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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Erstes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Meer hinaus erstreckt, daß kaum Landimgsgelegenheit gegeben ist. An seinem
Nordende liegt jedoch das wichtige Koweit oder Kueit, das als Endpunkt für die
Bagdadbahn in Aussicht genommen war, weil die Häfen des türkischen Wilajets
Basra (Südmesopotamien) zu flach sind. Die Türkei wollte bekanntlich alte Hoheits¬
rechte hier wieder geltend machen, wurde aber durch England, das keine Truppen-
ansschiffungen dulden wollte, daran gehindert. England beansprucht auch hier
Oberhoheit, und es ist niemand da, der dagegen wirksame Einsprache erhöbe.

Die Hauptstütze des englischen Anspruchs liegt in der Tatsache, daß es ein
Jahrhundert lang hier Seepolizei geübt, den Sklavenhandel wie den Seeraub
unterdrückt, den Frieden der kleinen Ufervölker aufrecht erhalten und für Seezeichen
und Leuchttürme gesorgt hat. Die Autorität der Pforte über Arabien ist aller¬
dings überall uur ganz nominell gewesen, auch am Roten Meere dringt sie nicht
ins Innere. Mekka und Medina sind tatsächlich Freistaaten unter Priesterherrschaft.

Auf der persischen Seite hat England gelegentlich Punkte besetzt, jedoch immer
nur ganz vorübergehend. Auch jetzt erhebt es hier sowenig Ansprüche wie in dem
anerkannt türkischen Wilcijet Basra, der Mündung des Schale el Arad. In den
Berichten über Lord Curzons Reise wird betont, daß persische Häfen zwar besucht
worden sind, jedoch nur um dem Vizekönig Gelegenheit zu geben, dem Souverän,
dessen Besitzungen für viele hundert Meilen an Britisch-Jndien grenzen, einen Akt
der Höflichkeit zu erweise".

In der Tat, an irgend welche Ansprüche auf irgend einen Teil Persiens
denkt England nicht; es will dort nur den Russen ein Paroli bieten. Deren Fort¬
schritte spürt England handgreiflich an dem Rückgang seiner Ausfuhr nach Persien,
die indische inbegriffen, während die russische in großem Aufschwung begriffen ist.
Rußland hat es fertig gebracht, in tiefem Frieden den Schah von sich abhängig
zu machen. Es hat ihn gedrängt, den alten schlechten Saumpfad über das Elburs-
gebirge, das sich zwischen die Landeshauptstadt Teheran und das Kaspische Meer
schiebt, durch eine moderne Kunststraße zu ersetzen. Seitdem kommen russische
Waren in großer Menge von Baku mit Dampfschiffen nach dem persischen Hafen
Enseli-Rescht, von wo sie auf der neuen Straße nach Teheran gelangen. Es wird
nicht lange dauern, so wird eine Eisenbahn diesen Verkehr übernehmen, und dann
wird auch in Enseli ein Wellenbrecher nebst Landungskai gebant werden. Dann
werden russische Waren noch wohlfeiler nach Teheran kommen können. Schon jetzt
hat sich in Petroleum, Zucker, groben Baumwollstoffen, Papier, Lichten, mancherlei
Metallwaren usw. ein lebhafter Handel entwickelt. Ebenso ist es im Nordosten des
Landes gegangen. Dort läuft Rußlands transkaspische Eisenbahn an der Nord¬
grenze des Landes entlang; und von Askabad ans geht eine auf Rußlands An¬
dringen hergestellte Kunststraße nach Mesched, der Hauptstadt Khorcisscms. Wo
früher englische und indische Waren die Alleinherrschaft hatten, da sind sie schon
jetzt durch russische in den zweiten Rang hinabgedrückt. Und die unausbleibliche
Eisenbahn wird diesen Umschwung vervollständigen.

Die bekannte finanzielle Hilfe, die Rußland dem Schah erwiesen hat, ist die
Veranlassung gewesen, daß England als Bankier in Persien ausgespielt hat. Diesem
Schachzug hat Rußland im letzten Jahre einen zweiten hinzugefügt, nämlich den
Abschluß eines Handelsvertrags mit Persien, kraft dessen gerade die Waren, die
Rußland liefert, sehr niedrigen Zöllen unterworfen werden. Diesen Schlag hat
England noch nicht auszugleichen vermocht.

Was England unternommen hat, ist zunächst die Eisenbahn von Quella nach
Nuschki an der Südgrenze Afghanistans entlang. Diese Bahn führt über eine
einsame Hochebne von großer Sonnenwärme und winterlichen Schneestürmen. Sie
hat aber°doch schon einen lebhaften Handel hervorgerufen und wird noch viel mehr
leisten, wenn sie bis nach Selstan, einem wohlbewässerten Tieflande an der afghanisch¬
persischen Grenze, weitergeführt ist, was entwender schon im Gange ist oder nahe
bevorsteht. Nußland möchte Seistan von Mesched her erreichen, doch scheint England


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Meer hinaus erstreckt, daß kaum Landimgsgelegenheit gegeben ist. An seinem
Nordende liegt jedoch das wichtige Koweit oder Kueit, das als Endpunkt für die
Bagdadbahn in Aussicht genommen war, weil die Häfen des türkischen Wilajets
Basra (Südmesopotamien) zu flach sind. Die Türkei wollte bekanntlich alte Hoheits¬
rechte hier wieder geltend machen, wurde aber durch England, das keine Truppen-
ansschiffungen dulden wollte, daran gehindert. England beansprucht auch hier
Oberhoheit, und es ist niemand da, der dagegen wirksame Einsprache erhöbe.

Die Hauptstütze des englischen Anspruchs liegt in der Tatsache, daß es ein
Jahrhundert lang hier Seepolizei geübt, den Sklavenhandel wie den Seeraub
unterdrückt, den Frieden der kleinen Ufervölker aufrecht erhalten und für Seezeichen
und Leuchttürme gesorgt hat. Die Autorität der Pforte über Arabien ist aller¬
dings überall uur ganz nominell gewesen, auch am Roten Meere dringt sie nicht
ins Innere. Mekka und Medina sind tatsächlich Freistaaten unter Priesterherrschaft.

Auf der persischen Seite hat England gelegentlich Punkte besetzt, jedoch immer
nur ganz vorübergehend. Auch jetzt erhebt es hier sowenig Ansprüche wie in dem
anerkannt türkischen Wilcijet Basra, der Mündung des Schale el Arad. In den
Berichten über Lord Curzons Reise wird betont, daß persische Häfen zwar besucht
worden sind, jedoch nur um dem Vizekönig Gelegenheit zu geben, dem Souverän,
dessen Besitzungen für viele hundert Meilen an Britisch-Jndien grenzen, einen Akt
der Höflichkeit zu erweise».

In der Tat, an irgend welche Ansprüche auf irgend einen Teil Persiens
denkt England nicht; es will dort nur den Russen ein Paroli bieten. Deren Fort¬
schritte spürt England handgreiflich an dem Rückgang seiner Ausfuhr nach Persien,
die indische inbegriffen, während die russische in großem Aufschwung begriffen ist.
Rußland hat es fertig gebracht, in tiefem Frieden den Schah von sich abhängig
zu machen. Es hat ihn gedrängt, den alten schlechten Saumpfad über das Elburs-
gebirge, das sich zwischen die Landeshauptstadt Teheran und das Kaspische Meer
schiebt, durch eine moderne Kunststraße zu ersetzen. Seitdem kommen russische
Waren in großer Menge von Baku mit Dampfschiffen nach dem persischen Hafen
Enseli-Rescht, von wo sie auf der neuen Straße nach Teheran gelangen. Es wird
nicht lange dauern, so wird eine Eisenbahn diesen Verkehr übernehmen, und dann
wird auch in Enseli ein Wellenbrecher nebst Landungskai gebant werden. Dann
werden russische Waren noch wohlfeiler nach Teheran kommen können. Schon jetzt
hat sich in Petroleum, Zucker, groben Baumwollstoffen, Papier, Lichten, mancherlei
Metallwaren usw. ein lebhafter Handel entwickelt. Ebenso ist es im Nordosten des
Landes gegangen. Dort läuft Rußlands transkaspische Eisenbahn an der Nord¬
grenze des Landes entlang; und von Askabad ans geht eine auf Rußlands An¬
dringen hergestellte Kunststraße nach Mesched, der Hauptstadt Khorcisscms. Wo
früher englische und indische Waren die Alleinherrschaft hatten, da sind sie schon
jetzt durch russische in den zweiten Rang hinabgedrückt. Und die unausbleibliche
Eisenbahn wird diesen Umschwung vervollständigen.

Die bekannte finanzielle Hilfe, die Rußland dem Schah erwiesen hat, ist die
Veranlassung gewesen, daß England als Bankier in Persien ausgespielt hat. Diesem
Schachzug hat Rußland im letzten Jahre einen zweiten hinzugefügt, nämlich den
Abschluß eines Handelsvertrags mit Persien, kraft dessen gerade die Waren, die
Rußland liefert, sehr niedrigen Zöllen unterworfen werden. Diesen Schlag hat
England noch nicht auszugleichen vermocht.

Was England unternommen hat, ist zunächst die Eisenbahn von Quella nach
Nuschki an der Südgrenze Afghanistans entlang. Diese Bahn führt über eine
einsame Hochebne von großer Sonnenwärme und winterlichen Schneestürmen. Sie
hat aber°doch schon einen lebhaften Handel hervorgerufen und wird noch viel mehr
leisten, wenn sie bis nach Selstan, einem wohlbewässerten Tieflande an der afghanisch¬
persischen Grenze, weitergeführt ist, was entwender schon im Gange ist oder nahe
bevorsteht. Nußland möchte Seistan von Mesched her erreichen, doch scheint England


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[0130] Maßgebliches und Unmaßgebliches Meer hinaus erstreckt, daß kaum Landimgsgelegenheit gegeben ist. An seinem Nordende liegt jedoch das wichtige Koweit oder Kueit, das als Endpunkt für die Bagdadbahn in Aussicht genommen war, weil die Häfen des türkischen Wilajets Basra (Südmesopotamien) zu flach sind. Die Türkei wollte bekanntlich alte Hoheits¬ rechte hier wieder geltend machen, wurde aber durch England, das keine Truppen- ansschiffungen dulden wollte, daran gehindert. England beansprucht auch hier Oberhoheit, und es ist niemand da, der dagegen wirksame Einsprache erhöbe. Die Hauptstütze des englischen Anspruchs liegt in der Tatsache, daß es ein Jahrhundert lang hier Seepolizei geübt, den Sklavenhandel wie den Seeraub unterdrückt, den Frieden der kleinen Ufervölker aufrecht erhalten und für Seezeichen und Leuchttürme gesorgt hat. Die Autorität der Pforte über Arabien ist aller¬ dings überall uur ganz nominell gewesen, auch am Roten Meere dringt sie nicht ins Innere. Mekka und Medina sind tatsächlich Freistaaten unter Priesterherrschaft. Auf der persischen Seite hat England gelegentlich Punkte besetzt, jedoch immer nur ganz vorübergehend. Auch jetzt erhebt es hier sowenig Ansprüche wie in dem anerkannt türkischen Wilcijet Basra, der Mündung des Schale el Arad. In den Berichten über Lord Curzons Reise wird betont, daß persische Häfen zwar besucht worden sind, jedoch nur um dem Vizekönig Gelegenheit zu geben, dem Souverän, dessen Besitzungen für viele hundert Meilen an Britisch-Jndien grenzen, einen Akt der Höflichkeit zu erweise». In der Tat, an irgend welche Ansprüche auf irgend einen Teil Persiens denkt England nicht; es will dort nur den Russen ein Paroli bieten. Deren Fort¬ schritte spürt England handgreiflich an dem Rückgang seiner Ausfuhr nach Persien, die indische inbegriffen, während die russische in großem Aufschwung begriffen ist. Rußland hat es fertig gebracht, in tiefem Frieden den Schah von sich abhängig zu machen. Es hat ihn gedrängt, den alten schlechten Saumpfad über das Elburs- gebirge, das sich zwischen die Landeshauptstadt Teheran und das Kaspische Meer schiebt, durch eine moderne Kunststraße zu ersetzen. Seitdem kommen russische Waren in großer Menge von Baku mit Dampfschiffen nach dem persischen Hafen Enseli-Rescht, von wo sie auf der neuen Straße nach Teheran gelangen. Es wird nicht lange dauern, so wird eine Eisenbahn diesen Verkehr übernehmen, und dann wird auch in Enseli ein Wellenbrecher nebst Landungskai gebant werden. Dann werden russische Waren noch wohlfeiler nach Teheran kommen können. Schon jetzt hat sich in Petroleum, Zucker, groben Baumwollstoffen, Papier, Lichten, mancherlei Metallwaren usw. ein lebhafter Handel entwickelt. Ebenso ist es im Nordosten des Landes gegangen. Dort läuft Rußlands transkaspische Eisenbahn an der Nord¬ grenze des Landes entlang; und von Askabad ans geht eine auf Rußlands An¬ dringen hergestellte Kunststraße nach Mesched, der Hauptstadt Khorcisscms. Wo früher englische und indische Waren die Alleinherrschaft hatten, da sind sie schon jetzt durch russische in den zweiten Rang hinabgedrückt. Und die unausbleibliche Eisenbahn wird diesen Umschwung vervollständigen. Die bekannte finanzielle Hilfe, die Rußland dem Schah erwiesen hat, ist die Veranlassung gewesen, daß England als Bankier in Persien ausgespielt hat. Diesem Schachzug hat Rußland im letzten Jahre einen zweiten hinzugefügt, nämlich den Abschluß eines Handelsvertrags mit Persien, kraft dessen gerade die Waren, die Rußland liefert, sehr niedrigen Zöllen unterworfen werden. Diesen Schlag hat England noch nicht auszugleichen vermocht. Was England unternommen hat, ist zunächst die Eisenbahn von Quella nach Nuschki an der Südgrenze Afghanistans entlang. Diese Bahn führt über eine einsame Hochebne von großer Sonnenwärme und winterlichen Schneestürmen. Sie hat aber°doch schon einen lebhaften Handel hervorgerufen und wird noch viel mehr leisten, wenn sie bis nach Selstan, einem wohlbewässerten Tieflande an der afghanisch¬ persischen Grenze, weitergeführt ist, was entwender schon im Gange ist oder nahe bevorsteht. Nußland möchte Seistan von Mesched her erreichen, doch scheint England

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_292796/130>, abgerufen am 26.05.2024.