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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

"hochschullosen Fläche." die Königsberg von Breslau und Berlin trennt. Diese
Lücke soll um die Posener Akademie ausfüllen, die allerdings acht für eme heran¬
zubildende akademische Jugend, sondern für die Erwachsenen bestimmt es. 6s gäv
Zeiten, wo von einer wirklichen Universität in Posen die Rede war. Dann scheute
man aber doch vor dem Gedanken zurück, aus Pose" ein preußisches Hrag zu
macheu. auch hatte eine Posener Universität zwischen Königsberg, Breslau uno
Berlin Wohl nur ein dürftiges Dasein, als politischer Tummelplatz poluWer ^ir-
denem und Privatdozenten, geführt. So kam man ans den Gedaiiken des eouls
et'-iänlws. Der Gedanke verrät seinen Vater, den Ministerialdirektor Al Hofe, ver
ihn schon in Straßbnrg für die dortigen Verhältnisse gehabt hat. Dieser höchst
eigentümliche, geistvolle und ideenreiche Mann hat seinerzeit als Straßburger Pro¬
fessor das dortige Oberpräsidium beherrscht, ebenso regiert er jetzt seit Zähren nur
nur das gesamte Kultusministerium, sondern weit darüber hinaus greift er in me
Verschiedensten Ressorts bestimmend ein, der Typus des herrschenden Kardinals ins
Protestantische übersetzt.

^^
Er hat die Gabe, etwas zustande zu bringen. "Althoff machts over
"Althoff würde es gemacht haben," kann man gelegentlich wohl ans sehr yocun
Munde hören. Mit dem seligen Miqnel als Finanzminister hat diese ^astenoe
Kraft des Kultusministeriums anfänglich als Vertreter der U.iiverfttatswun che a se
Hauen und Stechen, später, nachdem man sich gegenseitig kennen gelernt y""^ vor¬
züglich gestanden. Beide Männer Päßler zueinander. Was be. Herrn ^WiU
nur wenige Nessvrtvertreter verstanden, Geld von ihm herauszuholen, das verstano
Herr Althoff ausgezeichnet, und vor solchen Leuten hatte Miguel berechtigten ^esp

Die Straßburger Universität ist nach dein großen Kriege ans der sranzvsiicyen
Zersplitterung der Fakultäten heraus errichtet oder eigentlich neu ins ^even ge¬
rufen wordeii. Mau konnte dabei an die ruhmreiche Erinnerung der alten istran-
burger Hochschule anknüpfen und durfte von der wieder erstcmduen Universität er¬
warten, daß sie der Stolz der Reichslande werden würde, wie vor ihr Bonn der
Stolz der Rheinlande geworden war. So war es anch einst für Straßbnrg und
das Elsaß die alte ^soni-i ^Mniüwnsi" gewesen, deren Siegel 1872 die Kaiser¬
liche Stiftnnasurknnde der neuen Universität Straßburg zurückgab Wenn man
der Universität Bonn in gewissem Grade sagen darf, daß sie in fünfzig Zähren
die Rheinlande geistig für Preußen erobert habe, vielleicht auch Preichen für die
Rheinlande. so läßt sich dasselbe heute nach einem Menschenalter für die Straßburger
Universität noch nicht behaupten. Der Zusammenhang mit Frankreich wahrend der
bewegtesten und ruhmvollsten Zeit der französischen Geschichte hat die gebildetern
Stände des Reichslandes, und nicht nur diese, mit einem Gefühl der franzos.chen
Zusammengehörigkeit, mit französischer Kultur und französischen Anschaiiungen erfüllt
wdaß trotz des deutschen Untergrundes dieser Bevölkerung ein längeres Stück Arbeit
und ein längeres Stück gemeinsamer Geschichte nötig sein werden, bevor die deutsche
^"ssion der Straßburger Universität zum Vollen Durchbruch gelangen kann.-Preußen hat die Rheinlande erst auf dem Schlachtfelde von Königgrtttz innerlicherobert; ein ähnliches Läuterungsfeuer, ein ähnlicher gemeinsamer Schritt in eine
Swße geschichtliche Entwicklung hinein, gemeinsames Ringen und Kämpfen uuterdem Reichsbanner, werden auch für das Reichsland nötig sein, um es durch ge¬
meinsame Ehren fest an Deutschland zu kitten. .

In der Provinz Posen liegen diese Dinge ganz entgegengesetzt Me ^oyne
Posen und Westpre'ßer haben in den Kriegen von 186" und 1870 ehrenre che
Lorbeeren um ihre preußischen Fahnen gewunden. sie sind gute Soldaten gewes n
Mer das deutsche Vaterlandsgefüll. das preußische Swatsgefü der Polen h t
^ allerdings nnter dem Einfluß des Klerus - nicht nur nicht an S "r e g-
Wonnen. s""der.i es ist allen Segnungen gegenüber, die ihne.i das neue R ich ab
^ Preußische Staat seit 1871 in so wefe-itlich erhöhtem Maße zugebracht haben
L u"d We geringer geworden. Immer zahlreicher und immer fester sondert
das Polentum vom Staate ab. es teilt nicht mehr seine Hoffnungen. seine Ziele.


Maßgebliches und Unmaßgebliches

„hochschullosen Fläche." die Königsberg von Breslau und Berlin trennt. Diese
Lücke soll um die Posener Akademie ausfüllen, die allerdings acht für eme heran¬
zubildende akademische Jugend, sondern für die Erwachsenen bestimmt es. 6s gäv
Zeiten, wo von einer wirklichen Universität in Posen die Rede war. Dann scheute
man aber doch vor dem Gedanken zurück, aus Pose» ein preußisches Hrag zu
macheu. auch hatte eine Posener Universität zwischen Königsberg, Breslau uno
Berlin Wohl nur ein dürftiges Dasein, als politischer Tummelplatz poluWer ^ir-
denem und Privatdozenten, geführt. So kam man ans den Gedaiiken des eouls
et'-iänlws. Der Gedanke verrät seinen Vater, den Ministerialdirektor Al Hofe, ver
ihn schon in Straßbnrg für die dortigen Verhältnisse gehabt hat. Dieser höchst
eigentümliche, geistvolle und ideenreiche Mann hat seinerzeit als Straßburger Pro¬
fessor das dortige Oberpräsidium beherrscht, ebenso regiert er jetzt seit Zähren nur
nur das gesamte Kultusministerium, sondern weit darüber hinaus greift er in me
Verschiedensten Ressorts bestimmend ein, der Typus des herrschenden Kardinals ins
Protestantische übersetzt.

^^
Er hat die Gabe, etwas zustande zu bringen. „Althoff machts over
„Althoff würde es gemacht haben," kann man gelegentlich wohl ans sehr yocun
Munde hören. Mit dem seligen Miqnel als Finanzminister hat diese ^astenoe
Kraft des Kultusministeriums anfänglich als Vertreter der U.iiverfttatswun che a se
Hauen und Stechen, später, nachdem man sich gegenseitig kennen gelernt y""^ vor¬
züglich gestanden. Beide Männer Päßler zueinander. Was be. Herrn ^WiU
nur wenige Nessvrtvertreter verstanden, Geld von ihm herauszuholen, das verstano
Herr Althoff ausgezeichnet, und vor solchen Leuten hatte Miguel berechtigten ^esp

Die Straßburger Universität ist nach dein großen Kriege ans der sranzvsiicyen
Zersplitterung der Fakultäten heraus errichtet oder eigentlich neu ins ^even ge¬
rufen wordeii. Mau konnte dabei an die ruhmreiche Erinnerung der alten istran-
burger Hochschule anknüpfen und durfte von der wieder erstcmduen Universität er¬
warten, daß sie der Stolz der Reichslande werden würde, wie vor ihr Bonn der
Stolz der Rheinlande geworden war. So war es anch einst für Straßbnrg und
das Elsaß die alte ^soni-i ^Mniüwnsi« gewesen, deren Siegel 1872 die Kaiser¬
liche Stiftnnasurknnde der neuen Universität Straßburg zurückgab Wenn man
der Universität Bonn in gewissem Grade sagen darf, daß sie in fünfzig Zähren
die Rheinlande geistig für Preußen erobert habe, vielleicht auch Preichen für die
Rheinlande. so läßt sich dasselbe heute nach einem Menschenalter für die Straßburger
Universität noch nicht behaupten. Der Zusammenhang mit Frankreich wahrend der
bewegtesten und ruhmvollsten Zeit der französischen Geschichte hat die gebildetern
Stände des Reichslandes, und nicht nur diese, mit einem Gefühl der franzos.chen
Zusammengehörigkeit, mit französischer Kultur und französischen Anschaiiungen erfüllt
wdaß trotz des deutschen Untergrundes dieser Bevölkerung ein längeres Stück Arbeit
und ein längeres Stück gemeinsamer Geschichte nötig sein werden, bevor die deutsche
^"ssion der Straßburger Universität zum Vollen Durchbruch gelangen kann.-Preußen hat die Rheinlande erst auf dem Schlachtfelde von Königgrtttz innerlicherobert; ein ähnliches Läuterungsfeuer, ein ähnlicher gemeinsamer Schritt in eine
Swße geschichtliche Entwicklung hinein, gemeinsames Ringen und Kämpfen uuterdem Reichsbanner, werden auch für das Reichsland nötig sein, um es durch ge¬
meinsame Ehren fest an Deutschland zu kitten. .

In der Provinz Posen liegen diese Dinge ganz entgegengesetzt Me ^oyne
Posen und Westpre'ßer haben in den Kriegen von 186« und 1870 ehrenre che
Lorbeeren um ihre preußischen Fahnen gewunden. sie sind gute Soldaten gewes n
Mer das deutsche Vaterlandsgefüll. das preußische Swatsgefü der Polen h t
^ allerdings nnter dem Einfluß des Klerus - nicht nur nicht an S "r e g-
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^ Preußische Staat seit 1871 in so wefe-itlich erhöhtem Maße zugebracht haben
L u"d We geringer geworden. Immer zahlreicher und immer fester sondert
das Polentum vom Staate ab. es teilt nicht mehr seine Hoffnungen. seine Ziele.


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[0471] Maßgebliches und Unmaßgebliches „hochschullosen Fläche." die Königsberg von Breslau und Berlin trennt. Diese Lücke soll um die Posener Akademie ausfüllen, die allerdings acht für eme heran¬ zubildende akademische Jugend, sondern für die Erwachsenen bestimmt es. 6s gäv Zeiten, wo von einer wirklichen Universität in Posen die Rede war. Dann scheute man aber doch vor dem Gedanken zurück, aus Pose» ein preußisches Hrag zu macheu. auch hatte eine Posener Universität zwischen Königsberg, Breslau uno Berlin Wohl nur ein dürftiges Dasein, als politischer Tummelplatz poluWer ^ir- denem und Privatdozenten, geführt. So kam man ans den Gedaiiken des eouls et'-iänlws. Der Gedanke verrät seinen Vater, den Ministerialdirektor Al Hofe, ver ihn schon in Straßbnrg für die dortigen Verhältnisse gehabt hat. Dieser höchst eigentümliche, geistvolle und ideenreiche Mann hat seinerzeit als Straßburger Pro¬ fessor das dortige Oberpräsidium beherrscht, ebenso regiert er jetzt seit Zähren nur nur das gesamte Kultusministerium, sondern weit darüber hinaus greift er in me Verschiedensten Ressorts bestimmend ein, der Typus des herrschenden Kardinals ins Protestantische übersetzt. ^^ Er hat die Gabe, etwas zustande zu bringen. „Althoff machts over „Althoff würde es gemacht haben," kann man gelegentlich wohl ans sehr yocun Munde hören. Mit dem seligen Miqnel als Finanzminister hat diese ^astenoe Kraft des Kultusministeriums anfänglich als Vertreter der U.iiverfttatswun che a se Hauen und Stechen, später, nachdem man sich gegenseitig kennen gelernt y""^ vor¬ züglich gestanden. Beide Männer Päßler zueinander. Was be. Herrn ^WiU nur wenige Nessvrtvertreter verstanden, Geld von ihm herauszuholen, das verstano Herr Althoff ausgezeichnet, und vor solchen Leuten hatte Miguel berechtigten ^esp Die Straßburger Universität ist nach dein großen Kriege ans der sranzvsiicyen Zersplitterung der Fakultäten heraus errichtet oder eigentlich neu ins ^even ge¬ rufen wordeii. Mau konnte dabei an die ruhmreiche Erinnerung der alten istran- burger Hochschule anknüpfen und durfte von der wieder erstcmduen Universität er¬ warten, daß sie der Stolz der Reichslande werden würde, wie vor ihr Bonn der Stolz der Rheinlande geworden war. So war es anch einst für Straßbnrg und das Elsaß die alte ^soni-i ^Mniüwnsi« gewesen, deren Siegel 1872 die Kaiser¬ liche Stiftnnasurknnde der neuen Universität Straßburg zurückgab Wenn man der Universität Bonn in gewissem Grade sagen darf, daß sie in fünfzig Zähren die Rheinlande geistig für Preußen erobert habe, vielleicht auch Preichen für die Rheinlande. so läßt sich dasselbe heute nach einem Menschenalter für die Straßburger Universität noch nicht behaupten. Der Zusammenhang mit Frankreich wahrend der bewegtesten und ruhmvollsten Zeit der französischen Geschichte hat die gebildetern Stände des Reichslandes, und nicht nur diese, mit einem Gefühl der franzos.chen Zusammengehörigkeit, mit französischer Kultur und französischen Anschaiiungen erfüllt wdaß trotz des deutschen Untergrundes dieser Bevölkerung ein längeres Stück Arbeit und ein längeres Stück gemeinsamer Geschichte nötig sein werden, bevor die deutsche ^"ssion der Straßburger Universität zum Vollen Durchbruch gelangen kann.-Preußen hat die Rheinlande erst auf dem Schlachtfelde von Königgrtttz innerlicherobert; ein ähnliches Läuterungsfeuer, ein ähnlicher gemeinsamer Schritt in eine Swße geschichtliche Entwicklung hinein, gemeinsames Ringen und Kämpfen uuterdem Reichsbanner, werden auch für das Reichsland nötig sein, um es durch ge¬ meinsame Ehren fest an Deutschland zu kitten. . In der Provinz Posen liegen diese Dinge ganz entgegengesetzt Me ^oyne Posen und Westpre'ßer haben in den Kriegen von 186« und 1870 ehrenre che Lorbeeren um ihre preußischen Fahnen gewunden. sie sind gute Soldaten gewes n Mer das deutsche Vaterlandsgefüll. das preußische Swatsgefü der Polen h t ^ allerdings nnter dem Einfluß des Klerus - nicht nur nicht an S "r e g- Wonnen. s»„der.i es ist allen Segnungen gegenüber, die ihne.i das neue R ich ab ^ Preußische Staat seit 1871 in so wefe-itlich erhöhtem Maße zugebracht haben L u"d We geringer geworden. Immer zahlreicher und immer fester sondert das Polentum vom Staate ab. es teilt nicht mehr seine Hoffnungen. seine Ziele.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_242067/471>, abgerufen am 17.06.2024.