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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr.

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Im Lande der tausend Seen

überwinden und vier Schleusen in kurzer Aufeinanderfolge passieren müssen,
um das Niveau des bedeutend höher gelegnen größern Sees zu erreichen.
Diesen durchfcchren wir und steuern direkt auf eine in den See hineinragende
hohe schmale Landzunge zu, in die der Kanal eingesprengt ist, eine der schönsten
Partien der ganzen Kanalfahrt -- links eine hohe Felswand, rechts ein so
herrlicher Hochwald, wie er in Finnland selten angetroffen wird, und inmitten
dieser schönen Waldlandschaft eine mit raffiniertem Kunstsinn erbaute Villa,
unterhalb deren eine mächtige Drehbrücke über den Kanal führt. Das ist
Taipale, einer der Glanzpunkte des Saimakanals.

Der eine Strecke weit in den Felsen gesprengte Kanal mündet in dem
von zahlreichen Villen umgebnen See Rüttijärwi. Reizend nehmen sich in
diesem See die kleinen schwimmenden Inseln aus, ein paar Fußbreit Land,
bestanden von jungen Birken, hohem Schilf und buntfarbigen Sumpfblumen,
die bei jedem Wogenschlag in schaukelnde Bewegung geraten. Ein Wald von
wilden Rosen zieht sich das abschüssige Ufer hinauf; ich erinnere mich kaum,
eine Gegend gesehen zu haben, über die ein solcher poetischer Zauber ausge¬
gossen wäre. Da dies die Endstation für die Jmatrareisenden ist, verließen
wir mit dem größten Teil der Passagiere das Schiff, das seine Fahrt, in den
nächsten Kanal einbiegend, fortsetzte.

Die Entfernung von Rättijärwi zum Jmatra beträgt sechsunddreißig Kilo¬
meter. Am Landungsplatze stand der große Hotelomnibus der Passagiere
harrend, die zum größten Teil zunächst dem oberhalb der Landungsbrücke auf
dem bergigen Ufer liegenden Restaurant zustrebten, um dort Mittag zu essen.
Wir zogen es vor, einen der vielen hier wartenden "Karren" zu mieten, um
nicht gezwungen zu sein, stundenlang mit dem ganzen Troß der Reisenden
zusammen zu sitzen. Die von der Jmatra-Aktiengesellschaft uuterhaltne Straße
ist ausgezeichnet, glatt wie Parkett, was nicht zum geringsten Teil von der
günstigen Bodenbeschaffenheit herrührt, nirgends Sumpf oder Morast, nur
Granit und Kies. Sogar nach starken Regengüssen bleiben die Straßen gut
passierbar, da die Feuchtigkeit sofort ausgesogen wird. Obgleich die Gegend
gut angebaut ist, und wir an mehreren Ortschaften vorüberkamen, begeg¬
neten uns doch nur äußerst wenig Fuhrwerke, darunter nicht ein einziger
Lastwagen, denn die Aktiengesellschaft erlaubt nur gegen hohe Abgaben die
Benutzung dieses "Privatweges." So oft wir durch ein Dorf kamen, setzte
sich ein Trupp ledergesichtiger, flachsköpfiger Kinder in Bewegung, uns allerlei
Verkaufsartikel der in diesen Gegenden blühenden Hausindustrie anbietend:
aus Birkenbast gestochene Schuhe und Taschen, Körbchen und Salzfässer aus
Birkenrinde, auch die unterhalb der Stromschnellen gefundnen, von den Fluten
glattpolierten "Jmatrasteine." Sahen sie, daß man nichts erhandeln wollte,
so baten sie wenigstens um eine Papyros, und es war drollig anzusehen, mit
welchem Hochgenuß diese kleinen Knirpse rauchten. Die brennende Zigarette
ging von Mund zu Mund, jeder tat ein paar Züge und gab sie dann weiter;
es waren lauter Bengel von etwa sieben bis zwölf Jahren.

Die Fahrt ist ziemlich einförmig, führt aber durch schönen Hochwald. Die
tiefe Stille, die uns umgibt, wird, sobald wir uns dem Gebiet des Vuoxen
nähern, durch ein dumpfes Geräusch unterbrochen; es klingt wie unterirdischer
Donner, der auf- und abschwellend zuweilen längere Zeit ganz aussetzt und
dann aufs neue wieder dumpf rollend anhebt. Jenseits des Waldes, durch den
wir fuhren, fließt der Vuoxen und bildet unterhalb des Jmatra die kleinern
Fälle des Vallinkoski,*) Myllykosli und Kygrenkoski, von denen der erste
acht Meter hoch ist; von dorther tönt das Brausen der stürzenden Wasser¬
massen zu uns herüber, obgleich wir von dem Strom selbst durch das Waldes
dickicht nichts zu erspähen vermögen. Noch eine kurze Strecke, und das Z^el
unsrer Fahrt ist erreicht, unser Gefährt hält im Hofe des Jmatrahotels.



Kosti (fiun,) Fall.
Im Lande der tausend Seen

überwinden und vier Schleusen in kurzer Aufeinanderfolge passieren müssen,
um das Niveau des bedeutend höher gelegnen größern Sees zu erreichen.
Diesen durchfcchren wir und steuern direkt auf eine in den See hineinragende
hohe schmale Landzunge zu, in die der Kanal eingesprengt ist, eine der schönsten
Partien der ganzen Kanalfahrt — links eine hohe Felswand, rechts ein so
herrlicher Hochwald, wie er in Finnland selten angetroffen wird, und inmitten
dieser schönen Waldlandschaft eine mit raffiniertem Kunstsinn erbaute Villa,
unterhalb deren eine mächtige Drehbrücke über den Kanal führt. Das ist
Taipale, einer der Glanzpunkte des Saimakanals.

Der eine Strecke weit in den Felsen gesprengte Kanal mündet in dem
von zahlreichen Villen umgebnen See Rüttijärwi. Reizend nehmen sich in
diesem See die kleinen schwimmenden Inseln aus, ein paar Fußbreit Land,
bestanden von jungen Birken, hohem Schilf und buntfarbigen Sumpfblumen,
die bei jedem Wogenschlag in schaukelnde Bewegung geraten. Ein Wald von
wilden Rosen zieht sich das abschüssige Ufer hinauf; ich erinnere mich kaum,
eine Gegend gesehen zu haben, über die ein solcher poetischer Zauber ausge¬
gossen wäre. Da dies die Endstation für die Jmatrareisenden ist, verließen
wir mit dem größten Teil der Passagiere das Schiff, das seine Fahrt, in den
nächsten Kanal einbiegend, fortsetzte.

Die Entfernung von Rättijärwi zum Jmatra beträgt sechsunddreißig Kilo¬
meter. Am Landungsplatze stand der große Hotelomnibus der Passagiere
harrend, die zum größten Teil zunächst dem oberhalb der Landungsbrücke auf
dem bergigen Ufer liegenden Restaurant zustrebten, um dort Mittag zu essen.
Wir zogen es vor, einen der vielen hier wartenden „Karren" zu mieten, um
nicht gezwungen zu sein, stundenlang mit dem ganzen Troß der Reisenden
zusammen zu sitzen. Die von der Jmatra-Aktiengesellschaft uuterhaltne Straße
ist ausgezeichnet, glatt wie Parkett, was nicht zum geringsten Teil von der
günstigen Bodenbeschaffenheit herrührt, nirgends Sumpf oder Morast, nur
Granit und Kies. Sogar nach starken Regengüssen bleiben die Straßen gut
passierbar, da die Feuchtigkeit sofort ausgesogen wird. Obgleich die Gegend
gut angebaut ist, und wir an mehreren Ortschaften vorüberkamen, begeg¬
neten uns doch nur äußerst wenig Fuhrwerke, darunter nicht ein einziger
Lastwagen, denn die Aktiengesellschaft erlaubt nur gegen hohe Abgaben die
Benutzung dieses „Privatweges." So oft wir durch ein Dorf kamen, setzte
sich ein Trupp ledergesichtiger, flachsköpfiger Kinder in Bewegung, uns allerlei
Verkaufsartikel der in diesen Gegenden blühenden Hausindustrie anbietend:
aus Birkenbast gestochene Schuhe und Taschen, Körbchen und Salzfässer aus
Birkenrinde, auch die unterhalb der Stromschnellen gefundnen, von den Fluten
glattpolierten „Jmatrasteine." Sahen sie, daß man nichts erhandeln wollte,
so baten sie wenigstens um eine Papyros, und es war drollig anzusehen, mit
welchem Hochgenuß diese kleinen Knirpse rauchten. Die brennende Zigarette
ging von Mund zu Mund, jeder tat ein paar Züge und gab sie dann weiter;
es waren lauter Bengel von etwa sieben bis zwölf Jahren.

Die Fahrt ist ziemlich einförmig, führt aber durch schönen Hochwald. Die
tiefe Stille, die uns umgibt, wird, sobald wir uns dem Gebiet des Vuoxen
nähern, durch ein dumpfes Geräusch unterbrochen; es klingt wie unterirdischer
Donner, der auf- und abschwellend zuweilen längere Zeit ganz aussetzt und
dann aufs neue wieder dumpf rollend anhebt. Jenseits des Waldes, durch den
wir fuhren, fließt der Vuoxen und bildet unterhalb des Jmatra die kleinern
Fälle des Vallinkoski,*) Myllykosli und Kygrenkoski, von denen der erste
acht Meter hoch ist; von dorther tönt das Brausen der stürzenden Wasser¬
massen zu uns herüber, obgleich wir von dem Strom selbst durch das Waldes
dickicht nichts zu erspähen vermögen. Noch eine kurze Strecke, und das Z^el
unsrer Fahrt ist erreicht, unser Gefährt hält im Hofe des Jmatrahotels.



Kosti (fiun,) Fall.
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[0228] Im Lande der tausend Seen überwinden und vier Schleusen in kurzer Aufeinanderfolge passieren müssen, um das Niveau des bedeutend höher gelegnen größern Sees zu erreichen. Diesen durchfcchren wir und steuern direkt auf eine in den See hineinragende hohe schmale Landzunge zu, in die der Kanal eingesprengt ist, eine der schönsten Partien der ganzen Kanalfahrt — links eine hohe Felswand, rechts ein so herrlicher Hochwald, wie er in Finnland selten angetroffen wird, und inmitten dieser schönen Waldlandschaft eine mit raffiniertem Kunstsinn erbaute Villa, unterhalb deren eine mächtige Drehbrücke über den Kanal führt. Das ist Taipale, einer der Glanzpunkte des Saimakanals. Der eine Strecke weit in den Felsen gesprengte Kanal mündet in dem von zahlreichen Villen umgebnen See Rüttijärwi. Reizend nehmen sich in diesem See die kleinen schwimmenden Inseln aus, ein paar Fußbreit Land, bestanden von jungen Birken, hohem Schilf und buntfarbigen Sumpfblumen, die bei jedem Wogenschlag in schaukelnde Bewegung geraten. Ein Wald von wilden Rosen zieht sich das abschüssige Ufer hinauf; ich erinnere mich kaum, eine Gegend gesehen zu haben, über die ein solcher poetischer Zauber ausge¬ gossen wäre. Da dies die Endstation für die Jmatrareisenden ist, verließen wir mit dem größten Teil der Passagiere das Schiff, das seine Fahrt, in den nächsten Kanal einbiegend, fortsetzte. Die Entfernung von Rättijärwi zum Jmatra beträgt sechsunddreißig Kilo¬ meter. Am Landungsplatze stand der große Hotelomnibus der Passagiere harrend, die zum größten Teil zunächst dem oberhalb der Landungsbrücke auf dem bergigen Ufer liegenden Restaurant zustrebten, um dort Mittag zu essen. Wir zogen es vor, einen der vielen hier wartenden „Karren" zu mieten, um nicht gezwungen zu sein, stundenlang mit dem ganzen Troß der Reisenden zusammen zu sitzen. Die von der Jmatra-Aktiengesellschaft uuterhaltne Straße ist ausgezeichnet, glatt wie Parkett, was nicht zum geringsten Teil von der günstigen Bodenbeschaffenheit herrührt, nirgends Sumpf oder Morast, nur Granit und Kies. Sogar nach starken Regengüssen bleiben die Straßen gut passierbar, da die Feuchtigkeit sofort ausgesogen wird. Obgleich die Gegend gut angebaut ist, und wir an mehreren Ortschaften vorüberkamen, begeg¬ neten uns doch nur äußerst wenig Fuhrwerke, darunter nicht ein einziger Lastwagen, denn die Aktiengesellschaft erlaubt nur gegen hohe Abgaben die Benutzung dieses „Privatweges." So oft wir durch ein Dorf kamen, setzte sich ein Trupp ledergesichtiger, flachsköpfiger Kinder in Bewegung, uns allerlei Verkaufsartikel der in diesen Gegenden blühenden Hausindustrie anbietend: aus Birkenbast gestochene Schuhe und Taschen, Körbchen und Salzfässer aus Birkenrinde, auch die unterhalb der Stromschnellen gefundnen, von den Fluten glattpolierten „Jmatrasteine." Sahen sie, daß man nichts erhandeln wollte, so baten sie wenigstens um eine Papyros, und es war drollig anzusehen, mit welchem Hochgenuß diese kleinen Knirpse rauchten. Die brennende Zigarette ging von Mund zu Mund, jeder tat ein paar Züge und gab sie dann weiter; es waren lauter Bengel von etwa sieben bis zwölf Jahren. Die Fahrt ist ziemlich einförmig, führt aber durch schönen Hochwald. Die tiefe Stille, die uns umgibt, wird, sobald wir uns dem Gebiet des Vuoxen nähern, durch ein dumpfes Geräusch unterbrochen; es klingt wie unterirdischer Donner, der auf- und abschwellend zuweilen längere Zeit ganz aussetzt und dann aufs neue wieder dumpf rollend anhebt. Jenseits des Waldes, durch den wir fuhren, fließt der Vuoxen und bildet unterhalb des Jmatra die kleinern Fälle des Vallinkoski,*) Myllykosli und Kygrenkoski, von denen der erste acht Meter hoch ist; von dorther tönt das Brausen der stürzenden Wasser¬ massen zu uns herüber, obgleich wir von dem Strom selbst durch das Waldes dickicht nichts zu erspähen vermögen. Noch eine kurze Strecke, und das Z^el unsrer Fahrt ist erreicht, unser Gefährt hält im Hofe des Jmatrahotels. Kosti (fiun,) Fall.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_294416/228>, abgerufen am 28.05.2024.