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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaszgel'liebes

Versagen müssen. Aber soweit die Wirkung von Tarifermäßiguuge" im Verkehrs¬
dienste überhaupt vorausgesehen werden kann, hat die PostVerwaltung den finanziellen
Mißerfolg auch erkannt. Von den Vertretern des Reichspostamtes, besonders von
Herrn von Podbielski, ist in den Verhandlungen des Reichstags wenigstens oft
genug darauf hingewiesen worden. Es unterliegt mich keinem Zweifel, daß die in
dieser Beziehung notwendigen Berechnungen von der Pvstverwoltung mit der größten
Sorgfalt vorgenommen worden sind, denn für diese Ermittlungen stand ja Herrn
von Podbielski derselbe exakt arbeitende Beamtenapparat zur Verfügung, dessen der
Staatssekretär von Stephan sich so lange und mit so großem Erfolge bedient hatte.
Verkehrsprognosen sind aber genau so unzuverlässig wie die Wetterprognose", und
sollte sich die Postbchörde in der finanziellen Wirkung der neuen Tarife thatsächlich
verrechnet haben, so kann daraus niemand ein Vorwurf gemacht werden.

Es kommt hinzu, daß Herr von Podbielski, ganz abgesehen von den verkehrs¬
technischen Berechnungen, gezwungen war, eine persönliche Tarifpolitik zu treibe".
Als er das Erbe des Staatssekretärs vo" Stephan antrat, hatte er keinen leichten
Stand. In den letzten Jahren der Stephanschen Verwaltung hatte man von allen
Seiten auf Tarifermäßiguugen und Verkehrserleichterungen gedrungen, gegen die
sich aber Stephan immer ablehnend verhalten hatte. Herrn von Podbielski blieb
bei der Übernahme seines Amts gar nichts weiter übrig, als dem Druck der öffent¬
lichen Meinung nachzugeben und in die Tarifermäßignugen zu willigen, die sein
großer Vorgänger solange abgelehnt hatte und auf Grund seiner beispiellosen Er¬
folge im Postwesen auch ohne Gefahr für sich und seinen Ruhm hatte ablehnen
können. Podbielskis Stellung wäre von vornherein unhaltbar gewesen, wenn er
nicht ans die Tarifcrmäßigungen eingegangen wäre. Für ihn handelte es sich nur
darum, daß er deu Weg fand, auf dem er den Wünschen des Publikums gerecht
werden konnte.

Wenn nun die neuern Post- und Telegraphengesetze zunächst auch finanziell
ungünstig gewirkt haben, so ist doch von der weitern Entwicklung unsers Pvstwesens
mit Sicherheit zu erwarten, daß sich das finanzielle Ergebnis der PostVerwaltung
in den nächsten Jahren auch wieder bessern wird. Es ist ein alter Erfahrungssatz
im Verkehrswesen, daß Tnrifermäßigungen jederzeit eine Steigerung des Verkehrs
zur Folge haben, und daß auch die finanzielle Wirkung solcher Ermäßigungen immer
dann günstig ist, wenn zugleich Vereinfachungen des Betriebs eintreten. Das Reichs¬
postamt ist schon mit solchen Betriebsvereinfachungcu mehrfach vorgegangen, und
ihre vorteilhafte Wirkung auf die Höhe der Ausgaben wird nicht ausbleiben. Noch
größer wäre vielleicht der Erfolg, wenn die PostVerwaltung die Sendungen, für
die Portoermäßiguugen bestehn, nämlich die Drucksachen, Warenproben und Geschäfts¬
papiere, grundsätzlich von den Briefen trennen und sie entsprechend der geringern
Bezahlung anch einer weniger kostspieligen posttechnischen Behandlung unterwerfen
würde. Der Anfang dazu ist schon durch die Bestimmung gemacht worden, daß in
großen Städten zur Entlastung der ersten Bestellung die nicht eiligen Drucksachen
im Falle des Bedürfnisses auf unmittelbar folgende, weniger belastete Bestellgänge
zurückgestellt werden dürfen.

Auch von der neuen Fernsprechgebührenordnnng kann man erwarten, daß die
jetzigen Mindererträgnisse mit der Zeit durch eine Zunahme des Verkehrs und dem¬
entsprechend dnrch bessere Ausnutzung der Anlagen ausgeglichen werden. Ein solcher
Ausgleich wird für die weitere finanzielle Entwicklung des Fernsprechwesens dnrch
die Bemessung der Gebühren für Fernsprechanschlüsse wesentlich gefördert, denn mit
der Zunahme der Anschlusse treten die einzelnen Ortsnetze nach und nach in die
Gruppen mit höhern Pauschgebühren über, und es muß deshalb, wenn erst die
Bildung neuer Ortsfernsprechnetze in der Hauptsache abgeschlossen ist, die durch¬
schnittliche Jahreseinnnhme für einen Anschluß allmählich wieder steigen.

Ist somit auch begründete Aussicht vorhanden, daß sich die Erträgnisse der
Postvrewaltung in Zukunft wieder bessern werden, so lehrt doch jetzt der starke


Maßgebliches und Unmaszgel'liebes

Versagen müssen. Aber soweit die Wirkung von Tarifermäßiguuge« im Verkehrs¬
dienste überhaupt vorausgesehen werden kann, hat die PostVerwaltung den finanziellen
Mißerfolg auch erkannt. Von den Vertretern des Reichspostamtes, besonders von
Herrn von Podbielski, ist in den Verhandlungen des Reichstags wenigstens oft
genug darauf hingewiesen worden. Es unterliegt mich keinem Zweifel, daß die in
dieser Beziehung notwendigen Berechnungen von der Pvstverwoltung mit der größten
Sorgfalt vorgenommen worden sind, denn für diese Ermittlungen stand ja Herrn
von Podbielski derselbe exakt arbeitende Beamtenapparat zur Verfügung, dessen der
Staatssekretär von Stephan sich so lange und mit so großem Erfolge bedient hatte.
Verkehrsprognosen sind aber genau so unzuverlässig wie die Wetterprognose», und
sollte sich die Postbchörde in der finanziellen Wirkung der neuen Tarife thatsächlich
verrechnet haben, so kann daraus niemand ein Vorwurf gemacht werden.

Es kommt hinzu, daß Herr von Podbielski, ganz abgesehen von den verkehrs¬
technischen Berechnungen, gezwungen war, eine persönliche Tarifpolitik zu treibe».
Als er das Erbe des Staatssekretärs vo» Stephan antrat, hatte er keinen leichten
Stand. In den letzten Jahren der Stephanschen Verwaltung hatte man von allen
Seiten auf Tarifermäßiguugen und Verkehrserleichterungen gedrungen, gegen die
sich aber Stephan immer ablehnend verhalten hatte. Herrn von Podbielski blieb
bei der Übernahme seines Amts gar nichts weiter übrig, als dem Druck der öffent¬
lichen Meinung nachzugeben und in die Tarifermäßignugen zu willigen, die sein
großer Vorgänger solange abgelehnt hatte und auf Grund seiner beispiellosen Er¬
folge im Postwesen auch ohne Gefahr für sich und seinen Ruhm hatte ablehnen
können. Podbielskis Stellung wäre von vornherein unhaltbar gewesen, wenn er
nicht ans die Tarifcrmäßigungen eingegangen wäre. Für ihn handelte es sich nur
darum, daß er deu Weg fand, auf dem er den Wünschen des Publikums gerecht
werden konnte.

Wenn nun die neuern Post- und Telegraphengesetze zunächst auch finanziell
ungünstig gewirkt haben, so ist doch von der weitern Entwicklung unsers Pvstwesens
mit Sicherheit zu erwarten, daß sich das finanzielle Ergebnis der PostVerwaltung
in den nächsten Jahren auch wieder bessern wird. Es ist ein alter Erfahrungssatz
im Verkehrswesen, daß Tnrifermäßigungen jederzeit eine Steigerung des Verkehrs
zur Folge haben, und daß auch die finanzielle Wirkung solcher Ermäßigungen immer
dann günstig ist, wenn zugleich Vereinfachungen des Betriebs eintreten. Das Reichs¬
postamt ist schon mit solchen Betriebsvereinfachungcu mehrfach vorgegangen, und
ihre vorteilhafte Wirkung auf die Höhe der Ausgaben wird nicht ausbleiben. Noch
größer wäre vielleicht der Erfolg, wenn die PostVerwaltung die Sendungen, für
die Portoermäßiguugen bestehn, nämlich die Drucksachen, Warenproben und Geschäfts¬
papiere, grundsätzlich von den Briefen trennen und sie entsprechend der geringern
Bezahlung anch einer weniger kostspieligen posttechnischen Behandlung unterwerfen
würde. Der Anfang dazu ist schon durch die Bestimmung gemacht worden, daß in
großen Städten zur Entlastung der ersten Bestellung die nicht eiligen Drucksachen
im Falle des Bedürfnisses auf unmittelbar folgende, weniger belastete Bestellgänge
zurückgestellt werden dürfen.

Auch von der neuen Fernsprechgebührenordnnng kann man erwarten, daß die
jetzigen Mindererträgnisse mit der Zeit durch eine Zunahme des Verkehrs und dem¬
entsprechend dnrch bessere Ausnutzung der Anlagen ausgeglichen werden. Ein solcher
Ausgleich wird für die weitere finanzielle Entwicklung des Fernsprechwesens dnrch
die Bemessung der Gebühren für Fernsprechanschlüsse wesentlich gefördert, denn mit
der Zunahme der Anschlusse treten die einzelnen Ortsnetze nach und nach in die
Gruppen mit höhern Pauschgebühren über, und es muß deshalb, wenn erst die
Bildung neuer Ortsfernsprechnetze in der Hauptsache abgeschlossen ist, die durch¬
schnittliche Jahreseinnnhme für einen Anschluß allmählich wieder steigen.

Ist somit auch begründete Aussicht vorhanden, daß sich die Erträgnisse der
Postvrewaltung in Zukunft wieder bessern werden, so lehrt doch jetzt der starke


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[0462] Maßgebliches und Unmaszgel'liebes Versagen müssen. Aber soweit die Wirkung von Tarifermäßiguuge« im Verkehrs¬ dienste überhaupt vorausgesehen werden kann, hat die PostVerwaltung den finanziellen Mißerfolg auch erkannt. Von den Vertretern des Reichspostamtes, besonders von Herrn von Podbielski, ist in den Verhandlungen des Reichstags wenigstens oft genug darauf hingewiesen worden. Es unterliegt mich keinem Zweifel, daß die in dieser Beziehung notwendigen Berechnungen von der Pvstverwoltung mit der größten Sorgfalt vorgenommen worden sind, denn für diese Ermittlungen stand ja Herrn von Podbielski derselbe exakt arbeitende Beamtenapparat zur Verfügung, dessen der Staatssekretär von Stephan sich so lange und mit so großem Erfolge bedient hatte. Verkehrsprognosen sind aber genau so unzuverlässig wie die Wetterprognose», und sollte sich die Postbchörde in der finanziellen Wirkung der neuen Tarife thatsächlich verrechnet haben, so kann daraus niemand ein Vorwurf gemacht werden. Es kommt hinzu, daß Herr von Podbielski, ganz abgesehen von den verkehrs¬ technischen Berechnungen, gezwungen war, eine persönliche Tarifpolitik zu treibe». Als er das Erbe des Staatssekretärs vo» Stephan antrat, hatte er keinen leichten Stand. In den letzten Jahren der Stephanschen Verwaltung hatte man von allen Seiten auf Tarifermäßiguugen und Verkehrserleichterungen gedrungen, gegen die sich aber Stephan immer ablehnend verhalten hatte. Herrn von Podbielski blieb bei der Übernahme seines Amts gar nichts weiter übrig, als dem Druck der öffent¬ lichen Meinung nachzugeben und in die Tarifermäßignugen zu willigen, die sein großer Vorgänger solange abgelehnt hatte und auf Grund seiner beispiellosen Er¬ folge im Postwesen auch ohne Gefahr für sich und seinen Ruhm hatte ablehnen können. Podbielskis Stellung wäre von vornherein unhaltbar gewesen, wenn er nicht ans die Tarifcrmäßigungen eingegangen wäre. Für ihn handelte es sich nur darum, daß er deu Weg fand, auf dem er den Wünschen des Publikums gerecht werden konnte. Wenn nun die neuern Post- und Telegraphengesetze zunächst auch finanziell ungünstig gewirkt haben, so ist doch von der weitern Entwicklung unsers Pvstwesens mit Sicherheit zu erwarten, daß sich das finanzielle Ergebnis der PostVerwaltung in den nächsten Jahren auch wieder bessern wird. Es ist ein alter Erfahrungssatz im Verkehrswesen, daß Tnrifermäßigungen jederzeit eine Steigerung des Verkehrs zur Folge haben, und daß auch die finanzielle Wirkung solcher Ermäßigungen immer dann günstig ist, wenn zugleich Vereinfachungen des Betriebs eintreten. Das Reichs¬ postamt ist schon mit solchen Betriebsvereinfachungcu mehrfach vorgegangen, und ihre vorteilhafte Wirkung auf die Höhe der Ausgaben wird nicht ausbleiben. Noch größer wäre vielleicht der Erfolg, wenn die PostVerwaltung die Sendungen, für die Portoermäßiguugen bestehn, nämlich die Drucksachen, Warenproben und Geschäfts¬ papiere, grundsätzlich von den Briefen trennen und sie entsprechend der geringern Bezahlung anch einer weniger kostspieligen posttechnischen Behandlung unterwerfen würde. Der Anfang dazu ist schon durch die Bestimmung gemacht worden, daß in großen Städten zur Entlastung der ersten Bestellung die nicht eiligen Drucksachen im Falle des Bedürfnisses auf unmittelbar folgende, weniger belastete Bestellgänge zurückgestellt werden dürfen. Auch von der neuen Fernsprechgebührenordnnng kann man erwarten, daß die jetzigen Mindererträgnisse mit der Zeit durch eine Zunahme des Verkehrs und dem¬ entsprechend dnrch bessere Ausnutzung der Anlagen ausgeglichen werden. Ein solcher Ausgleich wird für die weitere finanzielle Entwicklung des Fernsprechwesens dnrch die Bemessung der Gebühren für Fernsprechanschlüsse wesentlich gefördert, denn mit der Zunahme der Anschlusse treten die einzelnen Ortsnetze nach und nach in die Gruppen mit höhern Pauschgebühren über, und es muß deshalb, wenn erst die Bildung neuer Ortsfernsprechnetze in der Hauptsache abgeschlossen ist, die durch¬ schnittliche Jahreseinnnhme für einen Anschluß allmählich wieder steigen. Ist somit auch begründete Aussicht vorhanden, daß sich die Erträgnisse der Postvrewaltung in Zukunft wieder bessern werden, so lehrt doch jetzt der starke

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_236523/462>, abgerufen am 15.05.2024.