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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Drittes Vierteljahr.

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Unstern

sagte ich ablehnend. Da war offenbar nichts zu machen. Ich eilte, den Kollegen
davon zu benachrichtigen. Wir kamen beide verspätet zum Mittagstisch. Da waren
Leute, die alles wußten. Aber kaum hatte ich von dem mißlungnen Besuch zu
sprechen begonnen, so fuhr mir der aufgeregte Kollege hinein: Es wäre doch
schicklich gewesen, daß sich der Herr Polizeidirektor sofort an diesem Morgen von
meinem Beauftragten hätte finden lassen. -- Die ganze Tischgesellschaft, wie wir
da beisammen saßen, geriet sofort in freudige Aufregung. El" Duell von unserm
Schiefrich! Ich verwahrte mich ganz entschieden dagegen, Kartcllträger gewesen zu
sein. Aber es half mir nicht viel. Der Gedanke, daß Schiefrich schießen wollte
und glaube, daß sich der Polizeidirektor aus Angst vor ihm verstecke, war zu reizend,
als daß man ihn losgelassen hätte. Der ganze Rest des Mittagessens war von
faulen Witzen darüber begleitet. Ich hatte um zwei Uhr Hnndelsgerichtssitzuug
und machte mich davon.

Als ich um sechs Uhr von dort nach meiner Wohnung ging, grüßte mich auf
dem Marlthallenplatz der Schutzmann Blümccke, der mich schon lange ins Herz ge¬
schlossen hatte und gern ein wenig anredete. Diesesmal war er betrübt. Herr
Doktor, sagte er, es ist zu traurig, ein so braver Mann wie unser Herr Polizei¬
direktor, so gut mit seinen Leuten und so schneidig aufs Geschäft; daß ihm so etwas
passieren muß! -- Ja, was ist ihm denn passiert? -- Sie Wissens nicht? Nun,
da will ich nichts gesagt haben. -- Sprachs und entfernte sich. Es war etwas
vorgekommen, das wußte ich jetzt. Aber zunächst hatte die Neugierde keinen Platz
neben den viel interessantem Geschäften des Berufs.

Der erste, der mir abends im Klub begegnete, war mein Friedensrichter.
Haben Sie schon gegessen? redete er mich an. Sie Wissens natürlich noch nicht,
und für den ungestärkten Magen ists gefährlich. -- Lassen sich drauf ankommen.
Ich weiß schon, es ist irgend etwas besondres los mit dem Polizeidirektor. --
Jawohl, aber Sie crratens nicht. Nun, er ist die letzte Nacht durchgegangen mit
seiner Stieftochter Frnnlcin Strademann. Wahrscheinlich nach Italien.

El el -- etwas geistreicheres wußte ich im Augenblick nicht zu sagen. Denn
das war doch zu arg. Dn verging mir der Witz wie der übrigen Gesellschaft.
Der frohe Übermut, der sonst in diesen Mumeu geherrscht hatte, war erdrückt.
Stnnnn nahm man sein Abendessen ein; aufgeregtere Leute gaben dazwischen zornige
Redensarten von sich. Später fanden wir enger Verbnndnen uns wieder in unsrer
Ecke im kleinen Zimmer zusammen -- wir hatten überall unsre Ecke -- und suchten
bei der üblichen Flasche das Gleichgewicht zurückzugewinnen. Dr. Stürmer war
dazu gekommen. Er hatte die verlassene Fran Becker zur Bahn gebracht. Im
nationalen Interesse, sagte er, habe er dafür gesorgt, daß Sie fortkomme, und er habe
die Liquidation des Hauswesens übernommen. Sie gehe zu ihren Verwandten nach
Berlin. Er berichtete über seinen anstrengenden Tag. Die gutmütige, etwas be¬
queme Frau war ganz in Zorn und Empörung aufgegangen. In fieberhafter Hast
betrieb sie ihre Abreise, geschäftsmäßig und zweckbcwußt, aber dabei immer wie
im Traume, gleichgiltig vor sich hinstnrrend und nur dazwischen wilde Flüche und
Verwünschungen hervorstoßend. Seltsamerweise nannte sie niemals weder ihren
Mann noch ihre Tochter. Ihr Haß ging immer ins allgemeine. Die Menschen,
die Welt, die Vorsehung, alles klagte sie an. Vor allem aber das Elsaß und seine
Zustände. Wer hat mich in dieses Laud des Teufels gebracht, wo der Teufel alles
zu Grunde richtet? Warum hat man mich nicht ruhig zu Hause gelassen? Es
war alles so gut, und hier ist Gift, Schmutz, Höllengestank. -- Es war grnnsig
gewesen.

Das Land hat ihr eigentlich nichts gethan, meinte ich; im Gegenteil, die


Grenzboten III 1901 K6
Unstern

sagte ich ablehnend. Da war offenbar nichts zu machen. Ich eilte, den Kollegen
davon zu benachrichtigen. Wir kamen beide verspätet zum Mittagstisch. Da waren
Leute, die alles wußten. Aber kaum hatte ich von dem mißlungnen Besuch zu
sprechen begonnen, so fuhr mir der aufgeregte Kollege hinein: Es wäre doch
schicklich gewesen, daß sich der Herr Polizeidirektor sofort an diesem Morgen von
meinem Beauftragten hätte finden lassen. — Die ganze Tischgesellschaft, wie wir
da beisammen saßen, geriet sofort in freudige Aufregung. El» Duell von unserm
Schiefrich! Ich verwahrte mich ganz entschieden dagegen, Kartcllträger gewesen zu
sein. Aber es half mir nicht viel. Der Gedanke, daß Schiefrich schießen wollte
und glaube, daß sich der Polizeidirektor aus Angst vor ihm verstecke, war zu reizend,
als daß man ihn losgelassen hätte. Der ganze Rest des Mittagessens war von
faulen Witzen darüber begleitet. Ich hatte um zwei Uhr Hnndelsgerichtssitzuug
und machte mich davon.

Als ich um sechs Uhr von dort nach meiner Wohnung ging, grüßte mich auf
dem Marlthallenplatz der Schutzmann Blümccke, der mich schon lange ins Herz ge¬
schlossen hatte und gern ein wenig anredete. Diesesmal war er betrübt. Herr
Doktor, sagte er, es ist zu traurig, ein so braver Mann wie unser Herr Polizei¬
direktor, so gut mit seinen Leuten und so schneidig aufs Geschäft; daß ihm so etwas
passieren muß! — Ja, was ist ihm denn passiert? — Sie Wissens nicht? Nun,
da will ich nichts gesagt haben. — Sprachs und entfernte sich. Es war etwas
vorgekommen, das wußte ich jetzt. Aber zunächst hatte die Neugierde keinen Platz
neben den viel interessantem Geschäften des Berufs.

Der erste, der mir abends im Klub begegnete, war mein Friedensrichter.
Haben Sie schon gegessen? redete er mich an. Sie Wissens natürlich noch nicht,
und für den ungestärkten Magen ists gefährlich. — Lassen sich drauf ankommen.
Ich weiß schon, es ist irgend etwas besondres los mit dem Polizeidirektor. —
Jawohl, aber Sie crratens nicht. Nun, er ist die letzte Nacht durchgegangen mit
seiner Stieftochter Frnnlcin Strademann. Wahrscheinlich nach Italien.

El el — etwas geistreicheres wußte ich im Augenblick nicht zu sagen. Denn
das war doch zu arg. Dn verging mir der Witz wie der übrigen Gesellschaft.
Der frohe Übermut, der sonst in diesen Mumeu geherrscht hatte, war erdrückt.
Stnnnn nahm man sein Abendessen ein; aufgeregtere Leute gaben dazwischen zornige
Redensarten von sich. Später fanden wir enger Verbnndnen uns wieder in unsrer
Ecke im kleinen Zimmer zusammen — wir hatten überall unsre Ecke — und suchten
bei der üblichen Flasche das Gleichgewicht zurückzugewinnen. Dr. Stürmer war
dazu gekommen. Er hatte die verlassene Fran Becker zur Bahn gebracht. Im
nationalen Interesse, sagte er, habe er dafür gesorgt, daß Sie fortkomme, und er habe
die Liquidation des Hauswesens übernommen. Sie gehe zu ihren Verwandten nach
Berlin. Er berichtete über seinen anstrengenden Tag. Die gutmütige, etwas be¬
queme Frau war ganz in Zorn und Empörung aufgegangen. In fieberhafter Hast
betrieb sie ihre Abreise, geschäftsmäßig und zweckbcwußt, aber dabei immer wie
im Traume, gleichgiltig vor sich hinstnrrend und nur dazwischen wilde Flüche und
Verwünschungen hervorstoßend. Seltsamerweise nannte sie niemals weder ihren
Mann noch ihre Tochter. Ihr Haß ging immer ins allgemeine. Die Menschen,
die Welt, die Vorsehung, alles klagte sie an. Vor allem aber das Elsaß und seine
Zustände. Wer hat mich in dieses Laud des Teufels gebracht, wo der Teufel alles
zu Grunde richtet? Warum hat man mich nicht ruhig zu Hause gelassen? Es
war alles so gut, und hier ist Gift, Schmutz, Höllengestank. — Es war grnnsig
gewesen.

Das Land hat ihr eigentlich nichts gethan, meinte ich; im Gegenteil, die


Grenzboten III 1901 K6
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[0529] Unstern sagte ich ablehnend. Da war offenbar nichts zu machen. Ich eilte, den Kollegen davon zu benachrichtigen. Wir kamen beide verspätet zum Mittagstisch. Da waren Leute, die alles wußten. Aber kaum hatte ich von dem mißlungnen Besuch zu sprechen begonnen, so fuhr mir der aufgeregte Kollege hinein: Es wäre doch schicklich gewesen, daß sich der Herr Polizeidirektor sofort an diesem Morgen von meinem Beauftragten hätte finden lassen. — Die ganze Tischgesellschaft, wie wir da beisammen saßen, geriet sofort in freudige Aufregung. El» Duell von unserm Schiefrich! Ich verwahrte mich ganz entschieden dagegen, Kartcllträger gewesen zu sein. Aber es half mir nicht viel. Der Gedanke, daß Schiefrich schießen wollte und glaube, daß sich der Polizeidirektor aus Angst vor ihm verstecke, war zu reizend, als daß man ihn losgelassen hätte. Der ganze Rest des Mittagessens war von faulen Witzen darüber begleitet. Ich hatte um zwei Uhr Hnndelsgerichtssitzuug und machte mich davon. Als ich um sechs Uhr von dort nach meiner Wohnung ging, grüßte mich auf dem Marlthallenplatz der Schutzmann Blümccke, der mich schon lange ins Herz ge¬ schlossen hatte und gern ein wenig anredete. Diesesmal war er betrübt. Herr Doktor, sagte er, es ist zu traurig, ein so braver Mann wie unser Herr Polizei¬ direktor, so gut mit seinen Leuten und so schneidig aufs Geschäft; daß ihm so etwas passieren muß! — Ja, was ist ihm denn passiert? — Sie Wissens nicht? Nun, da will ich nichts gesagt haben. — Sprachs und entfernte sich. Es war etwas vorgekommen, das wußte ich jetzt. Aber zunächst hatte die Neugierde keinen Platz neben den viel interessantem Geschäften des Berufs. Der erste, der mir abends im Klub begegnete, war mein Friedensrichter. Haben Sie schon gegessen? redete er mich an. Sie Wissens natürlich noch nicht, und für den ungestärkten Magen ists gefährlich. — Lassen sich drauf ankommen. Ich weiß schon, es ist irgend etwas besondres los mit dem Polizeidirektor. — Jawohl, aber Sie crratens nicht. Nun, er ist die letzte Nacht durchgegangen mit seiner Stieftochter Frnnlcin Strademann. Wahrscheinlich nach Italien. El el — etwas geistreicheres wußte ich im Augenblick nicht zu sagen. Denn das war doch zu arg. Dn verging mir der Witz wie der übrigen Gesellschaft. Der frohe Übermut, der sonst in diesen Mumeu geherrscht hatte, war erdrückt. Stnnnn nahm man sein Abendessen ein; aufgeregtere Leute gaben dazwischen zornige Redensarten von sich. Später fanden wir enger Verbnndnen uns wieder in unsrer Ecke im kleinen Zimmer zusammen — wir hatten überall unsre Ecke — und suchten bei der üblichen Flasche das Gleichgewicht zurückzugewinnen. Dr. Stürmer war dazu gekommen. Er hatte die verlassene Fran Becker zur Bahn gebracht. Im nationalen Interesse, sagte er, habe er dafür gesorgt, daß Sie fortkomme, und er habe die Liquidation des Hauswesens übernommen. Sie gehe zu ihren Verwandten nach Berlin. Er berichtete über seinen anstrengenden Tag. Die gutmütige, etwas be¬ queme Frau war ganz in Zorn und Empörung aufgegangen. In fieberhafter Hast betrieb sie ihre Abreise, geschäftsmäßig und zweckbcwußt, aber dabei immer wie im Traume, gleichgiltig vor sich hinstnrrend und nur dazwischen wilde Flüche und Verwünschungen hervorstoßend. Seltsamerweise nannte sie niemals weder ihren Mann noch ihre Tochter. Ihr Haß ging immer ins allgemeine. Die Menschen, die Welt, die Vorsehung, alles klagte sie an. Vor allem aber das Elsaß und seine Zustände. Wer hat mich in dieses Laud des Teufels gebracht, wo der Teufel alles zu Grunde richtet? Warum hat man mich nicht ruhig zu Hause gelassen? Es war alles so gut, und hier ist Gift, Schmutz, Höllengestank. — Es war grnnsig gewesen. Das Land hat ihr eigentlich nichts gethan, meinte ich; im Gegenteil, die Grenzboten III 1901 K6

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_235171/529>, abgerufen am 06.06.2024.