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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Erstes Vierteljahr.

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Doktor Vuttmüller und sein Freund

Skandal redete und auf die Kulanz der Wirte in den Städte" hinwies. Als ob
das hier überhaupt in Betracht gekommen wäre!

Eines Tages müssen wir gedenken, der in der Geschichte des Kirschberges von
besondrer Bedeutung war, es war der Tag, an dem der Herr Direktor Wenzel
zum erstenmale auf der Kegelbahn erschien. Der Herr Schulze hatte ihn schon
öfter eingeladen, der Herr Direktor hatte auch versprochen, zu kommen, endlich war
er erschienen. Und das gereichte den Herren auf der Kegelbahn zu besondrer
Genugthuung. Es wäre doch auch nicht hübsch gewesen, wenn sich so ein Mann,
wie der Herr Direktor, der tausend Arbeiter kommandierte und eignen Wagen und
Pferde hatte, von der besten Gesellschaft, die der Ort und die Gegend zu bieten
hatten, zurückgezogen hätte. Also der Herr Direktor hatte sich, von einem Wald¬
spaziergange zurückkehrend, zur Kegelbahn begeben und von dem Herrn Schulzen
in lauten Biedermnnnstönen und von dem Herrn Gastwirt mit einer würdigen
Anrede begrüßt an dem Ehrenplatze des höherstehenden Tischs niedergelassen. Es
war ein kleiner Herr von behaglicher Leibesrnnduug mit spärlichem Haar auf dem
Kopfe und einem goldnen Kneifer auf der Nase. Er hatte in Miene nud Haltung
etwas Weiches, womit freilich der scharfe und bisweilen sogar unruhig flackernde
Blick seines Auges nicht übereinstimmte. In seiner Begleitung war ein junger
Mann, dem man sofort den Kaufmann ansah, wenn man unter dem Kaufmattn
uicht blos; deu Ladenjüugliug oder den Geschäftsreisenden versteht, sondern einen
Mann von Welt, der ebenso in den Geschäftsbüchern seines Hauses wie in den
Verkehrszentren des In- und Auslandes und auf den großen Ozeandampfern Be¬
scheid weiß. Dieser junge Mann wurde von dem Herrn Direktor mit einer ge¬
wissen freundlichen Auszeichnung behandelt. Es hieß, er sei ein Vertreter des
Kalisyndikats. Außerdem war noch der Herr Obersteiger gekommen. Dieser be¬
nahm sich höchst nobel, aber man merkte ihm doch das bergmännische Hinterleder
etwas an. Die Herren nahmen also Platz und empfingen mit einigem Mißtrauen
ihr Bier. Der Schulze eröffnete das Gespräch mit einer ausführlichen Erörterung
der Lage der Witterung.

Es ist doch ein netter Mann, der Herr Direktor, sagte der Schulze zur
Kegelkompaguie, nachdem er sich vom "Herrentische" zurückgezogen hatte, weil sich
Pvplitz dort niedergelassen hatte -- ein netter Mnun, gar nicht stolz, und leutselig
ist er, und redet mit unsereinem wie mit seinesgleichen.

Ja, das ist er, stimmte man zu, ein freundlicher Mann, und er gönnt auch
den Leuten einen Verdienst. Leben und leben lassen.

Kinder, Kinder, fuhr der Schulze fort, wenn man bedenkt, was ans einem
Menschen werden kann, wenn er Glück hat. Was meint ihr wohl, daß der Herr
Direktor früher gewesen ist? Kaufmaunslehrliug bei Kirchbergen in Braunschweig.
Dntchendreher ist er gewesen. Und sein Vater war Schafmeister beim Baron
von Belvw. Und jetzt? Was ist er jetzt für ein Manu? wie steht er jetzt da?
Fünfzehntansend Mark Gehalt und Tantieme und ein schönes Vermögen in Aktien.
Und so eine Stellung!

Wer den zum Schwiegervater kriegt, sagte ein andrer, der kann lachen.

Das kann er, aber Fräulein Lydia nimmt nicht jeden, sagte Fritze Harkort.

Ja, meinte ein andrer, bei dem scheffelt es. Unsereiner muß sichs ganze Jahr
durch schinden, ehe er seine paar Thaler zusammenkratzt. Und wenn man denkt,
man hat was, dann kostet der Weizen nichts oder der Zucker ist runter gegangen,
""d es war wieder Essig.

Da hast du Recht, entgegnete man. Mit der Couponschere arbeitet sichs leichter.

Hier verfielen mehrere ins Nachsinnen, und Karl Bruckner sagte: Wem gehört
denn eigentlich das Werk?

Du möchtest wohl als Kompagnon eintreten? wurde erwidert.

Das Werk, begann im Lehrtone der Herr Kantor, der als Schriftführer hinter
der Tafel saß, ist ans Kuxe fundiert, es ist eine sogenannte beschränkte Sozietät.


Grenzboten I 1902 20
Doktor Vuttmüller und sein Freund

Skandal redete und auf die Kulanz der Wirte in den Städte» hinwies. Als ob
das hier überhaupt in Betracht gekommen wäre!

Eines Tages müssen wir gedenken, der in der Geschichte des Kirschberges von
besondrer Bedeutung war, es war der Tag, an dem der Herr Direktor Wenzel
zum erstenmale auf der Kegelbahn erschien. Der Herr Schulze hatte ihn schon
öfter eingeladen, der Herr Direktor hatte auch versprochen, zu kommen, endlich war
er erschienen. Und das gereichte den Herren auf der Kegelbahn zu besondrer
Genugthuung. Es wäre doch auch nicht hübsch gewesen, wenn sich so ein Mann,
wie der Herr Direktor, der tausend Arbeiter kommandierte und eignen Wagen und
Pferde hatte, von der besten Gesellschaft, die der Ort und die Gegend zu bieten
hatten, zurückgezogen hätte. Also der Herr Direktor hatte sich, von einem Wald¬
spaziergange zurückkehrend, zur Kegelbahn begeben und von dem Herrn Schulzen
in lauten Biedermnnnstönen und von dem Herrn Gastwirt mit einer würdigen
Anrede begrüßt an dem Ehrenplatze des höherstehenden Tischs niedergelassen. Es
war ein kleiner Herr von behaglicher Leibesrnnduug mit spärlichem Haar auf dem
Kopfe und einem goldnen Kneifer auf der Nase. Er hatte in Miene nud Haltung
etwas Weiches, womit freilich der scharfe und bisweilen sogar unruhig flackernde
Blick seines Auges nicht übereinstimmte. In seiner Begleitung war ein junger
Mann, dem man sofort den Kaufmann ansah, wenn man unter dem Kaufmattn
uicht blos; deu Ladenjüugliug oder den Geschäftsreisenden versteht, sondern einen
Mann von Welt, der ebenso in den Geschäftsbüchern seines Hauses wie in den
Verkehrszentren des In- und Auslandes und auf den großen Ozeandampfern Be¬
scheid weiß. Dieser junge Mann wurde von dem Herrn Direktor mit einer ge¬
wissen freundlichen Auszeichnung behandelt. Es hieß, er sei ein Vertreter des
Kalisyndikats. Außerdem war noch der Herr Obersteiger gekommen. Dieser be¬
nahm sich höchst nobel, aber man merkte ihm doch das bergmännische Hinterleder
etwas an. Die Herren nahmen also Platz und empfingen mit einigem Mißtrauen
ihr Bier. Der Schulze eröffnete das Gespräch mit einer ausführlichen Erörterung
der Lage der Witterung.

Es ist doch ein netter Mann, der Herr Direktor, sagte der Schulze zur
Kegelkompaguie, nachdem er sich vom „Herrentische" zurückgezogen hatte, weil sich
Pvplitz dort niedergelassen hatte — ein netter Mnun, gar nicht stolz, und leutselig
ist er, und redet mit unsereinem wie mit seinesgleichen.

Ja, das ist er, stimmte man zu, ein freundlicher Mann, und er gönnt auch
den Leuten einen Verdienst. Leben und leben lassen.

Kinder, Kinder, fuhr der Schulze fort, wenn man bedenkt, was ans einem
Menschen werden kann, wenn er Glück hat. Was meint ihr wohl, daß der Herr
Direktor früher gewesen ist? Kaufmaunslehrliug bei Kirchbergen in Braunschweig.
Dntchendreher ist er gewesen. Und sein Vater war Schafmeister beim Baron
von Belvw. Und jetzt? Was ist er jetzt für ein Manu? wie steht er jetzt da?
Fünfzehntansend Mark Gehalt und Tantieme und ein schönes Vermögen in Aktien.
Und so eine Stellung!

Wer den zum Schwiegervater kriegt, sagte ein andrer, der kann lachen.

Das kann er, aber Fräulein Lydia nimmt nicht jeden, sagte Fritze Harkort.

Ja, meinte ein andrer, bei dem scheffelt es. Unsereiner muß sichs ganze Jahr
durch schinden, ehe er seine paar Thaler zusammenkratzt. Und wenn man denkt,
man hat was, dann kostet der Weizen nichts oder der Zucker ist runter gegangen,
""d es war wieder Essig.

Da hast du Recht, entgegnete man. Mit der Couponschere arbeitet sichs leichter.

Hier verfielen mehrere ins Nachsinnen, und Karl Bruckner sagte: Wem gehört
denn eigentlich das Werk?

Du möchtest wohl als Kompagnon eintreten? wurde erwidert.

Das Werk, begann im Lehrtone der Herr Kantor, der als Schriftführer hinter
der Tafel saß, ist ans Kuxe fundiert, es ist eine sogenannte beschränkte Sozietät.


Grenzboten I 1902 20
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[0161] Doktor Vuttmüller und sein Freund Skandal redete und auf die Kulanz der Wirte in den Städte» hinwies. Als ob das hier überhaupt in Betracht gekommen wäre! Eines Tages müssen wir gedenken, der in der Geschichte des Kirschberges von besondrer Bedeutung war, es war der Tag, an dem der Herr Direktor Wenzel zum erstenmale auf der Kegelbahn erschien. Der Herr Schulze hatte ihn schon öfter eingeladen, der Herr Direktor hatte auch versprochen, zu kommen, endlich war er erschienen. Und das gereichte den Herren auf der Kegelbahn zu besondrer Genugthuung. Es wäre doch auch nicht hübsch gewesen, wenn sich so ein Mann, wie der Herr Direktor, der tausend Arbeiter kommandierte und eignen Wagen und Pferde hatte, von der besten Gesellschaft, die der Ort und die Gegend zu bieten hatten, zurückgezogen hätte. Also der Herr Direktor hatte sich, von einem Wald¬ spaziergange zurückkehrend, zur Kegelbahn begeben und von dem Herrn Schulzen in lauten Biedermnnnstönen und von dem Herrn Gastwirt mit einer würdigen Anrede begrüßt an dem Ehrenplatze des höherstehenden Tischs niedergelassen. Es war ein kleiner Herr von behaglicher Leibesrnnduug mit spärlichem Haar auf dem Kopfe und einem goldnen Kneifer auf der Nase. Er hatte in Miene nud Haltung etwas Weiches, womit freilich der scharfe und bisweilen sogar unruhig flackernde Blick seines Auges nicht übereinstimmte. In seiner Begleitung war ein junger Mann, dem man sofort den Kaufmann ansah, wenn man unter dem Kaufmattn uicht blos; deu Ladenjüugliug oder den Geschäftsreisenden versteht, sondern einen Mann von Welt, der ebenso in den Geschäftsbüchern seines Hauses wie in den Verkehrszentren des In- und Auslandes und auf den großen Ozeandampfern Be¬ scheid weiß. Dieser junge Mann wurde von dem Herrn Direktor mit einer ge¬ wissen freundlichen Auszeichnung behandelt. Es hieß, er sei ein Vertreter des Kalisyndikats. Außerdem war noch der Herr Obersteiger gekommen. Dieser be¬ nahm sich höchst nobel, aber man merkte ihm doch das bergmännische Hinterleder etwas an. Die Herren nahmen also Platz und empfingen mit einigem Mißtrauen ihr Bier. Der Schulze eröffnete das Gespräch mit einer ausführlichen Erörterung der Lage der Witterung. Es ist doch ein netter Mann, der Herr Direktor, sagte der Schulze zur Kegelkompaguie, nachdem er sich vom „Herrentische" zurückgezogen hatte, weil sich Pvplitz dort niedergelassen hatte — ein netter Mnun, gar nicht stolz, und leutselig ist er, und redet mit unsereinem wie mit seinesgleichen. Ja, das ist er, stimmte man zu, ein freundlicher Mann, und er gönnt auch den Leuten einen Verdienst. Leben und leben lassen. Kinder, Kinder, fuhr der Schulze fort, wenn man bedenkt, was ans einem Menschen werden kann, wenn er Glück hat. Was meint ihr wohl, daß der Herr Direktor früher gewesen ist? Kaufmaunslehrliug bei Kirchbergen in Braunschweig. Dntchendreher ist er gewesen. Und sein Vater war Schafmeister beim Baron von Belvw. Und jetzt? Was ist er jetzt für ein Manu? wie steht er jetzt da? Fünfzehntansend Mark Gehalt und Tantieme und ein schönes Vermögen in Aktien. Und so eine Stellung! Wer den zum Schwiegervater kriegt, sagte ein andrer, der kann lachen. Das kann er, aber Fräulein Lydia nimmt nicht jeden, sagte Fritze Harkort. Ja, meinte ein andrer, bei dem scheffelt es. Unsereiner muß sichs ganze Jahr durch schinden, ehe er seine paar Thaler zusammenkratzt. Und wenn man denkt, man hat was, dann kostet der Weizen nichts oder der Zucker ist runter gegangen, ""d es war wieder Essig. Da hast du Recht, entgegnete man. Mit der Couponschere arbeitet sichs leichter. Hier verfielen mehrere ins Nachsinnen, und Karl Bruckner sagte: Wem gehört denn eigentlich das Werk? Du möchtest wohl als Kompagnon eintreten? wurde erwidert. Das Werk, begann im Lehrtone der Herr Kantor, der als Schriftführer hinter der Tafel saß, ist ans Kuxe fundiert, es ist eine sogenannte beschränkte Sozietät. Grenzboten I 1902 20

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_236523/161>, abgerufen am 15.05.2024.