Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Viertes Vierteljahr.Aus dem Heidedorf Der wohlthätige Einfluß, den das südliche Klima gleich zu Anfang auf Diese Erlösung haben Tausende dem Herzog Karl Theodor zu danken, Aus dem Heidedorf Beate Borns-Zeep Skizzen von 2. Lange Lukas (Fortsetzung) em Langen Lukas verblieben zwanzig Morgen leichten Landes, jenseits Aus dem Heidedorf Der wohlthätige Einfluß, den das südliche Klima gleich zu Anfang auf Diese Erlösung haben Tausende dem Herzog Karl Theodor zu danken, Aus dem Heidedorf Beate Borns-Zeep Skizzen von 2. Lange Lukas (Fortsetzung) em Langen Lukas verblieben zwanzig Morgen leichten Landes, jenseits <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0111" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/231923"/> <fw type="header" place="top"> Aus dem Heidedorf</fw><lb/> <p xml:id="ID_389"> Der wohlthätige Einfluß, den das südliche Klima gleich zu Anfang auf<lb/> die Frau Herzogin ausgeübt hatte, hielt stand; als die Herrschaften nach mehr¬<lb/> monatiger Abwesenheit heimkehrten, war die hohe Frau genesen. Seitdem<lb/> hat das fürstliche Paar, je nach der Jahreszeit, wieder in Tegernsee, Kreuth,<lb/> München und Meran residiert. Herzog Karl Theodor hat in gewohnter Weise<lb/> seine geliebte ärztliche Thätigkeit wieder aufgenommen, bei der ihm die Frau<lb/> Herzogin liebevoll helfend zur Seite steht. Ob das hohe Paar die Segens¬<lb/> fülle seiner Thätigkeit ganz zu ermessen vermag! Ob es nicht selbst erlebt<lb/> sein muß, was es heißt, nach und nach das Licht verblassen, Farben und<lb/> Formen verschwimmen zu sehen; Blick und Züge der geliebtesten Menschen<lb/> nicht mehr zu erkennen; eine Thätigkeit nach der andern aufgeben, der freien<lb/> Bewegung entsagen zu müssen; sich endlich wie von einem weißen, seelen¬<lb/> bedrückenden Nebel umschlossen zu fühlen, den der Sonnenstrahl nur als<lb/> quälende Blendung durchdringt — und dann den Augenblick zu erleben, wo<lb/> Licht, Thätigkeit, Freiheit der Bewegung wiedergegeben, die Schönheit der<lb/> Natur, die ganze Welt wieder erschlossen ist!</p><lb/> <p xml:id="ID_390"> Diese Erlösung haben Tausende dem Herzog Karl Theodor zu danken,<lb/> zum größten Teil arme Land- und Gebirgsbewohner, denen nur die allbekannte<lb/> Mildthätigkeit des Herzogs den Mut gab, in ihrem Elend Hilfe zu suchen.<lb/> Der herzerhebende Einblick in solche Wirksamkeit macht den Ausspruch Jean<lb/> Pauls verständlich: „Es giebt keine großen Thaten; es giebt nur ein großes<lb/> Leben."</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Aus dem Heidedorf<lb/><note type="byline"> Beate Borns-Zeep</note> Skizzen von<lb/> 2. Lange Lukas<lb/> (Fortsetzung)</head><lb/> <p xml:id="ID_391" next="#ID_392"> em Langen Lukas verblieben zwanzig Morgen leichten Landes, jenseits<lb/> des Grasweges, der den Möschengarten vom umliegenden Lande<lb/> trennte. Der Weg zwischen beiden war gemeinsam. Lange Lickas<lb/> und Kurze Lukas begegneten sich auf Schritt und Tritt, wenn sie<lb/> ^ ihr Land bestellten. Immer schien dem laugen Lukas, als sei auf<lb/> Kurze Lukas Zügen ein Triumph zu lesen. Das machte es, daß<lb/> Lange Lukas sich bald mehr und mehr ans der Wirtschaft zurückzog. Seine Kraft<lb/> war ohnehin gebrochen; die Frau tot. Gleich nach Lukas Begräbnis hatte sie sich<lb/> hingelegt und war nicht mehr aufgestanden. Es war, als ob die zähe Kraft, mit<lb/> der sie jede Mühsal überwunden, nicht mehr Stand halten wollte, nachdem ihrer</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0111]
Aus dem Heidedorf
Der wohlthätige Einfluß, den das südliche Klima gleich zu Anfang auf
die Frau Herzogin ausgeübt hatte, hielt stand; als die Herrschaften nach mehr¬
monatiger Abwesenheit heimkehrten, war die hohe Frau genesen. Seitdem
hat das fürstliche Paar, je nach der Jahreszeit, wieder in Tegernsee, Kreuth,
München und Meran residiert. Herzog Karl Theodor hat in gewohnter Weise
seine geliebte ärztliche Thätigkeit wieder aufgenommen, bei der ihm die Frau
Herzogin liebevoll helfend zur Seite steht. Ob das hohe Paar die Segens¬
fülle seiner Thätigkeit ganz zu ermessen vermag! Ob es nicht selbst erlebt
sein muß, was es heißt, nach und nach das Licht verblassen, Farben und
Formen verschwimmen zu sehen; Blick und Züge der geliebtesten Menschen
nicht mehr zu erkennen; eine Thätigkeit nach der andern aufgeben, der freien
Bewegung entsagen zu müssen; sich endlich wie von einem weißen, seelen¬
bedrückenden Nebel umschlossen zu fühlen, den der Sonnenstrahl nur als
quälende Blendung durchdringt — und dann den Augenblick zu erleben, wo
Licht, Thätigkeit, Freiheit der Bewegung wiedergegeben, die Schönheit der
Natur, die ganze Welt wieder erschlossen ist!
Diese Erlösung haben Tausende dem Herzog Karl Theodor zu danken,
zum größten Teil arme Land- und Gebirgsbewohner, denen nur die allbekannte
Mildthätigkeit des Herzogs den Mut gab, in ihrem Elend Hilfe zu suchen.
Der herzerhebende Einblick in solche Wirksamkeit macht den Ausspruch Jean
Pauls verständlich: „Es giebt keine großen Thaten; es giebt nur ein großes
Leben."
Aus dem Heidedorf
Beate Borns-Zeep Skizzen von
2. Lange Lukas
(Fortsetzung)
em Langen Lukas verblieben zwanzig Morgen leichten Landes, jenseits
des Grasweges, der den Möschengarten vom umliegenden Lande
trennte. Der Weg zwischen beiden war gemeinsam. Lange Lickas
und Kurze Lukas begegneten sich auf Schritt und Tritt, wenn sie
^ ihr Land bestellten. Immer schien dem laugen Lukas, als sei auf
Kurze Lukas Zügen ein Triumph zu lesen. Das machte es, daß
Lange Lukas sich bald mehr und mehr ans der Wirtschaft zurückzog. Seine Kraft
war ohnehin gebrochen; die Frau tot. Gleich nach Lukas Begräbnis hatte sie sich
hingelegt und war nicht mehr aufgestanden. Es war, als ob die zähe Kraft, mit
der sie jede Mühsal überwunden, nicht mehr Stand halten wollte, nachdem ihrer
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