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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr.

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Gräfin Susanna

Forschend, durchdringend sah er sie einen Augenblick an und schien etwas bei
sich zu überlegen. Dann erhellte sich plötzlich sein verdüstertes, altes, elfenbein¬
farbnes Gesicht.

Haha! und in einem Ballkleid, spottete er und deutete auf Susannas schnee¬
weißes, silbergesticktes Gewand aus Atlas und Tüll, das sich in der mondschein¬
artigen Beleuchtung der elektrischen Lampen schimmernd abhob von dem Hinter¬
grunde des südlichen, von Palmen, Orangenbäumen und Zypressen bestandnen
Gartens. Ein Halbmond aus Diamanten funkelte in ihrem weichen, schwarzen
Haar; um den Hals trug sie ein enganliegendes, breites Halsband aus Perlen,
dazu noch eine lange auf dem Busen durch eine Opalspange festgehaltn? Perlen¬
schnur. In ihrer Nähe fühlte man einen leisen, duftigen Hauch wie von frisch
erblühten Veilchen. In der einen Hand hielt sie einen großen, flaumigen Fächer
aus weißen Straußenfedern, in der andern ihre langen weißen Handschuhe, und
an den Fingern blitzten und funkelten Edelsteine aller Art. Zu ihren Füßen brachen
sich plätschernd die Wellen am Ufer und spielten die Melodie zu der eigentüm¬
lichen Situation. Als der alte Herr sich dies alles betrachtet hatte, verflogen
seine Sorgen wie der Wind.

Ha! sagte er und zwirbelte behaglich seinen großen grauen Schnurrbart.
Ich kann natürlich nicht wissen, welche Teufelei du im Schilde führst, aber das
weiß ich gewiß, daß du nicht in einem Ballkleid nach Venedig reist. Du bist zu
allem Möglichen fähig, mein liebes Kind, aber dazu denn doch nicht.

Oh, ich bin zu allem und jedem fähig, erwiderte Susanna mit unheilver¬
kündender Heiterkeit. Übrigens wirst du mir hoffentlich zutrauen, verwies sie ihn
gütig, daß ich mir die Möglichkeit verschafft habe, mich an Bord umkleiden zu
können. Meine Jungfer erwartet mich auf dem Fiorimondo mit etwa einem
Dutzend Koffern. So, siehst du, läßt sich alles machen. Außerdem begleitet mich auch
Serafiuo. Unterwegs autel er als Kurier, an Ort und Stelle angelangt legt er
wieder seine weiße Schürze und Mütze an. Mein endgiltiges Reiseziel ist nämlich ein
kleines Dorf in England -- ein kleines englisches Dorf in Craford --, und, fügte sie
mit überzeugenden, reizendem Lächeln hinzu, wie ich höre, soll die Küche in kleinen
englischen Dörfern auch anspruchslosen Leuten nicht ganz verlockend erscheinen.

Alle Ängste des Commendatore wachten wieder auf. Diesesmal runzelte er
die Stirn in bitterm Ernst.

Cröforrd! schrie er auf.

Es klang wie eine Explosion, und der scharf gerollte Rrrklcmg verriet, daß
seine entsetzte Verwunderung ihren Höhepunkt erreicht hatte.

Ich glaube, du bist toll geworden, und wenn nicht das, so doch das schlauste,
abgefeimteste Mädchen in der Welt!

Susannas klare Augen trübten sich und nahmen einen bekümmerten, klagenden
Ausdruck an.

Ich bitte, flehte sie, sei nicht so ärgerlich darüber! Ich bin nicht verrückt,
und ich bin auch nicht schien und abgefeimt, aber ich bin frei und unabhängig.
Was aber nützt es, frei und unabhängig zu sein, fuhr sie eindringlich fort,
wenn man doch immer alles das nicht tun soll, was man am liebsten täte? Ich
gehe nach Craford, um eine Absicht auszuführen, die ich gehabt habe, solange ich
denken kann. Ich will meinen Vetter ausfindig machen, ihn kennen lernen und
sehen, was für ein Mensch er ist -- und dann, wenn er nett ist, nun, wer weiß,
was dann vielleicht geschieht! Ich habe den Plan schon lange ausgeheckt, ver¬
kündete sie mit einer Freimütigkeit, die fast an Keckheit grenzte, und alle meine
Vorbereitungen getroffen. Dann habe ich ruhig den Tag erwartet, an dem ich
frei und unabhängig, meine eigne Herrin sein würde.

Wieder sahen ihre Augen flehend zu ihm auf und bettelten um seine Nachsicht,
aber auch diesesmal schien ein kleiner Schimmer von Spott und Übermut den alten
Herrn zu reizen, sein Schlimmstes zu tun.


Gräfin Susanna

Forschend, durchdringend sah er sie einen Augenblick an und schien etwas bei
sich zu überlegen. Dann erhellte sich plötzlich sein verdüstertes, altes, elfenbein¬
farbnes Gesicht.

Haha! und in einem Ballkleid, spottete er und deutete auf Susannas schnee¬
weißes, silbergesticktes Gewand aus Atlas und Tüll, das sich in der mondschein¬
artigen Beleuchtung der elektrischen Lampen schimmernd abhob von dem Hinter¬
grunde des südlichen, von Palmen, Orangenbäumen und Zypressen bestandnen
Gartens. Ein Halbmond aus Diamanten funkelte in ihrem weichen, schwarzen
Haar; um den Hals trug sie ein enganliegendes, breites Halsband aus Perlen,
dazu noch eine lange auf dem Busen durch eine Opalspange festgehaltn? Perlen¬
schnur. In ihrer Nähe fühlte man einen leisen, duftigen Hauch wie von frisch
erblühten Veilchen. In der einen Hand hielt sie einen großen, flaumigen Fächer
aus weißen Straußenfedern, in der andern ihre langen weißen Handschuhe, und
an den Fingern blitzten und funkelten Edelsteine aller Art. Zu ihren Füßen brachen
sich plätschernd die Wellen am Ufer und spielten die Melodie zu der eigentüm¬
lichen Situation. Als der alte Herr sich dies alles betrachtet hatte, verflogen
seine Sorgen wie der Wind.

Ha! sagte er und zwirbelte behaglich seinen großen grauen Schnurrbart.
Ich kann natürlich nicht wissen, welche Teufelei du im Schilde führst, aber das
weiß ich gewiß, daß du nicht in einem Ballkleid nach Venedig reist. Du bist zu
allem Möglichen fähig, mein liebes Kind, aber dazu denn doch nicht.

Oh, ich bin zu allem und jedem fähig, erwiderte Susanna mit unheilver¬
kündender Heiterkeit. Übrigens wirst du mir hoffentlich zutrauen, verwies sie ihn
gütig, daß ich mir die Möglichkeit verschafft habe, mich an Bord umkleiden zu
können. Meine Jungfer erwartet mich auf dem Fiorimondo mit etwa einem
Dutzend Koffern. So, siehst du, läßt sich alles machen. Außerdem begleitet mich auch
Serafiuo. Unterwegs autel er als Kurier, an Ort und Stelle angelangt legt er
wieder seine weiße Schürze und Mütze an. Mein endgiltiges Reiseziel ist nämlich ein
kleines Dorf in England — ein kleines englisches Dorf in Craford —, und, fügte sie
mit überzeugenden, reizendem Lächeln hinzu, wie ich höre, soll die Küche in kleinen
englischen Dörfern auch anspruchslosen Leuten nicht ganz verlockend erscheinen.

Alle Ängste des Commendatore wachten wieder auf. Diesesmal runzelte er
die Stirn in bitterm Ernst.

Cröforrd! schrie er auf.

Es klang wie eine Explosion, und der scharf gerollte Rrrklcmg verriet, daß
seine entsetzte Verwunderung ihren Höhepunkt erreicht hatte.

Ich glaube, du bist toll geworden, und wenn nicht das, so doch das schlauste,
abgefeimteste Mädchen in der Welt!

Susannas klare Augen trübten sich und nahmen einen bekümmerten, klagenden
Ausdruck an.

Ich bitte, flehte sie, sei nicht so ärgerlich darüber! Ich bin nicht verrückt,
und ich bin auch nicht schien und abgefeimt, aber ich bin frei und unabhängig.
Was aber nützt es, frei und unabhängig zu sein, fuhr sie eindringlich fort,
wenn man doch immer alles das nicht tun soll, was man am liebsten täte? Ich
gehe nach Craford, um eine Absicht auszuführen, die ich gehabt habe, solange ich
denken kann. Ich will meinen Vetter ausfindig machen, ihn kennen lernen und
sehen, was für ein Mensch er ist — und dann, wenn er nett ist, nun, wer weiß,
was dann vielleicht geschieht! Ich habe den Plan schon lange ausgeheckt, ver¬
kündete sie mit einer Freimütigkeit, die fast an Keckheit grenzte, und alle meine
Vorbereitungen getroffen. Dann habe ich ruhig den Tag erwartet, an dem ich
frei und unabhängig, meine eigne Herrin sein würde.

Wieder sahen ihre Augen flehend zu ihm auf und bettelten um seine Nachsicht,
aber auch diesesmal schien ein kleiner Schimmer von Spott und Übermut den alten
Herrn zu reizen, sein Schlimmstes zu tun.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_294416/301>, abgerufen am 27.05.2024.