Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Doktor Duttmüller und sein Freund

und der, als sie flöten gegangen waren, ein gar zu dummes Gesicht gemacht hatte,
etwas mit der Fliegenklappe abbekommen. Und der alte Happich war ein Bild des
Jammers. Der Verlust hatte ihn da getroffen, wo er am verwundbarsten war.
Er saß mit wcissrigen Augen und einem Tröpfchen an der Nase hinterm Ofen und
rauchte kalt, ohne es zu merken. In diesen Tagen des Unglücks trat Dörcher das
Regiment im Hause an. Das erste, was sie that, war, daß sie das Streikkomitee
zum Hause hinauswarf und den Saal und alle Räume scheuern ließ, wie einer, der
ernstlich gesonnen ist, ein neues Leben anzufangen. Wilhelm Neigebarth mußte als
gehorsamer Ehegatte sein Rad verkaufen, und der liebe Vater kriegte seinen Tabak
zugemessen, die Sorte von um an einen Groschen wohlfeiler. Die Kuxe aber wurden
schleunigst verkauft, um zu retten, was noch zu retten war.

Natürlich gab man auf dem Werke nicht gleich alles verloren. Man schleppte
große Dampfpnmpen herbei und arbeitete wochenlang Tag und Nacht. Ströme
salzigen Wassers flössen den Rottebach hinab und in die Asse. August Rathke, der
Besitzer der Uutermühle, hatte gute Tage, aber von nach und fern erhob sich ein
Wehgeschret. Die Aklumer Fischer klagten vor Gericht Wider Hcinrichshall, weil
durch sein Verschulden die Fische in der Asse stürben. Die Brunnen der ganzen
Gegend hatten kein Wasser mehr. Alles Wasser des Umkreises verschwand in der
Tiefe und wurde mit Salz gewürzt in Heinrichshall wieder ausgepumpt. Und
dabei nahm der Wasserstand im Schachte nicht ab. Es wurde klar, daß das Werk
verloren sei. Die Arbeiter wurden zu Hunderten entlassen, die Tagearbciter zuerst,
dann die Bergleute. Eine Zeit lang ließ man die Fabrik noch gehn. Die erforder¬
lichen Salze wurden von Siebendorf heraufgefahren, als es sich aber zeigte, daß
damit uicht nur nichts zu verdienen sei, sondern daß man auch große Summen
Zusetzte, so gingen auch in der Fabrik die Feuer aus. Die alten, zuverlässigen
Arbeiter, besonders die Besitzer von Grundstücken hatte man noch behalten, aber
i'e sahen es selbst ein, daß dies nnr eine Galgenfrist sein konnte. Wenn sie aber
entlassen wurden, dann waren auch sie mit ihren Besitzungen ruinierte Leute. Wenn
^ nur möglich gewesen wäre, wenigstens einstweilen eine andre Beschäftigung
zu finden.

Mau hielt lange Beratungen, konnte keine Hilfe finden und beschloß zuletzt
eine Deputation zu Wandrer zu senden. Die Deputation erschien und sagte: Herr
Wandrer, nehmen Sie es nicht übel, daß wir Sie an Ihr Wort erinnern. Wir
sind doch fürs Werk gewesen, wo sie alle dagegen waren, und haben es verteidigt.
Und Sie haben uns doch Ihr' Wort gegeben, daß Sie uns nicht verlassen
wollten. Und nun kommen wir zu Ihnen und sagen: Herr Wandrer, verlassen
Sie uns nicht.

Liebe Freunde, entgegnete Wandrer, was kann ich denn für Sie thun?

Ja, wenn Sie nur wollen, fuhr der Wortführer fort, Sie finden schon etwas.
Wenn wir hier vom Brote kommen und fortziehn müssen, so verlieren wir allen
unsern Besitz bis auf den letzten Groschen. Wenns nur einstweilen was wäre.

Ich bin aber gerade so verkracht wie Sie, sagte Wandrer, und muß daran
denken, irgend wo anders unterzukommen.

Nein, Herr Wandrer, fortgehn dürfen Sie nicht. Sie sind unsre letzte Hoffnung.
Wenn Sie fortgehn, dann ist alles aus. Und Sie haben es uns doch in die Hand
versprochen, daß Sie uns helfen wollten.

Die Leute waren nicht zu bedeuten, sie hatten eine abergläubische Hoffnung ans
Wandrer gesetzt. Sie werden schon was finden, darauf kamen sie immer wieder zurück.

Gut, sagte Wandrer, ich wäre gern bald weggegangen, da sich mir gerade jetzt
etwas bietet.' Aber ich verspreche euch, daß ich hier bleiben werde, so lange, als
^ geht. Und wenn sich etwas findet, womit euch geholfen werden kann, dann solls
mit aller Kraft angefaßt werden.

Die Deputation zog getröstet ab. Freilich wog der Trost nicht gerade schwer,
"der es war doch ein Trost.

Gleich darauf erschien das Dienstmädchen und brachte einen schönen guten


Doktor Duttmüller und sein Freund

und der, als sie flöten gegangen waren, ein gar zu dummes Gesicht gemacht hatte,
etwas mit der Fliegenklappe abbekommen. Und der alte Happich war ein Bild des
Jammers. Der Verlust hatte ihn da getroffen, wo er am verwundbarsten war.
Er saß mit wcissrigen Augen und einem Tröpfchen an der Nase hinterm Ofen und
rauchte kalt, ohne es zu merken. In diesen Tagen des Unglücks trat Dörcher das
Regiment im Hause an. Das erste, was sie that, war, daß sie das Streikkomitee
zum Hause hinauswarf und den Saal und alle Räume scheuern ließ, wie einer, der
ernstlich gesonnen ist, ein neues Leben anzufangen. Wilhelm Neigebarth mußte als
gehorsamer Ehegatte sein Rad verkaufen, und der liebe Vater kriegte seinen Tabak
zugemessen, die Sorte von um an einen Groschen wohlfeiler. Die Kuxe aber wurden
schleunigst verkauft, um zu retten, was noch zu retten war.

Natürlich gab man auf dem Werke nicht gleich alles verloren. Man schleppte
große Dampfpnmpen herbei und arbeitete wochenlang Tag und Nacht. Ströme
salzigen Wassers flössen den Rottebach hinab und in die Asse. August Rathke, der
Besitzer der Uutermühle, hatte gute Tage, aber von nach und fern erhob sich ein
Wehgeschret. Die Aklumer Fischer klagten vor Gericht Wider Hcinrichshall, weil
durch sein Verschulden die Fische in der Asse stürben. Die Brunnen der ganzen
Gegend hatten kein Wasser mehr. Alles Wasser des Umkreises verschwand in der
Tiefe und wurde mit Salz gewürzt in Heinrichshall wieder ausgepumpt. Und
dabei nahm der Wasserstand im Schachte nicht ab. Es wurde klar, daß das Werk
verloren sei. Die Arbeiter wurden zu Hunderten entlassen, die Tagearbciter zuerst,
dann die Bergleute. Eine Zeit lang ließ man die Fabrik noch gehn. Die erforder¬
lichen Salze wurden von Siebendorf heraufgefahren, als es sich aber zeigte, daß
damit uicht nur nichts zu verdienen sei, sondern daß man auch große Summen
Zusetzte, so gingen auch in der Fabrik die Feuer aus. Die alten, zuverlässigen
Arbeiter, besonders die Besitzer von Grundstücken hatte man noch behalten, aber
i'e sahen es selbst ein, daß dies nnr eine Galgenfrist sein konnte. Wenn sie aber
entlassen wurden, dann waren auch sie mit ihren Besitzungen ruinierte Leute. Wenn
^ nur möglich gewesen wäre, wenigstens einstweilen eine andre Beschäftigung
zu finden.

Mau hielt lange Beratungen, konnte keine Hilfe finden und beschloß zuletzt
eine Deputation zu Wandrer zu senden. Die Deputation erschien und sagte: Herr
Wandrer, nehmen Sie es nicht übel, daß wir Sie an Ihr Wort erinnern. Wir
sind doch fürs Werk gewesen, wo sie alle dagegen waren, und haben es verteidigt.
Und Sie haben uns doch Ihr' Wort gegeben, daß Sie uns nicht verlassen
wollten. Und nun kommen wir zu Ihnen und sagen: Herr Wandrer, verlassen
Sie uns nicht.

Liebe Freunde, entgegnete Wandrer, was kann ich denn für Sie thun?

Ja, wenn Sie nur wollen, fuhr der Wortführer fort, Sie finden schon etwas.
Wenn wir hier vom Brote kommen und fortziehn müssen, so verlieren wir allen
unsern Besitz bis auf den letzten Groschen. Wenns nur einstweilen was wäre.

Ich bin aber gerade so verkracht wie Sie, sagte Wandrer, und muß daran
denken, irgend wo anders unterzukommen.

Nein, Herr Wandrer, fortgehn dürfen Sie nicht. Sie sind unsre letzte Hoffnung.
Wenn Sie fortgehn, dann ist alles aus. Und Sie haben es uns doch in die Hand
versprochen, daß Sie uns helfen wollten.

Die Leute waren nicht zu bedeuten, sie hatten eine abergläubische Hoffnung ans
Wandrer gesetzt. Sie werden schon was finden, darauf kamen sie immer wieder zurück.

Gut, sagte Wandrer, ich wäre gern bald weggegangen, da sich mir gerade jetzt
etwas bietet.' Aber ich verspreche euch, daß ich hier bleiben werde, so lange, als
^ geht. Und wenn sich etwas findet, womit euch geholfen werden kann, dann solls
mit aller Kraft angefaßt werden.

Die Deputation zog getröstet ab. Freilich wog der Trost nicht gerade schwer,
"der es war doch ein Trost.

Gleich darauf erschien das Dienstmädchen und brachte einen schönen guten


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0675" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/237961"/>
          <fw type="header" place="top"> Doktor Duttmüller und sein Freund</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_3348" prev="#ID_3347"> und der, als sie flöten gegangen waren, ein gar zu dummes Gesicht gemacht hatte,<lb/>
etwas mit der Fliegenklappe abbekommen. Und der alte Happich war ein Bild des<lb/>
Jammers. Der Verlust hatte ihn da getroffen, wo er am verwundbarsten war.<lb/>
Er saß mit wcissrigen Augen und einem Tröpfchen an der Nase hinterm Ofen und<lb/>
rauchte kalt, ohne es zu merken. In diesen Tagen des Unglücks trat Dörcher das<lb/>
Regiment im Hause an. Das erste, was sie that, war, daß sie das Streikkomitee<lb/>
zum Hause hinauswarf und den Saal und alle Räume scheuern ließ, wie einer, der<lb/>
ernstlich gesonnen ist, ein neues Leben anzufangen. Wilhelm Neigebarth mußte als<lb/>
gehorsamer Ehegatte sein Rad verkaufen, und der liebe Vater kriegte seinen Tabak<lb/>
zugemessen, die Sorte von um an einen Groschen wohlfeiler. Die Kuxe aber wurden<lb/>
schleunigst verkauft, um zu retten, was noch zu retten war.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_3349"> Natürlich gab man auf dem Werke nicht gleich alles verloren. Man schleppte<lb/>
große Dampfpnmpen herbei und arbeitete wochenlang Tag und Nacht. Ströme<lb/>
salzigen Wassers flössen den Rottebach hinab und in die Asse. August Rathke, der<lb/>
Besitzer der Uutermühle, hatte gute Tage, aber von nach und fern erhob sich ein<lb/>
Wehgeschret. Die Aklumer Fischer klagten vor Gericht Wider Hcinrichshall, weil<lb/>
durch sein Verschulden die Fische in der Asse stürben. Die Brunnen der ganzen<lb/>
Gegend hatten kein Wasser mehr. Alles Wasser des Umkreises verschwand in der<lb/>
Tiefe und wurde mit Salz gewürzt in Heinrichshall wieder ausgepumpt. Und<lb/>
dabei nahm der Wasserstand im Schachte nicht ab. Es wurde klar, daß das Werk<lb/>
verloren sei. Die Arbeiter wurden zu Hunderten entlassen, die Tagearbciter zuerst,<lb/>
dann die Bergleute. Eine Zeit lang ließ man die Fabrik noch gehn. Die erforder¬<lb/>
lichen Salze wurden von Siebendorf heraufgefahren, als es sich aber zeigte, daß<lb/>
damit uicht nur nichts zu verdienen sei, sondern daß man auch große Summen<lb/>
Zusetzte, so gingen auch in der Fabrik die Feuer aus. Die alten, zuverlässigen<lb/>
Arbeiter, besonders die Besitzer von Grundstücken hatte man noch behalten, aber<lb/>
i'e sahen es selbst ein, daß dies nnr eine Galgenfrist sein konnte. Wenn sie aber<lb/>
entlassen wurden, dann waren auch sie mit ihren Besitzungen ruinierte Leute. Wenn<lb/>
^ nur möglich gewesen wäre, wenigstens einstweilen eine andre Beschäftigung<lb/>
zu finden.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_3350"> Mau hielt lange Beratungen, konnte keine Hilfe finden und beschloß zuletzt<lb/>
eine Deputation zu Wandrer zu senden. Die Deputation erschien und sagte: Herr<lb/>
Wandrer, nehmen Sie es nicht übel, daß wir Sie an Ihr Wort erinnern. Wir<lb/>
sind doch fürs Werk gewesen, wo sie alle dagegen waren, und haben es verteidigt.<lb/>
Und Sie haben uns doch Ihr' Wort gegeben, daß Sie uns nicht verlassen<lb/>
wollten. Und nun kommen wir zu Ihnen und sagen: Herr Wandrer, verlassen<lb/>
Sie uns nicht.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_3351"> Liebe Freunde, entgegnete Wandrer, was kann ich denn für Sie thun?</p><lb/>
          <p xml:id="ID_3352"> Ja, wenn Sie nur wollen, fuhr der Wortführer fort, Sie finden schon etwas.<lb/>
Wenn wir hier vom Brote kommen und fortziehn müssen, so verlieren wir allen<lb/>
unsern Besitz bis auf den letzten Groschen. Wenns nur einstweilen was wäre.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_3353"> Ich bin aber gerade so verkracht wie Sie, sagte Wandrer, und muß daran<lb/>
denken, irgend wo anders unterzukommen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_3354"> Nein, Herr Wandrer, fortgehn dürfen Sie nicht. Sie sind unsre letzte Hoffnung.<lb/>
Wenn Sie fortgehn, dann ist alles aus. Und Sie haben es uns doch in die Hand<lb/>
versprochen, daß Sie uns helfen wollten.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_3355"> Die Leute waren nicht zu bedeuten, sie hatten eine abergläubische Hoffnung ans<lb/>
Wandrer gesetzt. Sie werden schon was finden, darauf kamen sie immer wieder zurück.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_3356"> Gut, sagte Wandrer, ich wäre gern bald weggegangen, da sich mir gerade jetzt<lb/>
etwas bietet.' Aber ich verspreche euch, daß ich hier bleiben werde, so lange, als<lb/>
^ geht. Und wenn sich etwas findet, womit euch geholfen werden kann, dann solls<lb/>
mit aller Kraft angefaßt werden.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_3357"> Die Deputation zog getröstet ab. Freilich wog der Trost nicht gerade schwer,<lb/>
"der es war doch ein Trost.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_3358" next="#ID_3359"> Gleich darauf erschien das Dienstmädchen und brachte einen schönen guten</p><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0675] Doktor Duttmüller und sein Freund und der, als sie flöten gegangen waren, ein gar zu dummes Gesicht gemacht hatte, etwas mit der Fliegenklappe abbekommen. Und der alte Happich war ein Bild des Jammers. Der Verlust hatte ihn da getroffen, wo er am verwundbarsten war. Er saß mit wcissrigen Augen und einem Tröpfchen an der Nase hinterm Ofen und rauchte kalt, ohne es zu merken. In diesen Tagen des Unglücks trat Dörcher das Regiment im Hause an. Das erste, was sie that, war, daß sie das Streikkomitee zum Hause hinauswarf und den Saal und alle Räume scheuern ließ, wie einer, der ernstlich gesonnen ist, ein neues Leben anzufangen. Wilhelm Neigebarth mußte als gehorsamer Ehegatte sein Rad verkaufen, und der liebe Vater kriegte seinen Tabak zugemessen, die Sorte von um an einen Groschen wohlfeiler. Die Kuxe aber wurden schleunigst verkauft, um zu retten, was noch zu retten war. Natürlich gab man auf dem Werke nicht gleich alles verloren. Man schleppte große Dampfpnmpen herbei und arbeitete wochenlang Tag und Nacht. Ströme salzigen Wassers flössen den Rottebach hinab und in die Asse. August Rathke, der Besitzer der Uutermühle, hatte gute Tage, aber von nach und fern erhob sich ein Wehgeschret. Die Aklumer Fischer klagten vor Gericht Wider Hcinrichshall, weil durch sein Verschulden die Fische in der Asse stürben. Die Brunnen der ganzen Gegend hatten kein Wasser mehr. Alles Wasser des Umkreises verschwand in der Tiefe und wurde mit Salz gewürzt in Heinrichshall wieder ausgepumpt. Und dabei nahm der Wasserstand im Schachte nicht ab. Es wurde klar, daß das Werk verloren sei. Die Arbeiter wurden zu Hunderten entlassen, die Tagearbciter zuerst, dann die Bergleute. Eine Zeit lang ließ man die Fabrik noch gehn. Die erforder¬ lichen Salze wurden von Siebendorf heraufgefahren, als es sich aber zeigte, daß damit uicht nur nichts zu verdienen sei, sondern daß man auch große Summen Zusetzte, so gingen auch in der Fabrik die Feuer aus. Die alten, zuverlässigen Arbeiter, besonders die Besitzer von Grundstücken hatte man noch behalten, aber i'e sahen es selbst ein, daß dies nnr eine Galgenfrist sein konnte. Wenn sie aber entlassen wurden, dann waren auch sie mit ihren Besitzungen ruinierte Leute. Wenn ^ nur möglich gewesen wäre, wenigstens einstweilen eine andre Beschäftigung zu finden. Mau hielt lange Beratungen, konnte keine Hilfe finden und beschloß zuletzt eine Deputation zu Wandrer zu senden. Die Deputation erschien und sagte: Herr Wandrer, nehmen Sie es nicht übel, daß wir Sie an Ihr Wort erinnern. Wir sind doch fürs Werk gewesen, wo sie alle dagegen waren, und haben es verteidigt. Und Sie haben uns doch Ihr' Wort gegeben, daß Sie uns nicht verlassen wollten. Und nun kommen wir zu Ihnen und sagen: Herr Wandrer, verlassen Sie uns nicht. Liebe Freunde, entgegnete Wandrer, was kann ich denn für Sie thun? Ja, wenn Sie nur wollen, fuhr der Wortführer fort, Sie finden schon etwas. Wenn wir hier vom Brote kommen und fortziehn müssen, so verlieren wir allen unsern Besitz bis auf den letzten Groschen. Wenns nur einstweilen was wäre. Ich bin aber gerade so verkracht wie Sie, sagte Wandrer, und muß daran denken, irgend wo anders unterzukommen. Nein, Herr Wandrer, fortgehn dürfen Sie nicht. Sie sind unsre letzte Hoffnung. Wenn Sie fortgehn, dann ist alles aus. Und Sie haben es uns doch in die Hand versprochen, daß Sie uns helfen wollten. Die Leute waren nicht zu bedeuten, sie hatten eine abergläubische Hoffnung ans Wandrer gesetzt. Sie werden schon was finden, darauf kamen sie immer wieder zurück. Gut, sagte Wandrer, ich wäre gern bald weggegangen, da sich mir gerade jetzt etwas bietet.' Aber ich verspreche euch, daß ich hier bleiben werde, so lange, als ^ geht. Und wenn sich etwas findet, womit euch geholfen werden kann, dann solls mit aller Kraft angefaßt werden. Die Deputation zog getröstet ab. Freilich wog der Trost nicht gerade schwer, "der es war doch ein Trost. Gleich darauf erschien das Dienstmädchen und brachte einen schönen guten

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_237285
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_237285/675
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_237285/675>, abgerufen am 15.05.2024.