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Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Polarwerke gründlich studiert. Als praktischer Kopf ist er auf Grund seiner Studien
zu dem Schlüsse gekommen, daß die Frage des Vordringens bis zum Pol in der
Hauptsache eine Magenfrage ist; denn bekanntlich hat Prvviantmangel alle Schlitten¬
reisenden der letzten Jahrzehnte zur Umkehr gezwungen. Darum hat er den Schwer¬
punkt seiner Vorbereitungen darauf gelegt, eine Methode zu ersinnen, wie eine ge¬
nügende Proviantmenge bequem, sicher und möglichst schnell über das Eis, und
zwar auch über die ungünstigsten Gebilde der nordischen Gebiete hinweg polwärts
geschafft werden könnte. Mit einer sehr sinnreichen und doch ziemlich einfachen Er¬
findung ist ihm dies gelungen; was darüber in die Öffentlichkeit gedrungen ist, ist
nicht genau, weil Baueudahl seine Erfindung aus gutem Grunde geheim gehalten
und nur wenigen den praktischen Kniff der Einrichtung ausführlich erklärt hat. Als
umsichtiger und vorsichtiger Seemann hat Baueudahl seine Einrichtung vorher
gründlich erprobt. Ich habe von seiner Erklärung die feste Überzeugung gewonnen,
daß noch nie ein Polarfahrer praktischere Transportmittel für seinen Proviant mit¬
gehabt hat. Von einem "unreifen Projekt," wie Herr Wichmann sich auszudrücken
beliebt, kann also wohl schon wegen der bisher angeführten Thatsachen keine Rede
sein. Es scheint fast, als ob Herr Wichmnnn auch den "Matador," ein gutes
starkes Holzschiff von vierundvierzig Tonnen, mit Eisenhautpanzerung und mit aus¬
reichenden innern Verstärkungen, für z" klein hält; aber was hat es denn zu be¬
deuten, daß er seinen Lesern Björlings und Kallsteniussens Schicksal als abschreckendes
Beispiel, woran Baumbast hätte lernen müssen, anführt? Die beiden Schweden
haben das Unglück gehabt, mit ihrem Fahrzeug zu stranden; das passiert bekanntlich
much außerhalb der Polarmeere großen und kleinen Schiffen tagtäglich. Wenn auf
dieser Erfahrung die Besegelung des nördlichen Eismeers mit Fahrzeugen ähnlicher
Art, wie diese Schweden eins benutzten, uach Wichmann unterbleiben soll -- denn
anders ist seine Warnung doch nicht zu verstehn --, nun so darf man wohl Herrn
Wichmann den dringenden Rat erteilen, sich nie auf die Eisenbahn zu setzen, und
namentlich nicht andre Menschen zu einer Bahnfahrt zu verlocken, weil durch Ent¬
gleisungen usw. schon Menschen das Leben verloren haben. Begreift denn Herr
Wichmann nicht, welche Steine er mit seinen Ausführungen auf seinen berühmten
Meister wirft? War deun die erste kleine, von Petermann allein ins Leben ge-
rufne Nordpvlfahrt Koldeweys ans der Segeljacht von 33 Kvmmerzlnst dann nicht
erst recht ein gänzlich "unreifes Projekt" ? Müssen denn unbedingt Millionen auf¬
gewandt werden, um heutzutage einer Polarfahrt den gehörigen Nimbus zu ver¬
leihen? Muß mau einem Geographen ins Gedächtnis rufen, daß John Davis auf
einem Fischerfahrzeuge von fünfunddreißig Tonnen, "Moonshine," und sicherlich ohne
Eisenbart und innere Verstärkungen in den Jahren 1585, 1586 während der
heftigsten Äquinoktialstürme bis in den Cumberlandsnnd vordrang; daß Barentz
und Heemskerk 1596 gegen ihren Willen an der Nordspitze von Nowajci Semlja
überwinterten, ohne mit modernen Konserven, und was hente alles dazu gehört,
ausgerüstet zu sein? Wie viele Entdecknngsfahrten hätten wohl unterbleiben müssen,
wenn man den Seefahrern Vorschriften über die Größe ihrer Fahrzeuge gemacht
hätte?

An der wissenschaftlichen Befähigung Baueudahls zu zweifeln, mich dazu hat
Herr Wichmnnn nicht die geringste Berechtigung; jedermann weiß, daß ein See¬
offizier, der fünfzehn Jahre oder mehr zur See gefahren ist, wie Baumbast,
jedenfalls zuverlässigere astronomische, magnetische und meteorologische Beobachtungen
liefern wird als irgend ein Fachgelehrter, der sich vorher von Berufs wegen mit
derlei nicht befaßt hat. wie z. B. Raufen, der ja wohl Zoologe von Haus aus ist.
Aber trotz seiner vielseitigen'Kenntnisse hat Baueudahl doch nicht verfehlt, sich vor
seiner Abreise uoch in vielen praktischen und theoretischen Dingen, die sich ans die


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Polarwerke gründlich studiert. Als praktischer Kopf ist er auf Grund seiner Studien
zu dem Schlüsse gekommen, daß die Frage des Vordringens bis zum Pol in der
Hauptsache eine Magenfrage ist; denn bekanntlich hat Prvviantmangel alle Schlitten¬
reisenden der letzten Jahrzehnte zur Umkehr gezwungen. Darum hat er den Schwer¬
punkt seiner Vorbereitungen darauf gelegt, eine Methode zu ersinnen, wie eine ge¬
nügende Proviantmenge bequem, sicher und möglichst schnell über das Eis, und
zwar auch über die ungünstigsten Gebilde der nordischen Gebiete hinweg polwärts
geschafft werden könnte. Mit einer sehr sinnreichen und doch ziemlich einfachen Er¬
findung ist ihm dies gelungen; was darüber in die Öffentlichkeit gedrungen ist, ist
nicht genau, weil Baueudahl seine Erfindung aus gutem Grunde geheim gehalten
und nur wenigen den praktischen Kniff der Einrichtung ausführlich erklärt hat. Als
umsichtiger und vorsichtiger Seemann hat Baueudahl seine Einrichtung vorher
gründlich erprobt. Ich habe von seiner Erklärung die feste Überzeugung gewonnen,
daß noch nie ein Polarfahrer praktischere Transportmittel für seinen Proviant mit¬
gehabt hat. Von einem „unreifen Projekt," wie Herr Wichmann sich auszudrücken
beliebt, kann also wohl schon wegen der bisher angeführten Thatsachen keine Rede
sein. Es scheint fast, als ob Herr Wichmnnn auch den „Matador," ein gutes
starkes Holzschiff von vierundvierzig Tonnen, mit Eisenhautpanzerung und mit aus¬
reichenden innern Verstärkungen, für z» klein hält; aber was hat es denn zu be¬
deuten, daß er seinen Lesern Björlings und Kallsteniussens Schicksal als abschreckendes
Beispiel, woran Baumbast hätte lernen müssen, anführt? Die beiden Schweden
haben das Unglück gehabt, mit ihrem Fahrzeug zu stranden; das passiert bekanntlich
much außerhalb der Polarmeere großen und kleinen Schiffen tagtäglich. Wenn auf
dieser Erfahrung die Besegelung des nördlichen Eismeers mit Fahrzeugen ähnlicher
Art, wie diese Schweden eins benutzten, uach Wichmann unterbleiben soll — denn
anders ist seine Warnung doch nicht zu verstehn —, nun so darf man wohl Herrn
Wichmann den dringenden Rat erteilen, sich nie auf die Eisenbahn zu setzen, und
namentlich nicht andre Menschen zu einer Bahnfahrt zu verlocken, weil durch Ent¬
gleisungen usw. schon Menschen das Leben verloren haben. Begreift denn Herr
Wichmann nicht, welche Steine er mit seinen Ausführungen auf seinen berühmten
Meister wirft? War deun die erste kleine, von Petermann allein ins Leben ge-
rufne Nordpvlfahrt Koldeweys ans der Segeljacht von 33 Kvmmerzlnst dann nicht
erst recht ein gänzlich „unreifes Projekt" ? Müssen denn unbedingt Millionen auf¬
gewandt werden, um heutzutage einer Polarfahrt den gehörigen Nimbus zu ver¬
leihen? Muß mau einem Geographen ins Gedächtnis rufen, daß John Davis auf
einem Fischerfahrzeuge von fünfunddreißig Tonnen, „Moonshine," und sicherlich ohne
Eisenbart und innere Verstärkungen in den Jahren 1585, 1586 während der
heftigsten Äquinoktialstürme bis in den Cumberlandsnnd vordrang; daß Barentz
und Heemskerk 1596 gegen ihren Willen an der Nordspitze von Nowajci Semlja
überwinterten, ohne mit modernen Konserven, und was hente alles dazu gehört,
ausgerüstet zu sein? Wie viele Entdecknngsfahrten hätten wohl unterbleiben müssen,
wenn man den Seefahrern Vorschriften über die Größe ihrer Fahrzeuge gemacht
hätte?

An der wissenschaftlichen Befähigung Baueudahls zu zweifeln, mich dazu hat
Herr Wichmnnn nicht die geringste Berechtigung; jedermann weiß, daß ein See¬
offizier, der fünfzehn Jahre oder mehr zur See gefahren ist, wie Baumbast,
jedenfalls zuverlässigere astronomische, magnetische und meteorologische Beobachtungen
liefern wird als irgend ein Fachgelehrter, der sich vorher von Berufs wegen mit
derlei nicht befaßt hat. wie z. B. Raufen, der ja wohl Zoologe von Haus aus ist.
Aber trotz seiner vielseitigen'Kenntnisse hat Baueudahl doch nicht verfehlt, sich vor
seiner Abreise uoch in vielen praktischen und theoretischen Dingen, die sich ans die


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[0323] Maßgebliches und Unmaßgebliches Polarwerke gründlich studiert. Als praktischer Kopf ist er auf Grund seiner Studien zu dem Schlüsse gekommen, daß die Frage des Vordringens bis zum Pol in der Hauptsache eine Magenfrage ist; denn bekanntlich hat Prvviantmangel alle Schlitten¬ reisenden der letzten Jahrzehnte zur Umkehr gezwungen. Darum hat er den Schwer¬ punkt seiner Vorbereitungen darauf gelegt, eine Methode zu ersinnen, wie eine ge¬ nügende Proviantmenge bequem, sicher und möglichst schnell über das Eis, und zwar auch über die ungünstigsten Gebilde der nordischen Gebiete hinweg polwärts geschafft werden könnte. Mit einer sehr sinnreichen und doch ziemlich einfachen Er¬ findung ist ihm dies gelungen; was darüber in die Öffentlichkeit gedrungen ist, ist nicht genau, weil Baueudahl seine Erfindung aus gutem Grunde geheim gehalten und nur wenigen den praktischen Kniff der Einrichtung ausführlich erklärt hat. Als umsichtiger und vorsichtiger Seemann hat Baueudahl seine Einrichtung vorher gründlich erprobt. Ich habe von seiner Erklärung die feste Überzeugung gewonnen, daß noch nie ein Polarfahrer praktischere Transportmittel für seinen Proviant mit¬ gehabt hat. Von einem „unreifen Projekt," wie Herr Wichmann sich auszudrücken beliebt, kann also wohl schon wegen der bisher angeführten Thatsachen keine Rede sein. Es scheint fast, als ob Herr Wichmnnn auch den „Matador," ein gutes starkes Holzschiff von vierundvierzig Tonnen, mit Eisenhautpanzerung und mit aus¬ reichenden innern Verstärkungen, für z» klein hält; aber was hat es denn zu be¬ deuten, daß er seinen Lesern Björlings und Kallsteniussens Schicksal als abschreckendes Beispiel, woran Baumbast hätte lernen müssen, anführt? Die beiden Schweden haben das Unglück gehabt, mit ihrem Fahrzeug zu stranden; das passiert bekanntlich much außerhalb der Polarmeere großen und kleinen Schiffen tagtäglich. Wenn auf dieser Erfahrung die Besegelung des nördlichen Eismeers mit Fahrzeugen ähnlicher Art, wie diese Schweden eins benutzten, uach Wichmann unterbleiben soll — denn anders ist seine Warnung doch nicht zu verstehn —, nun so darf man wohl Herrn Wichmann den dringenden Rat erteilen, sich nie auf die Eisenbahn zu setzen, und namentlich nicht andre Menschen zu einer Bahnfahrt zu verlocken, weil durch Ent¬ gleisungen usw. schon Menschen das Leben verloren haben. Begreift denn Herr Wichmann nicht, welche Steine er mit seinen Ausführungen auf seinen berühmten Meister wirft? War deun die erste kleine, von Petermann allein ins Leben ge- rufne Nordpvlfahrt Koldeweys ans der Segeljacht von 33 Kvmmerzlnst dann nicht erst recht ein gänzlich „unreifes Projekt" ? Müssen denn unbedingt Millionen auf¬ gewandt werden, um heutzutage einer Polarfahrt den gehörigen Nimbus zu ver¬ leihen? Muß mau einem Geographen ins Gedächtnis rufen, daß John Davis auf einem Fischerfahrzeuge von fünfunddreißig Tonnen, „Moonshine," und sicherlich ohne Eisenbart und innere Verstärkungen in den Jahren 1585, 1586 während der heftigsten Äquinoktialstürme bis in den Cumberlandsnnd vordrang; daß Barentz und Heemskerk 1596 gegen ihren Willen an der Nordspitze von Nowajci Semlja überwinterten, ohne mit modernen Konserven, und was hente alles dazu gehört, ausgerüstet zu sein? Wie viele Entdecknngsfahrten hätten wohl unterbleiben müssen, wenn man den Seefahrern Vorschriften über die Größe ihrer Fahrzeuge gemacht hätte? An der wissenschaftlichen Befähigung Baueudahls zu zweifeln, mich dazu hat Herr Wichmnnn nicht die geringste Berechtigung; jedermann weiß, daß ein See¬ offizier, der fünfzehn Jahre oder mehr zur See gefahren ist, wie Baumbast, jedenfalls zuverlässigere astronomische, magnetische und meteorologische Beobachtungen liefern wird als irgend ein Fachgelehrter, der sich vorher von Berufs wegen mit derlei nicht befaßt hat. wie z. B. Raufen, der ja wohl Zoologe von Haus aus ist. Aber trotz seiner vielseitigen'Kenntnisse hat Baueudahl doch nicht verfehlt, sich vor seiner Abreise uoch in vielen praktischen und theoretischen Dingen, die sich ans die

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_291076/323>, abgerufen am 16.06.2024.