Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Doktor viittmüllcr und sein Freund

oben kommen. Er kam sich vor wie ein Schiffer, der mit seinem Schiffe auf Grund
geraten war, der sich lauge vergeblich bemüht hatte, es flott zu machen, und der
nun endlich fühlt, wie es frei wird und schwimmt -- ein Gefühl unsäglicher Er¬
leichterung und mir dem zu vergleichen, das er gehabt hatte, wenn Meister Klimbim
Schulschluß läutete. Und Wen hatte er auf seinen! Schiffe? und wer würde an seiner
Seite stehn, wenn es nun los ging in glücklicher Fahrt? Seine Ellen, nun nicht
mehr eine unpersönliche Tante, sondern ein sehr persönliches Schnucki.

Am nächsten Tage besichtigte Wandrer die Versuchsstation Drillhoses, Drill¬
hose hatte weite Zementröhrcn, wie man sie zum Knnalbau braucht, senkrecht über¬
einander gebaut und mit Wasser gefüllt, indem er durch eine Röhre Wasser unter
Druck von unten hineintreten ließ. Durch eine zweite Röhre, die den Stollen auf
Sohle zwei vorstellte, lies; er gleichfalls Wasser einstieße". Denn er war der Meinung,
daß man mit der Möglichkeit rechnen müsse, daß der Wasserznfluß nicht bloß von
des Teufels Spundloch komme, sondern auch aus der Sohle des Schachtes, die in
dasselbe schräg gelagerte Geklüfte führte, in das Sohle zwei geraten war. Nun
hatte er die Erfahrung gemacht, daß wenn man ein Gemisch von Zement und
Sand von oben hineinschütte, dieser Zement nicht schnell genug erhärte, vom Wasser
ausgespült werde, und daß die untere Quelle immer wieder durchbreche. Erst als
er die Mischung in Säckchen gefüllt und diese Säckchen hinuntergelassen und in
mehreren Lagen ordentlich auseinandergelegt hatte, gelang es, den Wasserzufluß zu
hemmen. Dann wurde so lange Zement mit Sand gemischt -- im großen sollte
Belon, das heißt eine Mischung kleiner Steine und Zement genommen werden --
aufgefüllt, bis man Sohle zwei erreichte und schloß. Und dann war es etwas
leichtes, den Nest des Wassers nuszupnmpen. Aber freilich, viel Zement würde es
kosten. 1600 Kubikmeter Belon mindestens.

Wandrer klopfte Drillhosc auf die Schulter und sagte: Drillhose, Sie sind
auch ein Juwel. Nun aber, wie Taute Ellen sagte, keine Müdigkeit Vorschüben!

Wandrer erbat sich Urlaub von Heinrichshall. Der Urlaub wurde ihm nicht
gewährt, wohl aber wurde ihm erlaubt, seiue freie Zeit in eignen Interesse zu
verwende". Schnell waren einige Holzbilder ans dem Kirschbcrge erbaut, eine
Lokomobile wurde hinausgeschafft, und Mühlen wurden gekauft. In die Arbeiter¬
schaft kam neues Leben, alle drängten sich heran nud wollten Arbeit haben, aber
freilich konnte znnnchst nnr ein Teil von ihnen berücksichtigt werden. Drillhose war
die Seele von allem, kommandierte, wie es Rummel nicht besser gekonnt haben
würde, zeichnete, bastelte und heute nach Herzenslust. Alles griff mit Eifer zu,
und die Fabrik stand dn wie hingeblasen, und ehe der letzte Schnee vom Böhnhardt
verschwunden war, war sie im Betriebe. Alte Schienen und Kippkarren, die ans
dem Werke unter dem alten Eisen lagen, hatte man für ein billiges gekauft, und
Feldeisenbahnen von der Kohlengrube und den Steinbrüche" bis zu den Ofen gebaut.
Einige hundert Meter alten Förderseils hatte man gleichfalls gekauft, und Drillhose
hatte uns diesen Seilen und Holzstämmen, die der Wald hergeben mußte, eine
Schwebebahn gebaut, die an der Fabrik begann und den Berghang hinab bis zu
der Stelle führte, wo einst die Tote-Asse-Ansbeutungsgcscllschaft ihr Thaten gethan
hatte. Diese Bahn war so verschmitzt eingerichtet, daß sie ganz von selbst arbeitete,
und während die vollen Zementfässer in Kübeln hinabschwebten, beförderte deren
Last die leeren Kübel wieder hinauf. Auf der Asse lagen flache Prähme, die man
Ugendwo gekauft hatte, und die nun die Fässer auf der Asse bis nnter die Eisen-
bahubrttcke von Altum trugen, wo sie durch den dort stehenden Kran bis in die
Meubnhnwagcn gehoben wurden. Tag und Nacht rauchten die Kalköfen, und Tag
und Nacht drehten sich die Mühlen und bedeckten alles im Umkreise mit einem
bläulichweißen Staube. Zur Verschönerung der Gegend trug dies nicht gerade bei.
wie mich der Rauch der Öse", der allerdings wie Pech und Schwefel roch, den
Aufenthalt auf dem Kirschberge nicht angenehm machte. Aber das half nun nichts,
^eit mehr noch als an Zement nach Altum verfrachtet wurde, wurde in einem


Doktor viittmüllcr und sein Freund

oben kommen. Er kam sich vor wie ein Schiffer, der mit seinem Schiffe auf Grund
geraten war, der sich lauge vergeblich bemüht hatte, es flott zu machen, und der
nun endlich fühlt, wie es frei wird und schwimmt — ein Gefühl unsäglicher Er¬
leichterung und mir dem zu vergleichen, das er gehabt hatte, wenn Meister Klimbim
Schulschluß läutete. Und Wen hatte er auf seinen! Schiffe? und wer würde an seiner
Seite stehn, wenn es nun los ging in glücklicher Fahrt? Seine Ellen, nun nicht
mehr eine unpersönliche Tante, sondern ein sehr persönliches Schnucki.

Am nächsten Tage besichtigte Wandrer die Versuchsstation Drillhoses, Drill¬
hose hatte weite Zementröhrcn, wie man sie zum Knnalbau braucht, senkrecht über¬
einander gebaut und mit Wasser gefüllt, indem er durch eine Röhre Wasser unter
Druck von unten hineintreten ließ. Durch eine zweite Röhre, die den Stollen auf
Sohle zwei vorstellte, lies; er gleichfalls Wasser einstieße«. Denn er war der Meinung,
daß man mit der Möglichkeit rechnen müsse, daß der Wasserznfluß nicht bloß von
des Teufels Spundloch komme, sondern auch aus der Sohle des Schachtes, die in
dasselbe schräg gelagerte Geklüfte führte, in das Sohle zwei geraten war. Nun
hatte er die Erfahrung gemacht, daß wenn man ein Gemisch von Zement und
Sand von oben hineinschütte, dieser Zement nicht schnell genug erhärte, vom Wasser
ausgespült werde, und daß die untere Quelle immer wieder durchbreche. Erst als
er die Mischung in Säckchen gefüllt und diese Säckchen hinuntergelassen und in
mehreren Lagen ordentlich auseinandergelegt hatte, gelang es, den Wasserzufluß zu
hemmen. Dann wurde so lange Zement mit Sand gemischt — im großen sollte
Belon, das heißt eine Mischung kleiner Steine und Zement genommen werden —
aufgefüllt, bis man Sohle zwei erreichte und schloß. Und dann war es etwas
leichtes, den Nest des Wassers nuszupnmpen. Aber freilich, viel Zement würde es
kosten. 1600 Kubikmeter Belon mindestens.

Wandrer klopfte Drillhosc auf die Schulter und sagte: Drillhose, Sie sind
auch ein Juwel. Nun aber, wie Taute Ellen sagte, keine Müdigkeit Vorschüben!

Wandrer erbat sich Urlaub von Heinrichshall. Der Urlaub wurde ihm nicht
gewährt, wohl aber wurde ihm erlaubt, seiue freie Zeit in eignen Interesse zu
verwende». Schnell waren einige Holzbilder ans dem Kirschbcrge erbaut, eine
Lokomobile wurde hinausgeschafft, und Mühlen wurden gekauft. In die Arbeiter¬
schaft kam neues Leben, alle drängten sich heran nud wollten Arbeit haben, aber
freilich konnte znnnchst nnr ein Teil von ihnen berücksichtigt werden. Drillhose war
die Seele von allem, kommandierte, wie es Rummel nicht besser gekonnt haben
würde, zeichnete, bastelte und heute nach Herzenslust. Alles griff mit Eifer zu,
und die Fabrik stand dn wie hingeblasen, und ehe der letzte Schnee vom Böhnhardt
verschwunden war, war sie im Betriebe. Alte Schienen und Kippkarren, die ans
dem Werke unter dem alten Eisen lagen, hatte man für ein billiges gekauft, und
Feldeisenbahnen von der Kohlengrube und den Steinbrüche» bis zu den Ofen gebaut.
Einige hundert Meter alten Förderseils hatte man gleichfalls gekauft, und Drillhose
hatte uns diesen Seilen und Holzstämmen, die der Wald hergeben mußte, eine
Schwebebahn gebaut, die an der Fabrik begann und den Berghang hinab bis zu
der Stelle führte, wo einst die Tote-Asse-Ansbeutungsgcscllschaft ihr Thaten gethan
hatte. Diese Bahn war so verschmitzt eingerichtet, daß sie ganz von selbst arbeitete,
und während die vollen Zementfässer in Kübeln hinabschwebten, beförderte deren
Last die leeren Kübel wieder hinauf. Auf der Asse lagen flache Prähme, die man
Ugendwo gekauft hatte, und die nun die Fässer auf der Asse bis nnter die Eisen-
bahubrttcke von Altum trugen, wo sie durch den dort stehenden Kran bis in die
Meubnhnwagcn gehoben wurden. Tag und Nacht rauchten die Kalköfen, und Tag
und Nacht drehten sich die Mühlen und bedeckten alles im Umkreise mit einem
bläulichweißen Staube. Zur Verschönerung der Gegend trug dies nicht gerade bei.
wie mich der Rauch der Öse», der allerdings wie Pech und Schwefel roch, den
Aufenthalt auf dem Kirschberge nicht angenehm machte. Aber das half nun nichts,
^eit mehr noch als an Zement nach Altum verfrachtet wurde, wurde in einem


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0733" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/238019"/>
            <fw type="header" place="top"> Doktor viittmüllcr und sein Freund</fw><lb/>
            <p xml:id="ID_3630" prev="#ID_3629"> oben kommen. Er kam sich vor wie ein Schiffer, der mit seinem Schiffe auf Grund<lb/>
geraten war, der sich lauge vergeblich bemüht hatte, es flott zu machen, und der<lb/>
nun endlich fühlt, wie es frei wird und schwimmt &#x2014; ein Gefühl unsäglicher Er¬<lb/>
leichterung und mir dem zu vergleichen, das er gehabt hatte, wenn Meister Klimbim<lb/>
Schulschluß läutete. Und Wen hatte er auf seinen! Schiffe? und wer würde an seiner<lb/>
Seite stehn, wenn es nun los ging in glücklicher Fahrt? Seine Ellen, nun nicht<lb/>
mehr eine unpersönliche Tante, sondern ein sehr persönliches Schnucki.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_3631"> Am nächsten Tage besichtigte Wandrer die Versuchsstation Drillhoses, Drill¬<lb/>
hose hatte weite Zementröhrcn, wie man sie zum Knnalbau braucht, senkrecht über¬<lb/>
einander gebaut und mit Wasser gefüllt, indem er durch eine Röhre Wasser unter<lb/>
Druck von unten hineintreten ließ. Durch eine zweite Röhre, die den Stollen auf<lb/>
Sohle zwei vorstellte, lies; er gleichfalls Wasser einstieße«. Denn er war der Meinung,<lb/>
daß man mit der Möglichkeit rechnen müsse, daß der Wasserznfluß nicht bloß von<lb/>
des Teufels Spundloch komme, sondern auch aus der Sohle des Schachtes, die in<lb/>
dasselbe schräg gelagerte Geklüfte führte, in das Sohle zwei geraten war. Nun<lb/>
hatte er die Erfahrung gemacht, daß wenn man ein Gemisch von Zement und<lb/>
Sand von oben hineinschütte, dieser Zement nicht schnell genug erhärte, vom Wasser<lb/>
ausgespült werde, und daß die untere Quelle immer wieder durchbreche. Erst als<lb/>
er die Mischung in Säckchen gefüllt und diese Säckchen hinuntergelassen und in<lb/>
mehreren Lagen ordentlich auseinandergelegt hatte, gelang es, den Wasserzufluß zu<lb/>
hemmen. Dann wurde so lange Zement mit Sand gemischt &#x2014; im großen sollte<lb/>
Belon, das heißt eine Mischung kleiner Steine und Zement genommen werden &#x2014;<lb/>
aufgefüllt, bis man Sohle zwei erreichte und schloß. Und dann war es etwas<lb/>
leichtes, den Nest des Wassers nuszupnmpen. Aber freilich, viel Zement würde es<lb/>
kosten. 1600 Kubikmeter Belon mindestens.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_3632"> Wandrer klopfte Drillhosc auf die Schulter und sagte: Drillhose, Sie sind<lb/>
auch ein Juwel. Nun aber, wie Taute Ellen sagte, keine Müdigkeit Vorschüben!</p><lb/>
            <p xml:id="ID_3633" next="#ID_3634"> Wandrer erbat sich Urlaub von Heinrichshall.  Der Urlaub wurde ihm nicht<lb/>
gewährt, wohl aber wurde ihm erlaubt, seiue freie Zeit in eignen Interesse zu<lb/>
verwende».  Schnell waren einige Holzbilder ans dem Kirschbcrge erbaut, eine<lb/>
Lokomobile wurde hinausgeschafft, und Mühlen wurden gekauft.  In die Arbeiter¬<lb/>
schaft kam neues Leben, alle drängten sich heran nud wollten Arbeit haben, aber<lb/>
freilich konnte znnnchst nnr ein Teil von ihnen berücksichtigt werden. Drillhose war<lb/>
die Seele von allem, kommandierte, wie es Rummel nicht besser gekonnt haben<lb/>
würde, zeichnete, bastelte und heute nach Herzenslust.  Alles griff mit Eifer zu,<lb/>
und die Fabrik stand dn wie hingeblasen, und ehe der letzte Schnee vom Böhnhardt<lb/>
verschwunden war, war sie im Betriebe.  Alte Schienen und Kippkarren, die ans<lb/>
dem Werke unter dem alten Eisen lagen, hatte man für ein billiges gekauft, und<lb/>
Feldeisenbahnen von der Kohlengrube und den Steinbrüche» bis zu den Ofen gebaut.<lb/>
Einige hundert Meter alten Förderseils hatte man gleichfalls gekauft, und Drillhose<lb/>
hatte uns diesen Seilen und Holzstämmen, die der Wald hergeben mußte, eine<lb/>
Schwebebahn gebaut, die an der Fabrik begann und den Berghang hinab bis zu<lb/>
der Stelle führte, wo einst die Tote-Asse-Ansbeutungsgcscllschaft ihr Thaten gethan<lb/>
hatte. Diese Bahn war so verschmitzt eingerichtet, daß sie ganz von selbst arbeitete,<lb/>
und während die vollen Zementfässer in Kübeln hinabschwebten, beförderte deren<lb/>
Last die leeren Kübel wieder hinauf. Auf der Asse lagen flache Prähme, die man<lb/>
Ugendwo gekauft hatte, und die nun die Fässer auf der Asse bis nnter die Eisen-<lb/>
bahubrttcke von Altum trugen, wo sie durch den dort stehenden Kran bis in die<lb/>
Meubnhnwagcn gehoben wurden. Tag und Nacht rauchten die Kalköfen, und Tag<lb/>
und Nacht drehten sich die Mühlen und bedeckten alles im Umkreise mit einem<lb/>
bläulichweißen Staube. Zur Verschönerung der Gegend trug dies nicht gerade bei.<lb/>
wie mich der Rauch der Öse», der allerdings wie Pech und Schwefel roch, den<lb/>
Aufenthalt auf dem Kirschberge nicht angenehm machte. Aber das half nun nichts,<lb/>
^eit mehr noch als an Zement nach Altum verfrachtet wurde, wurde in einem</p><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0733] Doktor viittmüllcr und sein Freund oben kommen. Er kam sich vor wie ein Schiffer, der mit seinem Schiffe auf Grund geraten war, der sich lauge vergeblich bemüht hatte, es flott zu machen, und der nun endlich fühlt, wie es frei wird und schwimmt — ein Gefühl unsäglicher Er¬ leichterung und mir dem zu vergleichen, das er gehabt hatte, wenn Meister Klimbim Schulschluß läutete. Und Wen hatte er auf seinen! Schiffe? und wer würde an seiner Seite stehn, wenn es nun los ging in glücklicher Fahrt? Seine Ellen, nun nicht mehr eine unpersönliche Tante, sondern ein sehr persönliches Schnucki. Am nächsten Tage besichtigte Wandrer die Versuchsstation Drillhoses, Drill¬ hose hatte weite Zementröhrcn, wie man sie zum Knnalbau braucht, senkrecht über¬ einander gebaut und mit Wasser gefüllt, indem er durch eine Röhre Wasser unter Druck von unten hineintreten ließ. Durch eine zweite Röhre, die den Stollen auf Sohle zwei vorstellte, lies; er gleichfalls Wasser einstieße«. Denn er war der Meinung, daß man mit der Möglichkeit rechnen müsse, daß der Wasserznfluß nicht bloß von des Teufels Spundloch komme, sondern auch aus der Sohle des Schachtes, die in dasselbe schräg gelagerte Geklüfte führte, in das Sohle zwei geraten war. Nun hatte er die Erfahrung gemacht, daß wenn man ein Gemisch von Zement und Sand von oben hineinschütte, dieser Zement nicht schnell genug erhärte, vom Wasser ausgespült werde, und daß die untere Quelle immer wieder durchbreche. Erst als er die Mischung in Säckchen gefüllt und diese Säckchen hinuntergelassen und in mehreren Lagen ordentlich auseinandergelegt hatte, gelang es, den Wasserzufluß zu hemmen. Dann wurde so lange Zement mit Sand gemischt — im großen sollte Belon, das heißt eine Mischung kleiner Steine und Zement genommen werden — aufgefüllt, bis man Sohle zwei erreichte und schloß. Und dann war es etwas leichtes, den Nest des Wassers nuszupnmpen. Aber freilich, viel Zement würde es kosten. 1600 Kubikmeter Belon mindestens. Wandrer klopfte Drillhosc auf die Schulter und sagte: Drillhose, Sie sind auch ein Juwel. Nun aber, wie Taute Ellen sagte, keine Müdigkeit Vorschüben! Wandrer erbat sich Urlaub von Heinrichshall. Der Urlaub wurde ihm nicht gewährt, wohl aber wurde ihm erlaubt, seiue freie Zeit in eignen Interesse zu verwende». Schnell waren einige Holzbilder ans dem Kirschbcrge erbaut, eine Lokomobile wurde hinausgeschafft, und Mühlen wurden gekauft. In die Arbeiter¬ schaft kam neues Leben, alle drängten sich heran nud wollten Arbeit haben, aber freilich konnte znnnchst nnr ein Teil von ihnen berücksichtigt werden. Drillhose war die Seele von allem, kommandierte, wie es Rummel nicht besser gekonnt haben würde, zeichnete, bastelte und heute nach Herzenslust. Alles griff mit Eifer zu, und die Fabrik stand dn wie hingeblasen, und ehe der letzte Schnee vom Böhnhardt verschwunden war, war sie im Betriebe. Alte Schienen und Kippkarren, die ans dem Werke unter dem alten Eisen lagen, hatte man für ein billiges gekauft, und Feldeisenbahnen von der Kohlengrube und den Steinbrüche» bis zu den Ofen gebaut. Einige hundert Meter alten Förderseils hatte man gleichfalls gekauft, und Drillhose hatte uns diesen Seilen und Holzstämmen, die der Wald hergeben mußte, eine Schwebebahn gebaut, die an der Fabrik begann und den Berghang hinab bis zu der Stelle führte, wo einst die Tote-Asse-Ansbeutungsgcscllschaft ihr Thaten gethan hatte. Diese Bahn war so verschmitzt eingerichtet, daß sie ganz von selbst arbeitete, und während die vollen Zementfässer in Kübeln hinabschwebten, beförderte deren Last die leeren Kübel wieder hinauf. Auf der Asse lagen flache Prähme, die man Ugendwo gekauft hatte, und die nun die Fässer auf der Asse bis nnter die Eisen- bahubrttcke von Altum trugen, wo sie durch den dort stehenden Kran bis in die Meubnhnwagcn gehoben wurden. Tag und Nacht rauchten die Kalköfen, und Tag und Nacht drehten sich die Mühlen und bedeckten alles im Umkreise mit einem bläulichweißen Staube. Zur Verschönerung der Gegend trug dies nicht gerade bei. wie mich der Rauch der Öse», der allerdings wie Pech und Schwefel roch, den Aufenthalt auf dem Kirschberge nicht angenehm machte. Aber das half nun nichts, ^eit mehr noch als an Zement nach Altum verfrachtet wurde, wurde in einem

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_237285
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_237285/733
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_237285/733>, abgerufen am 29.05.2024.