischen Entwicklungen seit
dem Kriege von 1394/95, da sie auch die europäischen Interessen stark in Mit¬
leidenschaft ziehen, das Material zu selbständiger Beurteilung vorzulegen. Es
besteht aus diplomatischen Schriftstücken und aus klaren, fesselnden Darstellungen
über die chinesisch-japanischen Beziehungen, über die Stellung der fremden Mächte
zu den Kriegführenden und über die japanische und die russische Politik in Koren.
Ohne gerade dem, der die unübertrefflichen ostasiatischen Berichte der 'limos und die
Hauptorgane der europäischen Presse in Ostasien kennt, neues zu bringen, ist das
Buch doch eine treffliche Einführung in die plötzlich auch für uns brennend ge-
wordne Frage der ostasiatisch-europäische« Beziehungen, außerdem anziehend dnrch
die überlegen ruhige Beurteilung der Sachlage. - Wir werden Gelegenheit haben,
darauf zurückzukommen.


Robert Graf Keyserling

bringt in seinen Reiseskizzen Vom Japanischen
Meer bis zum Ural iBrcslan, Schlettersche Buchhandlung, 1393) einen sehr
annehmbaren Beitrag zur Kenntnis von Sibirien. Gerade die durch die sibirische
Eisenbahn und die Übernahme des Baues der mandschurischen Bahn durch Rußland
uns jetzt näher gerückten südöstlichen Teile von Sibirien treten in diesen sehr leb¬
haften Schilderungen des mit Rußland und der russischen Litteratur nicht bloß
obenhin bekannte», wahrheitsliebenden und sorgfältig beobachtenden Reisenden näher.
Die Reise von Wladiwostok nach Jrkutsk nimmt den größten Teil des Buches ein.
Die Schilderung der Gesellschaft von Wladiwostok, der Sträflinge und Beamten
von Ssachalin, des Baues der Ussuribahu, des militärisch-politischen Mittelpunktes
Chabarowsk, der an ein römisches Stnndlager im Barbarenlaud erinnert, der
Dampfschiffahrt ans dem Amur, der Goldwäschereien an der Dschiliuda und des
noch immer belebten russisch-chinesisch-mongolischen Grenzmnrktes Kiächta sind be¬
sonders lehrreich. Wer eine unterhaltende Schilderung sibirischer Zustände um der
Schwelle der Umwälzungen gewinnen will, die die Eisenbahn bringen wird, dem
kann man dieses Buch empfehlen. Wir wollen auch nicht vergessen, auf die zahl¬
reichen Beiträge zur Kenntnis des wirtschaftlichen Einflusses der Deutsche» hin¬
zuweisen, die es bringt. Die Illustrationen sind anspruchslos, aber sie genügen.






Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig
Verlag von Fr, Wilh. Grunow in' Leipzig. — Druck von Carl Aiarqü'art in Leipzig
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[0662] in China, ein Mann von unzweifelhaft großem Wissen und reicher Erfahrung in ostasiatischsn Dingen, wohl der beste, praktische Kenner Ostasiens in Deutschland. Die Leser der Grenzboten haben seinen Namen schon öfter rühmen hören. Dem vorliegenden Buche bestimmt er den Zweck, über die ostasiatischen Entwicklungen seit dem Kriege von 1394/95, da sie auch die europäischen Interessen stark in Mit¬ leidenschaft ziehen, das Material zu selbständiger Beurteilung vorzulegen. Es besteht aus diplomatischen Schriftstücken und aus klaren, fesselnden Darstellungen über die chinesisch-japanischen Beziehungen, über die Stellung der fremden Mächte zu den Kriegführenden und über die japanische und die russische Politik in Koren. Ohne gerade dem, der die unübertrefflichen ostasiatischen Berichte der 'limos und die Hauptorgane der europäischen Presse in Ostasien kennt, neues zu bringen, ist das Buch doch eine treffliche Einführung in die plötzlich auch für uns brennend ge- wordne Frage der ostasiatisch-europäische« Beziehungen, außerdem anziehend dnrch die überlegen ruhige Beurteilung der Sachlage. - Wir werden Gelegenheit haben, darauf zurückzukommen. Robert Graf Keyserling bringt in seinen Reiseskizzen Vom Japanischen Meer bis zum Ural iBrcslan, Schlettersche Buchhandlung, 1393) einen sehr annehmbaren Beitrag zur Kenntnis von Sibirien. Gerade die durch die sibirische Eisenbahn und die Übernahme des Baues der mandschurischen Bahn durch Rußland uns jetzt näher gerückten südöstlichen Teile von Sibirien treten in diesen sehr leb¬ haften Schilderungen des mit Rußland und der russischen Litteratur nicht bloß obenhin bekannte», wahrheitsliebenden und sorgfältig beobachtenden Reisenden näher. Die Reise von Wladiwostok nach Jrkutsk nimmt den größten Teil des Buches ein. Die Schilderung der Gesellschaft von Wladiwostok, der Sträflinge und Beamten von Ssachalin, des Baues der Ussuribahu, des militärisch-politischen Mittelpunktes Chabarowsk, der an ein römisches Stnndlager im Barbarenlaud erinnert, der Dampfschiffahrt ans dem Amur, der Goldwäschereien an der Dschiliuda und des noch immer belebten russisch-chinesisch-mongolischen Grenzmnrktes Kiächta sind be¬ sonders lehrreich. Wer eine unterhaltende Schilderung sibirischer Zustände um der Schwelle der Umwälzungen gewinnen will, die die Eisenbahn bringen wird, dem kann man dieses Buch empfehlen. Wir wollen auch nicht vergessen, auf die zahl¬ reichen Beiträge zur Kenntnis des wirtschaftlichen Einflusses der Deutsche» hin¬ zuweisen, die es bringt. Die Illustrationen sind anspruchslos, aber sie genügen. Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig Verlag von Fr, Wilh. Grunow in' Leipzig. — Druck von Carl Aiarqü'art in Leipzig

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 56, 1897, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341865_226231/662>, abgerufen am 17.06.2024.