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Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

die deutschen Katholiken rund heraus erklärt: Unsre Wahlangelegenheiten gehn dich
gar nichts an, davon verstehst du nichts! Der Papst von Jena aber entscheidet
philosophische, exegetische, kircheugeschichtliche, psychologische, pädagogische Fragen,
reformiert die Vorbildung der Juristen, und das alles soll nun jeder Mensch, der
nicht auf eiuer zoologischen Station gearbeitet hat, ohne Widerrede gläubig hin¬
nehmen! Nach Schmidt "muß" Haeckels monistisches Bekenntnis von allen Natur¬
forschern geteilt werden, die vier Bedingungen erfüllen. Die erste Bedingung
lautet: "genügend Kenntnisse im Gesamtgebiet der Naturwissenschaft, vor allem in
der Entwicklungslehre," und Herr Schmidt ist so freundlich beizufügein "wer, wie
z. B. Jentsch, der Laie*) in den Grenzboten, nicht einmal die erste dieser Be¬
dingungen zu erfüllen vermag, dem muß die Befähigung zu einem Urteil über
Welträtseldinge a priori abgesprochen werden." Nun, ich habe, um -- nicht über
die Zoologie sondern -- über die Philosophie einiger Zoologen mitsprechen zu
können, den ganzen Darwin, die allermeisten Schriften Haeckels, die Werke Weis¬
manns, ein Dutzend Bücher von weniger bekannten Autoren durchstudiert und un¬
zählige naturphilosophische Schriften gelesen; hat Haeckel, ehe er über das Konzil
von Nicäa schrieb, wenigstens Hefeles Konziliengeschichte studiert, oder hat er sich mit
seinem Snladin begnügt?

Da ich mich nun doch noch einmal mit der Haeckelei befassen muß, will ich
auch über die Sache noch etwas sagen. Schmidt schließt sein Vorwort mit dem
Ausruf: "Hie Dualismus! Hie Monismus!" O nein, das ist nicht das Feldgeschrei.
Die Frage, ob Monismus, ob Dualismus, ist vou geringer theoretischer und prak¬
tischer Bedeutung und hat nichts Aufregendes. Den Dualismus der Erscheinungen
erkennt auch Haeckel an; daß ein Gedankenbau oder eine Empfindung anders aus¬
sieht und in eine andre Reihe von Erscheinungen gehört als ein Holzklotz oder ein
Stein oder eine mechanische Bewegung, stellt er nicht in Abrede. Wie aber die
zwei Erscheinungsreiheu metaphysisch zusammenhängen, ob sie auf eine oder ans zwei
Grundursachen zurückgehn, und ob sie mit der Grundursache eines Wesens sind,
das ist theoretisch unerforschlich --- wir haben nur Vermutungen darüber -- und
praktisch ohne Bedeutung. Wenn Schmidt dekretiert, der spinozistische Substanzbegriff,
den auch Haeckel annehme, sei nichts Metaphysisches, die Substanz liege "in ihren
Daseinsformen durchaus diesseits der Erfahrung," so verweigert die Mehrzahl
der Denker diesem Dekret die Unterwerfung; sie können nun einmal nicht finden,
daß die Erscheinungen den zureichenden Grund ihres Daseins in sich selbst trügen.
Die Dualismusfrage würde nur dann praktische Wichtigkeit gewinnen, wenn die
Pnrsische oder die manichäische Form des Dualismus noch einmal um sich griffe.
Vielmehr handelt es sich in dem großen Geisterkampf unsrer Zeit um zwei andre
Fragen. Die erste lautet: Ist es denkbar, daß die Welt der Erscheinungen ein¬
schließlich der geistigen auf rein physikalischem Wege, durch mechanische Bewegung
von körperlichen Massenteilchen, ohne eine schaffende und ordnende Intelligenz ent¬
standen sei? Die Undenkbarkeit leuchtet nun nicht bloß von vornherein dem ge¬
sunden Menschenverstande ein, sondern sie ist auch von Naturforschern wie Baer
und Lotze und von Philosophen wie Ednard von Hartmann so sonnenklar bewiesen
worden, daß die Jenenser Dekrete sx eatlMrg. gegen die klare und feste Über¬
zeugung der Mehrzahl der Denker nichts ausrichten. Die zweite Frage lautet:
Ist die intelligente Grundursache der Welt persönlich und bewußt oder unpersönlich
und unbewußt zu denken? In dieser Frage ist die Entscheidung schwieriger, eine
klare wissenschaftliche Überzeugung kaum zu erlangen, und die Mehrzahl der Denker



^) Er fragt, warum ich mich nicht auch in diesem Aufsätze ausdrücklich als Laien vor¬
gestellt habe? Weil, wenn man dein Publikum so etwas bei der ersten Vorstellung gesagt hat,
man es nicht bei jeder Gelegenheit zu wiederholen braucht.
Maßgebliches und Unmaßgebliches

die deutschen Katholiken rund heraus erklärt: Unsre Wahlangelegenheiten gehn dich
gar nichts an, davon verstehst du nichts! Der Papst von Jena aber entscheidet
philosophische, exegetische, kircheugeschichtliche, psychologische, pädagogische Fragen,
reformiert die Vorbildung der Juristen, und das alles soll nun jeder Mensch, der
nicht auf eiuer zoologischen Station gearbeitet hat, ohne Widerrede gläubig hin¬
nehmen! Nach Schmidt „muß" Haeckels monistisches Bekenntnis von allen Natur¬
forschern geteilt werden, die vier Bedingungen erfüllen. Die erste Bedingung
lautet: „genügend Kenntnisse im Gesamtgebiet der Naturwissenschaft, vor allem in
der Entwicklungslehre," und Herr Schmidt ist so freundlich beizufügein „wer, wie
z. B. Jentsch, der Laie*) in den Grenzboten, nicht einmal die erste dieser Be¬
dingungen zu erfüllen vermag, dem muß die Befähigung zu einem Urteil über
Welträtseldinge a priori abgesprochen werden." Nun, ich habe, um — nicht über
die Zoologie sondern — über die Philosophie einiger Zoologen mitsprechen zu
können, den ganzen Darwin, die allermeisten Schriften Haeckels, die Werke Weis¬
manns, ein Dutzend Bücher von weniger bekannten Autoren durchstudiert und un¬
zählige naturphilosophische Schriften gelesen; hat Haeckel, ehe er über das Konzil
von Nicäa schrieb, wenigstens Hefeles Konziliengeschichte studiert, oder hat er sich mit
seinem Snladin begnügt?

Da ich mich nun doch noch einmal mit der Haeckelei befassen muß, will ich
auch über die Sache noch etwas sagen. Schmidt schließt sein Vorwort mit dem
Ausruf: „Hie Dualismus! Hie Monismus!" O nein, das ist nicht das Feldgeschrei.
Die Frage, ob Monismus, ob Dualismus, ist vou geringer theoretischer und prak¬
tischer Bedeutung und hat nichts Aufregendes. Den Dualismus der Erscheinungen
erkennt auch Haeckel an; daß ein Gedankenbau oder eine Empfindung anders aus¬
sieht und in eine andre Reihe von Erscheinungen gehört als ein Holzklotz oder ein
Stein oder eine mechanische Bewegung, stellt er nicht in Abrede. Wie aber die
zwei Erscheinungsreiheu metaphysisch zusammenhängen, ob sie auf eine oder ans zwei
Grundursachen zurückgehn, und ob sie mit der Grundursache eines Wesens sind,
das ist theoretisch unerforschlich -— wir haben nur Vermutungen darüber — und
praktisch ohne Bedeutung. Wenn Schmidt dekretiert, der spinozistische Substanzbegriff,
den auch Haeckel annehme, sei nichts Metaphysisches, die Substanz liege „in ihren
Daseinsformen durchaus diesseits der Erfahrung," so verweigert die Mehrzahl
der Denker diesem Dekret die Unterwerfung; sie können nun einmal nicht finden,
daß die Erscheinungen den zureichenden Grund ihres Daseins in sich selbst trügen.
Die Dualismusfrage würde nur dann praktische Wichtigkeit gewinnen, wenn die
Pnrsische oder die manichäische Form des Dualismus noch einmal um sich griffe.
Vielmehr handelt es sich in dem großen Geisterkampf unsrer Zeit um zwei andre
Fragen. Die erste lautet: Ist es denkbar, daß die Welt der Erscheinungen ein¬
schließlich der geistigen auf rein physikalischem Wege, durch mechanische Bewegung
von körperlichen Massenteilchen, ohne eine schaffende und ordnende Intelligenz ent¬
standen sei? Die Undenkbarkeit leuchtet nun nicht bloß von vornherein dem ge¬
sunden Menschenverstande ein, sondern sie ist auch von Naturforschern wie Baer
und Lotze und von Philosophen wie Ednard von Hartmann so sonnenklar bewiesen
worden, daß die Jenenser Dekrete sx eatlMrg. gegen die klare und feste Über¬
zeugung der Mehrzahl der Denker nichts ausrichten. Die zweite Frage lautet:
Ist die intelligente Grundursache der Welt persönlich und bewußt oder unpersönlich
und unbewußt zu denken? In dieser Frage ist die Entscheidung schwieriger, eine
klare wissenschaftliche Überzeugung kaum zu erlangen, und die Mehrzahl der Denker



^) Er fragt, warum ich mich nicht auch in diesem Aufsätze ausdrücklich als Laien vor¬
gestellt habe? Weil, wenn man dein Publikum so etwas bei der ersten Vorstellung gesagt hat,
man es nicht bei jeder Gelegenheit zu wiederholen braucht.
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[0271] Maßgebliches und Unmaßgebliches die deutschen Katholiken rund heraus erklärt: Unsre Wahlangelegenheiten gehn dich gar nichts an, davon verstehst du nichts! Der Papst von Jena aber entscheidet philosophische, exegetische, kircheugeschichtliche, psychologische, pädagogische Fragen, reformiert die Vorbildung der Juristen, und das alles soll nun jeder Mensch, der nicht auf eiuer zoologischen Station gearbeitet hat, ohne Widerrede gläubig hin¬ nehmen! Nach Schmidt „muß" Haeckels monistisches Bekenntnis von allen Natur¬ forschern geteilt werden, die vier Bedingungen erfüllen. Die erste Bedingung lautet: „genügend Kenntnisse im Gesamtgebiet der Naturwissenschaft, vor allem in der Entwicklungslehre," und Herr Schmidt ist so freundlich beizufügein „wer, wie z. B. Jentsch, der Laie*) in den Grenzboten, nicht einmal die erste dieser Be¬ dingungen zu erfüllen vermag, dem muß die Befähigung zu einem Urteil über Welträtseldinge a priori abgesprochen werden." Nun, ich habe, um — nicht über die Zoologie sondern — über die Philosophie einiger Zoologen mitsprechen zu können, den ganzen Darwin, die allermeisten Schriften Haeckels, die Werke Weis¬ manns, ein Dutzend Bücher von weniger bekannten Autoren durchstudiert und un¬ zählige naturphilosophische Schriften gelesen; hat Haeckel, ehe er über das Konzil von Nicäa schrieb, wenigstens Hefeles Konziliengeschichte studiert, oder hat er sich mit seinem Snladin begnügt? Da ich mich nun doch noch einmal mit der Haeckelei befassen muß, will ich auch über die Sache noch etwas sagen. Schmidt schließt sein Vorwort mit dem Ausruf: „Hie Dualismus! Hie Monismus!" O nein, das ist nicht das Feldgeschrei. Die Frage, ob Monismus, ob Dualismus, ist vou geringer theoretischer und prak¬ tischer Bedeutung und hat nichts Aufregendes. Den Dualismus der Erscheinungen erkennt auch Haeckel an; daß ein Gedankenbau oder eine Empfindung anders aus¬ sieht und in eine andre Reihe von Erscheinungen gehört als ein Holzklotz oder ein Stein oder eine mechanische Bewegung, stellt er nicht in Abrede. Wie aber die zwei Erscheinungsreiheu metaphysisch zusammenhängen, ob sie auf eine oder ans zwei Grundursachen zurückgehn, und ob sie mit der Grundursache eines Wesens sind, das ist theoretisch unerforschlich -— wir haben nur Vermutungen darüber — und praktisch ohne Bedeutung. Wenn Schmidt dekretiert, der spinozistische Substanzbegriff, den auch Haeckel annehme, sei nichts Metaphysisches, die Substanz liege „in ihren Daseinsformen durchaus diesseits der Erfahrung," so verweigert die Mehrzahl der Denker diesem Dekret die Unterwerfung; sie können nun einmal nicht finden, daß die Erscheinungen den zureichenden Grund ihres Daseins in sich selbst trügen. Die Dualismusfrage würde nur dann praktische Wichtigkeit gewinnen, wenn die Pnrsische oder die manichäische Form des Dualismus noch einmal um sich griffe. Vielmehr handelt es sich in dem großen Geisterkampf unsrer Zeit um zwei andre Fragen. Die erste lautet: Ist es denkbar, daß die Welt der Erscheinungen ein¬ schließlich der geistigen auf rein physikalischem Wege, durch mechanische Bewegung von körperlichen Massenteilchen, ohne eine schaffende und ordnende Intelligenz ent¬ standen sei? Die Undenkbarkeit leuchtet nun nicht bloß von vornherein dem ge¬ sunden Menschenverstande ein, sondern sie ist auch von Naturforschern wie Baer und Lotze und von Philosophen wie Ednard von Hartmann so sonnenklar bewiesen worden, daß die Jenenser Dekrete sx eatlMrg. gegen die klare und feste Über¬ zeugung der Mehrzahl der Denker nichts ausrichten. Die zweite Frage lautet: Ist die intelligente Grundursache der Welt persönlich und bewußt oder unpersönlich und unbewußt zu denken? In dieser Frage ist die Entscheidung schwieriger, eine klare wissenschaftliche Überzeugung kaum zu erlangen, und die Mehrzahl der Denker ^) Er fragt, warum ich mich nicht auch in diesem Aufsätze ausdrücklich als Laien vor¬ gestellt habe? Weil, wenn man dein Publikum so etwas bei der ersten Vorstellung gesagt hat, man es nicht bei jeder Gelegenheit zu wiederholen braucht.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_291076/271>, abgerufen am 16.06.2024.