Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Viertes Vierteljahr.Maßgebliches und Uninaßgebliches Daß der Graf seine gute Pflegemutter mit ihrer vornehmen Tochter Irma Die gutschmeckerische Ziege, die er gelehrt hatte, auf den Namen Elsbeth zu Maßgebliches und Unmaßgebliches Samoa. Günstiger als man nach dem Abschluß der Verhandlungen der Mit besondrer Genugthuung kann man den Erfolg der deutschen Politik in Maßgebliches und Uninaßgebliches Daß der Graf seine gute Pflegemutter mit ihrer vornehmen Tochter Irma Die gutschmeckerische Ziege, die er gelehrt hatte, auf den Namen Elsbeth zu Maßgebliches und Unmaßgebliches Samoa. Günstiger als man nach dem Abschluß der Verhandlungen der Mit besondrer Genugthuung kann man den Erfolg der deutschen Politik in <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0450" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/232262"/> <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Uninaßgebliches</fw><lb/> <p xml:id="ID_1602"> Daß der Graf seine gute Pflegemutter mit ihrer vornehmen Tochter Irma<lb/> auf sein Schloß geiwmmen hat, ist ja ganz in der Ordnung. Aber er that es auch<lb/> nicht anders mit der Storchfrnn Lisabeth von Kleinreuth. Die mußte ihr Storch-<lb/> Verhältnis lösen und mich mit auf deu Ziegenstein ziehn, allwo sie mit ihrer Freundin<lb/> Kathrine noch recht schone, glückliche Tage verlebt hat.</p><lb/> <p xml:id="ID_1603"> Die gutschmeckerische Ziege, die er gelehrt hatte, auf den Namen Elsbeth zu<lb/> hören, und in der ja doch eigentlich die Ursache zur Erlösung aus der Verwünschung<lb/> lag, kaufte der Graf Bodo und nahm sie auch mit auf sei» Schloß. Und da bekam<lb/> sie nun das Beste, was für eine Ziege aufzutreiben war.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Maßgebliches und Unmaßgebliches</head><lb/> <div n="2"> <head> Samoa.</head> <p xml:id="ID_1604"> Günstiger als man nach dem Abschluß der Verhandlungen der<lb/> Samoakommisfivn gehofft hatte, ist die Samoafrage gelöst worden. In seltner<lb/> Einmütigkeit hat sich die öffentliche Meinung in diesem Falle in der Anerkennung<lb/> der kaiserlichen Politik und ihrer geschickten Vertretung durch die dazu berufnen<lb/> Staatsmänner zusammengefunden. Wir haben schon in Heft 35 der Grenzboten<lb/> den sonst sehr beherzigenswerten Warnungen Bastians vor der Überschätzung des<lb/> sogenannten Ehrenpnnkts in der Snmoaasiaire gegenüber daran erinnert, daß die<lb/> Überlassung des kleinen Jnsclreichs an England nach den Vorgängen vom Frühjahr<lb/> denn doch eine höchst unerfreuliche Bedeutung gewinnen würde. Man hätte des¬<lb/> halb die von dem Grafen von Bülow geforderte Wiederherstellung des gröblich<lb/> verletzten frühern Rechtszustands einer solchen Losung zunächst vorziehn müssen,<lb/> obgleich auf die Dauer das Kondominium nicht aufrecht zu erhalten gewesen wäre.<lb/> Die Ausschreitungen des anglosächsischen Imperialismus konnten schließlich nur durch<lb/> die Abtretung der Hauptinseln an das Deutsche Reich und durch das völlige Zurück¬<lb/> treten Englands eine äußere Sühne finden, wie wir sie angesichts der krankhaften<lb/> völkerrechtlichen Anschauungen weiter Kreise jenseits des Kanals und des Atlantischen<lb/> Meers und in Rücksicht auf die Würde und den Bestand internationaler Gesittung<lb/> zu fordern hatten. Nur so konnte der Welt klar gemacht werden, daß niemand,<lb/> auch die „nuserwählte Rasse" nicht, fremde Rechte ungesühnt mit Füßen treten<lb/> dürfe, wo das Deutsche Reich mitzusprechen habe.</p><lb/> <p xml:id="ID_1605" next="#ID_1606"> Mit besondrer Genugthuung kann man den Erfolg der deutschen Politik in<lb/> dieser Frage auch begrüßen wegen der vielbesprochnen Reise des Kaisers nach Eng¬<lb/> land. Das Geschick und die Energie, womit sie hier ihr Ziel verfolgt hat, giebt<lb/> auch denen, die mit einer gewissen Besorgnis dem Besuch des Kaisers am englischen<lb/> Hof entgegensahen, die beste Gewähr dafür, daß, wie wir das schon neulich aus¬<lb/> gesprochen haben, etwaige Versuche der Chamberlainisten, dieses Ereignis als eine<lb/> Zustimmungserklärung zu ihrer südafrikanischen Politik auszuspielen, vereitelt werden.<lb/> Mag uoch eine längere Zeit darüber vergeh», bis der Schleier völlig gelüstet wird,<lb/> der über alledem liegt, und der heute noch zu mancherlei sich widersprechenden<lb/> Vermutungen über die Stellung Deutschlands zwischen England und Rußland ver-</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0450]
Maßgebliches und Uninaßgebliches
Daß der Graf seine gute Pflegemutter mit ihrer vornehmen Tochter Irma
auf sein Schloß geiwmmen hat, ist ja ganz in der Ordnung. Aber er that es auch
nicht anders mit der Storchfrnn Lisabeth von Kleinreuth. Die mußte ihr Storch-
Verhältnis lösen und mich mit auf deu Ziegenstein ziehn, allwo sie mit ihrer Freundin
Kathrine noch recht schone, glückliche Tage verlebt hat.
Die gutschmeckerische Ziege, die er gelehrt hatte, auf den Namen Elsbeth zu
hören, und in der ja doch eigentlich die Ursache zur Erlösung aus der Verwünschung
lag, kaufte der Graf Bodo und nahm sie auch mit auf sei» Schloß. Und da bekam
sie nun das Beste, was für eine Ziege aufzutreiben war.
Maßgebliches und Unmaßgebliches
Samoa. Günstiger als man nach dem Abschluß der Verhandlungen der
Samoakommisfivn gehofft hatte, ist die Samoafrage gelöst worden. In seltner
Einmütigkeit hat sich die öffentliche Meinung in diesem Falle in der Anerkennung
der kaiserlichen Politik und ihrer geschickten Vertretung durch die dazu berufnen
Staatsmänner zusammengefunden. Wir haben schon in Heft 35 der Grenzboten
den sonst sehr beherzigenswerten Warnungen Bastians vor der Überschätzung des
sogenannten Ehrenpnnkts in der Snmoaasiaire gegenüber daran erinnert, daß die
Überlassung des kleinen Jnsclreichs an England nach den Vorgängen vom Frühjahr
denn doch eine höchst unerfreuliche Bedeutung gewinnen würde. Man hätte des¬
halb die von dem Grafen von Bülow geforderte Wiederherstellung des gröblich
verletzten frühern Rechtszustands einer solchen Losung zunächst vorziehn müssen,
obgleich auf die Dauer das Kondominium nicht aufrecht zu erhalten gewesen wäre.
Die Ausschreitungen des anglosächsischen Imperialismus konnten schließlich nur durch
die Abtretung der Hauptinseln an das Deutsche Reich und durch das völlige Zurück¬
treten Englands eine äußere Sühne finden, wie wir sie angesichts der krankhaften
völkerrechtlichen Anschauungen weiter Kreise jenseits des Kanals und des Atlantischen
Meers und in Rücksicht auf die Würde und den Bestand internationaler Gesittung
zu fordern hatten. Nur so konnte der Welt klar gemacht werden, daß niemand,
auch die „nuserwählte Rasse" nicht, fremde Rechte ungesühnt mit Füßen treten
dürfe, wo das Deutsche Reich mitzusprechen habe.
Mit besondrer Genugthuung kann man den Erfolg der deutschen Politik in
dieser Frage auch begrüßen wegen der vielbesprochnen Reise des Kaisers nach Eng¬
land. Das Geschick und die Energie, womit sie hier ihr Ziel verfolgt hat, giebt
auch denen, die mit einer gewissen Besorgnis dem Besuch des Kaisers am englischen
Hof entgegensahen, die beste Gewähr dafür, daß, wie wir das schon neulich aus¬
gesprochen haben, etwaige Versuche der Chamberlainisten, dieses Ereignis als eine
Zustimmungserklärung zu ihrer südafrikanischen Politik auszuspielen, vereitelt werden.
Mag uoch eine längere Zeit darüber vergeh», bis der Schleier völlig gelüstet wird,
der über alledem liegt, und der heute noch zu mancherlei sich widersprechenden
Vermutungen über die Stellung Deutschlands zwischen England und Rußland ver-
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