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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Zweites Vierteljahr.

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kanntlich dem erwünschten bessern Geschmacke nichts so sehr geschadet wie die
Autotypie, "In dieser Erkenntnis, sagt ein andrer Berichterstatter Seite 208.
hat das vergangne Jahr uns einen großen Schritt vorwärts gebracht. Wer
einen einheitlichen Eindruck mit Schrift und Bild erzeugen will, wird heute die
Autotypie nicht mehr zur Anwendung bringen; in dieser Richtung hat die
Buchausstattung unleugbare Fortschritte gemacht." Gut! -- Die Autotypie aber,
die in ihrer Billigkeit für die Zwecke der Belehrung nicht mehr zu entbehren
und auch als erlaubtes künstlerisches Vergnügen solchen zu gönnen ist, die das
Beste nicht haben können, weil es ihnen zu teuer sein würde, setzt ihren Weg
fort, mich ohne das Buch, Sie kaun mit ihrer Verflachung der Töne und
ihrer verwischten Zeichnung kein reines und kunstgemüßes Bild geben, sagt
man richtig. Aber sie kann doch manches, was nicht zu verachten ist, wie wir
hier an einem Damenbrustbild vou Vrend'amour, Simhart u. Komp., aller¬
dings auf stark glasierten Papier, sehen, oder auch an einer Dame in ganzer
Figur von Angerer und Göschl in Wien. Allerdings zieht sich das Netz des
Rasters mit seinen parallelen Punkten rücksichtslos über alle Formen hin und
zerstört manches. Besser schließt sich das Lichtdruckkoru an die Details um,
es erhält die Formen deutlicher, aber es giebt die zarten Fleischtöne und die
großen ganz glatten Flächen nicht so rein wieder wie das Rasterbild. Eine
Lichtdruckhochätzung auf Zink neben einer Autotypie desselben Gegenstands auf
Kupfer zeigt uns die Vorteile sowohl wie die Nachteile dieses Lichtdrucküber-
drucks. Auf den ersten Blick blendet die Autotypie durch ihre schneller wir¬
kende Perspektive, aber das andre Bild gewinnt bei näherm Betrachten und
überliefert die Zeichnung und die Stoffbezeichnung des Originals besser; das
Verfahren eignet sich noch mehr für die Chromolithographie als für den Ein-
farbendruck, und auch im Dreifarbendruck, sowohl im Stein- als im Buchdruck,
hat es gute Ergebnisse gehabt. Da indessen hier der Druck einer gleichmüßigen
Auflage große Schwierigkeiten hat, so wird der autotypische Drei- (oder Vier-)
farbendruck die Zukunft haben. Das Jahrbuch enthält hierüber zwei Artikel,
einen für die Drucker und einen für die Hersteller der Negative und der
Klischees mit einem neuen Vorschlag (Winkelung von sechzig Grad bei Be¬
nutzung der Schlitzblende zur Vermeidung des Büxensteinschen Patents) und
außerdem noch einen über die Fortschritte auf den mit der Chromolithographie
zusammenhängenden Gebieten. Wir haben mit den Verfassern die Überzeugung,
daß der Dreifarbendruck uoch sehr vervollkommnet werden wird, und freuen
uns einstweilen auch schon darüber, daß wir ihn haben, wie er ist. Daß ein
sogenannter Aquarelldrnck oder ein Ölgemälde etwas noch besseres ist, können
wir uns dabei ja zur Stärkung und Bewahrung unsers Geschmacks, so oft es
nötig sein wird, vergegenwärtigen. Da ist anch noch ein lehrreicher Aufsatz
über das seit den achtziger Jahren im Übermaß angewandte, mit mineralischen
Stoffen nachträglich "gestrichne" Kunstdruckpapier, Man sieht an zwei gegen¬
überstehenden Landschaftsabbildungen auf solchem und auf gewöhnlichem Jllu-
strationspapier, wieviel vollständiger jenes die Partikelchen eines feinen Raster-


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kanntlich dem erwünschten bessern Geschmacke nichts so sehr geschadet wie die
Autotypie, „In dieser Erkenntnis, sagt ein andrer Berichterstatter Seite 208.
hat das vergangne Jahr uns einen großen Schritt vorwärts gebracht. Wer
einen einheitlichen Eindruck mit Schrift und Bild erzeugen will, wird heute die
Autotypie nicht mehr zur Anwendung bringen; in dieser Richtung hat die
Buchausstattung unleugbare Fortschritte gemacht." Gut! — Die Autotypie aber,
die in ihrer Billigkeit für die Zwecke der Belehrung nicht mehr zu entbehren
und auch als erlaubtes künstlerisches Vergnügen solchen zu gönnen ist, die das
Beste nicht haben können, weil es ihnen zu teuer sein würde, setzt ihren Weg
fort, mich ohne das Buch, Sie kaun mit ihrer Verflachung der Töne und
ihrer verwischten Zeichnung kein reines und kunstgemüßes Bild geben, sagt
man richtig. Aber sie kann doch manches, was nicht zu verachten ist, wie wir
hier an einem Damenbrustbild vou Vrend'amour, Simhart u. Komp., aller¬
dings auf stark glasierten Papier, sehen, oder auch an einer Dame in ganzer
Figur von Angerer und Göschl in Wien. Allerdings zieht sich das Netz des
Rasters mit seinen parallelen Punkten rücksichtslos über alle Formen hin und
zerstört manches. Besser schließt sich das Lichtdruckkoru an die Details um,
es erhält die Formen deutlicher, aber es giebt die zarten Fleischtöne und die
großen ganz glatten Flächen nicht so rein wieder wie das Rasterbild. Eine
Lichtdruckhochätzung auf Zink neben einer Autotypie desselben Gegenstands auf
Kupfer zeigt uns die Vorteile sowohl wie die Nachteile dieses Lichtdrucküber-
drucks. Auf den ersten Blick blendet die Autotypie durch ihre schneller wir¬
kende Perspektive, aber das andre Bild gewinnt bei näherm Betrachten und
überliefert die Zeichnung und die Stoffbezeichnung des Originals besser; das
Verfahren eignet sich noch mehr für die Chromolithographie als für den Ein-
farbendruck, und auch im Dreifarbendruck, sowohl im Stein- als im Buchdruck,
hat es gute Ergebnisse gehabt. Da indessen hier der Druck einer gleichmüßigen
Auflage große Schwierigkeiten hat, so wird der autotypische Drei- (oder Vier-)
farbendruck die Zukunft haben. Das Jahrbuch enthält hierüber zwei Artikel,
einen für die Drucker und einen für die Hersteller der Negative und der
Klischees mit einem neuen Vorschlag (Winkelung von sechzig Grad bei Be¬
nutzung der Schlitzblende zur Vermeidung des Büxensteinschen Patents) und
außerdem noch einen über die Fortschritte auf den mit der Chromolithographie
zusammenhängenden Gebieten. Wir haben mit den Verfassern die Überzeugung,
daß der Dreifarbendruck uoch sehr vervollkommnet werden wird, und freuen
uns einstweilen auch schon darüber, daß wir ihn haben, wie er ist. Daß ein
sogenannter Aquarelldrnck oder ein Ölgemälde etwas noch besseres ist, können
wir uns dabei ja zur Stärkung und Bewahrung unsers Geschmacks, so oft es
nötig sein wird, vergegenwärtigen. Da ist anch noch ein lehrreicher Aufsatz
über das seit den achtziger Jahren im Übermaß angewandte, mit mineralischen
Stoffen nachträglich „gestrichne" Kunstdruckpapier, Man sieht an zwei gegen¬
überstehenden Landschaftsabbildungen auf solchem und auf gewöhnlichem Jllu-
strationspapier, wieviel vollständiger jenes die Partikelchen eines feinen Raster-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_234529/38>, abgerufen am 18.05.2024.