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Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Viertes Vierteljahr.

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zu wollen. Und doch kann ich nur nicht versagen, vier Schlagworte be onder-
hervorzuheben und an sie einige Bemerkungen zu knüpfen. Diese Schlagworte MV:
Weltpolitik, Flotte. Kanalvorlage, "Zickzackknrs."

Wer nicht einsieht, daß es für Deutschland jetzt heißt: Sein oder Sachtsein, daß
jetzt Deutschland Weltpolitik zu treiben anfangen mußte oder unfehlbar den Gro߬
mächten gegenüber, die sie treiben, zu einer Macht zweiten Ranges hinabsinken,
dem ist überhaupt nicht zu helfen. Und wer meint, daß das für das Wohlbefinden
des einzelnen Deutschen jetzt und für alle Zukunft ganz einerlei sei, den muß man
auf die Geschichte verweise".

Daß eine starke Flotte für die Weltpolitik ein unentbehrliches Requisit ist,
bedarf keiner weitern Erörterung. " . ^ ^

Und nun der Kanal! Ich bin der festen Überzeugung. daß die Nachwelt
über die Kanalgeguer genau ebenso zu Gericht sitzen wird, wie die Gegenwart über
die ehemaligen Feinde der Eisenbahnen Berlin-Potsdam und Nürnberg-Fürth, und
ich habe meinen konservativen Freunden gegenüber nie ein Hehl daraus gemacht,
daß ich die Haltung der Konservativen in der Kanalfrage für den verhängnisvollsten
Fehler ansehe, den diese Partei in den letzten fünfzig Jahren gemacht hat. Ich
habe das sogar einmal einem der sehr einflußreiche" konservativen Parteiführer
ins Gesicht gesagt. Ich merkte sogleich, daß er mich als einen Abtrünnigen ansah.

Endlich zum Zickzackkurs! Wer dem Kaiser vorwirft, er wisse nicht, was er
wolle, er halte nicht immer und unverrückt an dem, was er für richtig erkannt hat,
fest, er secure nicht immer denselben Kurs, der weiß einfach nicht, was sich seit
1888 hinter den Kulissen abgespielt hat. Der sogenannte "Zickzackknrs" ist, wie
immer, ein Ergebnis von Kompromissen. Wer besonders daran Schuld ist, das
läßt sich heute so ohne weiteres nicht sagen. Zum Teil ganz gewiß die Zusammen¬
setzung des Reichstags. Zum großen Teil ohne Zweifel auch die "Partei der
Nörgler." Daß die kaiserlichen Ratgeber recht oft viel mehr, als gut ist. in ihrem
Handeln durch Scheu vor der Presse und vor der angeblich in ihr zum Ausdruck
kommenden öffentlichen Meinung bestimmt werden, kann jeder bezeuge", der die
innern Vorgänge der letzten Jahre kennt. Also man mache für den angeblichen
Zickzackkurs alle andern, nur nicht den Kaiser verantwortlich'

Was vor allem not thut, das ist Vertrauen. Vertraue" zu dem kaiserlichen
Herrn, das er in vollstem Maße verdient, Vertrauen in sein ehrliches und reines
Streben, zum Besten Deutschlands nach innen und nach außen zu wirken, Ver¬
traue" auch darein, daß ein Monarch doch in einem konstitutionellen Staate kein
andres Interesse haben kann, als die Größe und das Wohl seines Volks, Ver¬
trauen, daß ein begabter und unterrichteter Monarch, wie Kaiser Wilhelm II. ohne
Zweifel einer ist. namentlich deshalb, weil des Monarchen Blick durch kein Partei¬
interesse getrübt ist, sehr viel leichter das Richtige trifft, als der "beschränkte Unter¬
thanenverstand," der wirklich manchmal beschränkt ist, weil Vorgänge der hohen
Politik sich seiner Kenntnis entzieh". Wenn ich den Kaiser richtig verstehe, so ist
es das, was er mit dem bekannten Mahnwort meinte, man solle ihm "durch Dick
und Dünn" folgen.

Dieses Vertrauen, das darin gipfelt, a priori, bis zum Beweise des Gegen¬
teils, anzunehmen, daß der Kaiser Wohl das Richtige treffen werde, das ist es was
den guten Deutschen durch "Philisterei und Thorheit." durch "Querköpfigkei't und
Nörgelsucht" ganz abhanden z" kommen droht.

Ich schließe mit den Worten der Grenzboten: Gott bessere es'

Wenn ich Ihnen anheim gebe, diese Zeilen in Ihrer Zeitschrift abzudrucken
und sogar meinen Namen darunter zu setzen, so bin ich mir bewußt, daß zu dieser
Bitte kein geringer Mut gehört. Einmal deshalb, weit der Unberufne, der "un-


Grenzboten IV 1900 19

zu wollen. Und doch kann ich nur nicht versagen, vier Schlagworte be onder-
hervorzuheben und an sie einige Bemerkungen zu knüpfen. Diese Schlagworte MV:
Weltpolitik, Flotte. Kanalvorlage, „Zickzackknrs."

Wer nicht einsieht, daß es für Deutschland jetzt heißt: Sein oder Sachtsein, daß
jetzt Deutschland Weltpolitik zu treiben anfangen mußte oder unfehlbar den Gro߬
mächten gegenüber, die sie treiben, zu einer Macht zweiten Ranges hinabsinken,
dem ist überhaupt nicht zu helfen. Und wer meint, daß das für das Wohlbefinden
des einzelnen Deutschen jetzt und für alle Zukunft ganz einerlei sei, den muß man
auf die Geschichte verweise».

Daß eine starke Flotte für die Weltpolitik ein unentbehrliches Requisit ist,
bedarf keiner weitern Erörterung. „ . ^ ^

Und nun der Kanal! Ich bin der festen Überzeugung. daß die Nachwelt
über die Kanalgeguer genau ebenso zu Gericht sitzen wird, wie die Gegenwart über
die ehemaligen Feinde der Eisenbahnen Berlin-Potsdam und Nürnberg-Fürth, und
ich habe meinen konservativen Freunden gegenüber nie ein Hehl daraus gemacht,
daß ich die Haltung der Konservativen in der Kanalfrage für den verhängnisvollsten
Fehler ansehe, den diese Partei in den letzten fünfzig Jahren gemacht hat. Ich
habe das sogar einmal einem der sehr einflußreiche» konservativen Parteiführer
ins Gesicht gesagt. Ich merkte sogleich, daß er mich als einen Abtrünnigen ansah.

Endlich zum Zickzackkurs! Wer dem Kaiser vorwirft, er wisse nicht, was er
wolle, er halte nicht immer und unverrückt an dem, was er für richtig erkannt hat,
fest, er secure nicht immer denselben Kurs, der weiß einfach nicht, was sich seit
1888 hinter den Kulissen abgespielt hat. Der sogenannte „Zickzackknrs" ist, wie
immer, ein Ergebnis von Kompromissen. Wer besonders daran Schuld ist, das
läßt sich heute so ohne weiteres nicht sagen. Zum Teil ganz gewiß die Zusammen¬
setzung des Reichstags. Zum großen Teil ohne Zweifel auch die „Partei der
Nörgler." Daß die kaiserlichen Ratgeber recht oft viel mehr, als gut ist. in ihrem
Handeln durch Scheu vor der Presse und vor der angeblich in ihr zum Ausdruck
kommenden öffentlichen Meinung bestimmt werden, kann jeder bezeuge», der die
innern Vorgänge der letzten Jahre kennt. Also man mache für den angeblichen
Zickzackkurs alle andern, nur nicht den Kaiser verantwortlich'

Was vor allem not thut, das ist Vertrauen. Vertraue» zu dem kaiserlichen
Herrn, das er in vollstem Maße verdient, Vertrauen in sein ehrliches und reines
Streben, zum Besten Deutschlands nach innen und nach außen zu wirken, Ver¬
traue» auch darein, daß ein Monarch doch in einem konstitutionellen Staate kein
andres Interesse haben kann, als die Größe und das Wohl seines Volks, Ver¬
trauen, daß ein begabter und unterrichteter Monarch, wie Kaiser Wilhelm II. ohne
Zweifel einer ist. namentlich deshalb, weil des Monarchen Blick durch kein Partei¬
interesse getrübt ist, sehr viel leichter das Richtige trifft, als der „beschränkte Unter¬
thanenverstand," der wirklich manchmal beschränkt ist, weil Vorgänge der hohen
Politik sich seiner Kenntnis entzieh». Wenn ich den Kaiser richtig verstehe, so ist
es das, was er mit dem bekannten Mahnwort meinte, man solle ihm „durch Dick
und Dünn" folgen.

Dieses Vertrauen, das darin gipfelt, a priori, bis zum Beweise des Gegen¬
teils, anzunehmen, daß der Kaiser Wohl das Richtige treffen werde, das ist es was
den guten Deutschen durch „Philisterei und Thorheit." durch „Querköpfigkei't und
Nörgelsucht" ganz abhanden z» kommen droht.

Ich schließe mit den Worten der Grenzboten: Gott bessere es'

Wenn ich Ihnen anheim gebe, diese Zeilen in Ihrer Zeitschrift abzudrucken
und sogar meinen Namen darunter zu setzen, so bin ich mir bewußt, daß zu dieser
Bitte kein geringer Mut gehört. Einmal deshalb, weit der Unberufne, der „un-


Grenzboten IV 1900 19
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[0163] zu wollen. Und doch kann ich nur nicht versagen, vier Schlagworte be onder- hervorzuheben und an sie einige Bemerkungen zu knüpfen. Diese Schlagworte MV: Weltpolitik, Flotte. Kanalvorlage, „Zickzackknrs." Wer nicht einsieht, daß es für Deutschland jetzt heißt: Sein oder Sachtsein, daß jetzt Deutschland Weltpolitik zu treiben anfangen mußte oder unfehlbar den Gro߬ mächten gegenüber, die sie treiben, zu einer Macht zweiten Ranges hinabsinken, dem ist überhaupt nicht zu helfen. Und wer meint, daß das für das Wohlbefinden des einzelnen Deutschen jetzt und für alle Zukunft ganz einerlei sei, den muß man auf die Geschichte verweise». Daß eine starke Flotte für die Weltpolitik ein unentbehrliches Requisit ist, bedarf keiner weitern Erörterung. „ . ^ ^ Und nun der Kanal! Ich bin der festen Überzeugung. daß die Nachwelt über die Kanalgeguer genau ebenso zu Gericht sitzen wird, wie die Gegenwart über die ehemaligen Feinde der Eisenbahnen Berlin-Potsdam und Nürnberg-Fürth, und ich habe meinen konservativen Freunden gegenüber nie ein Hehl daraus gemacht, daß ich die Haltung der Konservativen in der Kanalfrage für den verhängnisvollsten Fehler ansehe, den diese Partei in den letzten fünfzig Jahren gemacht hat. Ich habe das sogar einmal einem der sehr einflußreiche» konservativen Parteiführer ins Gesicht gesagt. Ich merkte sogleich, daß er mich als einen Abtrünnigen ansah. Endlich zum Zickzackkurs! Wer dem Kaiser vorwirft, er wisse nicht, was er wolle, er halte nicht immer und unverrückt an dem, was er für richtig erkannt hat, fest, er secure nicht immer denselben Kurs, der weiß einfach nicht, was sich seit 1888 hinter den Kulissen abgespielt hat. Der sogenannte „Zickzackknrs" ist, wie immer, ein Ergebnis von Kompromissen. Wer besonders daran Schuld ist, das läßt sich heute so ohne weiteres nicht sagen. Zum Teil ganz gewiß die Zusammen¬ setzung des Reichstags. Zum großen Teil ohne Zweifel auch die „Partei der Nörgler." Daß die kaiserlichen Ratgeber recht oft viel mehr, als gut ist. in ihrem Handeln durch Scheu vor der Presse und vor der angeblich in ihr zum Ausdruck kommenden öffentlichen Meinung bestimmt werden, kann jeder bezeuge», der die innern Vorgänge der letzten Jahre kennt. Also man mache für den angeblichen Zickzackkurs alle andern, nur nicht den Kaiser verantwortlich' Was vor allem not thut, das ist Vertrauen. Vertraue» zu dem kaiserlichen Herrn, das er in vollstem Maße verdient, Vertrauen in sein ehrliches und reines Streben, zum Besten Deutschlands nach innen und nach außen zu wirken, Ver¬ traue» auch darein, daß ein Monarch doch in einem konstitutionellen Staate kein andres Interesse haben kann, als die Größe und das Wohl seines Volks, Ver¬ trauen, daß ein begabter und unterrichteter Monarch, wie Kaiser Wilhelm II. ohne Zweifel einer ist. namentlich deshalb, weil des Monarchen Blick durch kein Partei¬ interesse getrübt ist, sehr viel leichter das Richtige trifft, als der „beschränkte Unter¬ thanenverstand," der wirklich manchmal beschränkt ist, weil Vorgänge der hohen Politik sich seiner Kenntnis entzieh». Wenn ich den Kaiser richtig verstehe, so ist es das, was er mit dem bekannten Mahnwort meinte, man solle ihm „durch Dick und Dünn" folgen. Dieses Vertrauen, das darin gipfelt, a priori, bis zum Beweise des Gegen¬ teils, anzunehmen, daß der Kaiser Wohl das Richtige treffen werde, das ist es was den guten Deutschen durch „Philisterei und Thorheit." durch „Querköpfigkei't und Nörgelsucht" ganz abhanden z» kommen droht. Ich schließe mit den Worten der Grenzboten: Gott bessere es' Wenn ich Ihnen anheim gebe, diese Zeilen in Ihrer Zeitschrift abzudrucken und sogar meinen Namen darunter zu setzen, so bin ich mir bewußt, daß zu dieser Bitte kein geringer Mut gehört. Einmal deshalb, weit der Unberufne, der „un- Grenzboten IV 1900 19

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_291076/163>, abgerufen am 16.06.2024.