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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Erstes Vierteljahr.

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Doktor Duttmüller und sein Freund

Und Koppschenie, sagte Ölmcmn,

Und Louis, sage ich, fuhr die Duttmüllern fort, dein Vater war ein Luribams,
em windiger Berliner. Und die Leute hatten mir gleich gesagt, ich sollte ihn nicht
nehmen, aber man ist ja in der Jugend zu dumm. Wenn der, dein Vater, der
^uribams, sage ich, nur halb soviel Sitzfleisch gehabt hätte --

Und Ellenbogen, fügte Ölmann hinzu.

Wie du und wie ich, dann hätte er nicht nötig gehabt, bei Nacht und bei
Nebel davonzugehn. Und Louis, sage ich, das mußt du mir vergelten, was ich
an dir gethan habe, wenn du einmal ein großer Mann geworden bist und ich alt.
und das wird Louis auch thun, das weiß ich. Denn fleißig ist er, und das hat
er von mir und nicht von seinem Vater, dem Windhunde. Denn das können Sie
?ur glauben, Jdchen, daß ich manchmal die ganze Nacht aufsitze und Strümpfe
IwPfe. Und fein gestopft! Daß man nicht weiß, ob es gestopft oder gestrickt ist.

Währenddessen hatte Meister Ölmann zum Fenster hinausgeschaut. Jetzt
wandte er sich zurück und sagte: Wie ich Ihnen gesagt habe, Frau Duttmüller,
bei uns auf das Gymnasium herrscht das Naturgesetz. Sehen Sie, da kommt die
6ran Professor zurück und hat nichts ausgerichtet. Denn bet uns auf dem Gymnasium,
°a heißt es nicht, was bist du, und was hast du, und was gilt dein Vater, sondern
da heißt es: Hio Romains, wo Saida.

Die Anwesenden beugten sich vor der ewigen Wahrheit dieses Satzes und
sahen in ihm das Walten des Naturgesetzes. Aber Fräulein Jdchen konnte doch
nicht umhin, hinzuzusetzen: Es ist aber doch schade, es war ein hübscher Junge,
der Felix Wandrer.

Als die Frau Professor vom Gymnasium nach Hause ging, begegneten ihr
ewige Bekannte, die sie grüßten und sich in wehleidigem Tone nach ihrem Befinden
erkundigte". Deal daß Felix im Extemporale ein Verbrechen begangen hatte, das
war schon in der ganzen Stadt bekannt. Frau Professor machte ein befriedigtes
Gesicht, das freilich uicht ganz natürlich war, und versicherte, daß es ihr aus¬
gezeichnet gehe. Sie kam nur mit Mühe die Treppe zu ihrer Wohnung hinauf,
dann aber waren ihre Kräfte zu Ende. Sie sank halb ohnmächtig in ihren Sorgen-
stnhl, drückte ihr Taschentuch vor die Augen und weinte zum Erbarmen. Worüber?

war ihr zu Mute wie einem Offizier, der vor der Front degradiert worden war,
wie einem Brahmanen, der aus seiner Kaste ausgestoßen wird. Sie und ihr Sohn.

Mama, sagte Felix, weine nicht, die Sache ist es nicht wert. Was mich
krankt, ist, daß dich der alte Kerl schlecht behandelt hat, nicht, daß ich vom Gym¬
nasium weg muß.

Aber was soll denu nun werden?

Ich werde Kaufmann.

Aber Felix, denke doch an deinen seligen Vater, der mir für die Wissenschaft
war, denke an unsre Verwandtschaft. Was wird man sagen?

Laß sie sagen, was sie wollen.

Mein Sohn, du steigst tiefer hinab, als du jetzt ahnst. Alle unsre Verwandten
Und studierte Leute, nur Onkel Friedrich ist Kreissekretär, und den läßt niemand
gelten. So wird dirs auch gehn.

Schadet nichts. Ich studiere Verdienologie, ich werde bald selbständig, ich falle
^ir nicht zur Last, und ich suche mir meinen Weg durchs Leben selbst. Jeder,
°er etwas Ordentliches leistet, ist vollgiltig, und alles andre ist Unsinn.

Kind! Kind! Du täuschst dich, du kennst die Welt nicht.

Aber Felix setzte es durch, daß er Kaufmann wurde. Er ging zu Ostern ab
und besuchte eine Handelsschule. Dies erregte großes Aufsehen in den maßgebenden
preisen der Stadt, und in allen Kaffees war die Rede von der armen Frau Pro-
le>or und ihrem mißratnen Sohne. Und die Frau Professor brauchte ihren ganzen
^ut. das Mitleid der befreundeten Damen auszuhalten. Wie oft wurde sie in
vehleidigem Tone gefragt: Wie geht es Ihnen, meine liebe Frau Professor? Denn


Doktor Duttmüller und sein Freund

Und Koppschenie, sagte Ölmcmn,

Und Louis, sage ich, fuhr die Duttmüllern fort, dein Vater war ein Luribams,
em windiger Berliner. Und die Leute hatten mir gleich gesagt, ich sollte ihn nicht
nehmen, aber man ist ja in der Jugend zu dumm. Wenn der, dein Vater, der
^uribams, sage ich, nur halb soviel Sitzfleisch gehabt hätte —

Und Ellenbogen, fügte Ölmann hinzu.

Wie du und wie ich, dann hätte er nicht nötig gehabt, bei Nacht und bei
Nebel davonzugehn. Und Louis, sage ich, das mußt du mir vergelten, was ich
an dir gethan habe, wenn du einmal ein großer Mann geworden bist und ich alt.
und das wird Louis auch thun, das weiß ich. Denn fleißig ist er, und das hat
er von mir und nicht von seinem Vater, dem Windhunde. Denn das können Sie
?ur glauben, Jdchen, daß ich manchmal die ganze Nacht aufsitze und Strümpfe
IwPfe. Und fein gestopft! Daß man nicht weiß, ob es gestopft oder gestrickt ist.

Währenddessen hatte Meister Ölmann zum Fenster hinausgeschaut. Jetzt
wandte er sich zurück und sagte: Wie ich Ihnen gesagt habe, Frau Duttmüller,
bei uns auf das Gymnasium herrscht das Naturgesetz. Sehen Sie, da kommt die
6ran Professor zurück und hat nichts ausgerichtet. Denn bet uns auf dem Gymnasium,
°a heißt es nicht, was bist du, und was hast du, und was gilt dein Vater, sondern
da heißt es: Hio Romains, wo Saida.

Die Anwesenden beugten sich vor der ewigen Wahrheit dieses Satzes und
sahen in ihm das Walten des Naturgesetzes. Aber Fräulein Jdchen konnte doch
nicht umhin, hinzuzusetzen: Es ist aber doch schade, es war ein hübscher Junge,
der Felix Wandrer.

Als die Frau Professor vom Gymnasium nach Hause ging, begegneten ihr
ewige Bekannte, die sie grüßten und sich in wehleidigem Tone nach ihrem Befinden
erkundigte». Deal daß Felix im Extemporale ein Verbrechen begangen hatte, das
war schon in der ganzen Stadt bekannt. Frau Professor machte ein befriedigtes
Gesicht, das freilich uicht ganz natürlich war, und versicherte, daß es ihr aus¬
gezeichnet gehe. Sie kam nur mit Mühe die Treppe zu ihrer Wohnung hinauf,
dann aber waren ihre Kräfte zu Ende. Sie sank halb ohnmächtig in ihren Sorgen-
stnhl, drückte ihr Taschentuch vor die Augen und weinte zum Erbarmen. Worüber?

war ihr zu Mute wie einem Offizier, der vor der Front degradiert worden war,
wie einem Brahmanen, der aus seiner Kaste ausgestoßen wird. Sie und ihr Sohn.

Mama, sagte Felix, weine nicht, die Sache ist es nicht wert. Was mich
krankt, ist, daß dich der alte Kerl schlecht behandelt hat, nicht, daß ich vom Gym¬
nasium weg muß.

Aber was soll denu nun werden?

Ich werde Kaufmann.

Aber Felix, denke doch an deinen seligen Vater, der mir für die Wissenschaft
war, denke an unsre Verwandtschaft. Was wird man sagen?

Laß sie sagen, was sie wollen.

Mein Sohn, du steigst tiefer hinab, als du jetzt ahnst. Alle unsre Verwandten
Und studierte Leute, nur Onkel Friedrich ist Kreissekretär, und den läßt niemand
gelten. So wird dirs auch gehn.

Schadet nichts. Ich studiere Verdienologie, ich werde bald selbständig, ich falle
^ir nicht zur Last, und ich suche mir meinen Weg durchs Leben selbst. Jeder,
°er etwas Ordentliches leistet, ist vollgiltig, und alles andre ist Unsinn.

Kind! Kind! Du täuschst dich, du kennst die Welt nicht.

Aber Felix setzte es durch, daß er Kaufmann wurde. Er ging zu Ostern ab
und besuchte eine Handelsschule. Dies erregte großes Aufsehen in den maßgebenden
preisen der Stadt, und in allen Kaffees war die Rede von der armen Frau Pro-
le>or und ihrem mißratnen Sohne. Und die Frau Professor brauchte ihren ganzen
^ut. das Mitleid der befreundeten Damen auszuhalten. Wie oft wurde sie in
vehleidigem Tone gefragt: Wie geht es Ihnen, meine liebe Frau Professor? Denn


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[0055] Doktor Duttmüller und sein Freund Und Koppschenie, sagte Ölmcmn, Und Louis, sage ich, fuhr die Duttmüllern fort, dein Vater war ein Luribams, em windiger Berliner. Und die Leute hatten mir gleich gesagt, ich sollte ihn nicht nehmen, aber man ist ja in der Jugend zu dumm. Wenn der, dein Vater, der ^uribams, sage ich, nur halb soviel Sitzfleisch gehabt hätte — Und Ellenbogen, fügte Ölmann hinzu. Wie du und wie ich, dann hätte er nicht nötig gehabt, bei Nacht und bei Nebel davonzugehn. Und Louis, sage ich, das mußt du mir vergelten, was ich an dir gethan habe, wenn du einmal ein großer Mann geworden bist und ich alt. und das wird Louis auch thun, das weiß ich. Denn fleißig ist er, und das hat er von mir und nicht von seinem Vater, dem Windhunde. Denn das können Sie ?ur glauben, Jdchen, daß ich manchmal die ganze Nacht aufsitze und Strümpfe IwPfe. Und fein gestopft! Daß man nicht weiß, ob es gestopft oder gestrickt ist. Währenddessen hatte Meister Ölmann zum Fenster hinausgeschaut. Jetzt wandte er sich zurück und sagte: Wie ich Ihnen gesagt habe, Frau Duttmüller, bei uns auf das Gymnasium herrscht das Naturgesetz. Sehen Sie, da kommt die 6ran Professor zurück und hat nichts ausgerichtet. Denn bet uns auf dem Gymnasium, °a heißt es nicht, was bist du, und was hast du, und was gilt dein Vater, sondern da heißt es: Hio Romains, wo Saida. Die Anwesenden beugten sich vor der ewigen Wahrheit dieses Satzes und sahen in ihm das Walten des Naturgesetzes. Aber Fräulein Jdchen konnte doch nicht umhin, hinzuzusetzen: Es ist aber doch schade, es war ein hübscher Junge, der Felix Wandrer. Als die Frau Professor vom Gymnasium nach Hause ging, begegneten ihr ewige Bekannte, die sie grüßten und sich in wehleidigem Tone nach ihrem Befinden erkundigte». Deal daß Felix im Extemporale ein Verbrechen begangen hatte, das war schon in der ganzen Stadt bekannt. Frau Professor machte ein befriedigtes Gesicht, das freilich uicht ganz natürlich war, und versicherte, daß es ihr aus¬ gezeichnet gehe. Sie kam nur mit Mühe die Treppe zu ihrer Wohnung hinauf, dann aber waren ihre Kräfte zu Ende. Sie sank halb ohnmächtig in ihren Sorgen- stnhl, drückte ihr Taschentuch vor die Augen und weinte zum Erbarmen. Worüber? war ihr zu Mute wie einem Offizier, der vor der Front degradiert worden war, wie einem Brahmanen, der aus seiner Kaste ausgestoßen wird. Sie und ihr Sohn. Mama, sagte Felix, weine nicht, die Sache ist es nicht wert. Was mich krankt, ist, daß dich der alte Kerl schlecht behandelt hat, nicht, daß ich vom Gym¬ nasium weg muß. Aber was soll denu nun werden? Ich werde Kaufmann. Aber Felix, denke doch an deinen seligen Vater, der mir für die Wissenschaft war, denke an unsre Verwandtschaft. Was wird man sagen? Laß sie sagen, was sie wollen. Mein Sohn, du steigst tiefer hinab, als du jetzt ahnst. Alle unsre Verwandten Und studierte Leute, nur Onkel Friedrich ist Kreissekretär, und den läßt niemand gelten. So wird dirs auch gehn. Schadet nichts. Ich studiere Verdienologie, ich werde bald selbständig, ich falle ^ir nicht zur Last, und ich suche mir meinen Weg durchs Leben selbst. Jeder, °er etwas Ordentliches leistet, ist vollgiltig, und alles andre ist Unsinn. Kind! Kind! Du täuschst dich, du kennst die Welt nicht. Aber Felix setzte es durch, daß er Kaufmann wurde. Er ging zu Ostern ab und besuchte eine Handelsschule. Dies erregte großes Aufsehen in den maßgebenden preisen der Stadt, und in allen Kaffees war die Rede von der armen Frau Pro- le>or und ihrem mißratnen Sohne. Und die Frau Professor brauchte ihren ganzen ^ut. das Mitleid der befreundeten Damen auszuhalten. Wie oft wurde sie in vehleidigem Tone gefragt: Wie geht es Ihnen, meine liebe Frau Professor? Denn

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_236523/55>, abgerufen am 31.05.2024.