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Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

der den bisherigen Überlieferungen dieses hochgeschätzten und bornehmen Fachblcitts
durchaus zuwiderläuft. Die schlimmste Beschuldigung liegt dabei in dem Satze:
"Wenn der Herr Kapitänleutnant aus Unverstand und Verachtung aller bisherigen
Erfahrungen seine eigne Haut zu Markte tragen will, so hat er das mit sich selbst
abzumachen! daß er aber dnrch seine Autorität uncrfcchrne Leute mit ins Verderben
lockt, kann nicht entschieden genug verurteilt werden." Mit keinem Worte begründet
Herr Wichmnnn diese schwere Verdächtigung, die er einem Manne nachschleudert,
der abgereist ist, um für die Lösung eines geographischen Problems allerdings sein
Leben und das seiner Mannschaft zu wagen. Als Freund dieses neusten deutschen
Polarfahrers kann ich die sonderbaren Ausführungen des Herrn Wichmann nicht
ohne Entgegnung bestehn lassen.

Bnuendahl faßte meines Erachtens sein Unternehmen sehr richtig, sehr ernst
und sehr verständig auf, als er uns bei seiner Abfahrt zurief: "Auch wir ziehn in
eiuen Kampf auf Leben und Tod, wie die Kameraden, die kürzlich nach China ab¬
fuhren; auch wir wollen für deutsche Ehre einen schweren Kampf kämpfen, nicht
gegen menschliche Feinde, aber gegen nicht minder gefährliche Gewalten und gegen
Entbehrungen aller Art." Völlige Unkenntnis der Seemannsnatur zeigt um die
Behauptung Wichmanns, Baumbast locke nnerfcchrne Leute mit ins Verderben. Er
hatte die Auswahl unter vielen tüchtigen Leuten; als sein Unternehmen in den
Tageblättern besprochen wurde, liefen fortwährend Anmeldungen früherer Maate
(Unteroffiziere) und Matrosen bei ihm ein. Darin liegt schon ein Beweis, ein wie
großes Zutrauen Leute, die unter ihm gedient hatten, ihn also kennen, zu Bauen-
dahls Tüchtigkeit und Leistungsfähigkeit haben. Er hat sich hier ganz vorzügliche
Leute aussuchen können; mit guter Überlegung hat er nur erfahrne Seeleute ge¬
wählt, Männer, die an schwere Gefahren längst gewöhnt sind. Er hat sie alle
ausdrücklich und genau, das läßt sich durch Zeugen erhärten, auf die besondern
Gefahren seines Plans aufmerksam gemacht, und doch ist keiner von ihnen zurück¬
getreten. Und wer den Seemannsbernf kennt, wird sich nicht darüber wundern;
der Seemann, der überall und jederzeit auf dem Meere "seiue Haut zu Markte
tragen" muß, rechnet es sich selber gar nicht als eine so ganz außergewöhnliche
That an, einmal zur Abwechslung nach dem Nordpol zu fahren, denn er denkt:
viel schlimmer als im chinesischen Taifun oder im westindischen Orkan oder im Neu-
fnndlandnebel oder auf einem brennenden Schiff im Stillen Ozean oder als Schiff¬
brüchiger auf einem australischen Korallenriff kann die Sache ja doch nicht werden.
Auch den einfachen Seemann kennt Herr Wichmann sehr schlecht, wenn er ihn un¬
erfahren nennt. Trotz der zuweilen recht gruselig-rmnautischeu Geschichtchen Nansens
weiß Jan Maat ganz genau, daß er auch auf großen Schiffen und in eisfreiem
Wasser jederzeit ähnlichen Gefahren ausgesetzt sein kann, wie jeder Nordpolfahrer.
Sein Leben steht eben hier wie da oft genug auf dem Spiele -- genau wie beim
Krieger im Felde. Aber was will Herr Wichmann denn mit diesen: häßlichen Satze
sagen? Giebt es überhaupt gefahrlose Polarunternehmuugen? Möge er doch einmal
die Polarfahrer nennen, die auf ihren Reisen weder ihre eigne noch ihrer Leute
Haut zu Markte getragen haben -- wir kennen keine!

Sehr unwissenschaftlich und undeutsch überhaupt finde ich die Methode, einen
Mnun, der eine kühne That unternommen hat, zu bekritteln und abzukanzeln, ohne
über seine Persönlichkeit und über seine Reisevorbereitungen zuverlässige und gründ¬
liche Nachrichten zu haben. Herr Wichmnnn hat eben keine Ahnung davon, daß
Baumbast sich drei Jahre lang, freilich in aller Stille und ohne irgend welche
Reklame für sich zu machen, ohne den Raufen ante vxpöäitiouöm zu spielen -- auf
seine Reise praktisch und theoretisch vorbereitet hat. Thatsächlich hat er sich alle Er¬
fahrungen glücklicher und unglücklicher Vorgänger zu nutze gemacht, hat alle wichtigen


Maßgebliches und Unmaßgebliches

der den bisherigen Überlieferungen dieses hochgeschätzten und bornehmen Fachblcitts
durchaus zuwiderläuft. Die schlimmste Beschuldigung liegt dabei in dem Satze:
„Wenn der Herr Kapitänleutnant aus Unverstand und Verachtung aller bisherigen
Erfahrungen seine eigne Haut zu Markte tragen will, so hat er das mit sich selbst
abzumachen! daß er aber dnrch seine Autorität uncrfcchrne Leute mit ins Verderben
lockt, kann nicht entschieden genug verurteilt werden." Mit keinem Worte begründet
Herr Wichmnnn diese schwere Verdächtigung, die er einem Manne nachschleudert,
der abgereist ist, um für die Lösung eines geographischen Problems allerdings sein
Leben und das seiner Mannschaft zu wagen. Als Freund dieses neusten deutschen
Polarfahrers kann ich die sonderbaren Ausführungen des Herrn Wichmann nicht
ohne Entgegnung bestehn lassen.

Bnuendahl faßte meines Erachtens sein Unternehmen sehr richtig, sehr ernst
und sehr verständig auf, als er uns bei seiner Abfahrt zurief: „Auch wir ziehn in
eiuen Kampf auf Leben und Tod, wie die Kameraden, die kürzlich nach China ab¬
fuhren; auch wir wollen für deutsche Ehre einen schweren Kampf kämpfen, nicht
gegen menschliche Feinde, aber gegen nicht minder gefährliche Gewalten und gegen
Entbehrungen aller Art." Völlige Unkenntnis der Seemannsnatur zeigt um die
Behauptung Wichmanns, Baumbast locke nnerfcchrne Leute mit ins Verderben. Er
hatte die Auswahl unter vielen tüchtigen Leuten; als sein Unternehmen in den
Tageblättern besprochen wurde, liefen fortwährend Anmeldungen früherer Maate
(Unteroffiziere) und Matrosen bei ihm ein. Darin liegt schon ein Beweis, ein wie
großes Zutrauen Leute, die unter ihm gedient hatten, ihn also kennen, zu Bauen-
dahls Tüchtigkeit und Leistungsfähigkeit haben. Er hat sich hier ganz vorzügliche
Leute aussuchen können; mit guter Überlegung hat er nur erfahrne Seeleute ge¬
wählt, Männer, die an schwere Gefahren längst gewöhnt sind. Er hat sie alle
ausdrücklich und genau, das läßt sich durch Zeugen erhärten, auf die besondern
Gefahren seines Plans aufmerksam gemacht, und doch ist keiner von ihnen zurück¬
getreten. Und wer den Seemannsbernf kennt, wird sich nicht darüber wundern;
der Seemann, der überall und jederzeit auf dem Meere „seiue Haut zu Markte
tragen" muß, rechnet es sich selber gar nicht als eine so ganz außergewöhnliche
That an, einmal zur Abwechslung nach dem Nordpol zu fahren, denn er denkt:
viel schlimmer als im chinesischen Taifun oder im westindischen Orkan oder im Neu-
fnndlandnebel oder auf einem brennenden Schiff im Stillen Ozean oder als Schiff¬
brüchiger auf einem australischen Korallenriff kann die Sache ja doch nicht werden.
Auch den einfachen Seemann kennt Herr Wichmann sehr schlecht, wenn er ihn un¬
erfahren nennt. Trotz der zuweilen recht gruselig-rmnautischeu Geschichtchen Nansens
weiß Jan Maat ganz genau, daß er auch auf großen Schiffen und in eisfreiem
Wasser jederzeit ähnlichen Gefahren ausgesetzt sein kann, wie jeder Nordpolfahrer.
Sein Leben steht eben hier wie da oft genug auf dem Spiele — genau wie beim
Krieger im Felde. Aber was will Herr Wichmann denn mit diesen: häßlichen Satze
sagen? Giebt es überhaupt gefahrlose Polarunternehmuugen? Möge er doch einmal
die Polarfahrer nennen, die auf ihren Reisen weder ihre eigne noch ihrer Leute
Haut zu Markte getragen haben — wir kennen keine!

Sehr unwissenschaftlich und undeutsch überhaupt finde ich die Methode, einen
Mnun, der eine kühne That unternommen hat, zu bekritteln und abzukanzeln, ohne
über seine Persönlichkeit und über seine Reisevorbereitungen zuverlässige und gründ¬
liche Nachrichten zu haben. Herr Wichmnnn hat eben keine Ahnung davon, daß
Baumbast sich drei Jahre lang, freilich in aller Stille und ohne irgend welche
Reklame für sich zu machen, ohne den Raufen ante vxpöäitiouöm zu spielen — auf
seine Reise praktisch und theoretisch vorbereitet hat. Thatsächlich hat er sich alle Er¬
fahrungen glücklicher und unglücklicher Vorgänger zu nutze gemacht, hat alle wichtigen


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[0322] Maßgebliches und Unmaßgebliches der den bisherigen Überlieferungen dieses hochgeschätzten und bornehmen Fachblcitts durchaus zuwiderläuft. Die schlimmste Beschuldigung liegt dabei in dem Satze: „Wenn der Herr Kapitänleutnant aus Unverstand und Verachtung aller bisherigen Erfahrungen seine eigne Haut zu Markte tragen will, so hat er das mit sich selbst abzumachen! daß er aber dnrch seine Autorität uncrfcchrne Leute mit ins Verderben lockt, kann nicht entschieden genug verurteilt werden." Mit keinem Worte begründet Herr Wichmnnn diese schwere Verdächtigung, die er einem Manne nachschleudert, der abgereist ist, um für die Lösung eines geographischen Problems allerdings sein Leben und das seiner Mannschaft zu wagen. Als Freund dieses neusten deutschen Polarfahrers kann ich die sonderbaren Ausführungen des Herrn Wichmann nicht ohne Entgegnung bestehn lassen. Bnuendahl faßte meines Erachtens sein Unternehmen sehr richtig, sehr ernst und sehr verständig auf, als er uns bei seiner Abfahrt zurief: „Auch wir ziehn in eiuen Kampf auf Leben und Tod, wie die Kameraden, die kürzlich nach China ab¬ fuhren; auch wir wollen für deutsche Ehre einen schweren Kampf kämpfen, nicht gegen menschliche Feinde, aber gegen nicht minder gefährliche Gewalten und gegen Entbehrungen aller Art." Völlige Unkenntnis der Seemannsnatur zeigt um die Behauptung Wichmanns, Baumbast locke nnerfcchrne Leute mit ins Verderben. Er hatte die Auswahl unter vielen tüchtigen Leuten; als sein Unternehmen in den Tageblättern besprochen wurde, liefen fortwährend Anmeldungen früherer Maate (Unteroffiziere) und Matrosen bei ihm ein. Darin liegt schon ein Beweis, ein wie großes Zutrauen Leute, die unter ihm gedient hatten, ihn also kennen, zu Bauen- dahls Tüchtigkeit und Leistungsfähigkeit haben. Er hat sich hier ganz vorzügliche Leute aussuchen können; mit guter Überlegung hat er nur erfahrne Seeleute ge¬ wählt, Männer, die an schwere Gefahren längst gewöhnt sind. Er hat sie alle ausdrücklich und genau, das läßt sich durch Zeugen erhärten, auf die besondern Gefahren seines Plans aufmerksam gemacht, und doch ist keiner von ihnen zurück¬ getreten. Und wer den Seemannsbernf kennt, wird sich nicht darüber wundern; der Seemann, der überall und jederzeit auf dem Meere „seiue Haut zu Markte tragen" muß, rechnet es sich selber gar nicht als eine so ganz außergewöhnliche That an, einmal zur Abwechslung nach dem Nordpol zu fahren, denn er denkt: viel schlimmer als im chinesischen Taifun oder im westindischen Orkan oder im Neu- fnndlandnebel oder auf einem brennenden Schiff im Stillen Ozean oder als Schiff¬ brüchiger auf einem australischen Korallenriff kann die Sache ja doch nicht werden. Auch den einfachen Seemann kennt Herr Wichmann sehr schlecht, wenn er ihn un¬ erfahren nennt. Trotz der zuweilen recht gruselig-rmnautischeu Geschichtchen Nansens weiß Jan Maat ganz genau, daß er auch auf großen Schiffen und in eisfreiem Wasser jederzeit ähnlichen Gefahren ausgesetzt sein kann, wie jeder Nordpolfahrer. Sein Leben steht eben hier wie da oft genug auf dem Spiele — genau wie beim Krieger im Felde. Aber was will Herr Wichmann denn mit diesen: häßlichen Satze sagen? Giebt es überhaupt gefahrlose Polarunternehmuugen? Möge er doch einmal die Polarfahrer nennen, die auf ihren Reisen weder ihre eigne noch ihrer Leute Haut zu Markte getragen haben — wir kennen keine! Sehr unwissenschaftlich und undeutsch überhaupt finde ich die Methode, einen Mnun, der eine kühne That unternommen hat, zu bekritteln und abzukanzeln, ohne über seine Persönlichkeit und über seine Reisevorbereitungen zuverlässige und gründ¬ liche Nachrichten zu haben. Herr Wichmnnn hat eben keine Ahnung davon, daß Baumbast sich drei Jahre lang, freilich in aller Stille und ohne irgend welche Reklame für sich zu machen, ohne den Raufen ante vxpöäitiouöm zu spielen — auf seine Reise praktisch und theoretisch vorbereitet hat. Thatsächlich hat er sich alle Er¬ fahrungen glücklicher und unglücklicher Vorgänger zu nutze gemacht, hat alle wichtigen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_291076/322>, abgerufen am 16.06.2024.