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Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Erstes Vierteljahr.

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jährigen Heft empfohlen haben, ein ganz kleines, aber sehr wertvolles Schriftchen
nachgeschickt: Kant, der Philosoph des Protestantismus. (Berlin, Renther
und Richard, 1399.) Veranlaßt ist es durch die Angriffe der katholischen Gelehrten
ans Kant, in dem sie mit Recht den gefährlichsten Gegner ihres restaurierten
Thomismus erkennen. Die Frage nach dem Verhältnis der Vernunft zum religiöse"
Glauben, führt Paulsen aus, läßt eine dreifache Antwort zu. Die Griechen haben
die Welt für erklärbar und die Vernunft für die einzige Erkenntnisquelle gehalten,
sie waren Nationalisten. Die katholische Kirche und ihr größter Theologe, Thomas
von Aquin, sind Scmircitionalisten; sie lehren, die Vernunft vermag das Diesseits
und einigermaßen auch das Jenseits zu erkennen, dieses aber nur unvollkommen;
zur Vernunft tritt als zweite, höhere Erkeuutnisquelle die Offenbarung hinzu, die
uns die wichtigsten Wahrheiten enthüllt und in Beziehung auf das, was schon die
Vernunft von den tiefsten Gründen enthüllt hat, erst Gewißheit gewährt. Luther
und Kant endlich nehmen den irrationalistischen Standpunkt ein: im Gebiet der
Erscheinungswelt ist die Vernunft einzige und höchste Instanz und darf sich von
einer kirchlichen Autorität keine Vorschriften gefallen lassen; von dem aber, was
jenseits der Welt der Erscheinungen liegt, vermag sie gar nichts zu erkennen; unsre
Verbindung mit diesem Gebiet vermittelt allein der Glaube. Natürlich bestehn
zwischen Luther und Kant große Unterschiede, die Paulsen auch gebührend hervor¬
hebt. Aber gerade die beiden gemeinsame Grundansicht, meint er, stelle den
Idealismus sicher; denn der Verstand vermöge in dieser doch sehr unvollkommnen
Welt eine Gottesvrdnnng nicht überzeugend nachzuweisen; nnr wessen Wille sich für
den Glauben entscheide, der sei vor jedem Zweifel geschützt. Daß dieser Glaube,
dieser Idealismus, die ursprüngliche Errungenschaft des Protestantismus, in der
heutigen protestantischen Welt weithin geschwunden sei und der rohen Jagd nach
Macht, Besitz und Genuß Platz gemacht habe, das sei es, was dem Katholizismus
gegenwärtig zu einer so großen, hoffentlich nur vorübergehenden Macht verholfen
habe: "bis in die Kreise der nationalliberalen Politiker geht jetzt die Sehnsucht
nach Anlehnung an die Macht der unfehlbaren Kirche." --Professor Dr. Wilhelm
Jerusalem beschert deu Studierenden und den gebildeten Laien eine sehr brauch¬
bare und empfehlenswerte Einleitung in die Philosophie. (Wien und Leipzig,
Wilhelm Braumüller, 1899.)

Diesen Erzeugnissen ernster Wissenschaft reihen wir zwei von der heut so zahl¬
reiche" Sorte an, die nicht ernst genommen werden kaun. Herr Edmund von
Hagen hat als Prophet Richard Wagners eine Zeit lang Ansehn bei der Wngner-
gemeinde genossen, ist aber dann in so große Not geraten, daß er sich vor einem Jahre
mit einem Hilferuf an die Öffentlichkeit wenden mußte; so weit hätten es doch die
vielen reichen Damen, die für Wagner schwärmen, nicht kommen lassen sollen! Er
hat nun den sechs philosophischen Schriften, die schon von ihm erschienen sind, eine
neue nachgeschickt: Die Welt als Raum und Materie, mit einer Einleitung
über die Natur des Urwesens. (Berlin, im Selbstverlag des Verfassers, 1899. Für
76 philosophische Manuskripte, die er noch ans Lager hat, sucht er Verleger.) Eines
Unglücklichen darf man nicht spotten, daher stellen wir keinen Blumenstrauß aus
der Schrift zusammen, obgleich oder eben weil ein solcher die Leser amüsieren würde;
wir berichten nnr ganz trocken, daß Hagen den Raum für das Urwesen hält und
ihm alle göttlichen Eigenschaften beilegt, daß er aus ihm zuerst die Materie und
dann ans dieser den Geist hervorgehn läßt, und daß er eine quietistische Moral
Predigt. -- C. von Laßberg-Lanzberg will den Weltorganismus erklären
und damit eine "Vernunftreligion auf astrophysische Gesetze" begründen. (Leipzig,
Hermann Haacke, 1899.) Seine Schrift ist aber nur ein Gewebe von Hypothesen,
deren einige zwar, z. B. über die Wirkungsweise der Sonnenstrahlen, in der Unzu¬
länglichkeit der zur Zeit geltenden Erklärungen ihre Rechtfertigung finden, die aber


jährigen Heft empfohlen haben, ein ganz kleines, aber sehr wertvolles Schriftchen
nachgeschickt: Kant, der Philosoph des Protestantismus. (Berlin, Renther
und Richard, 1399.) Veranlaßt ist es durch die Angriffe der katholischen Gelehrten
ans Kant, in dem sie mit Recht den gefährlichsten Gegner ihres restaurierten
Thomismus erkennen. Die Frage nach dem Verhältnis der Vernunft zum religiöse»
Glauben, führt Paulsen aus, läßt eine dreifache Antwort zu. Die Griechen haben
die Welt für erklärbar und die Vernunft für die einzige Erkenntnisquelle gehalten,
sie waren Nationalisten. Die katholische Kirche und ihr größter Theologe, Thomas
von Aquin, sind Scmircitionalisten; sie lehren, die Vernunft vermag das Diesseits
und einigermaßen auch das Jenseits zu erkennen, dieses aber nur unvollkommen;
zur Vernunft tritt als zweite, höhere Erkeuutnisquelle die Offenbarung hinzu, die
uns die wichtigsten Wahrheiten enthüllt und in Beziehung auf das, was schon die
Vernunft von den tiefsten Gründen enthüllt hat, erst Gewißheit gewährt. Luther
und Kant endlich nehmen den irrationalistischen Standpunkt ein: im Gebiet der
Erscheinungswelt ist die Vernunft einzige und höchste Instanz und darf sich von
einer kirchlichen Autorität keine Vorschriften gefallen lassen; von dem aber, was
jenseits der Welt der Erscheinungen liegt, vermag sie gar nichts zu erkennen; unsre
Verbindung mit diesem Gebiet vermittelt allein der Glaube. Natürlich bestehn
zwischen Luther und Kant große Unterschiede, die Paulsen auch gebührend hervor¬
hebt. Aber gerade die beiden gemeinsame Grundansicht, meint er, stelle den
Idealismus sicher; denn der Verstand vermöge in dieser doch sehr unvollkommnen
Welt eine Gottesvrdnnng nicht überzeugend nachzuweisen; nnr wessen Wille sich für
den Glauben entscheide, der sei vor jedem Zweifel geschützt. Daß dieser Glaube,
dieser Idealismus, die ursprüngliche Errungenschaft des Protestantismus, in der
heutigen protestantischen Welt weithin geschwunden sei und der rohen Jagd nach
Macht, Besitz und Genuß Platz gemacht habe, das sei es, was dem Katholizismus
gegenwärtig zu einer so großen, hoffentlich nur vorübergehenden Macht verholfen
habe: „bis in die Kreise der nationalliberalen Politiker geht jetzt die Sehnsucht
nach Anlehnung an die Macht der unfehlbaren Kirche." —Professor Dr. Wilhelm
Jerusalem beschert deu Studierenden und den gebildeten Laien eine sehr brauch¬
bare und empfehlenswerte Einleitung in die Philosophie. (Wien und Leipzig,
Wilhelm Braumüller, 1899.)

Diesen Erzeugnissen ernster Wissenschaft reihen wir zwei von der heut so zahl¬
reiche» Sorte an, die nicht ernst genommen werden kaun. Herr Edmund von
Hagen hat als Prophet Richard Wagners eine Zeit lang Ansehn bei der Wngner-
gemeinde genossen, ist aber dann in so große Not geraten, daß er sich vor einem Jahre
mit einem Hilferuf an die Öffentlichkeit wenden mußte; so weit hätten es doch die
vielen reichen Damen, die für Wagner schwärmen, nicht kommen lassen sollen! Er
hat nun den sechs philosophischen Schriften, die schon von ihm erschienen sind, eine
neue nachgeschickt: Die Welt als Raum und Materie, mit einer Einleitung
über die Natur des Urwesens. (Berlin, im Selbstverlag des Verfassers, 1899. Für
76 philosophische Manuskripte, die er noch ans Lager hat, sucht er Verleger.) Eines
Unglücklichen darf man nicht spotten, daher stellen wir keinen Blumenstrauß aus
der Schrift zusammen, obgleich oder eben weil ein solcher die Leser amüsieren würde;
wir berichten nnr ganz trocken, daß Hagen den Raum für das Urwesen hält und
ihm alle göttlichen Eigenschaften beilegt, daß er aus ihm zuerst die Materie und
dann ans dieser den Geist hervorgehn läßt, und daß er eine quietistische Moral
Predigt. — C. von Laßberg-Lanzberg will den Weltorganismus erklären
und damit eine „Vernunftreligion auf astrophysische Gesetze" begründen. (Leipzig,
Hermann Haacke, 1899.) Seine Schrift ist aber nur ein Gewebe von Hypothesen,
deren einige zwar, z. B. über die Wirkungsweise der Sonnenstrahlen, in der Unzu¬
länglichkeit der zur Zeit geltenden Erklärungen ihre Rechtfertigung finden, die aber


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[0111] jährigen Heft empfohlen haben, ein ganz kleines, aber sehr wertvolles Schriftchen nachgeschickt: Kant, der Philosoph des Protestantismus. (Berlin, Renther und Richard, 1399.) Veranlaßt ist es durch die Angriffe der katholischen Gelehrten ans Kant, in dem sie mit Recht den gefährlichsten Gegner ihres restaurierten Thomismus erkennen. Die Frage nach dem Verhältnis der Vernunft zum religiöse» Glauben, führt Paulsen aus, läßt eine dreifache Antwort zu. Die Griechen haben die Welt für erklärbar und die Vernunft für die einzige Erkenntnisquelle gehalten, sie waren Nationalisten. Die katholische Kirche und ihr größter Theologe, Thomas von Aquin, sind Scmircitionalisten; sie lehren, die Vernunft vermag das Diesseits und einigermaßen auch das Jenseits zu erkennen, dieses aber nur unvollkommen; zur Vernunft tritt als zweite, höhere Erkeuutnisquelle die Offenbarung hinzu, die uns die wichtigsten Wahrheiten enthüllt und in Beziehung auf das, was schon die Vernunft von den tiefsten Gründen enthüllt hat, erst Gewißheit gewährt. Luther und Kant endlich nehmen den irrationalistischen Standpunkt ein: im Gebiet der Erscheinungswelt ist die Vernunft einzige und höchste Instanz und darf sich von einer kirchlichen Autorität keine Vorschriften gefallen lassen; von dem aber, was jenseits der Welt der Erscheinungen liegt, vermag sie gar nichts zu erkennen; unsre Verbindung mit diesem Gebiet vermittelt allein der Glaube. Natürlich bestehn zwischen Luther und Kant große Unterschiede, die Paulsen auch gebührend hervor¬ hebt. Aber gerade die beiden gemeinsame Grundansicht, meint er, stelle den Idealismus sicher; denn der Verstand vermöge in dieser doch sehr unvollkommnen Welt eine Gottesvrdnnng nicht überzeugend nachzuweisen; nnr wessen Wille sich für den Glauben entscheide, der sei vor jedem Zweifel geschützt. Daß dieser Glaube, dieser Idealismus, die ursprüngliche Errungenschaft des Protestantismus, in der heutigen protestantischen Welt weithin geschwunden sei und der rohen Jagd nach Macht, Besitz und Genuß Platz gemacht habe, das sei es, was dem Katholizismus gegenwärtig zu einer so großen, hoffentlich nur vorübergehenden Macht verholfen habe: „bis in die Kreise der nationalliberalen Politiker geht jetzt die Sehnsucht nach Anlehnung an die Macht der unfehlbaren Kirche." —Professor Dr. Wilhelm Jerusalem beschert deu Studierenden und den gebildeten Laien eine sehr brauch¬ bare und empfehlenswerte Einleitung in die Philosophie. (Wien und Leipzig, Wilhelm Braumüller, 1899.) Diesen Erzeugnissen ernster Wissenschaft reihen wir zwei von der heut so zahl¬ reiche» Sorte an, die nicht ernst genommen werden kaun. Herr Edmund von Hagen hat als Prophet Richard Wagners eine Zeit lang Ansehn bei der Wngner- gemeinde genossen, ist aber dann in so große Not geraten, daß er sich vor einem Jahre mit einem Hilferuf an die Öffentlichkeit wenden mußte; so weit hätten es doch die vielen reichen Damen, die für Wagner schwärmen, nicht kommen lassen sollen! Er hat nun den sechs philosophischen Schriften, die schon von ihm erschienen sind, eine neue nachgeschickt: Die Welt als Raum und Materie, mit einer Einleitung über die Natur des Urwesens. (Berlin, im Selbstverlag des Verfassers, 1899. Für 76 philosophische Manuskripte, die er noch ans Lager hat, sucht er Verleger.) Eines Unglücklichen darf man nicht spotten, daher stellen wir keinen Blumenstrauß aus der Schrift zusammen, obgleich oder eben weil ein solcher die Leser amüsieren würde; wir berichten nnr ganz trocken, daß Hagen den Raum für das Urwesen hält und ihm alle göttlichen Eigenschaften beilegt, daß er aus ihm zuerst die Materie und dann ans dieser den Geist hervorgehn läßt, und daß er eine quietistische Moral Predigt. — C. von Laßberg-Lanzberg will den Weltorganismus erklären und damit eine „Vernunftreligion auf astrophysische Gesetze" begründen. (Leipzig, Hermann Haacke, 1899.) Seine Schrift ist aber nur ein Gewebe von Hypothesen, deren einige zwar, z. B. über die Wirkungsweise der Sonnenstrahlen, in der Unzu¬ länglichkeit der zur Zeit geltenden Erklärungen ihre Rechtfertigung finden, die aber

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_232551/111>, abgerufen am 17.06.2024.