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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Erstes Vierteljahr.

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Litteratur

diesen Aufsätzen und den stark idealisierenden Reden von Ernst Curtius, die man
wohl philologische Predigten genannt hat. Wo Wilamowitz als Festredner anftritt,
da schlägt er auch den vollen Ton patriotischer Begeisterung um, ohne doch
jemals in absprechender "nationalistischen" Dünkel zu verfallen, und gehoben ist
seine kraftvolle, meist in kurzen, einfachen Sätzen aufgebaute Sprache fast immer.
Voraus geht ein Aufsatz: "Was ist übersetzen?", die etwas erweiterte Vor¬
rede zu seiner größern Aufgabe des Euripideischen Hippolytos (1891). Übersetzen
aus einer fremden Sprache in die eigne kann nach Wilamowitz nnr der, der auch
das Umgekehrte vermag, eine hochgespannte, mehr aus dem Gefühl eigner bewährter
Kraft hcrvorgegangnc als sachlich begründete Forderung. Übersetzen aber heißt
nicht, die Kunstform des zu übersetzende" Stücks, also etwa die Versart, nachahme",
sondern dieses Stück in der Form wiedergeben, d. h. nachdichten, die es in der
Sprache und Kunst des Volks haben würde, dem es verständlich gemacht werden
soll, was freilich voraussetzt, daß dieses Volk einen selbständigen Kunststil für den
Ausdruck der verschiednen Töne und Stimmungen schon gefunden hat. Er will also
trotz Goethe von einer deutschen Nachbildung der antiken Vers- und Strophen¬
formen nichts wissen. Darum übersetzt er ein Stück Ilias in mittelhochdeutsche
Nibelnugeustrophen, ein Stück Nibelungenlied in homerische Hexameter (wodurch
beiläufig der Mangel an plastischer Bildlichkeit "och viel deutlicher hervortritt als
im deutscheu Original), das Gvethische Lied "Über allen Wipfeln" in eine sapphische
Strophe und in ein Epigramm, dagegen die Trimeter der Goethischen Pandora in
griechische Trimeter. -- Den Kern der Sammlung machen fünf Festrede" nusi Von
des attischen Reichs Herrlichkeit 1877, Basileia 1885, Weltperioden 1897, Volk,
Staat, Sprache 1898, Neujahr 1900 zum Jahrhundertwechsel. Von dem reichen,
immer fesselnden, zuweilen hinreißenden Inhalt lassen sich hier nur Andentungen geben.
Die erste Rede ist eine ebenso lebendige und schwungvolle wie knappe Schilderung
des ersten attischen Seehundes, des ersten und jedenfalls ernstesten Versuchs, die
Grieche" unter ätherischer Führung zu einigen, dessen tragisches Mißlingen die
politische Kraft des Volks für immer zerbrach. ("Das höchste Sinnen gab dem
reinsten Mut Gewicht, wollte Herrliches gewinnen, aber es gelang ihm nicht.")
I" der "Basileia" zeigt Wilamowitz, an die Thatsache anknüpfend, daß das poli¬
tische Verständnis für die griechische Geschichte sehr spät, eigentlich erst mit R. Böckh,
begonnen habe, obwohl sie nach Treitschke für die Staatswissenschaft nicht weniger
Ausbeute gewährt als für Litteratur "ut Kunstgeschichte, wie nach dem Untergange
des attischen Reichs in Griechenland der monarchische Gedanke theoretisch durch die
Rhetorik und Philosophie, praktisch durch die Tyrannis immer stärker in den Vorder¬
grund getreten sei und somit den Sieg des makedonischer Königtums kräftig vor¬
bereitet habe, das nnn freilich den patriotischen Griechen wie Demosthenes nicht
wohl als ein nationales habe erscheinen können, weil die Mazedonier den Griechen
zwar nahe verwandt, aber in den Grundlagen ihres Staatslebens vo" ihnen völlig
verschieden gewesen seien, das aber mit merkwürdigem Scharfblick schon von Friedrich
dem Großen dem preußischen und piemvntesische" Königtum in seiner Bedeutung
des einen für Deutschland, des andern für Italien an die Seite gestellt worden
sei. Beiläufig findet sich dieses Gefühl innerer Verwandtschaft zwischen Makedonien
und Preußen damals keineswegs beim König allein, sondern auch bei den gleich¬
zeitigen Dichtern der sogenannten preußischen Schule, bei E. von Kleist im Cissides
und Paasch, bei Lessing im Philotas.

Die Rede über "Weltperioden" verwirft zunächst den Gedanken eines unend¬
lichen, wenngleich zuweilen gestörten Fortschritts der Menschheit als dünkelhafte
Meinung selbstzufriedner Halbbildung, die aller geschichtlichen Erfahrung wider¬
spreche, vor allem schon durch den Untergang der antiken Kultur gründlich wider¬
legt werde. Dann führt sie aus, daß die Weltgeschichte in großen Perioden ver-


Litteratur

diesen Aufsätzen und den stark idealisierenden Reden von Ernst Curtius, die man
wohl philologische Predigten genannt hat. Wo Wilamowitz als Festredner anftritt,
da schlägt er auch den vollen Ton patriotischer Begeisterung um, ohne doch
jemals in absprechender „nationalistischen" Dünkel zu verfallen, und gehoben ist
seine kraftvolle, meist in kurzen, einfachen Sätzen aufgebaute Sprache fast immer.
Voraus geht ein Aufsatz: „Was ist übersetzen?", die etwas erweiterte Vor¬
rede zu seiner größern Aufgabe des Euripideischen Hippolytos (1891). Übersetzen
aus einer fremden Sprache in die eigne kann nach Wilamowitz nnr der, der auch
das Umgekehrte vermag, eine hochgespannte, mehr aus dem Gefühl eigner bewährter
Kraft hcrvorgegangnc als sachlich begründete Forderung. Übersetzen aber heißt
nicht, die Kunstform des zu übersetzende» Stücks, also etwa die Versart, nachahme»,
sondern dieses Stück in der Form wiedergeben, d. h. nachdichten, die es in der
Sprache und Kunst des Volks haben würde, dem es verständlich gemacht werden
soll, was freilich voraussetzt, daß dieses Volk einen selbständigen Kunststil für den
Ausdruck der verschiednen Töne und Stimmungen schon gefunden hat. Er will also
trotz Goethe von einer deutschen Nachbildung der antiken Vers- und Strophen¬
formen nichts wissen. Darum übersetzt er ein Stück Ilias in mittelhochdeutsche
Nibelnugeustrophen, ein Stück Nibelungenlied in homerische Hexameter (wodurch
beiläufig der Mangel an plastischer Bildlichkeit »och viel deutlicher hervortritt als
im deutscheu Original), das Gvethische Lied „Über allen Wipfeln" in eine sapphische
Strophe und in ein Epigramm, dagegen die Trimeter der Goethischen Pandora in
griechische Trimeter. — Den Kern der Sammlung machen fünf Festrede» nusi Von
des attischen Reichs Herrlichkeit 1877, Basileia 1885, Weltperioden 1897, Volk,
Staat, Sprache 1898, Neujahr 1900 zum Jahrhundertwechsel. Von dem reichen,
immer fesselnden, zuweilen hinreißenden Inhalt lassen sich hier nur Andentungen geben.
Die erste Rede ist eine ebenso lebendige und schwungvolle wie knappe Schilderung
des ersten attischen Seehundes, des ersten und jedenfalls ernstesten Versuchs, die
Grieche» unter ätherischer Führung zu einigen, dessen tragisches Mißlingen die
politische Kraft des Volks für immer zerbrach. („Das höchste Sinnen gab dem
reinsten Mut Gewicht, wollte Herrliches gewinnen, aber es gelang ihm nicht.")
I» der „Basileia" zeigt Wilamowitz, an die Thatsache anknüpfend, daß das poli¬
tische Verständnis für die griechische Geschichte sehr spät, eigentlich erst mit R. Böckh,
begonnen habe, obwohl sie nach Treitschke für die Staatswissenschaft nicht weniger
Ausbeute gewährt als für Litteratur »ut Kunstgeschichte, wie nach dem Untergange
des attischen Reichs in Griechenland der monarchische Gedanke theoretisch durch die
Rhetorik und Philosophie, praktisch durch die Tyrannis immer stärker in den Vorder¬
grund getreten sei und somit den Sieg des makedonischer Königtums kräftig vor¬
bereitet habe, das nnn freilich den patriotischen Griechen wie Demosthenes nicht
wohl als ein nationales habe erscheinen können, weil die Mazedonier den Griechen
zwar nahe verwandt, aber in den Grundlagen ihres Staatslebens vo» ihnen völlig
verschieden gewesen seien, das aber mit merkwürdigem Scharfblick schon von Friedrich
dem Großen dem preußischen und piemvntesische» Königtum in seiner Bedeutung
des einen für Deutschland, des andern für Italien an die Seite gestellt worden
sei. Beiläufig findet sich dieses Gefühl innerer Verwandtschaft zwischen Makedonien
und Preußen damals keineswegs beim König allein, sondern auch bei den gleich¬
zeitigen Dichtern der sogenannten preußischen Schule, bei E. von Kleist im Cissides
und Paasch, bei Lessing im Philotas.

Die Rede über „Weltperioden" verwirft zunächst den Gedanken eines unend¬
lichen, wenngleich zuweilen gestörten Fortschritts der Menschheit als dünkelhafte
Meinung selbstzufriedner Halbbildung, die aller geschichtlichen Erfahrung wider¬
spreche, vor allem schon durch den Untergang der antiken Kultur gründlich wider¬
legt werde. Dann führt sie aus, daß die Weltgeschichte in großen Perioden ver-


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[0494] Litteratur diesen Aufsätzen und den stark idealisierenden Reden von Ernst Curtius, die man wohl philologische Predigten genannt hat. Wo Wilamowitz als Festredner anftritt, da schlägt er auch den vollen Ton patriotischer Begeisterung um, ohne doch jemals in absprechender „nationalistischen" Dünkel zu verfallen, und gehoben ist seine kraftvolle, meist in kurzen, einfachen Sätzen aufgebaute Sprache fast immer. Voraus geht ein Aufsatz: „Was ist übersetzen?", die etwas erweiterte Vor¬ rede zu seiner größern Aufgabe des Euripideischen Hippolytos (1891). Übersetzen aus einer fremden Sprache in die eigne kann nach Wilamowitz nnr der, der auch das Umgekehrte vermag, eine hochgespannte, mehr aus dem Gefühl eigner bewährter Kraft hcrvorgegangnc als sachlich begründete Forderung. Übersetzen aber heißt nicht, die Kunstform des zu übersetzende» Stücks, also etwa die Versart, nachahme», sondern dieses Stück in der Form wiedergeben, d. h. nachdichten, die es in der Sprache und Kunst des Volks haben würde, dem es verständlich gemacht werden soll, was freilich voraussetzt, daß dieses Volk einen selbständigen Kunststil für den Ausdruck der verschiednen Töne und Stimmungen schon gefunden hat. Er will also trotz Goethe von einer deutschen Nachbildung der antiken Vers- und Strophen¬ formen nichts wissen. Darum übersetzt er ein Stück Ilias in mittelhochdeutsche Nibelnugeustrophen, ein Stück Nibelungenlied in homerische Hexameter (wodurch beiläufig der Mangel an plastischer Bildlichkeit »och viel deutlicher hervortritt als im deutscheu Original), das Gvethische Lied „Über allen Wipfeln" in eine sapphische Strophe und in ein Epigramm, dagegen die Trimeter der Goethischen Pandora in griechische Trimeter. — Den Kern der Sammlung machen fünf Festrede» nusi Von des attischen Reichs Herrlichkeit 1877, Basileia 1885, Weltperioden 1897, Volk, Staat, Sprache 1898, Neujahr 1900 zum Jahrhundertwechsel. Von dem reichen, immer fesselnden, zuweilen hinreißenden Inhalt lassen sich hier nur Andentungen geben. Die erste Rede ist eine ebenso lebendige und schwungvolle wie knappe Schilderung des ersten attischen Seehundes, des ersten und jedenfalls ernstesten Versuchs, die Grieche» unter ätherischer Führung zu einigen, dessen tragisches Mißlingen die politische Kraft des Volks für immer zerbrach. („Das höchste Sinnen gab dem reinsten Mut Gewicht, wollte Herrliches gewinnen, aber es gelang ihm nicht.") I» der „Basileia" zeigt Wilamowitz, an die Thatsache anknüpfend, daß das poli¬ tische Verständnis für die griechische Geschichte sehr spät, eigentlich erst mit R. Böckh, begonnen habe, obwohl sie nach Treitschke für die Staatswissenschaft nicht weniger Ausbeute gewährt als für Litteratur »ut Kunstgeschichte, wie nach dem Untergange des attischen Reichs in Griechenland der monarchische Gedanke theoretisch durch die Rhetorik und Philosophie, praktisch durch die Tyrannis immer stärker in den Vorder¬ grund getreten sei und somit den Sieg des makedonischer Königtums kräftig vor¬ bereitet habe, das nnn freilich den patriotischen Griechen wie Demosthenes nicht wohl als ein nationales habe erscheinen können, weil die Mazedonier den Griechen zwar nahe verwandt, aber in den Grundlagen ihres Staatslebens vo» ihnen völlig verschieden gewesen seien, das aber mit merkwürdigem Scharfblick schon von Friedrich dem Großen dem preußischen und piemvntesische» Königtum in seiner Bedeutung des einen für Deutschland, des andern für Italien an die Seite gestellt worden sei. Beiläufig findet sich dieses Gefühl innerer Verwandtschaft zwischen Makedonien und Preußen damals keineswegs beim König allein, sondern auch bei den gleich¬ zeitigen Dichtern der sogenannten preußischen Schule, bei E. von Kleist im Cissides und Paasch, bei Lessing im Philotas. Die Rede über „Weltperioden" verwirft zunächst den Gedanken eines unend¬ lichen, wenngleich zuweilen gestörten Fortschritts der Menschheit als dünkelhafte Meinung selbstzufriedner Halbbildung, die aller geschichtlichen Erfahrung wider¬ spreche, vor allem schon durch den Untergang der antiken Kultur gründlich wider¬ legt werde. Dann führt sie aus, daß die Weltgeschichte in großen Perioden ver-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_233879/494>, abgerufen am 16.05.2024.