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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Erstes Vierteljahr.

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Grunoiv und seine Grünen

Viel schwerer als diese formelle wird unserm Leiter die Seite seiner Re¬
daktion gemacht, deren Leitmotiv lauten könnte: Es sind vielerlei Gaben, aber
es ist ein Geist. Der Charakter des Persönlichen, der unsern Mitteilungen inne-
wohnen soll, beruht ja doch auf recht vielen Personen, und die Musik muß nicht
bloß Töne machen, sondern auch stimmen, ein Blatt soll gewissermaßen eine Person
sein. Der Stil des Gewebes mag uoch so verschieden sein, die Musterung und
Färbung mannigfaltig und bunt, einheitlich muß immer der Grund durchscheinen,
und diese Einheitlichkeit will nicht bloß in den großen und groben Zügen gewahrt sein,
auch einzelne Äußerungen können sie stören, die nur ein scharfes und zugleich geübtes
Auge sieht. Nicht selten kommt es hier zu einem Streiten sonst einiger Männer,
und wie dann unser Grunvw schlichtet und richtet mit seiner niemals fehlenden
Einsicht in die ungeschriebnen Gesetze, nach denen wir regiert werden, das darf
ich hier nicht mit Beispielen erzählen; er würde mirs doch nur wegstreichen. Das
Gegenbild der monarchischen Leitung ist aber die Selbständigkeit der Minister in
ihren Ressorts. Ungehindert sagt jeder, was er vertreten kann, und oftmals so
scharf, wie er denkt, daß es sein muß, wenn es auch Anstoß gibt, wenn es auch
"einige Abonnenten kostet." Das geht Sie nichts an, das ist Sache des Verlegers,
sagt uns daun wohl unser Redakteur. Die beide" Ämter stehn also nur in
Personalunion.

Sogar über die Annahme von eingeschickten Beiträgen werden die Minister
nicht selten von dem Monarchen befragt: "Hier sind Sie ja eigentlich Redaktion."
Und ebenso kommt es vor, daß ihnen Artikel zur Übermittlung übergeben werden
von Freunden oder Bekannten, die auf diesem Wege um so sichrer anzukommen
glauben. Bisweilen trifft der Kalkul zu. Ebenso oft aber auch nicht. Denn "für
was drein geht und nicht drein geht," behält sich unser Monarch immer die aller¬
höchste Entscheidung vor, ohne Ansehen der Person seiner Minister. Mancher, der
dies liest, wird sich dazu eiues Beispiels erinnern können. Und wir selbst, die wir
dann mit unsrer Fürsprache abgefallen sind, sagen uns ja auch am letzten Ende,
daß es gut ist, wenn allein die Sache den Ausschlag gibt. Daß übrigens das
öftere Zurückschicken von Manuskripten an dieselbe Person Verstimmungen schafft,
und daß diese, wenn es sich um Personen von einflußreicher Lebensstellung handelt,
sich bei gegebner Gelegenheit zu allen möglichen Gegenwirkungen verdichten können,
braucht nur angedeutet zu werden. Die Folgen trägt der Herausgeber ganz allein.
Er muß sozusagen ein heimlich anwachsendes Verlustkonto, dessen Höhe und Fällig¬
keitstermine er nicht vorher berechnen kann, jeden Augenblick durch Leistung zu decken
bereit sein. Dafür erweitert sich seine Kenntnis der Menschen, gewinnt sein Leben
an Reichtum. Und die schon erwähnten hervorragenden Hospitanten, die unbekannten
Männer der großen Gelegenheiten, kommen doch auch wesentlich um seinetwillen, weil
sie zu ihm Vertrauen haben. Die grünen Blätter gehören keiner Partei an, sie sind
nach oben, aber auch nach unten unabhängig: sie nehmen das Gute, woher es auch
kommt. Und es kommt ihnen oft unvorhergesehen. Dem bessern Publikum ist es
nicht unbekannt, daß man in ihnen etwas "zur Sprache bringen" kann, wenn es
der Mühe wert ist; es wird dann weit gehört und macht Eindruck, anders als
wenn Hinz und Kunz sich ans die Eselswiese begeben. Und darin erfüllen nun
doch die Grenzboten auch eine wichtige Aufgabe, daß sie das richtige Wort zur
rechten Zeit bringen können und wollen.

Sie sind endlich kein sächsisches Blatt, die Grenzboten, obwohl sie in einer
sächsischen Stadt erscheinen; das sieht jeder, der sie in die Hände nimmt. Aber
wenn sie auch das Tägliche der Lokalpresse überlassen, so gedenken sie doch bei
allen wichtigen Wendungen ihres engern Vaterlandes, und zwar so, daß dieses mit
ihnen zufrieden sein kann; wir erinnern an unsre Behandlung der sächsischen
Finanzangelegenheiten vor zwei Jahren und zuletzt bei dem Abschluß der Ehc-
irrungen ein den einzig schönen Aufsatz mit der Überschrift: Dein Wort soll uns
genügen. Wir meinen sogar, daß es eine Ehre sei für das Sachsenland, daß inner-


Grunoiv und seine Grünen

Viel schwerer als diese formelle wird unserm Leiter die Seite seiner Re¬
daktion gemacht, deren Leitmotiv lauten könnte: Es sind vielerlei Gaben, aber
es ist ein Geist. Der Charakter des Persönlichen, der unsern Mitteilungen inne-
wohnen soll, beruht ja doch auf recht vielen Personen, und die Musik muß nicht
bloß Töne machen, sondern auch stimmen, ein Blatt soll gewissermaßen eine Person
sein. Der Stil des Gewebes mag uoch so verschieden sein, die Musterung und
Färbung mannigfaltig und bunt, einheitlich muß immer der Grund durchscheinen,
und diese Einheitlichkeit will nicht bloß in den großen und groben Zügen gewahrt sein,
auch einzelne Äußerungen können sie stören, die nur ein scharfes und zugleich geübtes
Auge sieht. Nicht selten kommt es hier zu einem Streiten sonst einiger Männer,
und wie dann unser Grunvw schlichtet und richtet mit seiner niemals fehlenden
Einsicht in die ungeschriebnen Gesetze, nach denen wir regiert werden, das darf
ich hier nicht mit Beispielen erzählen; er würde mirs doch nur wegstreichen. Das
Gegenbild der monarchischen Leitung ist aber die Selbständigkeit der Minister in
ihren Ressorts. Ungehindert sagt jeder, was er vertreten kann, und oftmals so
scharf, wie er denkt, daß es sein muß, wenn es auch Anstoß gibt, wenn es auch
„einige Abonnenten kostet." Das geht Sie nichts an, das ist Sache des Verlegers,
sagt uns daun wohl unser Redakteur. Die beide» Ämter stehn also nur in
Personalunion.

Sogar über die Annahme von eingeschickten Beiträgen werden die Minister
nicht selten von dem Monarchen befragt: „Hier sind Sie ja eigentlich Redaktion."
Und ebenso kommt es vor, daß ihnen Artikel zur Übermittlung übergeben werden
von Freunden oder Bekannten, die auf diesem Wege um so sichrer anzukommen
glauben. Bisweilen trifft der Kalkul zu. Ebenso oft aber auch nicht. Denn „für
was drein geht und nicht drein geht," behält sich unser Monarch immer die aller¬
höchste Entscheidung vor, ohne Ansehen der Person seiner Minister. Mancher, der
dies liest, wird sich dazu eiues Beispiels erinnern können. Und wir selbst, die wir
dann mit unsrer Fürsprache abgefallen sind, sagen uns ja auch am letzten Ende,
daß es gut ist, wenn allein die Sache den Ausschlag gibt. Daß übrigens das
öftere Zurückschicken von Manuskripten an dieselbe Person Verstimmungen schafft,
und daß diese, wenn es sich um Personen von einflußreicher Lebensstellung handelt,
sich bei gegebner Gelegenheit zu allen möglichen Gegenwirkungen verdichten können,
braucht nur angedeutet zu werden. Die Folgen trägt der Herausgeber ganz allein.
Er muß sozusagen ein heimlich anwachsendes Verlustkonto, dessen Höhe und Fällig¬
keitstermine er nicht vorher berechnen kann, jeden Augenblick durch Leistung zu decken
bereit sein. Dafür erweitert sich seine Kenntnis der Menschen, gewinnt sein Leben
an Reichtum. Und die schon erwähnten hervorragenden Hospitanten, die unbekannten
Männer der großen Gelegenheiten, kommen doch auch wesentlich um seinetwillen, weil
sie zu ihm Vertrauen haben. Die grünen Blätter gehören keiner Partei an, sie sind
nach oben, aber auch nach unten unabhängig: sie nehmen das Gute, woher es auch
kommt. Und es kommt ihnen oft unvorhergesehen. Dem bessern Publikum ist es
nicht unbekannt, daß man in ihnen etwas „zur Sprache bringen" kann, wenn es
der Mühe wert ist; es wird dann weit gehört und macht Eindruck, anders als
wenn Hinz und Kunz sich ans die Eselswiese begeben. Und darin erfüllen nun
doch die Grenzboten auch eine wichtige Aufgabe, daß sie das richtige Wort zur
rechten Zeit bringen können und wollen.

Sie sind endlich kein sächsisches Blatt, die Grenzboten, obwohl sie in einer
sächsischen Stadt erscheinen; das sieht jeder, der sie in die Hände nimmt. Aber
wenn sie auch das Tägliche der Lokalpresse überlassen, so gedenken sie doch bei
allen wichtigen Wendungen ihres engern Vaterlandes, und zwar so, daß dieses mit
ihnen zufrieden sein kann; wir erinnern an unsre Behandlung der sächsischen
Finanzangelegenheiten vor zwei Jahren und zuletzt bei dem Abschluß der Ehc-
irrungen ein den einzig schönen Aufsatz mit der Überschrift: Dein Wort soll uns
genügen. Wir meinen sogar, daß es eine Ehre sei für das Sachsenland, daß inner-


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[0062] Grunoiv und seine Grünen Viel schwerer als diese formelle wird unserm Leiter die Seite seiner Re¬ daktion gemacht, deren Leitmotiv lauten könnte: Es sind vielerlei Gaben, aber es ist ein Geist. Der Charakter des Persönlichen, der unsern Mitteilungen inne- wohnen soll, beruht ja doch auf recht vielen Personen, und die Musik muß nicht bloß Töne machen, sondern auch stimmen, ein Blatt soll gewissermaßen eine Person sein. Der Stil des Gewebes mag uoch so verschieden sein, die Musterung und Färbung mannigfaltig und bunt, einheitlich muß immer der Grund durchscheinen, und diese Einheitlichkeit will nicht bloß in den großen und groben Zügen gewahrt sein, auch einzelne Äußerungen können sie stören, die nur ein scharfes und zugleich geübtes Auge sieht. Nicht selten kommt es hier zu einem Streiten sonst einiger Männer, und wie dann unser Grunvw schlichtet und richtet mit seiner niemals fehlenden Einsicht in die ungeschriebnen Gesetze, nach denen wir regiert werden, das darf ich hier nicht mit Beispielen erzählen; er würde mirs doch nur wegstreichen. Das Gegenbild der monarchischen Leitung ist aber die Selbständigkeit der Minister in ihren Ressorts. Ungehindert sagt jeder, was er vertreten kann, und oftmals so scharf, wie er denkt, daß es sein muß, wenn es auch Anstoß gibt, wenn es auch „einige Abonnenten kostet." Das geht Sie nichts an, das ist Sache des Verlegers, sagt uns daun wohl unser Redakteur. Die beide» Ämter stehn also nur in Personalunion. Sogar über die Annahme von eingeschickten Beiträgen werden die Minister nicht selten von dem Monarchen befragt: „Hier sind Sie ja eigentlich Redaktion." Und ebenso kommt es vor, daß ihnen Artikel zur Übermittlung übergeben werden von Freunden oder Bekannten, die auf diesem Wege um so sichrer anzukommen glauben. Bisweilen trifft der Kalkul zu. Ebenso oft aber auch nicht. Denn „für was drein geht und nicht drein geht," behält sich unser Monarch immer die aller¬ höchste Entscheidung vor, ohne Ansehen der Person seiner Minister. Mancher, der dies liest, wird sich dazu eiues Beispiels erinnern können. Und wir selbst, die wir dann mit unsrer Fürsprache abgefallen sind, sagen uns ja auch am letzten Ende, daß es gut ist, wenn allein die Sache den Ausschlag gibt. Daß übrigens das öftere Zurückschicken von Manuskripten an dieselbe Person Verstimmungen schafft, und daß diese, wenn es sich um Personen von einflußreicher Lebensstellung handelt, sich bei gegebner Gelegenheit zu allen möglichen Gegenwirkungen verdichten können, braucht nur angedeutet zu werden. Die Folgen trägt der Herausgeber ganz allein. Er muß sozusagen ein heimlich anwachsendes Verlustkonto, dessen Höhe und Fällig¬ keitstermine er nicht vorher berechnen kann, jeden Augenblick durch Leistung zu decken bereit sein. Dafür erweitert sich seine Kenntnis der Menschen, gewinnt sein Leben an Reichtum. Und die schon erwähnten hervorragenden Hospitanten, die unbekannten Männer der großen Gelegenheiten, kommen doch auch wesentlich um seinetwillen, weil sie zu ihm Vertrauen haben. Die grünen Blätter gehören keiner Partei an, sie sind nach oben, aber auch nach unten unabhängig: sie nehmen das Gute, woher es auch kommt. Und es kommt ihnen oft unvorhergesehen. Dem bessern Publikum ist es nicht unbekannt, daß man in ihnen etwas „zur Sprache bringen" kann, wenn es der Mühe wert ist; es wird dann weit gehört und macht Eindruck, anders als wenn Hinz und Kunz sich ans die Eselswiese begeben. Und darin erfüllen nun doch die Grenzboten auch eine wichtige Aufgabe, daß sie das richtige Wort zur rechten Zeit bringen können und wollen. Sie sind endlich kein sächsisches Blatt, die Grenzboten, obwohl sie in einer sächsischen Stadt erscheinen; das sieht jeder, der sie in die Hände nimmt. Aber wenn sie auch das Tägliche der Lokalpresse überlassen, so gedenken sie doch bei allen wichtigen Wendungen ihres engern Vaterlandes, und zwar so, daß dieses mit ihnen zufrieden sein kann; wir erinnern an unsre Behandlung der sächsischen Finanzangelegenheiten vor zwei Jahren und zuletzt bei dem Abschluß der Ehc- irrungen ein den einzig schönen Aufsatz mit der Überschrift: Dein Wort soll uns genügen. Wir meinen sogar, daß es eine Ehre sei für das Sachsenland, daß inner-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_292796/62>, abgerufen am 17.06.2024.