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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr.

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Schlachtendarstellungen in der Musik

sichten bei Komposition der Wohlbrückschen Kantate: "Kampf und Sieg"." Es
heißt da: "Als ich in den letzten Tagen des Juli 1815 zu München mit
Wohlbrück den Entschluß faßte, obige Kantate zu schreiben, so waren wir beide
so erglüht und erfüllt von den großen Weltereignissen der letzten Zeit, daß
wir glaubten, diesen Stufengang der seltensten wechselndsten Gefühle als die
gewiß damals allgemein herrschenden in künftiger Zeit dem Hörer wieder vor
die Seele führen, ihn gleichsam jene vergangne Epoche in gedrängtem Über¬
blicke nochmals durchleben zu lassen." Weber hatte also von Anfang an
höhere Ziele als Beethoven, er stellte sich mit Bewußtsein die hohe Aufgabe,
der großen Zeit ein künstlerisches Monument zu schaffen. Beethoven hat uns
ein solches in seinen Sinfonien hinterlassen, in seiner Schlacht dagegen nur
ein mehr äußerliches Gelegenheitswerk geschaffen. Wenn Weber sein hohes
Ziel nicht ganz erreichte, so hat daran wohl der mangelhafte Text die Haupt¬
schuld. Weber hielt ihn zwar selbst für vorzüglich, aber er irrte; der Münchner
Schauspieler Wohlbrück war nicht Dichter genug, eine solche Aufgabe zu lösen.
Die Musik dagegen ist reich an des Freischütz Komponisten würdigen, genialen
Einzelheiten. Gleich die Orchestereinleitung, die die schwüle Stimmung vor
dem Kampfe, das Schwanken zwischen Hoffnung und Sorge, zwischen Sieges-
freude und Todesgedanken trefflich zum Ausdruck bringt, stellt sich ebenbürtig
neben die berühmten Ouvertüren des Meisters. Wohl nur ihre verhältnis¬
mäßige Kürze und der Umstand, daß sie keinen selbständigen Schluß hat,
sondern unmittelbar zum folgenden überleitet, dürfte es verhindert haben, daß
sie nicht ins Repertoire der Konzerte aufgenommen wurde. Im weitern Ver¬
lauf tritt namentlich der Dramatiker bedeutsam hervor. Ähnlich wie Beethoven
charakterisiert Weber die beiden Heere durch Zitate; wir hören einen süd¬
deutschen Grenadiermarsch und die echten preußischen Jägersignale; auf feind¬
licher Seite einen übermütigen Marsch und das Lied y-z. ir". Aber Weber
bleibt nicht wie Beethoven bei dem Nebeneinander stehn, sondern läßt die
Melodien gegeneinander ankämpfen. Zu des Feindes übermütigen Weisen z. B.
singen die Deutschen Körners "Gebet vor der Schlacht." Dramatisch äußerst
wirkungsvoll zitiert sich Weber einmal selbst, beim entscheidenden Moment in der
Schlacht klingt "Lützows wilde Jagd" an. Den Sieg verkündet hier ebenfalls
das Se><1 8g,v6 ddo Xwss. Den Schluß macht eine große Fuge, in der Weber
schön zeigt, daß er auch große Chormassen wirkungsvoll zu behandeln verstand.

Die Kantate wurde am 22. Dezember 1815 in Prag, wo Weber damals
Theaterkapellmeister war, zum erstenmal aufgeführt und erregte sofort lebhafte
Begeisterung. Wie Beethovens Schlacht auf seine Stellung zur Öffentlichkeit
Einfluß übte, so hat Webers Werk in dessen Privatleben eine entscheidende
Wendung herbeigeführt. Am 18. Juni 1816 wurde "Kampf und Sieg" in
Berlin aufgeführt und machte den hier schon von früher geschätzten und be¬
liebten Weber zum Helden des Tages. Das erst hat der Geliebten Webers,
der Sängerin Karoline Brandt, die Augen über den wahren Wert ihres Ver¬
ehrers geöffnet, und nachdem sie erst kurz vorher noch die Beziehungen zu
ihm hatte abbrechen wollen, willigte sie nun ein, sich öffentlich mit Weber zu
verloben.

Webers Kantate wurde in den Tagen der Siegesbegeisterung öfter auf¬
geführt und ist auch nach dem siebziger Krieg an verschiednen Orten noch
einmal hervorgeholt worden. Wie schon angedeutet, haben die Freiheitskriege
außer diesen von großen Meistern herrührenden Schöpfungen noch zahlreiche
andre Schlachtenkompositionen hervorgerufen. Berühmt war eine solche von
Winter. Sie wie auch die "Schlacht bei Leipzig" des Böhmen Maschek
mögen besonders erwähnt sein, weil sie ihrer Form nach halb Sinfonie und
halb Kantate waren und vielleicht Beethoven bei der Anlage seiner ebenfalls
dieser Mischgattung angehörenden neunten Sinfonie beeinflußt haben.


Grenzboten III 1904 39
Schlachtendarstellungen in der Musik

sichten bei Komposition der Wohlbrückschen Kantate: »Kampf und Sieg«." Es
heißt da: „Als ich in den letzten Tagen des Juli 1815 zu München mit
Wohlbrück den Entschluß faßte, obige Kantate zu schreiben, so waren wir beide
so erglüht und erfüllt von den großen Weltereignissen der letzten Zeit, daß
wir glaubten, diesen Stufengang der seltensten wechselndsten Gefühle als die
gewiß damals allgemein herrschenden in künftiger Zeit dem Hörer wieder vor
die Seele führen, ihn gleichsam jene vergangne Epoche in gedrängtem Über¬
blicke nochmals durchleben zu lassen." Weber hatte also von Anfang an
höhere Ziele als Beethoven, er stellte sich mit Bewußtsein die hohe Aufgabe,
der großen Zeit ein künstlerisches Monument zu schaffen. Beethoven hat uns
ein solches in seinen Sinfonien hinterlassen, in seiner Schlacht dagegen nur
ein mehr äußerliches Gelegenheitswerk geschaffen. Wenn Weber sein hohes
Ziel nicht ganz erreichte, so hat daran wohl der mangelhafte Text die Haupt¬
schuld. Weber hielt ihn zwar selbst für vorzüglich, aber er irrte; der Münchner
Schauspieler Wohlbrück war nicht Dichter genug, eine solche Aufgabe zu lösen.
Die Musik dagegen ist reich an des Freischütz Komponisten würdigen, genialen
Einzelheiten. Gleich die Orchestereinleitung, die die schwüle Stimmung vor
dem Kampfe, das Schwanken zwischen Hoffnung und Sorge, zwischen Sieges-
freude und Todesgedanken trefflich zum Ausdruck bringt, stellt sich ebenbürtig
neben die berühmten Ouvertüren des Meisters. Wohl nur ihre verhältnis¬
mäßige Kürze und der Umstand, daß sie keinen selbständigen Schluß hat,
sondern unmittelbar zum folgenden überleitet, dürfte es verhindert haben, daß
sie nicht ins Repertoire der Konzerte aufgenommen wurde. Im weitern Ver¬
lauf tritt namentlich der Dramatiker bedeutsam hervor. Ähnlich wie Beethoven
charakterisiert Weber die beiden Heere durch Zitate; wir hören einen süd¬
deutschen Grenadiermarsch und die echten preußischen Jägersignale; auf feind¬
licher Seite einen übermütigen Marsch und das Lied y-z. ir». Aber Weber
bleibt nicht wie Beethoven bei dem Nebeneinander stehn, sondern läßt die
Melodien gegeneinander ankämpfen. Zu des Feindes übermütigen Weisen z. B.
singen die Deutschen Körners „Gebet vor der Schlacht." Dramatisch äußerst
wirkungsvoll zitiert sich Weber einmal selbst, beim entscheidenden Moment in der
Schlacht klingt „Lützows wilde Jagd" an. Den Sieg verkündet hier ebenfalls
das Se><1 8g,v6 ddo Xwss. Den Schluß macht eine große Fuge, in der Weber
schön zeigt, daß er auch große Chormassen wirkungsvoll zu behandeln verstand.

Die Kantate wurde am 22. Dezember 1815 in Prag, wo Weber damals
Theaterkapellmeister war, zum erstenmal aufgeführt und erregte sofort lebhafte
Begeisterung. Wie Beethovens Schlacht auf seine Stellung zur Öffentlichkeit
Einfluß übte, so hat Webers Werk in dessen Privatleben eine entscheidende
Wendung herbeigeführt. Am 18. Juni 1816 wurde „Kampf und Sieg" in
Berlin aufgeführt und machte den hier schon von früher geschätzten und be¬
liebten Weber zum Helden des Tages. Das erst hat der Geliebten Webers,
der Sängerin Karoline Brandt, die Augen über den wahren Wert ihres Ver¬
ehrers geöffnet, und nachdem sie erst kurz vorher noch die Beziehungen zu
ihm hatte abbrechen wollen, willigte sie nun ein, sich öffentlich mit Weber zu
verloben.

Webers Kantate wurde in den Tagen der Siegesbegeisterung öfter auf¬
geführt und ist auch nach dem siebziger Krieg an verschiednen Orten noch
einmal hervorgeholt worden. Wie schon angedeutet, haben die Freiheitskriege
außer diesen von großen Meistern herrührenden Schöpfungen noch zahlreiche
andre Schlachtenkompositionen hervorgerufen. Berühmt war eine solche von
Winter. Sie wie auch die „Schlacht bei Leipzig" des Böhmen Maschek
mögen besonders erwähnt sein, weil sie ihrer Form nach halb Sinfonie und
halb Kantate waren und vielleicht Beethoven bei der Anlage seiner ebenfalls
dieser Mischgattung angehörenden neunten Sinfonie beeinflußt haben.


Grenzboten III 1904 39
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[0297] Schlachtendarstellungen in der Musik sichten bei Komposition der Wohlbrückschen Kantate: »Kampf und Sieg«." Es heißt da: „Als ich in den letzten Tagen des Juli 1815 zu München mit Wohlbrück den Entschluß faßte, obige Kantate zu schreiben, so waren wir beide so erglüht und erfüllt von den großen Weltereignissen der letzten Zeit, daß wir glaubten, diesen Stufengang der seltensten wechselndsten Gefühle als die gewiß damals allgemein herrschenden in künftiger Zeit dem Hörer wieder vor die Seele führen, ihn gleichsam jene vergangne Epoche in gedrängtem Über¬ blicke nochmals durchleben zu lassen." Weber hatte also von Anfang an höhere Ziele als Beethoven, er stellte sich mit Bewußtsein die hohe Aufgabe, der großen Zeit ein künstlerisches Monument zu schaffen. Beethoven hat uns ein solches in seinen Sinfonien hinterlassen, in seiner Schlacht dagegen nur ein mehr äußerliches Gelegenheitswerk geschaffen. Wenn Weber sein hohes Ziel nicht ganz erreichte, so hat daran wohl der mangelhafte Text die Haupt¬ schuld. Weber hielt ihn zwar selbst für vorzüglich, aber er irrte; der Münchner Schauspieler Wohlbrück war nicht Dichter genug, eine solche Aufgabe zu lösen. Die Musik dagegen ist reich an des Freischütz Komponisten würdigen, genialen Einzelheiten. Gleich die Orchestereinleitung, die die schwüle Stimmung vor dem Kampfe, das Schwanken zwischen Hoffnung und Sorge, zwischen Sieges- freude und Todesgedanken trefflich zum Ausdruck bringt, stellt sich ebenbürtig neben die berühmten Ouvertüren des Meisters. Wohl nur ihre verhältnis¬ mäßige Kürze und der Umstand, daß sie keinen selbständigen Schluß hat, sondern unmittelbar zum folgenden überleitet, dürfte es verhindert haben, daß sie nicht ins Repertoire der Konzerte aufgenommen wurde. Im weitern Ver¬ lauf tritt namentlich der Dramatiker bedeutsam hervor. Ähnlich wie Beethoven charakterisiert Weber die beiden Heere durch Zitate; wir hören einen süd¬ deutschen Grenadiermarsch und die echten preußischen Jägersignale; auf feind¬ licher Seite einen übermütigen Marsch und das Lied y-z. ir». Aber Weber bleibt nicht wie Beethoven bei dem Nebeneinander stehn, sondern läßt die Melodien gegeneinander ankämpfen. Zu des Feindes übermütigen Weisen z. B. singen die Deutschen Körners „Gebet vor der Schlacht." Dramatisch äußerst wirkungsvoll zitiert sich Weber einmal selbst, beim entscheidenden Moment in der Schlacht klingt „Lützows wilde Jagd" an. Den Sieg verkündet hier ebenfalls das Se><1 8g,v6 ddo Xwss. Den Schluß macht eine große Fuge, in der Weber schön zeigt, daß er auch große Chormassen wirkungsvoll zu behandeln verstand. Die Kantate wurde am 22. Dezember 1815 in Prag, wo Weber damals Theaterkapellmeister war, zum erstenmal aufgeführt und erregte sofort lebhafte Begeisterung. Wie Beethovens Schlacht auf seine Stellung zur Öffentlichkeit Einfluß übte, so hat Webers Werk in dessen Privatleben eine entscheidende Wendung herbeigeführt. Am 18. Juni 1816 wurde „Kampf und Sieg" in Berlin aufgeführt und machte den hier schon von früher geschätzten und be¬ liebten Weber zum Helden des Tages. Das erst hat der Geliebten Webers, der Sängerin Karoline Brandt, die Augen über den wahren Wert ihres Ver¬ ehrers geöffnet, und nachdem sie erst kurz vorher noch die Beziehungen zu ihm hatte abbrechen wollen, willigte sie nun ein, sich öffentlich mit Weber zu verloben. Webers Kantate wurde in den Tagen der Siegesbegeisterung öfter auf¬ geführt und ist auch nach dem siebziger Krieg an verschiednen Orten noch einmal hervorgeholt worden. Wie schon angedeutet, haben die Freiheitskriege außer diesen von großen Meistern herrührenden Schöpfungen noch zahlreiche andre Schlachtenkompositionen hervorgerufen. Berühmt war eine solche von Winter. Sie wie auch die „Schlacht bei Leipzig" des Böhmen Maschek mögen besonders erwähnt sein, weil sie ihrer Form nach halb Sinfonie und halb Kantate waren und vielleicht Beethoven bei der Anlage seiner ebenfalls dieser Mischgattung angehörenden neunten Sinfonie beeinflußt haben. Grenzboten III 1904 39

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_294416/297>, abgerufen am 27.05.2024.