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Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Viertes Vierteljahr.

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Das Jahrhundert ^9

im 31, Lebensjahr gekreuzigt worden und am 25. März auferstanden. Nun
siel Ostern im Jahre 563 auf deu 25. März, also auch vor 532 ^ 28 . 19
Jahren (28 ist der Sonnenzirket, 19 der Mondzirkel), d. i. das Jahr 31 seiner
Era. Koppe meint, es sei möglich, daß Dionysius bei der Ungewißheit aller
überlieferten Zeitangaben seine Era künstlich zugerichtet habe. Diesen Gedanken
möchte ich unterstützen. Das erste Jahr seiner Ostertafel war ein Schaltjahr
und sollte wie die cyrillische Zahl 248 durch 4 teilbar sein. Die seit Christi
Geburt abgelaufne Zeit betrug ungefähr 530 bis 536 Jahre, soweit es ihm
bekannt geworden war. Er wählte 532, weil es ihn gereizt haben mag,
gerade und der Periode des Aninnus und Viktorius, dein Produkt aus
Sonnen- und Mondzirkel, beginnen zu können. Genauer wäre ja das Schalt¬
jahr 536 gewesen, aber von der größern Wahrscheinlichkeit dieser Zahl wußte
er nichts. Das Jahr 0 753 der Stadt Rom hatte dieselben Sonnen- und
Mondzcchleu wie 532, und die neuern Chronologen nehmen an, daß Dionysius
geglaubt habe, Jesus sei an 25. Dezember 753 der Stadt geboren. Der An¬
fang seiner Era, seines Jahres 1, sei aber doch der 1. Jänner 754.

Ein Nückwürtszählen bis zur Jahreszahl 1 war für die Ostertafel nicht
erforderlich; für weltliche historische Daten bediente man sich der alten Zeit¬
angaben nach der Erbauung Roms u. a. Auch Welt-Eren waren in Gebrauch;
die Byzantinische galt in Rußland bis 1700, die Juliauischc des stätiger wird
noch in chronologischen Werken benutzt. Eine Welt-Era ist eine Jahr-Skate
ähnlich der Grad-Skate des Fahrenheitschen Thermometers; man will in beideu
die negativen Zahlen vermeiden. Da diese Zeitrechnung aber zweierlei Jahres¬
zahlen schuf, so entschloß man sich endlich im Jahrhundert 17, die Era des
Dionysius rückwärts über Christus hinauszuführen. Hierbei konnten zwei
Wege eingeschlagen werden: entweder man ließ dem Jahre 1 nach Christus
das Jahr i on- Christus unmittelbar voraufgehn, oder man hob das Jahr,
worin sich Verkündigung, Beschattung, Geburt vollzogen, als ein Ganzes hervor
"ut zählte die Jahre vor und nach diesem Christnsjahr.



Die Historiker haben den ersten Weg U ^ einegewesen, weil er sich an die astronomische ZaMei
Unlogikvermeidet,nämliolende:

^christliche '
^eit trat eine eigen-Bei der Erweiterung der Era aus dre r^ l ^ ^. ^ H^rrscher-Erentümliche Umwertung ein. Während man ^ ^ ^or" ^ "uach"Nabonassar, Seleukus, Diokletian "seit" sagte, ^ ^-^M^spürte verlegtheißen, und die Geburt Christi genau an - ^ ^ ^werden. Da aber Weihnachten als Gebun.^ gewöhnte man sichd." 1, ^ -^"W^M^ pallmählich an die Vorstellung, daß 753 da.'


Das Jahrhundert ^9

im 31, Lebensjahr gekreuzigt worden und am 25. März auferstanden. Nun
siel Ostern im Jahre 563 auf deu 25. März, also auch vor 532 ^ 28 . 19
Jahren (28 ist der Sonnenzirket, 19 der Mondzirkel), d. i. das Jahr 31 seiner
Era. Koppe meint, es sei möglich, daß Dionysius bei der Ungewißheit aller
überlieferten Zeitangaben seine Era künstlich zugerichtet habe. Diesen Gedanken
möchte ich unterstützen. Das erste Jahr seiner Ostertafel war ein Schaltjahr
und sollte wie die cyrillische Zahl 248 durch 4 teilbar sein. Die seit Christi
Geburt abgelaufne Zeit betrug ungefähr 530 bis 536 Jahre, soweit es ihm
bekannt geworden war. Er wählte 532, weil es ihn gereizt haben mag,
gerade und der Periode des Aninnus und Viktorius, dein Produkt aus
Sonnen- und Mondzirkel, beginnen zu können. Genauer wäre ja das Schalt¬
jahr 536 gewesen, aber von der größern Wahrscheinlichkeit dieser Zahl wußte
er nichts. Das Jahr 0 753 der Stadt Rom hatte dieselben Sonnen- und
Mondzcchleu wie 532, und die neuern Chronologen nehmen an, daß Dionysius
geglaubt habe, Jesus sei an 25. Dezember 753 der Stadt geboren. Der An¬
fang seiner Era, seines Jahres 1, sei aber doch der 1. Jänner 754.

Ein Nückwürtszählen bis zur Jahreszahl 1 war für die Ostertafel nicht
erforderlich; für weltliche historische Daten bediente man sich der alten Zeit¬
angaben nach der Erbauung Roms u. a. Auch Welt-Eren waren in Gebrauch;
die Byzantinische galt in Rußland bis 1700, die Juliauischc des stätiger wird
noch in chronologischen Werken benutzt. Eine Welt-Era ist eine Jahr-Skate
ähnlich der Grad-Skate des Fahrenheitschen Thermometers; man will in beideu
die negativen Zahlen vermeiden. Da diese Zeitrechnung aber zweierlei Jahres¬
zahlen schuf, so entschloß man sich endlich im Jahrhundert 17, die Era des
Dionysius rückwärts über Christus hinauszuführen. Hierbei konnten zwei
Wege eingeschlagen werden: entweder man ließ dem Jahre 1 nach Christus
das Jahr i on- Christus unmittelbar voraufgehn, oder man hob das Jahr,
worin sich Verkündigung, Beschattung, Geburt vollzogen, als ein Ganzes hervor
"ut zählte die Jahre vor und nach diesem Christnsjahr.



Die Historiker haben den ersten Weg U ^ einegewesen, weil er sich an die astronomische ZaMei
Unlogikvermeidet,nämliolende:

^christliche '
^eit trat eine eigen-Bei der Erweiterung der Era aus dre r^ l ^ ^. ^ H^rrscher-Erentümliche Umwertung ein. Während man ^ ^ ^or" ^ „uach"Nabonassar, Seleukus, Diokletian „seit" sagte, ^ ^-^M^spürte verlegtheißen, und die Geburt Christi genau an - ^ ^ ^werden. Da aber Weihnachten als Gebun.^ gewöhnte man sichd.« 1, ^ -^»W^M^ pallmählich an die Vorstellung, daß 753 da.'


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[0593] Das Jahrhundert ^9 im 31, Lebensjahr gekreuzigt worden und am 25. März auferstanden. Nun siel Ostern im Jahre 563 auf deu 25. März, also auch vor 532 ^ 28 . 19 Jahren (28 ist der Sonnenzirket, 19 der Mondzirkel), d. i. das Jahr 31 seiner Era. Koppe meint, es sei möglich, daß Dionysius bei der Ungewißheit aller überlieferten Zeitangaben seine Era künstlich zugerichtet habe. Diesen Gedanken möchte ich unterstützen. Das erste Jahr seiner Ostertafel war ein Schaltjahr und sollte wie die cyrillische Zahl 248 durch 4 teilbar sein. Die seit Christi Geburt abgelaufne Zeit betrug ungefähr 530 bis 536 Jahre, soweit es ihm bekannt geworden war. Er wählte 532, weil es ihn gereizt haben mag, gerade und der Periode des Aninnus und Viktorius, dein Produkt aus Sonnen- und Mondzirkel, beginnen zu können. Genauer wäre ja das Schalt¬ jahr 536 gewesen, aber von der größern Wahrscheinlichkeit dieser Zahl wußte er nichts. Das Jahr 0 753 der Stadt Rom hatte dieselben Sonnen- und Mondzcchleu wie 532, und die neuern Chronologen nehmen an, daß Dionysius geglaubt habe, Jesus sei an 25. Dezember 753 der Stadt geboren. Der An¬ fang seiner Era, seines Jahres 1, sei aber doch der 1. Jänner 754. Ein Nückwürtszählen bis zur Jahreszahl 1 war für die Ostertafel nicht erforderlich; für weltliche historische Daten bediente man sich der alten Zeit¬ angaben nach der Erbauung Roms u. a. Auch Welt-Eren waren in Gebrauch; die Byzantinische galt in Rußland bis 1700, die Juliauischc des stätiger wird noch in chronologischen Werken benutzt. Eine Welt-Era ist eine Jahr-Skate ähnlich der Grad-Skate des Fahrenheitschen Thermometers; man will in beideu die negativen Zahlen vermeiden. Da diese Zeitrechnung aber zweierlei Jahres¬ zahlen schuf, so entschloß man sich endlich im Jahrhundert 17, die Era des Dionysius rückwärts über Christus hinauszuführen. Hierbei konnten zwei Wege eingeschlagen werden: entweder man ließ dem Jahre 1 nach Christus das Jahr i on- Christus unmittelbar voraufgehn, oder man hob das Jahr, worin sich Verkündigung, Beschattung, Geburt vollzogen, als ein Ganzes hervor "ut zählte die Jahre vor und nach diesem Christnsjahr. 7S3 754 752 753 754 erstes vorerstes nach Chr. G. erstes vorChristusjahrerstes nach Die Historiker haben den ersten Weg U ^ einegewesen, weil er sich an die astronomische ZaMei Unlogikvermeidet,nämliolende: ^christliche ' ^eit trat eine eigen-Bei der Erweiterung der Era aus dre r^ l ^ ^. ^ H^rrscher-Erentümliche Umwertung ein. Während man ^ ^ ^or" ^ „uach"Nabonassar, Seleukus, Diokletian „seit" sagte, ^ ^-^M^spürte verlegtheißen, und die Geburt Christi genau an - ^ ^ ^werden. Da aber Weihnachten als Gebun.^ gewöhnte man sichd.« 1, ^ -^»W^M^ pallmählich an die Vorstellung, daß 753 da.'

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_291076/593>, abgerufen am 16.06.2024.