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Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Drittes Vierteljahr.

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Ungedruckte Briefe von Robert Schumann

Von ihrem Vater schroff abgewiesen. Der alte Wieck wußte auch jede Annäherung
der Verlobten so beharrlich zu hintertreiben, daß Schumann sich mehr und mehr
von der Aussichtslosigkeit seiner Hoffnungen überzeugen mußte und zuletzt völlig
entsagte. Da trat im Sommer 1837 unerwartet eine Wendung ein, als eine "ans
Wolken kommende Hand" -- die seines Freundes Becker -- ihn wieder mit der
Geliebten zusammenführte und dadurch das Glück der beiden begründete.

Ernst Adolf Becker (nicht F. A. Becker, wie irrtümlich in der Widmung der
Nachtstücke steht), geboren am 6. August 1793 in Dresden, war Jurist und lebte
von 1830 bis 1834 als Untersuchungsrichter am Bergamt in Schneeberg. Hier
machte er als eifriger Musikfreund und vortrefflicher Klavierspieler die Bekanntschaft
des um zwölf Jahre jüngern Schumann, den er häufig bei sich sah und herzlich
lieb gewann. Seine Leistungen gingen über die eines Dilettanten hinaus. Clara
Wieck schrieb ihm im Jahre 1839, sie habe Schumann davon gesprochen, "wie
schön er seine Kompositionen spiele." Als Henselt einst in einer Gesellschaft um
den Vortrag seiner Vöglein-Etude gebeten wurde, erwiderte er, auf Becker zeigend:
"Die lassen Sie sich von dem Vorspielen." Mit dem in Schumanns Schriften
Band 2, S. 70 (4. Aufl.) erwähnten "guten Kenner" ist ebenfalls Becker gemeint.
Im Jahre 1834 wurde er zum Sekretär beim Finanzministerium befördert und nach
Dresden versetzt, wo er dem kunstsinnigen Kreise des Bankiers Kastel (pseud. Lasekk),
Major Serre, Antonio Rolla, Krägen, Schubert, Kummer usw. angehörte. Auch
seine Freundschaft mit Heuselt wurde hier angeknüpft. 1336 trat er ins Bergfach
zurück und wurde als Bergschreiber (mit Beibehaltung des Titels Finanzsekretär)
in Freiberg angestellt, brachte aber regelmäßig seinen Sommerurlaub in Dresden
zu. Als pensionirter Bergmeister siedelte er ganz dahin über und starb, fast sechs¬
undsiebzig Jahre alt, am 31. Juli 1874.

Becker gehörte zu Schumanns und Klaras vertrautesten Freunden, selbst der
leicht zu Mißtraue" geneigte Wieck mußte dem lautern Charakter des ausgezeichneten
Mannes Gerechtigkeit widerfahren lassen, sodaß sein gutes Einvernehmen mit ihm
auch in den Jahren des Zerwürfnisses mit Robert und Clara aufrecht erhalten blieb.

Clara Wieck reiste im Juni 1337 auf mehrwöchigen Besuch zu dem Major
Serre in Maxen bei Dresden. Von dort schrieb sie am 13. Juli an Becker,
er möge auf vierzehn Tage herüberkommen, den Geburtstag des Majors, zu
dem auch ihr Vater eintreffen werde, mitfeiern und sie dann uach Leipzig be¬
gleiten in ihr "einfaches aber musikalisches Haus." Das geschah; Anfang August
fuhr Becker mit nach Leipzig und wohnte im Wieckschen Hause, das für Schumann
verschlossen war. Doch trafen sich die beiden Freunde in der Stadt, und da
Becker Claras Herzensneigung zu Schumann kannte, so wußte er, was er als
Freund beider zu thun habe."') Es waren denn auch nur wenige Tage vergangen,
da hatten sich Robert und Clara wiedergefunden, um sich für Leben und Sterben



Wie sehr Schumanns Sinnen und Denken in der Trennungszeit fortwährend von
Clara erfüllt war, das bezeugen, außer seinen Briefen, auch seine Kompositionen. Die dis nwll-
Sonate erschien am 8. Juni 1330, "Clara zugeeignet." In demselben Monat entstand die
Phantasie Op, 17, deren erster Satz nach Schumanns eignem Ausdruck eine "tiefe Klage ran
Clara" war. Das Konzert ohne Orchester, mit dem schwermütigen Andcmtino von Clara Wieck
im Mittelsalz, erschien im September 1837; "trostlos, wie das Leben des Künstlers, wenn er
im Kampf mit dein Sturm Segel und Nuder verlor" -- so chnrakterisirt Schumann sich und
sein Werk in einer poetischen Widmung an Henriette Voigt, -- Aber auch Clara war immer
mit Schumann in geistiger Verbindung geblieben, dessen Kompositionen sie sich nach wie vor
mit dem wärmsten Interesse hingab. In einem Artikel über die sogenannte romantische Schule
vom März 1837 berichtet A. Gathu (Neue Zeitschrift Bd. 7, S. 55), das; sie die Jutermezzi,
Etüden, Toccata, dis moll-Sonate und das Konzerr "privatim und öffentlich" spiele.
Ungedruckte Briefe von Robert Schumann

Von ihrem Vater schroff abgewiesen. Der alte Wieck wußte auch jede Annäherung
der Verlobten so beharrlich zu hintertreiben, daß Schumann sich mehr und mehr
von der Aussichtslosigkeit seiner Hoffnungen überzeugen mußte und zuletzt völlig
entsagte. Da trat im Sommer 1837 unerwartet eine Wendung ein, als eine „ans
Wolken kommende Hand" — die seines Freundes Becker — ihn wieder mit der
Geliebten zusammenführte und dadurch das Glück der beiden begründete.

Ernst Adolf Becker (nicht F. A. Becker, wie irrtümlich in der Widmung der
Nachtstücke steht), geboren am 6. August 1793 in Dresden, war Jurist und lebte
von 1830 bis 1834 als Untersuchungsrichter am Bergamt in Schneeberg. Hier
machte er als eifriger Musikfreund und vortrefflicher Klavierspieler die Bekanntschaft
des um zwölf Jahre jüngern Schumann, den er häufig bei sich sah und herzlich
lieb gewann. Seine Leistungen gingen über die eines Dilettanten hinaus. Clara
Wieck schrieb ihm im Jahre 1839, sie habe Schumann davon gesprochen, „wie
schön er seine Kompositionen spiele." Als Henselt einst in einer Gesellschaft um
den Vortrag seiner Vöglein-Etude gebeten wurde, erwiderte er, auf Becker zeigend:
„Die lassen Sie sich von dem Vorspielen." Mit dem in Schumanns Schriften
Band 2, S. 70 (4. Aufl.) erwähnten „guten Kenner" ist ebenfalls Becker gemeint.
Im Jahre 1834 wurde er zum Sekretär beim Finanzministerium befördert und nach
Dresden versetzt, wo er dem kunstsinnigen Kreise des Bankiers Kastel (pseud. Lasekk),
Major Serre, Antonio Rolla, Krägen, Schubert, Kummer usw. angehörte. Auch
seine Freundschaft mit Heuselt wurde hier angeknüpft. 1336 trat er ins Bergfach
zurück und wurde als Bergschreiber (mit Beibehaltung des Titels Finanzsekretär)
in Freiberg angestellt, brachte aber regelmäßig seinen Sommerurlaub in Dresden
zu. Als pensionirter Bergmeister siedelte er ganz dahin über und starb, fast sechs¬
undsiebzig Jahre alt, am 31. Juli 1874.

Becker gehörte zu Schumanns und Klaras vertrautesten Freunden, selbst der
leicht zu Mißtraue» geneigte Wieck mußte dem lautern Charakter des ausgezeichneten
Mannes Gerechtigkeit widerfahren lassen, sodaß sein gutes Einvernehmen mit ihm
auch in den Jahren des Zerwürfnisses mit Robert und Clara aufrecht erhalten blieb.

Clara Wieck reiste im Juni 1337 auf mehrwöchigen Besuch zu dem Major
Serre in Maxen bei Dresden. Von dort schrieb sie am 13. Juli an Becker,
er möge auf vierzehn Tage herüberkommen, den Geburtstag des Majors, zu
dem auch ihr Vater eintreffen werde, mitfeiern und sie dann uach Leipzig be¬
gleiten in ihr „einfaches aber musikalisches Haus." Das geschah; Anfang August
fuhr Becker mit nach Leipzig und wohnte im Wieckschen Hause, das für Schumann
verschlossen war. Doch trafen sich die beiden Freunde in der Stadt, und da
Becker Claras Herzensneigung zu Schumann kannte, so wußte er, was er als
Freund beider zu thun habe."') Es waren denn auch nur wenige Tage vergangen,
da hatten sich Robert und Clara wiedergefunden, um sich für Leben und Sterben



Wie sehr Schumanns Sinnen und Denken in der Trennungszeit fortwährend von
Clara erfüllt war, das bezeugen, außer seinen Briefen, auch seine Kompositionen. Die dis nwll-
Sonate erschien am 8. Juni 1330, „Clara zugeeignet." In demselben Monat entstand die
Phantasie Op, 17, deren erster Satz nach Schumanns eignem Ausdruck eine „tiefe Klage ran
Clara" war. Das Konzert ohne Orchester, mit dem schwermütigen Andcmtino von Clara Wieck
im Mittelsalz, erschien im September 1837; „trostlos, wie das Leben des Künstlers, wenn er
im Kampf mit dein Sturm Segel und Nuder verlor" — so chnrakterisirt Schumann sich und
sein Werk in einer poetischen Widmung an Henriette Voigt, — Aber auch Clara war immer
mit Schumann in geistiger Verbindung geblieben, dessen Kompositionen sie sich nach wie vor
mit dem wärmsten Interesse hingab. In einem Artikel über die sogenannte romantische Schule
vom März 1837 berichtet A. Gathu (Neue Zeitschrift Bd. 7, S. 55), das; sie die Jutermezzi,
Etüden, Toccata, dis moll-Sonate und das Konzerr „privatim und öffentlich" spiele.
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[0084] Ungedruckte Briefe von Robert Schumann Von ihrem Vater schroff abgewiesen. Der alte Wieck wußte auch jede Annäherung der Verlobten so beharrlich zu hintertreiben, daß Schumann sich mehr und mehr von der Aussichtslosigkeit seiner Hoffnungen überzeugen mußte und zuletzt völlig entsagte. Da trat im Sommer 1837 unerwartet eine Wendung ein, als eine „ans Wolken kommende Hand" — die seines Freundes Becker — ihn wieder mit der Geliebten zusammenführte und dadurch das Glück der beiden begründete. Ernst Adolf Becker (nicht F. A. Becker, wie irrtümlich in der Widmung der Nachtstücke steht), geboren am 6. August 1793 in Dresden, war Jurist und lebte von 1830 bis 1834 als Untersuchungsrichter am Bergamt in Schneeberg. Hier machte er als eifriger Musikfreund und vortrefflicher Klavierspieler die Bekanntschaft des um zwölf Jahre jüngern Schumann, den er häufig bei sich sah und herzlich lieb gewann. Seine Leistungen gingen über die eines Dilettanten hinaus. Clara Wieck schrieb ihm im Jahre 1839, sie habe Schumann davon gesprochen, „wie schön er seine Kompositionen spiele." Als Henselt einst in einer Gesellschaft um den Vortrag seiner Vöglein-Etude gebeten wurde, erwiderte er, auf Becker zeigend: „Die lassen Sie sich von dem Vorspielen." Mit dem in Schumanns Schriften Band 2, S. 70 (4. Aufl.) erwähnten „guten Kenner" ist ebenfalls Becker gemeint. Im Jahre 1834 wurde er zum Sekretär beim Finanzministerium befördert und nach Dresden versetzt, wo er dem kunstsinnigen Kreise des Bankiers Kastel (pseud. Lasekk), Major Serre, Antonio Rolla, Krägen, Schubert, Kummer usw. angehörte. Auch seine Freundschaft mit Heuselt wurde hier angeknüpft. 1336 trat er ins Bergfach zurück und wurde als Bergschreiber (mit Beibehaltung des Titels Finanzsekretär) in Freiberg angestellt, brachte aber regelmäßig seinen Sommerurlaub in Dresden zu. Als pensionirter Bergmeister siedelte er ganz dahin über und starb, fast sechs¬ undsiebzig Jahre alt, am 31. Juli 1874. Becker gehörte zu Schumanns und Klaras vertrautesten Freunden, selbst der leicht zu Mißtraue» geneigte Wieck mußte dem lautern Charakter des ausgezeichneten Mannes Gerechtigkeit widerfahren lassen, sodaß sein gutes Einvernehmen mit ihm auch in den Jahren des Zerwürfnisses mit Robert und Clara aufrecht erhalten blieb. Clara Wieck reiste im Juni 1337 auf mehrwöchigen Besuch zu dem Major Serre in Maxen bei Dresden. Von dort schrieb sie am 13. Juli an Becker, er möge auf vierzehn Tage herüberkommen, den Geburtstag des Majors, zu dem auch ihr Vater eintreffen werde, mitfeiern und sie dann uach Leipzig be¬ gleiten in ihr „einfaches aber musikalisches Haus." Das geschah; Anfang August fuhr Becker mit nach Leipzig und wohnte im Wieckschen Hause, das für Schumann verschlossen war. Doch trafen sich die beiden Freunde in der Stadt, und da Becker Claras Herzensneigung zu Schumann kannte, so wußte er, was er als Freund beider zu thun habe."') Es waren denn auch nur wenige Tage vergangen, da hatten sich Robert und Clara wiedergefunden, um sich für Leben und Sterben Wie sehr Schumanns Sinnen und Denken in der Trennungszeit fortwährend von Clara erfüllt war, das bezeugen, außer seinen Briefen, auch seine Kompositionen. Die dis nwll- Sonate erschien am 8. Juni 1330, „Clara zugeeignet." In demselben Monat entstand die Phantasie Op, 17, deren erster Satz nach Schumanns eignem Ausdruck eine „tiefe Klage ran Clara" war. Das Konzert ohne Orchester, mit dem schwermütigen Andcmtino von Clara Wieck im Mittelsalz, erschien im September 1837; „trostlos, wie das Leben des Künstlers, wenn er im Kampf mit dein Sturm Segel und Nuder verlor" — so chnrakterisirt Schumann sich und sein Werk in einer poetischen Widmung an Henriette Voigt, — Aber auch Clara war immer mit Schumann in geistiger Verbindung geblieben, dessen Kompositionen sie sich nach wie vor mit dem wärmsten Interesse hingab. In einem Artikel über die sogenannte romantische Schule vom März 1837 berichtet A. Gathu (Neue Zeitschrift Bd. 7, S. 55), das; sie die Jutermezzi, Etüden, Toccata, dis moll-Sonate und das Konzerr „privatim und öffentlich" spiele.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341867_228301/84>, abgerufen am 16.05.2024.