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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Erstes Vierteljahr.

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Soktor Duttmüller und sein Freund

richters, der den Delinquenten abführen läßt. Rosa reagierte nicht. Da griff die
Duttmüllern selbst zu und fand, daß der Schnellbrater ungewöhnlich schwer sei-
Sie setzte ihn nieder und öffnete den Deckel. Da lag der Puter, schön zurecht
gemacht, fix und fertig für den Ofen.
Aber Rosa!

Fräulein Rosa, wenn ich bitten darf.

Ach was, so eine Person wie Sie sollte man nur noch per "er" anreden.

Ja, aber mein Gott, wie kommt denn der Puter in den Schnellbrater?

Rosa hatte keine Ahnung und vermutete, daß ihr Klapphorn oder Marie einen
Streich gespielt hätten.

Dummes Zeug, erwiderte die Duttmüllern und wies eine leere Flasche vor,
ich weiß Wohl, wie es zugegangen ist. Nun aber fix, der Vogel mußte schon seit
einer Stunde auf dem Feuer stehn.

Die gnädige Fran entfernte sich erleichterten Herzens, und Frau Duttmüller
übernahm das Kommando. -- Aber bitte, liebste Frau Duttmüller, Verfahren Sie
milde mit ihr, sagte die gnädige Frau, sonst läuft sie uns noch vor Tische davon.

Während dessen waren das Brautpaar, Uork und Onkel Alfons in zwei
Wagen nach Asseborn zum Standesamt gefahren.

Standesbeamter war Herr Quakenbrück, Kaufmann und Inhaber der Post-
agentur. Schlag zehn Uhr hielten die beiden Wagen mit dem erforderlichen
Aplomb vor der Thür, und die Herren stiegen steifbeinig aus, Jork in Uniform
mit dem Gardehelm. Frau Quakenbrück überfiel ein tödlicher Schrecken. Mu"
rechnete bei gewöhnlichen Leuten mit einer halben Stunde Verspätung, als aber
Gretchen Breitenbach in Rodersdorf Hochzeit gemacht hatte, da hatte es eine ganze
Stunde gedauert, ehe alles beisammen war. Und hier fuhr man mit dem Glocken-
schlage vor.

Edeward, rief sie mit gellender Stimme ins Hans hinein, aber sie wußte,
daß Eduard jetzt nicht zu haben war, deun er saß eingeseift in der Oberstube und
rasierte sich. Frau Quakenbrück, eine kleine, bewegliche Frau, drehte sich vor Auf¬
regung dreimal auf dem Flecke herum und eilte dann vor die Thür, um die Herr¬
schaften zu empfangen. Die Herrschaften träte" ein. Rechts in der Hausflur war
der Laden, der nach tausend Dingen duftete, links die Thür zum Postzimmer. Fran
Quakenbrück hielt eine kurze Ansprache und öffnete das Zimmer. Es war durch ein
keineswegs sauberes und sehr abgegriffnes Gitter in zwei Hälften geteilt. In dem
abgeschlossenen Raume waren die Wage und postrote Bücher, auch war der "Abteil"
zugleich der Amtsraum des Standesbeamten. Leute gewöhnlicher Herkunft wurden
hier einfach über das Gitter getraut, während das Publikum, das gerade Pakete
brachte, zusehen durfte. Aber das ging hier nicht. Und so führte sie die Herrschaften
in das nächste Zimmer, die gute Stube, machte resolut vier Stühle frei und nötigte,
sich zu setzen. Aork wollte stehn bleiben, aber es nützte ihm nichts, er mußte sich
unbedingt setzen. Fran Quakenbrück hielt sich für verpflichtet, ihre Gaste zu unter¬
halten, bis Eduard mit dem Rasieren fertig sei, und hatte schon eine Betrachtung
über das Wetter zum heutigen Tage begonnen, als es drnnßen klingelte, und sie
in den Laden gerufen wurde.

Jetzt hatten die Herrschaften Zeit, sich das Zimmer anzusehen. Quakenbrücks
waren in guten Verhältnissen. Da standen "stilvolle" Nußbaummöbel, frisch aus
der Möbelfabrik. An der Wand über dem Sofa hingen Familienphvtvgraphien,
kunstreich um einen Glaskasten gruppiert, worin ein ausgestopftes Eichhörnchen
hockte. Auf dem Sofa lag eine Kollektion eben ausgepackter Wintermützen, auf
dem Spiegelschranke waren etliche Dutzend Cigarrenkisteu aufgestapelt, auf dem
Fensterstöcke lagen Handschuhe, und auf den Stühlen Ballen von Flanell. H^r
Quakenbrück hatte den Tisch in die Mitte des Zimmers gerückt und ein paar gläserne
versilberte Leuchter darauf gestellt und das Ehestandsregister bereit gelegt.

Es dauerte ziemlich lange, ehe Herr Quakenbrück kam. Alice sah beklommen


Soktor Duttmüller und sein Freund

richters, der den Delinquenten abführen läßt. Rosa reagierte nicht. Da griff die
Duttmüllern selbst zu und fand, daß der Schnellbrater ungewöhnlich schwer sei-
Sie setzte ihn nieder und öffnete den Deckel. Da lag der Puter, schön zurecht
gemacht, fix und fertig für den Ofen.
Aber Rosa!

Fräulein Rosa, wenn ich bitten darf.

Ach was, so eine Person wie Sie sollte man nur noch per „er" anreden.

Ja, aber mein Gott, wie kommt denn der Puter in den Schnellbrater?

Rosa hatte keine Ahnung und vermutete, daß ihr Klapphorn oder Marie einen
Streich gespielt hätten.

Dummes Zeug, erwiderte die Duttmüllern und wies eine leere Flasche vor,
ich weiß Wohl, wie es zugegangen ist. Nun aber fix, der Vogel mußte schon seit
einer Stunde auf dem Feuer stehn.

Die gnädige Fran entfernte sich erleichterten Herzens, und Frau Duttmüller
übernahm das Kommando. — Aber bitte, liebste Frau Duttmüller, Verfahren Sie
milde mit ihr, sagte die gnädige Frau, sonst läuft sie uns noch vor Tische davon.

Während dessen waren das Brautpaar, Uork und Onkel Alfons in zwei
Wagen nach Asseborn zum Standesamt gefahren.

Standesbeamter war Herr Quakenbrück, Kaufmann und Inhaber der Post-
agentur. Schlag zehn Uhr hielten die beiden Wagen mit dem erforderlichen
Aplomb vor der Thür, und die Herren stiegen steifbeinig aus, Jork in Uniform
mit dem Gardehelm. Frau Quakenbrück überfiel ein tödlicher Schrecken. Mu»
rechnete bei gewöhnlichen Leuten mit einer halben Stunde Verspätung, als aber
Gretchen Breitenbach in Rodersdorf Hochzeit gemacht hatte, da hatte es eine ganze
Stunde gedauert, ehe alles beisammen war. Und hier fuhr man mit dem Glocken-
schlage vor.

Edeward, rief sie mit gellender Stimme ins Hans hinein, aber sie wußte,
daß Eduard jetzt nicht zu haben war, deun er saß eingeseift in der Oberstube und
rasierte sich. Frau Quakenbrück, eine kleine, bewegliche Frau, drehte sich vor Auf¬
regung dreimal auf dem Flecke herum und eilte dann vor die Thür, um die Herr¬
schaften zu empfangen. Die Herrschaften träte» ein. Rechts in der Hausflur war
der Laden, der nach tausend Dingen duftete, links die Thür zum Postzimmer. Fran
Quakenbrück hielt eine kurze Ansprache und öffnete das Zimmer. Es war durch ein
keineswegs sauberes und sehr abgegriffnes Gitter in zwei Hälften geteilt. In dem
abgeschlossenen Raume waren die Wage und postrote Bücher, auch war der „Abteil"
zugleich der Amtsraum des Standesbeamten. Leute gewöhnlicher Herkunft wurden
hier einfach über das Gitter getraut, während das Publikum, das gerade Pakete
brachte, zusehen durfte. Aber das ging hier nicht. Und so führte sie die Herrschaften
in das nächste Zimmer, die gute Stube, machte resolut vier Stühle frei und nötigte,
sich zu setzen. Aork wollte stehn bleiben, aber es nützte ihm nichts, er mußte sich
unbedingt setzen. Fran Quakenbrück hielt sich für verpflichtet, ihre Gaste zu unter¬
halten, bis Eduard mit dem Rasieren fertig sei, und hatte schon eine Betrachtung
über das Wetter zum heutigen Tage begonnen, als es drnnßen klingelte, und sie
in den Laden gerufen wurde.

Jetzt hatten die Herrschaften Zeit, sich das Zimmer anzusehen. Quakenbrücks
waren in guten Verhältnissen. Da standen „stilvolle" Nußbaummöbel, frisch aus
der Möbelfabrik. An der Wand über dem Sofa hingen Familienphvtvgraphien,
kunstreich um einen Glaskasten gruppiert, worin ein ausgestopftes Eichhörnchen
hockte. Auf dem Sofa lag eine Kollektion eben ausgepackter Wintermützen, auf
dem Spiegelschranke waren etliche Dutzend Cigarrenkisteu aufgestapelt, auf dem
Fensterstöcke lagen Handschuhe, und auf den Stühlen Ballen von Flanell. H^r
Quakenbrück hatte den Tisch in die Mitte des Zimmers gerückt und ein paar gläserne
versilberte Leuchter darauf gestellt und das Ehestandsregister bereit gelegt.

Es dauerte ziemlich lange, ehe Herr Quakenbrück kam. Alice sah beklommen


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[0688] Soktor Duttmüller und sein Freund richters, der den Delinquenten abführen läßt. Rosa reagierte nicht. Da griff die Duttmüllern selbst zu und fand, daß der Schnellbrater ungewöhnlich schwer sei- Sie setzte ihn nieder und öffnete den Deckel. Da lag der Puter, schön zurecht gemacht, fix und fertig für den Ofen. Aber Rosa! Fräulein Rosa, wenn ich bitten darf. Ach was, so eine Person wie Sie sollte man nur noch per „er" anreden. Ja, aber mein Gott, wie kommt denn der Puter in den Schnellbrater? Rosa hatte keine Ahnung und vermutete, daß ihr Klapphorn oder Marie einen Streich gespielt hätten. Dummes Zeug, erwiderte die Duttmüllern und wies eine leere Flasche vor, ich weiß Wohl, wie es zugegangen ist. Nun aber fix, der Vogel mußte schon seit einer Stunde auf dem Feuer stehn. Die gnädige Fran entfernte sich erleichterten Herzens, und Frau Duttmüller übernahm das Kommando. — Aber bitte, liebste Frau Duttmüller, Verfahren Sie milde mit ihr, sagte die gnädige Frau, sonst läuft sie uns noch vor Tische davon. Während dessen waren das Brautpaar, Uork und Onkel Alfons in zwei Wagen nach Asseborn zum Standesamt gefahren. Standesbeamter war Herr Quakenbrück, Kaufmann und Inhaber der Post- agentur. Schlag zehn Uhr hielten die beiden Wagen mit dem erforderlichen Aplomb vor der Thür, und die Herren stiegen steifbeinig aus, Jork in Uniform mit dem Gardehelm. Frau Quakenbrück überfiel ein tödlicher Schrecken. Mu» rechnete bei gewöhnlichen Leuten mit einer halben Stunde Verspätung, als aber Gretchen Breitenbach in Rodersdorf Hochzeit gemacht hatte, da hatte es eine ganze Stunde gedauert, ehe alles beisammen war. Und hier fuhr man mit dem Glocken- schlage vor. Edeward, rief sie mit gellender Stimme ins Hans hinein, aber sie wußte, daß Eduard jetzt nicht zu haben war, deun er saß eingeseift in der Oberstube und rasierte sich. Frau Quakenbrück, eine kleine, bewegliche Frau, drehte sich vor Auf¬ regung dreimal auf dem Flecke herum und eilte dann vor die Thür, um die Herr¬ schaften zu empfangen. Die Herrschaften träte» ein. Rechts in der Hausflur war der Laden, der nach tausend Dingen duftete, links die Thür zum Postzimmer. Fran Quakenbrück hielt eine kurze Ansprache und öffnete das Zimmer. Es war durch ein keineswegs sauberes und sehr abgegriffnes Gitter in zwei Hälften geteilt. In dem abgeschlossenen Raume waren die Wage und postrote Bücher, auch war der „Abteil" zugleich der Amtsraum des Standesbeamten. Leute gewöhnlicher Herkunft wurden hier einfach über das Gitter getraut, während das Publikum, das gerade Pakete brachte, zusehen durfte. Aber das ging hier nicht. Und so führte sie die Herrschaften in das nächste Zimmer, die gute Stube, machte resolut vier Stühle frei und nötigte, sich zu setzen. Aork wollte stehn bleiben, aber es nützte ihm nichts, er mußte sich unbedingt setzen. Fran Quakenbrück hielt sich für verpflichtet, ihre Gaste zu unter¬ halten, bis Eduard mit dem Rasieren fertig sei, und hatte schon eine Betrachtung über das Wetter zum heutigen Tage begonnen, als es drnnßen klingelte, und sie in den Laden gerufen wurde. Jetzt hatten die Herrschaften Zeit, sich das Zimmer anzusehen. Quakenbrücks waren in guten Verhältnissen. Da standen „stilvolle" Nußbaummöbel, frisch aus der Möbelfabrik. An der Wand über dem Sofa hingen Familienphvtvgraphien, kunstreich um einen Glaskasten gruppiert, worin ein ausgestopftes Eichhörnchen hockte. Auf dem Sofa lag eine Kollektion eben ausgepackter Wintermützen, auf dem Spiegelschranke waren etliche Dutzend Cigarrenkisteu aufgestapelt, auf dem Fensterstöcke lagen Handschuhe, und auf den Stühlen Ballen von Flanell. H^r Quakenbrück hatte den Tisch in die Mitte des Zimmers gerückt und ein paar gläserne versilberte Leuchter darauf gestellt und das Ehestandsregister bereit gelegt. Es dauerte ziemlich lange, ehe Herr Quakenbrück kam. Alice sah beklommen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_236523/688>, abgerufen am 15.05.2024.