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Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

männlichen Bruchteil, der überhaupt raucht. Weshalb dieser Teil der Deutschen, der
einen Teil seiner Einkünfte zum Vergnügen in die Luft passt, nicht eine Abgabe
auf Tabak vertragen soll, ist doch ganz unverständlich. Auch in der Tabakbranche
verdient die Produktion hinreichend so viel, daß sie eine Mehranflage tragen könnte.
Man bedenke nur, wieviel überflüssiges Geld allein für die Ausstattung der Zigarren-
und Zigarettenkisten usw. ausgegeben wird!

Um diese beiden so rationellen Steuern zu verhindern, werden Vorschläge gemacht,
deren Durchführung Form und Wesen der Reichsverfassung auf den Kopf stellen
müßte. In eine Reichseinkommensteuer wird schwerlich jemals ein deutscher Einzel¬
staat willigen, Preußen gewiß am allerletzten. Es wäre auch fraglich, ob es vom
Reich klug getan wäre, mit direkten Steuererhebungen in den Bundesstaaten herum¬
zulaufen oder sie durch diese auf seinen Namen ausführen zu lassen. Nichts wäre
geeigneter, den Neichsgcdanken unpopulär zu machen und allen Unwillen, alles
Unbehagen auf das Reich abzuschieben, als wenn in jedem Dorfe der Reichssteuer¬
zettel präsentiert würde. Und dazu dann noch der tiefe Eingriff in die Finanz¬
hoheit der Bundesstaaten nicht nur, sondern in deren ganzen innern Organismus, der
notgedrungen mehr und mehr davon berührt werden würde! Eine Rcichseinkommen-
steuer wäre eine so unitarische Maßregel, daß schon aus diesem Grunde alle Bundes¬
staaten ihr prineipiig obsta! rufen würden. Es wäre der Beginn der Aufsaugung.
Eine Reichserbschaftssteuer könnte ein Notbehelf sein, aber auch da ist uoch
kein brauchbarer Vorschlag gemacht worden, wie die Einzelstaaten für diesen Aus¬
fall ihrer Einnahmen entschädigt werden sollten. Soll sich das Reich aber mit
einem Zuschlage begnügen, so müßte zunächst durch Reichsgcsetz die Einführung
einer gleichartigen Erbschaftssteuer in allen deutschen Staaten ausgesprochen werden,
und der Ertrag würde dann doch ziemlich gering ausfallen. Sonin ist immer
wieder das ootoium esusoo, daß sich das Reich seine Einkünfte auf den Gebieten
sucht, die ihm verfassungsmäßig gehören. Ob das für alle Zeiten ausreichen wird,
ist eine andre Frage, vorläufig würde es aber noch auf längere Zeit hinaus ge¬
nügen. Je mehr die Massen an den Ausgaben des Reichs partizipieren, zum
Beispiel an den Ausgaben für Versicherung, um so gerechtfertigter ist es auch,
die Einkünfte durch höhere Besteuerung des Massenkonsums entsprechend zu
erhöhen. Ein drittes gibt es nicht, und aller Agitation braucht nur der Hinweis
aus die so viel stärkere Besteuerung entgegengehalten werden, die die Sozialdemo-
8" krntie für ihre Parteizwecke den Arbeitern auferlegt.




Meine Grünen und ich.

Wenn dieses Heft in die Welt hinausgeht, hat
wieder ein Jahr seinen Kreislauf beschlossen, und es ist das fünfundzwanzigste mit
ihm vergangen seit dem Tage, wo ich die Leitung der Grenzboten -- damals in
Verbindung mit Gustav Wustmann -- selbst in die Hand genommen habe. Im
Fluß der Zeiten gibt es kein Halten und keinen Einschnitt; die Tage gehn gleich¬
mäßig hin über Sommer und Winter, über Werden und Vergehn, über die Schicksale
des Menschenlebens; nichts kann ihren Lauf beschleunigen oder hemmen. Unablässig
rinnt der Zeitstrom der Ewigkeit zu, ohne sich um das zu kümmern, was hinter ihm
ins Dunkel zurücksinke. Und 'doch stehn für jeden Menschen, der seine Strecke Wegs
von ihm dcchingetragen wird, Merksteine am Ufer des Lebens zwischen den beiden
Punkten, wo er zu dem Tage seines Erdendaseins erwacht ist. und wo er dre Augen
wieder schließt. Danach mißt er seinen Weg, hier hat er seine Ziele gesteckt^ nach
denen er strebt, und hier hält er bisweilen im Geiste still und schaut auf die Strecke
zurück, die er durchmessen hat.den

So darf auch dieser Tag des Abschlusses in einer sich immer gleich bleiben
Arbeit einen Augenblick der Ruhe bedeuten, wo das Auge zurücksieht auf das, was
getan und was erreicht worden ist.


Maßgebliches und Unmaßgebliches

männlichen Bruchteil, der überhaupt raucht. Weshalb dieser Teil der Deutschen, der
einen Teil seiner Einkünfte zum Vergnügen in die Luft passt, nicht eine Abgabe
auf Tabak vertragen soll, ist doch ganz unverständlich. Auch in der Tabakbranche
verdient die Produktion hinreichend so viel, daß sie eine Mehranflage tragen könnte.
Man bedenke nur, wieviel überflüssiges Geld allein für die Ausstattung der Zigarren-
und Zigarettenkisten usw. ausgegeben wird!

Um diese beiden so rationellen Steuern zu verhindern, werden Vorschläge gemacht,
deren Durchführung Form und Wesen der Reichsverfassung auf den Kopf stellen
müßte. In eine Reichseinkommensteuer wird schwerlich jemals ein deutscher Einzel¬
staat willigen, Preußen gewiß am allerletzten. Es wäre auch fraglich, ob es vom
Reich klug getan wäre, mit direkten Steuererhebungen in den Bundesstaaten herum¬
zulaufen oder sie durch diese auf seinen Namen ausführen zu lassen. Nichts wäre
geeigneter, den Neichsgcdanken unpopulär zu machen und allen Unwillen, alles
Unbehagen auf das Reich abzuschieben, als wenn in jedem Dorfe der Reichssteuer¬
zettel präsentiert würde. Und dazu dann noch der tiefe Eingriff in die Finanz¬
hoheit der Bundesstaaten nicht nur, sondern in deren ganzen innern Organismus, der
notgedrungen mehr und mehr davon berührt werden würde! Eine Rcichseinkommen-
steuer wäre eine so unitarische Maßregel, daß schon aus diesem Grunde alle Bundes¬
staaten ihr prineipiig obsta! rufen würden. Es wäre der Beginn der Aufsaugung.
Eine Reichserbschaftssteuer könnte ein Notbehelf sein, aber auch da ist uoch
kein brauchbarer Vorschlag gemacht worden, wie die Einzelstaaten für diesen Aus¬
fall ihrer Einnahmen entschädigt werden sollten. Soll sich das Reich aber mit
einem Zuschlage begnügen, so müßte zunächst durch Reichsgcsetz die Einführung
einer gleichartigen Erbschaftssteuer in allen deutschen Staaten ausgesprochen werden,
und der Ertrag würde dann doch ziemlich gering ausfallen. Sonin ist immer
wieder das ootoium esusoo, daß sich das Reich seine Einkünfte auf den Gebieten
sucht, die ihm verfassungsmäßig gehören. Ob das für alle Zeiten ausreichen wird,
ist eine andre Frage, vorläufig würde es aber noch auf längere Zeit hinaus ge¬
nügen. Je mehr die Massen an den Ausgaben des Reichs partizipieren, zum
Beispiel an den Ausgaben für Versicherung, um so gerechtfertigter ist es auch,
die Einkünfte durch höhere Besteuerung des Massenkonsums entsprechend zu
erhöhen. Ein drittes gibt es nicht, und aller Agitation braucht nur der Hinweis
aus die so viel stärkere Besteuerung entgegengehalten werden, die die Sozialdemo-
8" krntie für ihre Parteizwecke den Arbeitern auferlegt.




Meine Grünen und ich.

Wenn dieses Heft in die Welt hinausgeht, hat
wieder ein Jahr seinen Kreislauf beschlossen, und es ist das fünfundzwanzigste mit
ihm vergangen seit dem Tage, wo ich die Leitung der Grenzboten — damals in
Verbindung mit Gustav Wustmann — selbst in die Hand genommen habe. Im
Fluß der Zeiten gibt es kein Halten und keinen Einschnitt; die Tage gehn gleich¬
mäßig hin über Sommer und Winter, über Werden und Vergehn, über die Schicksale
des Menschenlebens; nichts kann ihren Lauf beschleunigen oder hemmen. Unablässig
rinnt der Zeitstrom der Ewigkeit zu, ohne sich um das zu kümmern, was hinter ihm
ins Dunkel zurücksinke. Und 'doch stehn für jeden Menschen, der seine Strecke Wegs
von ihm dcchingetragen wird, Merksteine am Ufer des Lebens zwischen den beiden
Punkten, wo er zu dem Tage seines Erdendaseins erwacht ist. und wo er dre Augen
wieder schließt. Danach mißt er seinen Weg, hier hat er seine Ziele gesteckt^ nach
denen er strebt, und hier hält er bisweilen im Geiste still und schaut auf die Strecke
zurück, die er durchmessen hat.den

So darf auch dieser Tag des Abschlusses in einer sich immer gleich bleiben
Arbeit einen Augenblick der Ruhe bedeuten, wo das Auge zurücksieht auf das, was
getan und was erreicht worden ist.


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[0888] Maßgebliches und Unmaßgebliches männlichen Bruchteil, der überhaupt raucht. Weshalb dieser Teil der Deutschen, der einen Teil seiner Einkünfte zum Vergnügen in die Luft passt, nicht eine Abgabe auf Tabak vertragen soll, ist doch ganz unverständlich. Auch in der Tabakbranche verdient die Produktion hinreichend so viel, daß sie eine Mehranflage tragen könnte. Man bedenke nur, wieviel überflüssiges Geld allein für die Ausstattung der Zigarren- und Zigarettenkisten usw. ausgegeben wird! Um diese beiden so rationellen Steuern zu verhindern, werden Vorschläge gemacht, deren Durchführung Form und Wesen der Reichsverfassung auf den Kopf stellen müßte. In eine Reichseinkommensteuer wird schwerlich jemals ein deutscher Einzel¬ staat willigen, Preußen gewiß am allerletzten. Es wäre auch fraglich, ob es vom Reich klug getan wäre, mit direkten Steuererhebungen in den Bundesstaaten herum¬ zulaufen oder sie durch diese auf seinen Namen ausführen zu lassen. Nichts wäre geeigneter, den Neichsgcdanken unpopulär zu machen und allen Unwillen, alles Unbehagen auf das Reich abzuschieben, als wenn in jedem Dorfe der Reichssteuer¬ zettel präsentiert würde. Und dazu dann noch der tiefe Eingriff in die Finanz¬ hoheit der Bundesstaaten nicht nur, sondern in deren ganzen innern Organismus, der notgedrungen mehr und mehr davon berührt werden würde! Eine Rcichseinkommen- steuer wäre eine so unitarische Maßregel, daß schon aus diesem Grunde alle Bundes¬ staaten ihr prineipiig obsta! rufen würden. Es wäre der Beginn der Aufsaugung. Eine Reichserbschaftssteuer könnte ein Notbehelf sein, aber auch da ist uoch kein brauchbarer Vorschlag gemacht worden, wie die Einzelstaaten für diesen Aus¬ fall ihrer Einnahmen entschädigt werden sollten. Soll sich das Reich aber mit einem Zuschlage begnügen, so müßte zunächst durch Reichsgcsetz die Einführung einer gleichartigen Erbschaftssteuer in allen deutschen Staaten ausgesprochen werden, und der Ertrag würde dann doch ziemlich gering ausfallen. Sonin ist immer wieder das ootoium esusoo, daß sich das Reich seine Einkünfte auf den Gebieten sucht, die ihm verfassungsmäßig gehören. Ob das für alle Zeiten ausreichen wird, ist eine andre Frage, vorläufig würde es aber noch auf längere Zeit hinaus ge¬ nügen. Je mehr die Massen an den Ausgaben des Reichs partizipieren, zum Beispiel an den Ausgaben für Versicherung, um so gerechtfertigter ist es auch, die Einkünfte durch höhere Besteuerung des Massenkonsums entsprechend zu erhöhen. Ein drittes gibt es nicht, und aller Agitation braucht nur der Hinweis aus die so viel stärkere Besteuerung entgegengehalten werden, die die Sozialdemo- 8" krntie für ihre Parteizwecke den Arbeitern auferlegt. Meine Grünen und ich. Wenn dieses Heft in die Welt hinausgeht, hat wieder ein Jahr seinen Kreislauf beschlossen, und es ist das fünfundzwanzigste mit ihm vergangen seit dem Tage, wo ich die Leitung der Grenzboten — damals in Verbindung mit Gustav Wustmann — selbst in die Hand genommen habe. Im Fluß der Zeiten gibt es kein Halten und keinen Einschnitt; die Tage gehn gleich¬ mäßig hin über Sommer und Winter, über Werden und Vergehn, über die Schicksale des Menschenlebens; nichts kann ihren Lauf beschleunigen oder hemmen. Unablässig rinnt der Zeitstrom der Ewigkeit zu, ohne sich um das zu kümmern, was hinter ihm ins Dunkel zurücksinke. Und 'doch stehn für jeden Menschen, der seine Strecke Wegs von ihm dcchingetragen wird, Merksteine am Ufer des Lebens zwischen den beiden Punkten, wo er zu dem Tage seines Erdendaseins erwacht ist. und wo er dre Augen wieder schließt. Danach mißt er seinen Weg, hier hat er seine Ziele gesteckt^ nach denen er strebt, und hier hält er bisweilen im Geiste still und schaut auf die Strecke zurück, die er durchmessen hat.den So darf auch dieser Tag des Abschlusses in einer sich immer gleich bleiben Arbeit einen Augenblick der Ruhe bedeuten, wo das Auge zurücksieht auf das, was getan und was erreicht worden ist.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 62, 1903, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341877_242067/888>, abgerufen am 25.05.2024.