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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr.

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Doktor Duttmüller und sein Freund

sein; seine Wutausbrüche konnten kaum anders als mit dem Worte Patrioten¬
koller bezeichnet werden. Man habe den armen Mann unbeschädigt nach Haus
geschickt. Die alten Weiber in Mottenbnrg würden hoffentlich nicht über die Be¬
schädigung des Denkorgans ihres Stadtoberhauptes untröstlich fein. Darauf wurde
die Brutalität der bewaffneten Macht, die sich die Gelegenheit, friedliche Arbeiter
zu mißhandeln, nicht habe entgehn lassen, gebührend gekennzeichnet. Diese Schergen
einer mittelalterlichen Tyrannei, diese Fronvögte der kapitalistischen Sklavenhalter
wurden der allgemeinen Verachtung übergeben, und der Tag wurde Prophezeit, an
dem Gerechtigkeit und Vernunft über Gewalt und Hinterlist triumphieren werde.

Dieser Bericht brachte zwar dem Volksherold zwei Beleidignngsklagen ein,
doch was geschrieben war, blieb geschrieben und wirkte weiter. Der Vvlksherold
erhielt einen Zuwachs von einigen hundert Abonnenten und wurde eifrig gelesen.
Das Feuer, das man angefacht hatte, sing an zu brennen.

Äußerlich merkte man nicht viel. Alles ging seinen alten Gang, höchstens
daß die Mienen der "Zielbewußten" noch verbissener und ihr Gruß noch mürrischer
war. Aber unten vor Ort, wenn der Steiger den Rücken gekehrt hatte, legte man
den Schlägel nieder und steckte die Köpfe zusammen. Und auf dem Snlzlager saß
man, statt zu arbeiten, auf den Säcken und diskutierte, und in der Sodafnbrik
wurde gemurmelt, und in der Schmiede geschimpft. Wenn man gestört wurde,
wandte man sich mürrisch zur Arbeit, und wenn man gefragt wurde, was denn
los sei, gab man keine Antwort. Und immer mehr brach sich über Tage wie nnter
Tage die Überzeugung Bahn, daß es nicht eher besser werde, als bis die modernen
Zwingburgen gebrochen seien, und die Dividenden, statt in die Taschen der Aktio¬
näre, in die der Arbeiter flössen, denen sie von Rechts wegen zukämen. Und da
offenbar der Direktor der böse Genius war, der die Dividende nicht herausgab,
so wandte sich auf ihn der allgemeine Unwille. Man schüttelte die Faust hinter
seinem Rücken, wenn er vorbeiging, und rief ihm halblaut ein Fluchwort nach. Als
einmal ein Arbeiter dem andern zuraunte, man müsse dem alten Schweinehunde
die Haut über die Ohren ziehn, war der Direktor unvermutet näher getreten und
hatte das Wort gehört. Er sagte nichts darauf, sondern lief davon, als wenn der
Boden unter seinen Füßen brennte, und ließ sich drei Tage nicht sehen. Aber bei
nächster Gelegenheit wurde der Mann ohne Angabe eines Grundes abgelohnt, was
wieder neuen Unwillen erregte.

Nachmittag um vier Uhr war Schichtwechsel. Die Bergleute pflegten sich,
nachdem sie sich schon in ihren Arbeiterwichs geworfen hatten, bevor sie einfuhren,
auf die Barriere zu setzen, die den Raum vor dem Förderhnuse von den Eisen¬
bahnschienen trennte, in langer Reihe wie die Dohlen ans dem Kirchendache. Um
diese Zeit machte Wandrer in der Regel einen Gang durch das Werk. Er setzte
sich daun wohl anch auf die Barriere und redete mit dem einen oder dem andern,
und die Leute hatten es gern, ein Wort mit Wandrer zu plaudern. Er war unter
ihnen wegen seiner guten Laune, und weil er die Arbeiter wohlwollend und gerecht
behandelte, beliebt, und man vergaß es bisweilen, daß er zu den Schergen des Kapi¬
talismus gehörte, und redete mit ihm wie mit seinesgleichen.

Sagen Sie mal, Vogelfang, sagte Wandrer bei einer solchen Gelegenheit zu
seinem Nachbar auf der Barriere, einem ältern und verständigen Bergmann, was
ist denn eigentlich los?

Was soll denn los sein, Herr Wandrer?

Was murmeln denn die Leute in allen Ecken herum. Das soll gewiß einen
Streik geben.

Das könnte wohl kommen.

Warum wollen sie denn aber streiken?

Nu, Herr Wandrer, man will doch seine Lage verbessern.

Sagen Sie mal, ist denn Ihre Lage schlecht?

Vogelfang und die andern, die dem Gespräche zuhörten, schauten erstaunt auf.


Doktor Duttmüller und sein Freund

sein; seine Wutausbrüche konnten kaum anders als mit dem Worte Patrioten¬
koller bezeichnet werden. Man habe den armen Mann unbeschädigt nach Haus
geschickt. Die alten Weiber in Mottenbnrg würden hoffentlich nicht über die Be¬
schädigung des Denkorgans ihres Stadtoberhauptes untröstlich fein. Darauf wurde
die Brutalität der bewaffneten Macht, die sich die Gelegenheit, friedliche Arbeiter
zu mißhandeln, nicht habe entgehn lassen, gebührend gekennzeichnet. Diese Schergen
einer mittelalterlichen Tyrannei, diese Fronvögte der kapitalistischen Sklavenhalter
wurden der allgemeinen Verachtung übergeben, und der Tag wurde Prophezeit, an
dem Gerechtigkeit und Vernunft über Gewalt und Hinterlist triumphieren werde.

Dieser Bericht brachte zwar dem Volksherold zwei Beleidignngsklagen ein,
doch was geschrieben war, blieb geschrieben und wirkte weiter. Der Vvlksherold
erhielt einen Zuwachs von einigen hundert Abonnenten und wurde eifrig gelesen.
Das Feuer, das man angefacht hatte, sing an zu brennen.

Äußerlich merkte man nicht viel. Alles ging seinen alten Gang, höchstens
daß die Mienen der „Zielbewußten" noch verbissener und ihr Gruß noch mürrischer
war. Aber unten vor Ort, wenn der Steiger den Rücken gekehrt hatte, legte man
den Schlägel nieder und steckte die Köpfe zusammen. Und auf dem Snlzlager saß
man, statt zu arbeiten, auf den Säcken und diskutierte, und in der Sodafnbrik
wurde gemurmelt, und in der Schmiede geschimpft. Wenn man gestört wurde,
wandte man sich mürrisch zur Arbeit, und wenn man gefragt wurde, was denn
los sei, gab man keine Antwort. Und immer mehr brach sich über Tage wie nnter
Tage die Überzeugung Bahn, daß es nicht eher besser werde, als bis die modernen
Zwingburgen gebrochen seien, und die Dividenden, statt in die Taschen der Aktio¬
näre, in die der Arbeiter flössen, denen sie von Rechts wegen zukämen. Und da
offenbar der Direktor der böse Genius war, der die Dividende nicht herausgab,
so wandte sich auf ihn der allgemeine Unwille. Man schüttelte die Faust hinter
seinem Rücken, wenn er vorbeiging, und rief ihm halblaut ein Fluchwort nach. Als
einmal ein Arbeiter dem andern zuraunte, man müsse dem alten Schweinehunde
die Haut über die Ohren ziehn, war der Direktor unvermutet näher getreten und
hatte das Wort gehört. Er sagte nichts darauf, sondern lief davon, als wenn der
Boden unter seinen Füßen brennte, und ließ sich drei Tage nicht sehen. Aber bei
nächster Gelegenheit wurde der Mann ohne Angabe eines Grundes abgelohnt, was
wieder neuen Unwillen erregte.

Nachmittag um vier Uhr war Schichtwechsel. Die Bergleute pflegten sich,
nachdem sie sich schon in ihren Arbeiterwichs geworfen hatten, bevor sie einfuhren,
auf die Barriere zu setzen, die den Raum vor dem Förderhnuse von den Eisen¬
bahnschienen trennte, in langer Reihe wie die Dohlen ans dem Kirchendache. Um
diese Zeit machte Wandrer in der Regel einen Gang durch das Werk. Er setzte
sich daun wohl anch auf die Barriere und redete mit dem einen oder dem andern,
und die Leute hatten es gern, ein Wort mit Wandrer zu plaudern. Er war unter
ihnen wegen seiner guten Laune, und weil er die Arbeiter wohlwollend und gerecht
behandelte, beliebt, und man vergaß es bisweilen, daß er zu den Schergen des Kapi¬
talismus gehörte, und redete mit ihm wie mit seinesgleichen.

Sagen Sie mal, Vogelfang, sagte Wandrer bei einer solchen Gelegenheit zu
seinem Nachbar auf der Barriere, einem ältern und verständigen Bergmann, was
ist denn eigentlich los?

Was soll denn los sein, Herr Wandrer?

Was murmeln denn die Leute in allen Ecken herum. Das soll gewiß einen
Streik geben.

Das könnte wohl kommen.

Warum wollen sie denn aber streiken?

Nu, Herr Wandrer, man will doch seine Lage verbessern.

Sagen Sie mal, ist denn Ihre Lage schlecht?

Vogelfang und die andern, die dem Gespräche zuhörten, schauten erstaunt auf.


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[0396] Doktor Duttmüller und sein Freund sein; seine Wutausbrüche konnten kaum anders als mit dem Worte Patrioten¬ koller bezeichnet werden. Man habe den armen Mann unbeschädigt nach Haus geschickt. Die alten Weiber in Mottenbnrg würden hoffentlich nicht über die Be¬ schädigung des Denkorgans ihres Stadtoberhauptes untröstlich fein. Darauf wurde die Brutalität der bewaffneten Macht, die sich die Gelegenheit, friedliche Arbeiter zu mißhandeln, nicht habe entgehn lassen, gebührend gekennzeichnet. Diese Schergen einer mittelalterlichen Tyrannei, diese Fronvögte der kapitalistischen Sklavenhalter wurden der allgemeinen Verachtung übergeben, und der Tag wurde Prophezeit, an dem Gerechtigkeit und Vernunft über Gewalt und Hinterlist triumphieren werde. Dieser Bericht brachte zwar dem Volksherold zwei Beleidignngsklagen ein, doch was geschrieben war, blieb geschrieben und wirkte weiter. Der Vvlksherold erhielt einen Zuwachs von einigen hundert Abonnenten und wurde eifrig gelesen. Das Feuer, das man angefacht hatte, sing an zu brennen. Äußerlich merkte man nicht viel. Alles ging seinen alten Gang, höchstens daß die Mienen der „Zielbewußten" noch verbissener und ihr Gruß noch mürrischer war. Aber unten vor Ort, wenn der Steiger den Rücken gekehrt hatte, legte man den Schlägel nieder und steckte die Köpfe zusammen. Und auf dem Snlzlager saß man, statt zu arbeiten, auf den Säcken und diskutierte, und in der Sodafnbrik wurde gemurmelt, und in der Schmiede geschimpft. Wenn man gestört wurde, wandte man sich mürrisch zur Arbeit, und wenn man gefragt wurde, was denn los sei, gab man keine Antwort. Und immer mehr brach sich über Tage wie nnter Tage die Überzeugung Bahn, daß es nicht eher besser werde, als bis die modernen Zwingburgen gebrochen seien, und die Dividenden, statt in die Taschen der Aktio¬ näre, in die der Arbeiter flössen, denen sie von Rechts wegen zukämen. Und da offenbar der Direktor der böse Genius war, der die Dividende nicht herausgab, so wandte sich auf ihn der allgemeine Unwille. Man schüttelte die Faust hinter seinem Rücken, wenn er vorbeiging, und rief ihm halblaut ein Fluchwort nach. Als einmal ein Arbeiter dem andern zuraunte, man müsse dem alten Schweinehunde die Haut über die Ohren ziehn, war der Direktor unvermutet näher getreten und hatte das Wort gehört. Er sagte nichts darauf, sondern lief davon, als wenn der Boden unter seinen Füßen brennte, und ließ sich drei Tage nicht sehen. Aber bei nächster Gelegenheit wurde der Mann ohne Angabe eines Grundes abgelohnt, was wieder neuen Unwillen erregte. Nachmittag um vier Uhr war Schichtwechsel. Die Bergleute pflegten sich, nachdem sie sich schon in ihren Arbeiterwichs geworfen hatten, bevor sie einfuhren, auf die Barriere zu setzen, die den Raum vor dem Förderhnuse von den Eisen¬ bahnschienen trennte, in langer Reihe wie die Dohlen ans dem Kirchendache. Um diese Zeit machte Wandrer in der Regel einen Gang durch das Werk. Er setzte sich daun wohl anch auf die Barriere und redete mit dem einen oder dem andern, und die Leute hatten es gern, ein Wort mit Wandrer zu plaudern. Er war unter ihnen wegen seiner guten Laune, und weil er die Arbeiter wohlwollend und gerecht behandelte, beliebt, und man vergaß es bisweilen, daß er zu den Schergen des Kapi¬ talismus gehörte, und redete mit ihm wie mit seinesgleichen. Sagen Sie mal, Vogelfang, sagte Wandrer bei einer solchen Gelegenheit zu seinem Nachbar auf der Barriere, einem ältern und verständigen Bergmann, was ist denn eigentlich los? Was soll denn los sein, Herr Wandrer? Was murmeln denn die Leute in allen Ecken herum. Das soll gewiß einen Streik geben. Das könnte wohl kommen. Warum wollen sie denn aber streiken? Nu, Herr Wandrer, man will doch seine Lage verbessern. Sagen Sie mal, ist denn Ihre Lage schlecht? Vogelfang und die andern, die dem Gespräche zuhörten, schauten erstaunt auf.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_237285/396>, abgerufen am 31.05.2024.