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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Erstes Vierteljahr.

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Die Alabunkerstraße

Wäre ein seiner Herr? und nicht ein armer Teufel, der Pvrzellantassen fürs Ge¬
schäft malt?

Sie sollten nur recht viel Bilder mehr malen, Herr Alois!

Er machte ein krauses Gesicht.

Mein Professor sagts auch. Heute habe ich ne Pauke gekriegt. Heinemann,
sagt er, Sie müssen fleißiger werdeu, mehr nachdenken. Sitzfleisch, Sitzfleisch! Und
dann mal nach München und Paris. Sehen müssen Sie lernen und die Augen
aufmachen! -- Aber immer fleißig sein, ist scheußlich schwer!

Weiter glitt das Schiff den Elbstrom hinunter, und plötzlich begann eine
Drehorgel zu spielen. Ein schwermütiges Lied, das wie geschaffen schien für den
Herbstsonnenschein, der schon an die Nähe des Winters gemahnte.

Alois klimperte wieder mit seinem Gelde. Dem alten Stelzfuß gebe ich auch
ne Mark. Ich Habs ja, und Mutter hat fünfzig gekriegt für ihre Zinszahlung
im Oktober. Großartig, nicht wahr? Ich unterstütze meine Familie.

Und wieviel hat Fritz Feddersen bekommen? erkundigte sich Elisabeth lächelnd.

Nur zehn Mark, Fran Wolffenradt. Er hatte mir doch den Rat mit dem
Bild gegeben, das ich in das Ladenfenster hängen lasten sollte, und eigentlich hatte
er zwanzig Mark verdient. Aber er hat mich geärgert.

Womit denn?

Alois zögerte einen Augenblick, ehe er antwortete.

Weil er etwas dummes gesagt hat. Er behauptet, ich müßte mir eine un-
glückliche Liebe zulegen, eine furchtbar unglückliche -- dann würde ich besser malen
können. Und auch fleißiger werden. Dumm, nicht wahr? Unglückliche Liebe!
Er schüttelte sich in komischer Abwehr. Die gibts nnr in Romanen, und Romane
lese ich nicht!

Nun waren sie in Blcinkenese bei Sagebiel. In dem Wirtshaus mit der
Terrasse und den großen Bäumen, wo man weit ans den Fluß hinaussieht -- so
weit, daß man ihn für das Meer halten könnte. Jetta kletterte auf einen Stuhl
und richtete die Augen in die Ferne, wo wcißbeschwingte Segler dem großen
Wasser zustrebten.

Mulli, ist da der Himmel? fragte sie, ihre Hände zusammenlegend.

Es war eine lustige kleine Gesellschaft. Alois bestellte mit großer Wichtig¬
keit Kaffee und Milch. Madame Heinemann packte ihren Korb aus, und sogar
Rosalie wurde vergnügt und freute sich über alles. Dann, nach dem Kaffee, trug
Alois Irmgard hinunter an den Strand, damit sie in dem Weißen Sand spiele;
die andern folgten; uur Elisabeth blieb oben, unter dem Schatten der Bäume
sitzen. Leise kam der Wind von Westen, und ans dem Flusse hob sich das Wasser.
Die Flut setzte ein, und wo eben noch eine Sandbank gewesen war, spielte" die
Wellen.

Viele einzelne Gruppen von Besuchern saßen ans der Terrasse. Einige aßen
zu Mittag, andre tranken Kaffee oder Bier; einige kamen, andre gingen; es war
ein beständiger Verkehr.

Neben dem Tisch, an dem Elisabeths Gesellschaft gesessen hatte, war vorhin
"och ein leeres Plätzchen gewesen; jetzt saßen zwei Damen dort, die lebhaft mit¬
einander sprachen. Beide "kochten Anfang der Dreißiger sein, waren mit einfacher
Eleganz gekleidet und mußten, ihrer Sprache nach, zu der vornehmen Gesellschaft
gehören. Es schienen zwei Freundinnen zu sein, die sich zufällig auf der Reise
getroffen und nun zusammen eine Fahrt nach Blcinkenese gemacht hatten. Sie
lachten über geniei"same Pensionseriuneruugen, über Lehrer und Lehrerinnen/
sprachen über Schulgeschichteu und unterhielten sich vortrefflich.

Elisabeth hörte ihnen zuerst halb aus Zerstreutheit, dann mit einer leisen
Wehmut zu. Mit wirklich gebildeten Menschen war sie lange Zeit kaum in Be¬
rührung gekommen; aus dieser Unterhaltung wehte sie eine andre Luft an, als die
aus der Klnbunkcrstraße und der Pmilinenterrasse, und es kam über sie die Sehn¬
sucht nach Schultagen und Kinderglückseligkeit.


Die Alabunkerstraße

Wäre ein seiner Herr? und nicht ein armer Teufel, der Pvrzellantassen fürs Ge¬
schäft malt?

Sie sollten nur recht viel Bilder mehr malen, Herr Alois!

Er machte ein krauses Gesicht.

Mein Professor sagts auch. Heute habe ich ne Pauke gekriegt. Heinemann,
sagt er, Sie müssen fleißiger werdeu, mehr nachdenken. Sitzfleisch, Sitzfleisch! Und
dann mal nach München und Paris. Sehen müssen Sie lernen und die Augen
aufmachen! — Aber immer fleißig sein, ist scheußlich schwer!

Weiter glitt das Schiff den Elbstrom hinunter, und plötzlich begann eine
Drehorgel zu spielen. Ein schwermütiges Lied, das wie geschaffen schien für den
Herbstsonnenschein, der schon an die Nähe des Winters gemahnte.

Alois klimperte wieder mit seinem Gelde. Dem alten Stelzfuß gebe ich auch
ne Mark. Ich Habs ja, und Mutter hat fünfzig gekriegt für ihre Zinszahlung
im Oktober. Großartig, nicht wahr? Ich unterstütze meine Familie.

Und wieviel hat Fritz Feddersen bekommen? erkundigte sich Elisabeth lächelnd.

Nur zehn Mark, Fran Wolffenradt. Er hatte mir doch den Rat mit dem
Bild gegeben, das ich in das Ladenfenster hängen lasten sollte, und eigentlich hatte
er zwanzig Mark verdient. Aber er hat mich geärgert.

Womit denn?

Alois zögerte einen Augenblick, ehe er antwortete.

Weil er etwas dummes gesagt hat. Er behauptet, ich müßte mir eine un-
glückliche Liebe zulegen, eine furchtbar unglückliche — dann würde ich besser malen
können. Und auch fleißiger werden. Dumm, nicht wahr? Unglückliche Liebe!
Er schüttelte sich in komischer Abwehr. Die gibts nnr in Romanen, und Romane
lese ich nicht!

Nun waren sie in Blcinkenese bei Sagebiel. In dem Wirtshaus mit der
Terrasse und den großen Bäumen, wo man weit ans den Fluß hinaussieht — so
weit, daß man ihn für das Meer halten könnte. Jetta kletterte auf einen Stuhl
und richtete die Augen in die Ferne, wo wcißbeschwingte Segler dem großen
Wasser zustrebten.

Mulli, ist da der Himmel? fragte sie, ihre Hände zusammenlegend.

Es war eine lustige kleine Gesellschaft. Alois bestellte mit großer Wichtig¬
keit Kaffee und Milch. Madame Heinemann packte ihren Korb aus, und sogar
Rosalie wurde vergnügt und freute sich über alles. Dann, nach dem Kaffee, trug
Alois Irmgard hinunter an den Strand, damit sie in dem Weißen Sand spiele;
die andern folgten; uur Elisabeth blieb oben, unter dem Schatten der Bäume
sitzen. Leise kam der Wind von Westen, und ans dem Flusse hob sich das Wasser.
Die Flut setzte ein, und wo eben noch eine Sandbank gewesen war, spielte» die
Wellen.

Viele einzelne Gruppen von Besuchern saßen ans der Terrasse. Einige aßen
zu Mittag, andre tranken Kaffee oder Bier; einige kamen, andre gingen; es war
ein beständiger Verkehr.

Neben dem Tisch, an dem Elisabeths Gesellschaft gesessen hatte, war vorhin
»och ein leeres Plätzchen gewesen; jetzt saßen zwei Damen dort, die lebhaft mit¬
einander sprachen. Beide »kochten Anfang der Dreißiger sein, waren mit einfacher
Eleganz gekleidet und mußten, ihrer Sprache nach, zu der vornehmen Gesellschaft
gehören. Es schienen zwei Freundinnen zu sein, die sich zufällig auf der Reise
getroffen und nun zusammen eine Fahrt nach Blcinkenese gemacht hatten. Sie
lachten über geniei»same Pensionseriuneruugen, über Lehrer und Lehrerinnen/
sprachen über Schulgeschichteu und unterhielten sich vortrefflich.

Elisabeth hörte ihnen zuerst halb aus Zerstreutheit, dann mit einer leisen
Wehmut zu. Mit wirklich gebildeten Menschen war sie lange Zeit kaum in Be¬
rührung gekommen; aus dieser Unterhaltung wehte sie eine andre Luft an, als die
aus der Klnbunkcrstraße und der Pmilinenterrasse, und es kam über sie die Sehn¬
sucht nach Schultagen und Kinderglückseligkeit.


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[0372] Die Alabunkerstraße Wäre ein seiner Herr? und nicht ein armer Teufel, der Pvrzellantassen fürs Ge¬ schäft malt? Sie sollten nur recht viel Bilder mehr malen, Herr Alois! Er machte ein krauses Gesicht. Mein Professor sagts auch. Heute habe ich ne Pauke gekriegt. Heinemann, sagt er, Sie müssen fleißiger werdeu, mehr nachdenken. Sitzfleisch, Sitzfleisch! Und dann mal nach München und Paris. Sehen müssen Sie lernen und die Augen aufmachen! — Aber immer fleißig sein, ist scheußlich schwer! Weiter glitt das Schiff den Elbstrom hinunter, und plötzlich begann eine Drehorgel zu spielen. Ein schwermütiges Lied, das wie geschaffen schien für den Herbstsonnenschein, der schon an die Nähe des Winters gemahnte. Alois klimperte wieder mit seinem Gelde. Dem alten Stelzfuß gebe ich auch ne Mark. Ich Habs ja, und Mutter hat fünfzig gekriegt für ihre Zinszahlung im Oktober. Großartig, nicht wahr? Ich unterstütze meine Familie. Und wieviel hat Fritz Feddersen bekommen? erkundigte sich Elisabeth lächelnd. Nur zehn Mark, Fran Wolffenradt. Er hatte mir doch den Rat mit dem Bild gegeben, das ich in das Ladenfenster hängen lasten sollte, und eigentlich hatte er zwanzig Mark verdient. Aber er hat mich geärgert. Womit denn? Alois zögerte einen Augenblick, ehe er antwortete. Weil er etwas dummes gesagt hat. Er behauptet, ich müßte mir eine un- glückliche Liebe zulegen, eine furchtbar unglückliche — dann würde ich besser malen können. Und auch fleißiger werden. Dumm, nicht wahr? Unglückliche Liebe! Er schüttelte sich in komischer Abwehr. Die gibts nnr in Romanen, und Romane lese ich nicht! Nun waren sie in Blcinkenese bei Sagebiel. In dem Wirtshaus mit der Terrasse und den großen Bäumen, wo man weit ans den Fluß hinaussieht — so weit, daß man ihn für das Meer halten könnte. Jetta kletterte auf einen Stuhl und richtete die Augen in die Ferne, wo wcißbeschwingte Segler dem großen Wasser zustrebten. Mulli, ist da der Himmel? fragte sie, ihre Hände zusammenlegend. Es war eine lustige kleine Gesellschaft. Alois bestellte mit großer Wichtig¬ keit Kaffee und Milch. Madame Heinemann packte ihren Korb aus, und sogar Rosalie wurde vergnügt und freute sich über alles. Dann, nach dem Kaffee, trug Alois Irmgard hinunter an den Strand, damit sie in dem Weißen Sand spiele; die andern folgten; uur Elisabeth blieb oben, unter dem Schatten der Bäume sitzen. Leise kam der Wind von Westen, und ans dem Flusse hob sich das Wasser. Die Flut setzte ein, und wo eben noch eine Sandbank gewesen war, spielte» die Wellen. Viele einzelne Gruppen von Besuchern saßen ans der Terrasse. Einige aßen zu Mittag, andre tranken Kaffee oder Bier; einige kamen, andre gingen; es war ein beständiger Verkehr. Neben dem Tisch, an dem Elisabeths Gesellschaft gesessen hatte, war vorhin »och ein leeres Plätzchen gewesen; jetzt saßen zwei Damen dort, die lebhaft mit¬ einander sprachen. Beide »kochten Anfang der Dreißiger sein, waren mit einfacher Eleganz gekleidet und mußten, ihrer Sprache nach, zu der vornehmen Gesellschaft gehören. Es schienen zwei Freundinnen zu sein, die sich zufällig auf der Reise getroffen und nun zusammen eine Fahrt nach Blcinkenese gemacht hatten. Sie lachten über geniei»same Pensionseriuneruugen, über Lehrer und Lehrerinnen/ sprachen über Schulgeschichteu und unterhielten sich vortrefflich. Elisabeth hörte ihnen zuerst halb aus Zerstreutheit, dann mit einer leisen Wehmut zu. Mit wirklich gebildeten Menschen war sie lange Zeit kaum in Be¬ rührung gekommen; aus dieser Unterhaltung wehte sie eine andre Luft an, als die aus der Klnbunkcrstraße und der Pmilinenterrasse, und es kam über sie die Sehn¬ sucht nach Schultagen und Kinderglückseligkeit.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_292796/372>, abgerufen am 17.06.2024.