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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr.

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Gräfin Susanna

Er fuchtelte mit der Hand in der Luft herum und stampfte mit dem Fuß
auf den Boden.

Frei und unabhängig, tobte er hohnlachend, frei und unabhängig. Schöne
Worte! Schöne Worte! Und alle deine Vorbereitungen hast du schon im voraus,
im geheimen gemacht? Und du sagst, du seist nicht abgefeimt? Nisoiieoräig,
all vio!

Er stöhnte in ohnmächtiger Wut und schüttelte seine alte, magere Faust drohend
gegen die Sterne am Firmament.

Vielleicht zauderst du, trotz alledem zuzugestehn, daß es gewisse Schicklichkeits-
regeln gibt, die auch der freie und unabhängige Mensch zu beobachten hat? Es
schickt sich durchaus nicht für dich, allein zu reisen. Wenn dir die Sache überhaupt
ernst ist, so verstehe ich nicht, warum du nicht die Baronessa zur Begleitung an¬
nimmst.

Die Baronessa ist mir lästig und ermüdend, erklärte Susanna freundlich und
sanft, und ich bringe sie zur Verzweiflung und lasse sie schreckliche Geduldproben
bestehn. Sie wirft mir immer Prügel in den Weg, und ich tue und sage fort¬
gesetzt Dinge, die sie mißbilligt. Ach, wenn sie auch nur eine leise Ahnung hätte
von alledem, was ich zwar nicht sage und tue, aber denke und fühle!

Ein vielsagendes Kopfnicken machte den Beschluß dieser Mitteilung.

Wir gehören eben, führte sie weiter aus, zu zwei einander widerstrebenden
Generationen. Ich bin so ganz und gar modern, und sie ist so hoffnungslos acht¬
undsiebzig! Ich habe nur auf diesen gesegneten Tag der Freiheit gewartet, um
von der Baronessa loszukommen. Und ich kann dir versichern, daß auf beiden
Seiten Zufriedenheit herrschen wird: sie wird sich jetzt einer Ruhe und eines Friedens
erfreuen, wie sie leider seit Jahr und Tag nicht mehr genossen hat. Ach, ich sage
dir, ich atme auf wie Europa nach dem Untergang Napoleons.

Sie wiegte sich vergnügt und befriedigt in den Hüften.

Die Baronessa, fuhr sie leise kichernd fort, die arme Baronessa befindet sich
heute Nacht als Gefangne auf der Isola Nobile! Ich hatte angeordnet, daß das
Boot in dem Augenblick abstoße, wo sie den Fuß an Bord setze, daß es auf kein
Rufen und Schreien zurückkehren dürfe, und daß unter gar keinen Umständen vor
morgen früh ein andres Boot die Insel verlassen dürfe. Ich fürchte, sie wird sich
etwas unangenehm berührt fühlen und sich vergeblich den Kopf zerbrechen, aber --
eoss. vuolö --? Es gehört eben auch zur Sache!

Nun wurde ihre Stimme weich und einschmeichelnd und nahm einen vertrau¬
lichen Ton an.

Ich kann mich jetzt so köstlich recken und dehnen -- nach allen Seiten hin!
Sieh, heute Abend habe ich Perlen und Diamanten und Ringe angelegt, die mich
die Baronessa nie hat tragen lassen wollen. Und für unterwegs habe ich einen
ganzen Sack voll Bücher: Anatole France und Shakespeare und Gyp und Pierre
Lodi und Moliere und andre -- kurzum, lauter, lauter Bücher, die mir die
Baronessa ums Leben nicht in die Hand gegeben hätte. Lieber wäre sie tausend
Tode gestorben. Das ist die Schattenseite, die man davon hat, eine vornehme
Dame zu sein: man wächst auf, ohne daß man etwas andres zu lesen bekommt
als die heiligen Legenden und Modezeitungen. Alle Bücher, die von wirklichem
Wert und Nutzen für mich waren, habe ich mir heimlich verschaffen und lesen
müssen, wie der Dieb in der Nacht! Ach, seufzte sie, ich wollte, ich wäre ein
Mann wie du! Aber wegen der Wahrung des Anstands brauchst du dir keine
Sorgen zu machen, fuhr sie lebhaft fort, denn ich gehe ja nach England, in das
Land, wo der Anstand zuhause sein soll -- wie man sagt --, und wo man die
schönste Gelegenheit hat, ihn wahrzunehmen, was ich sicherlich tun werde. Außer¬
dem reise ich ja auch gar nicht allein: ich habe Rosina und Serafino bei mir, und
am Ziel angelangt finde ich Miß Scmdus. Erinnerst du dich ihrer, der reizenden
Miß Scmdus? fragte sie, ihn freundlich anlächelnd. Sie ist meine Mitverschworne!


Gräfin Susanna

Er fuchtelte mit der Hand in der Luft herum und stampfte mit dem Fuß
auf den Boden.

Frei und unabhängig, tobte er hohnlachend, frei und unabhängig. Schöne
Worte! Schöne Worte! Und alle deine Vorbereitungen hast du schon im voraus,
im geheimen gemacht? Und du sagst, du seist nicht abgefeimt? Nisoiieoräig,
all vio!

Er stöhnte in ohnmächtiger Wut und schüttelte seine alte, magere Faust drohend
gegen die Sterne am Firmament.

Vielleicht zauderst du, trotz alledem zuzugestehn, daß es gewisse Schicklichkeits-
regeln gibt, die auch der freie und unabhängige Mensch zu beobachten hat? Es
schickt sich durchaus nicht für dich, allein zu reisen. Wenn dir die Sache überhaupt
ernst ist, so verstehe ich nicht, warum du nicht die Baronessa zur Begleitung an¬
nimmst.

Die Baronessa ist mir lästig und ermüdend, erklärte Susanna freundlich und
sanft, und ich bringe sie zur Verzweiflung und lasse sie schreckliche Geduldproben
bestehn. Sie wirft mir immer Prügel in den Weg, und ich tue und sage fort¬
gesetzt Dinge, die sie mißbilligt. Ach, wenn sie auch nur eine leise Ahnung hätte
von alledem, was ich zwar nicht sage und tue, aber denke und fühle!

Ein vielsagendes Kopfnicken machte den Beschluß dieser Mitteilung.

Wir gehören eben, führte sie weiter aus, zu zwei einander widerstrebenden
Generationen. Ich bin so ganz und gar modern, und sie ist so hoffnungslos acht¬
undsiebzig! Ich habe nur auf diesen gesegneten Tag der Freiheit gewartet, um
von der Baronessa loszukommen. Und ich kann dir versichern, daß auf beiden
Seiten Zufriedenheit herrschen wird: sie wird sich jetzt einer Ruhe und eines Friedens
erfreuen, wie sie leider seit Jahr und Tag nicht mehr genossen hat. Ach, ich sage
dir, ich atme auf wie Europa nach dem Untergang Napoleons.

Sie wiegte sich vergnügt und befriedigt in den Hüften.

Die Baronessa, fuhr sie leise kichernd fort, die arme Baronessa befindet sich
heute Nacht als Gefangne auf der Isola Nobile! Ich hatte angeordnet, daß das
Boot in dem Augenblick abstoße, wo sie den Fuß an Bord setze, daß es auf kein
Rufen und Schreien zurückkehren dürfe, und daß unter gar keinen Umständen vor
morgen früh ein andres Boot die Insel verlassen dürfe. Ich fürchte, sie wird sich
etwas unangenehm berührt fühlen und sich vergeblich den Kopf zerbrechen, aber —
eoss. vuolö —? Es gehört eben auch zur Sache!

Nun wurde ihre Stimme weich und einschmeichelnd und nahm einen vertrau¬
lichen Ton an.

Ich kann mich jetzt so köstlich recken und dehnen — nach allen Seiten hin!
Sieh, heute Abend habe ich Perlen und Diamanten und Ringe angelegt, die mich
die Baronessa nie hat tragen lassen wollen. Und für unterwegs habe ich einen
ganzen Sack voll Bücher: Anatole France und Shakespeare und Gyp und Pierre
Lodi und Moliere und andre — kurzum, lauter, lauter Bücher, die mir die
Baronessa ums Leben nicht in die Hand gegeben hätte. Lieber wäre sie tausend
Tode gestorben. Das ist die Schattenseite, die man davon hat, eine vornehme
Dame zu sein: man wächst auf, ohne daß man etwas andres zu lesen bekommt
als die heiligen Legenden und Modezeitungen. Alle Bücher, die von wirklichem
Wert und Nutzen für mich waren, habe ich mir heimlich verschaffen und lesen
müssen, wie der Dieb in der Nacht! Ach, seufzte sie, ich wollte, ich wäre ein
Mann wie du! Aber wegen der Wahrung des Anstands brauchst du dir keine
Sorgen zu machen, fuhr sie lebhaft fort, denn ich gehe ja nach England, in das
Land, wo der Anstand zuhause sein soll — wie man sagt —, und wo man die
schönste Gelegenheit hat, ihn wahrzunehmen, was ich sicherlich tun werde. Außer¬
dem reise ich ja auch gar nicht allein: ich habe Rosina und Serafino bei mir, und
am Ziel angelangt finde ich Miß Scmdus. Erinnerst du dich ihrer, der reizenden
Miß Scmdus? fragte sie, ihn freundlich anlächelnd. Sie ist meine Mitverschworne!


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[0302] Gräfin Susanna Er fuchtelte mit der Hand in der Luft herum und stampfte mit dem Fuß auf den Boden. Frei und unabhängig, tobte er hohnlachend, frei und unabhängig. Schöne Worte! Schöne Worte! Und alle deine Vorbereitungen hast du schon im voraus, im geheimen gemacht? Und du sagst, du seist nicht abgefeimt? Nisoiieoräig, all vio! Er stöhnte in ohnmächtiger Wut und schüttelte seine alte, magere Faust drohend gegen die Sterne am Firmament. Vielleicht zauderst du, trotz alledem zuzugestehn, daß es gewisse Schicklichkeits- regeln gibt, die auch der freie und unabhängige Mensch zu beobachten hat? Es schickt sich durchaus nicht für dich, allein zu reisen. Wenn dir die Sache überhaupt ernst ist, so verstehe ich nicht, warum du nicht die Baronessa zur Begleitung an¬ nimmst. Die Baronessa ist mir lästig und ermüdend, erklärte Susanna freundlich und sanft, und ich bringe sie zur Verzweiflung und lasse sie schreckliche Geduldproben bestehn. Sie wirft mir immer Prügel in den Weg, und ich tue und sage fort¬ gesetzt Dinge, die sie mißbilligt. Ach, wenn sie auch nur eine leise Ahnung hätte von alledem, was ich zwar nicht sage und tue, aber denke und fühle! Ein vielsagendes Kopfnicken machte den Beschluß dieser Mitteilung. Wir gehören eben, führte sie weiter aus, zu zwei einander widerstrebenden Generationen. Ich bin so ganz und gar modern, und sie ist so hoffnungslos acht¬ undsiebzig! Ich habe nur auf diesen gesegneten Tag der Freiheit gewartet, um von der Baronessa loszukommen. Und ich kann dir versichern, daß auf beiden Seiten Zufriedenheit herrschen wird: sie wird sich jetzt einer Ruhe und eines Friedens erfreuen, wie sie leider seit Jahr und Tag nicht mehr genossen hat. Ach, ich sage dir, ich atme auf wie Europa nach dem Untergang Napoleons. Sie wiegte sich vergnügt und befriedigt in den Hüften. Die Baronessa, fuhr sie leise kichernd fort, die arme Baronessa befindet sich heute Nacht als Gefangne auf der Isola Nobile! Ich hatte angeordnet, daß das Boot in dem Augenblick abstoße, wo sie den Fuß an Bord setze, daß es auf kein Rufen und Schreien zurückkehren dürfe, und daß unter gar keinen Umständen vor morgen früh ein andres Boot die Insel verlassen dürfe. Ich fürchte, sie wird sich etwas unangenehm berührt fühlen und sich vergeblich den Kopf zerbrechen, aber — eoss. vuolö —? Es gehört eben auch zur Sache! Nun wurde ihre Stimme weich und einschmeichelnd und nahm einen vertrau¬ lichen Ton an. Ich kann mich jetzt so köstlich recken und dehnen — nach allen Seiten hin! Sieh, heute Abend habe ich Perlen und Diamanten und Ringe angelegt, die mich die Baronessa nie hat tragen lassen wollen. Und für unterwegs habe ich einen ganzen Sack voll Bücher: Anatole France und Shakespeare und Gyp und Pierre Lodi und Moliere und andre — kurzum, lauter, lauter Bücher, die mir die Baronessa ums Leben nicht in die Hand gegeben hätte. Lieber wäre sie tausend Tode gestorben. Das ist die Schattenseite, die man davon hat, eine vornehme Dame zu sein: man wächst auf, ohne daß man etwas andres zu lesen bekommt als die heiligen Legenden und Modezeitungen. Alle Bücher, die von wirklichem Wert und Nutzen für mich waren, habe ich mir heimlich verschaffen und lesen müssen, wie der Dieb in der Nacht! Ach, seufzte sie, ich wollte, ich wäre ein Mann wie du! Aber wegen der Wahrung des Anstands brauchst du dir keine Sorgen zu machen, fuhr sie lebhaft fort, denn ich gehe ja nach England, in das Land, wo der Anstand zuhause sein soll — wie man sagt —, und wo man die schönste Gelegenheit hat, ihn wahrzunehmen, was ich sicherlich tun werde. Außer¬ dem reise ich ja auch gar nicht allein: ich habe Rosina und Serafino bei mir, und am Ziel angelangt finde ich Miß Scmdus. Erinnerst du dich ihrer, der reizenden Miß Scmdus? fragte sie, ihn freundlich anlächelnd. Sie ist meine Mitverschworne!

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_294416/302>, abgerufen am 17.06.2024.