Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Erstes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Doktor Dnttmüller und s^in Lreund

ein simpler Mister Smith in Hopetown, einem Flecken, der nahe bei Tante Mauth
Castle lag, für einen braunen Walachen zweihundert Pfund Sterling gab, und daß
jedermann sagte, es sei ein billiger Preis gewesen.

Für den, der es dazu hat; wer es aber uicht hat? -- sagte Egon; eine große
Unklugheit, denn die Erfahrung hätte ihm sagen müssen, daß er jedesmal verloren
hatte, sobald er das Gefecht angenommen hatte.

Nicht hat! erwiderte die gnädige Iran. Dieses Geld hat man eben, das muß
man haben.

Willst du mir freundlichst sagen, woher man es nehmen soll?

Von deiner Pension freilich nicht. Aber vergiß nicht, daß ich Besitzerin von
Saudhaseuhauseu gewesen bin, das du leider, und zwar sehr gegen meinen Rat
und Willen verkauft hast. Wenigstens kann ich bis zum heutigen Tage nicht ein¬
sehen, warum.

Dieses verdammte Sandhasenhausen! rief der Oberstleutnant, denn er konnte
es nicht vertragen, von seiner Frau an Snndhasenhausen erinnert zu werden. Ja,
es war das Gut seiner Frau gewesen, eine elende, verschuldete Sandbüchse, die
keinen Groschen einbrachte, und die man froh gewesen war, loszuschlagen. Der
Ertrag war längst verbraucht, aber es gab keine Extraforderuug, die nicht mit den
Worte" begründet worden wäre: Egon, vergiß nicht, daß ich Besitzerin von Sand¬
hasenhausen war!

Egon, erwiderte die gnädige Frau, die ihre kühle und überlegne Ruhe be¬
wahrte, du wirst heftig. Vergiß nicht, was du dir und mir schuldig bist.

Den Teufel auch, brach Egon los, wen" man jahraus jahrein mit dem ver¬
dammten Snndhasenhnusen, das keine tausend Thaler wert war, gepiesackt wird!

Vergiß uicht, fuhr die gnädige Frau fort, daß ich eine geborne Brvta bin,
und daß meine Mutter mir unter der Bedingung in unsre Verheiratung willigte,
daß du mich auf den Händen tragen und alles thun würdest, was in deiner Macht
stünde. Erinnere dich, daß Taute Maud, ehe sie die Schuhe hinter mir herwnrf,
sagte: Egon, bewahre sie gut, sie ist ein Juwel, für das keine Fassung zu teuer
ist. (Egon rang die Hände.) Aber Gott verhüte, daß ich mich je selbst rühme.
Eins ist mein Ruhm, daß ich meine Schuldigkeit gethan habe. Ich thue meine
Schuldigkeit, ich sorge für Jork, und du, was willst du thun?

Mich erkundigen.

Erkundigen. Jawohl! Das heißt, die Sache verschieben. Jork schreibt, daß
er das Geld unbedingt bis zum nächsten Mittwoch braucht.

Aha! Gewiß hat der Bengel einmal wieder gejeut.

Es ist entsetzlich. Diese Härte des Vaters gegen sein eignes Kind ist ent¬
setzlich. Sie zog das Taschentuch. Du hörst aber doch, daß Aork mit seinem
Pferde Malheur gehabt hat.

Ich höre es wohl, ich glaube es aber nicht.

O ich unglückliche Mutter! Die gnädige Frau brachte ihr Taschentuch vors
Gesicht und ließ sich in einen Lehnsessel fallen. Die Krisis war nahe.

Da steckte Ellen den Kopf durch die Thür und rief: Es kommt ein Wagen.

Sogleich glätteten sich die Wogen. Brief und Taschentuch verschwanden, die
gnädige Frau war sehr interessiert, wer das wohl sein möchte, denn Besuche zu
Wagen kamen nicht sehr häufig vor, und sie erinnerte sich an ihre Pflicht, würdig
zu repräsentieren. Ellen, rief sie, sage Klapphorn, er solle die Livree anziehn und
die weißen Handschuhe nicht, wie neulich, vergessen. Und er solle sich beeilen.
Darauf eilte sie in den "traurigen Ruhm," rückte uoch hier und da zurecht, was
vielleicht uicht ganz korrekt stand, und ließ sich in ihrem Lehnsessel neben dem Kamin
nieder. Ellen trat nu das offne Fenster des Hinterzimmers. Klapphorn! rief sie,
Sie sollen den blauen Frack anziehn und die baumwollueu Handschuhe, aber bitte
etwas -- Plötzlich! -- Was? -- Jawohl, die olle Pfeifsache können Sie auch
gleich zurecht stellen. Die gnädige Frau hörte das, seufzte schmerzlich über die


Doktor Dnttmüller und s^in Lreund

ein simpler Mister Smith in Hopetown, einem Flecken, der nahe bei Tante Mauth
Castle lag, für einen braunen Walachen zweihundert Pfund Sterling gab, und daß
jedermann sagte, es sei ein billiger Preis gewesen.

Für den, der es dazu hat; wer es aber uicht hat? — sagte Egon; eine große
Unklugheit, denn die Erfahrung hätte ihm sagen müssen, daß er jedesmal verloren
hatte, sobald er das Gefecht angenommen hatte.

Nicht hat! erwiderte die gnädige Iran. Dieses Geld hat man eben, das muß
man haben.

Willst du mir freundlichst sagen, woher man es nehmen soll?

Von deiner Pension freilich nicht. Aber vergiß nicht, daß ich Besitzerin von
Saudhaseuhauseu gewesen bin, das du leider, und zwar sehr gegen meinen Rat
und Willen verkauft hast. Wenigstens kann ich bis zum heutigen Tage nicht ein¬
sehen, warum.

Dieses verdammte Sandhasenhausen! rief der Oberstleutnant, denn er konnte
es nicht vertragen, von seiner Frau an Snndhasenhausen erinnert zu werden. Ja,
es war das Gut seiner Frau gewesen, eine elende, verschuldete Sandbüchse, die
keinen Groschen einbrachte, und die man froh gewesen war, loszuschlagen. Der
Ertrag war längst verbraucht, aber es gab keine Extraforderuug, die nicht mit den
Worte» begründet worden wäre: Egon, vergiß nicht, daß ich Besitzerin von Sand¬
hasenhausen war!

Egon, erwiderte die gnädige Frau, die ihre kühle und überlegne Ruhe be¬
wahrte, du wirst heftig. Vergiß nicht, was du dir und mir schuldig bist.

Den Teufel auch, brach Egon los, wen« man jahraus jahrein mit dem ver¬
dammten Snndhasenhnusen, das keine tausend Thaler wert war, gepiesackt wird!

Vergiß uicht, fuhr die gnädige Frau fort, daß ich eine geborne Brvta bin,
und daß meine Mutter mir unter der Bedingung in unsre Verheiratung willigte,
daß du mich auf den Händen tragen und alles thun würdest, was in deiner Macht
stünde. Erinnere dich, daß Taute Maud, ehe sie die Schuhe hinter mir herwnrf,
sagte: Egon, bewahre sie gut, sie ist ein Juwel, für das keine Fassung zu teuer
ist. (Egon rang die Hände.) Aber Gott verhüte, daß ich mich je selbst rühme.
Eins ist mein Ruhm, daß ich meine Schuldigkeit gethan habe. Ich thue meine
Schuldigkeit, ich sorge für Jork, und du, was willst du thun?

Mich erkundigen.

Erkundigen. Jawohl! Das heißt, die Sache verschieben. Jork schreibt, daß
er das Geld unbedingt bis zum nächsten Mittwoch braucht.

Aha! Gewiß hat der Bengel einmal wieder gejeut.

Es ist entsetzlich. Diese Härte des Vaters gegen sein eignes Kind ist ent¬
setzlich. Sie zog das Taschentuch. Du hörst aber doch, daß Aork mit seinem
Pferde Malheur gehabt hat.

Ich höre es wohl, ich glaube es aber nicht.

O ich unglückliche Mutter! Die gnädige Frau brachte ihr Taschentuch vors
Gesicht und ließ sich in einen Lehnsessel fallen. Die Krisis war nahe.

Da steckte Ellen den Kopf durch die Thür und rief: Es kommt ein Wagen.

Sogleich glätteten sich die Wogen. Brief und Taschentuch verschwanden, die
gnädige Frau war sehr interessiert, wer das wohl sein möchte, denn Besuche zu
Wagen kamen nicht sehr häufig vor, und sie erinnerte sich an ihre Pflicht, würdig
zu repräsentieren. Ellen, rief sie, sage Klapphorn, er solle die Livree anziehn und
die weißen Handschuhe nicht, wie neulich, vergessen. Und er solle sich beeilen.
Darauf eilte sie in den „traurigen Ruhm," rückte uoch hier und da zurecht, was
vielleicht uicht ganz korrekt stand, und ließ sich in ihrem Lehnsessel neben dem Kamin
nieder. Ellen trat nu das offne Fenster des Hinterzimmers. Klapphorn! rief sie,
Sie sollen den blauen Frack anziehn und die baumwollueu Handschuhe, aber bitte
etwas — Plötzlich! — Was? — Jawohl, die olle Pfeifsache können Sie auch
gleich zurecht stellen. Die gnädige Frau hörte das, seufzte schmerzlich über die


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0226" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/236750"/>
          <fw type="header" place="top"> Doktor Dnttmüller und s^in Lreund</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_818" prev="#ID_817"> ein simpler Mister Smith in Hopetown, einem Flecken, der nahe bei Tante Mauth<lb/>
Castle lag, für einen braunen Walachen zweihundert Pfund Sterling gab, und daß<lb/>
jedermann sagte, es sei ein billiger Preis gewesen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_819"> Für den, der es dazu hat; wer es aber uicht hat? &#x2014; sagte Egon; eine große<lb/>
Unklugheit, denn die Erfahrung hätte ihm sagen müssen, daß er jedesmal verloren<lb/>
hatte, sobald er das Gefecht angenommen hatte.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_820"> Nicht hat! erwiderte die gnädige Iran. Dieses Geld hat man eben, das muß<lb/>
man haben.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_821"> Willst du mir freundlichst sagen, woher man es nehmen soll?</p><lb/>
          <p xml:id="ID_822"> Von deiner Pension freilich nicht. Aber vergiß nicht, daß ich Besitzerin von<lb/>
Saudhaseuhauseu gewesen bin, das du leider, und zwar sehr gegen meinen Rat<lb/>
und Willen verkauft hast. Wenigstens kann ich bis zum heutigen Tage nicht ein¬<lb/>
sehen, warum.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_823"> Dieses verdammte Sandhasenhausen! rief der Oberstleutnant, denn er konnte<lb/>
es nicht vertragen, von seiner Frau an Snndhasenhausen erinnert zu werden. Ja,<lb/>
es war das Gut seiner Frau gewesen, eine elende, verschuldete Sandbüchse, die<lb/>
keinen Groschen einbrachte, und die man froh gewesen war, loszuschlagen. Der<lb/>
Ertrag war längst verbraucht, aber es gab keine Extraforderuug, die nicht mit den<lb/>
Worte» begründet worden wäre: Egon, vergiß nicht, daß ich Besitzerin von Sand¬<lb/>
hasenhausen war!</p><lb/>
          <p xml:id="ID_824"> Egon, erwiderte die gnädige Frau, die ihre kühle und überlegne Ruhe be¬<lb/>
wahrte, du wirst heftig.  Vergiß nicht, was du dir und mir schuldig bist.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_825"> Den Teufel auch, brach Egon los, wen« man jahraus jahrein mit dem ver¬<lb/>
dammten Snndhasenhnusen, das keine tausend Thaler wert war, gepiesackt wird!</p><lb/>
          <p xml:id="ID_826"> Vergiß uicht, fuhr die gnädige Frau fort, daß ich eine geborne Brvta bin,<lb/>
und daß meine Mutter mir unter der Bedingung in unsre Verheiratung willigte,<lb/>
daß du mich auf den Händen tragen und alles thun würdest, was in deiner Macht<lb/>
stünde. Erinnere dich, daß Taute Maud, ehe sie die Schuhe hinter mir herwnrf,<lb/>
sagte: Egon, bewahre sie gut, sie ist ein Juwel, für das keine Fassung zu teuer<lb/>
ist. (Egon rang die Hände.) Aber Gott verhüte, daß ich mich je selbst rühme.<lb/>
Eins ist mein Ruhm, daß ich meine Schuldigkeit gethan habe. Ich thue meine<lb/>
Schuldigkeit, ich sorge für Jork, und du, was willst du thun?</p><lb/>
          <p xml:id="ID_827"> Mich erkundigen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_828"> Erkundigen. Jawohl! Das heißt, die Sache verschieben.  Jork schreibt, daß<lb/>
er das Geld unbedingt bis zum nächsten Mittwoch braucht.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_829"> Aha!  Gewiß hat der Bengel einmal wieder gejeut.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_830"> Es ist entsetzlich. Diese Härte des Vaters gegen sein eignes Kind ist ent¬<lb/>
setzlich. Sie zog das Taschentuch. Du hörst aber doch, daß Aork mit seinem<lb/>
Pferde Malheur gehabt hat.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_831"> Ich höre es wohl, ich glaube es aber nicht.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_832"> O ich unglückliche Mutter! Die gnädige Frau brachte ihr Taschentuch vors<lb/>
Gesicht und ließ sich in einen Lehnsessel fallen.  Die Krisis war nahe.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_833"> Da steckte Ellen den Kopf durch die Thür und rief: Es kommt ein Wagen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_834" next="#ID_835"> Sogleich glätteten sich die Wogen. Brief und Taschentuch verschwanden, die<lb/>
gnädige Frau war sehr interessiert, wer das wohl sein möchte, denn Besuche zu<lb/>
Wagen kamen nicht sehr häufig vor, und sie erinnerte sich an ihre Pflicht, würdig<lb/>
zu repräsentieren. Ellen, rief sie, sage Klapphorn, er solle die Livree anziehn und<lb/>
die weißen Handschuhe nicht, wie neulich, vergessen. Und er solle sich beeilen.<lb/>
Darauf eilte sie in den &#x201E;traurigen Ruhm," rückte uoch hier und da zurecht, was<lb/>
vielleicht uicht ganz korrekt stand, und ließ sich in ihrem Lehnsessel neben dem Kamin<lb/>
nieder. Ellen trat nu das offne Fenster des Hinterzimmers. Klapphorn! rief sie,<lb/>
Sie sollen den blauen Frack anziehn und die baumwollueu Handschuhe, aber bitte<lb/>
etwas &#x2014; Plötzlich! &#x2014; Was? &#x2014; Jawohl, die olle Pfeifsache können Sie auch<lb/>
gleich zurecht stellen.  Die gnädige Frau hörte das, seufzte schmerzlich über die</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0226] Doktor Dnttmüller und s^in Lreund ein simpler Mister Smith in Hopetown, einem Flecken, der nahe bei Tante Mauth Castle lag, für einen braunen Walachen zweihundert Pfund Sterling gab, und daß jedermann sagte, es sei ein billiger Preis gewesen. Für den, der es dazu hat; wer es aber uicht hat? — sagte Egon; eine große Unklugheit, denn die Erfahrung hätte ihm sagen müssen, daß er jedesmal verloren hatte, sobald er das Gefecht angenommen hatte. Nicht hat! erwiderte die gnädige Iran. Dieses Geld hat man eben, das muß man haben. Willst du mir freundlichst sagen, woher man es nehmen soll? Von deiner Pension freilich nicht. Aber vergiß nicht, daß ich Besitzerin von Saudhaseuhauseu gewesen bin, das du leider, und zwar sehr gegen meinen Rat und Willen verkauft hast. Wenigstens kann ich bis zum heutigen Tage nicht ein¬ sehen, warum. Dieses verdammte Sandhasenhausen! rief der Oberstleutnant, denn er konnte es nicht vertragen, von seiner Frau an Snndhasenhausen erinnert zu werden. Ja, es war das Gut seiner Frau gewesen, eine elende, verschuldete Sandbüchse, die keinen Groschen einbrachte, und die man froh gewesen war, loszuschlagen. Der Ertrag war längst verbraucht, aber es gab keine Extraforderuug, die nicht mit den Worte» begründet worden wäre: Egon, vergiß nicht, daß ich Besitzerin von Sand¬ hasenhausen war! Egon, erwiderte die gnädige Frau, die ihre kühle und überlegne Ruhe be¬ wahrte, du wirst heftig. Vergiß nicht, was du dir und mir schuldig bist. Den Teufel auch, brach Egon los, wen« man jahraus jahrein mit dem ver¬ dammten Snndhasenhnusen, das keine tausend Thaler wert war, gepiesackt wird! Vergiß uicht, fuhr die gnädige Frau fort, daß ich eine geborne Brvta bin, und daß meine Mutter mir unter der Bedingung in unsre Verheiratung willigte, daß du mich auf den Händen tragen und alles thun würdest, was in deiner Macht stünde. Erinnere dich, daß Taute Maud, ehe sie die Schuhe hinter mir herwnrf, sagte: Egon, bewahre sie gut, sie ist ein Juwel, für das keine Fassung zu teuer ist. (Egon rang die Hände.) Aber Gott verhüte, daß ich mich je selbst rühme. Eins ist mein Ruhm, daß ich meine Schuldigkeit gethan habe. Ich thue meine Schuldigkeit, ich sorge für Jork, und du, was willst du thun? Mich erkundigen. Erkundigen. Jawohl! Das heißt, die Sache verschieben. Jork schreibt, daß er das Geld unbedingt bis zum nächsten Mittwoch braucht. Aha! Gewiß hat der Bengel einmal wieder gejeut. Es ist entsetzlich. Diese Härte des Vaters gegen sein eignes Kind ist ent¬ setzlich. Sie zog das Taschentuch. Du hörst aber doch, daß Aork mit seinem Pferde Malheur gehabt hat. Ich höre es wohl, ich glaube es aber nicht. O ich unglückliche Mutter! Die gnädige Frau brachte ihr Taschentuch vors Gesicht und ließ sich in einen Lehnsessel fallen. Die Krisis war nahe. Da steckte Ellen den Kopf durch die Thür und rief: Es kommt ein Wagen. Sogleich glätteten sich die Wogen. Brief und Taschentuch verschwanden, die gnädige Frau war sehr interessiert, wer das wohl sein möchte, denn Besuche zu Wagen kamen nicht sehr häufig vor, und sie erinnerte sich an ihre Pflicht, würdig zu repräsentieren. Ellen, rief sie, sage Klapphorn, er solle die Livree anziehn und die weißen Handschuhe nicht, wie neulich, vergessen. Und er solle sich beeilen. Darauf eilte sie in den „traurigen Ruhm," rückte uoch hier und da zurecht, was vielleicht uicht ganz korrekt stand, und ließ sich in ihrem Lehnsessel neben dem Kamin nieder. Ellen trat nu das offne Fenster des Hinterzimmers. Klapphorn! rief sie, Sie sollen den blauen Frack anziehn und die baumwollueu Handschuhe, aber bitte etwas — Plötzlich! — Was? — Jawohl, die olle Pfeifsache können Sie auch gleich zurecht stellen. Die gnädige Frau hörte das, seufzte schmerzlich über die

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_236523
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_236523/226
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_236523/226>, abgerufen am 05.06.2024.