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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr.

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Wanderungen in der Niederlausitz

tiixaAs) zu verursachen, doch so, daß des Königs Name dabei nicht genannt werde.
Von Landgütern Brühls in der Nähe von Rossen ist mir nichts bekannt, es liegt
hier wohl eine Verwechslung mit Pulsnitz oder Bautzen vor, in dessen Nähe er
Oberlichtenau, Gciusig und Putzkau besaß. Mayr wandte sich zunächst gegen das bei
Würzen gelegne Schloß Nischwitz. Brühl hatte dieses Rittergut 1743 von der Gräfin
Aarmouth gekauft und das Schloß wohl vom Landbaumeister Knöffler erbauen lassen.
Bei der malerischen Ausschmückung der Räume war Torelli, bei der Ausschmückung
des Gartens mit Skulpturen der Hofbildhauer Gottfried Knöffler tätig gewesen; das
letzte ist bis jetzt nicht ausdrücklich bezeugt, Wohl aber deutet der Stil eines in
Nischwitz erhaltnen Schäfers und einer Schäferin auf diesen Künstler. Das Schloß
war dem Minister als Quartier wohlgelegen, wenn er, wie fast alljährlich, zum
Ausgleich feiner Rechnungen mit seiner Gemahlin zur Ostermesse nach Leipzig fuhr.
Nach Heinekens Ansicht war Nischwitz der kostspieligste Bau, den die Gräfin be¬
trieben hatte; als er nach Brühls Tode wegen Verdachts der Mitschuld an den
Unterschlagungen des Ministers verhaftet worden war, verfaßte er im Arrest einen
im Dresdner Staatsarchiv erhaltnen "Kurtzen Bericht usw.," worin er uns erzählt:
"Es ist aber zu merken, daß auf den Gütern immer mehr verbaut als eingenommen
ward, und ist hievon nur Lindenau und Seyfersdvrff ausgenommen gewesen. Hin¬
gegen sind in Pförthen und Grochwitz, sonderlich aber in Nischwitz gewaltige
Summen Geldes verbauet worden. Hierzu ward ein s. xartss Buch gehalten. . .
In der Leipziger Oster-Messe 1756 entstand zwischen den Herrn Gräffer und der
Frau Gräfin ein Streit über die großen Summen, so in Nischwitz verbauet worden
und welche die Frau Grasflur nicht eingestehen wollte. Da ich mein signirtes Buch
von den Einkünfften der Güter und der Bau Ausgaben bey mir hatte, so konnte
den Streit leicht entscheiden und zeigen, wieviel Nischwitz wirklich gekostet hatte,
allein der Herr Graff verwiesen mir, daß ich dies Buch aufgehoben, da Sie mir
doch solches zu verbrennen anbefohlen, behielten es von Stund an bey sich und
gaben mir eine Generalquittung (!)."

Am 20. Januar 1758 erschien der Oberst von Mayr mit hundertfünfzig
Mann seines Freibataillons vor diesem mit dem feinsten Geschmack ausgestatteten
Edelsitz und verwüstete das Innere unter dem Vorwande, nach dort verborgnen
Waffen zu suchen. Die Bauern des Dorfes wurden gezwungen, die Beute fort¬
zuschaffen, die Parkettfußböden aufzureißen, die Statuen zu zerschlagen, die Frucht¬
bäume umzuhauen. Am 15. Februar wandte sich die Gräfin Brühl von Warschau
aus in einem Briefe beschwerdeführend an den König; in seiner Antwort (aus
Breslou vom 28. Februar) leugnete er jede Schuld, aber in einer Nachschrift gibt
er seine Urheberschaft beinahe zu, wenn er sagt: 1>Sö tsinps ont ebanAs, K^äams,
is8 alliss ein roi as ?c>IoAns out se raviiAs mon xa^s, ^'al an ussr as
rsxrosaillss ponr irrster Is oours as Isurs sruautss se as Isur briA^na^As, se
vous no äovs? pas Serf 8urpriss <zus Is enatimsnt sse towdö Zur Is xlus coup^bis.

Trotz der Zerstörung, die es erlitten hat. ist heute Nischwitz das der Vrühlschen
Schlösser, das in seiner innern Dekoration noch die meisten echten Einzelheiten aus
der Vrühlschen Zeit enthält und also den deutlichsten Begriff des Kuustgeschmacks
seiner Erbauerin gibt. Es erinnert in seiner Grundform mit den kräftig hervor¬
tretenden Flügeln'und der zum Portal des Mittelbaues hinaufführenden Freitreppe
sehr an Pforten, nur ist die ganze Anlage kleiner, und der große Festsaal, der
in Pforten durch zwei Stockwerke hiudurchgeführt ist, muß sich hier mit der Höhe
des zweiten Obergeschosses und der Mansarde begnügen. Die Wandverkleidung des
Festsaales, rosa und weiß, besteht aus Marmorstuck; kleine vergoldete figürliche
Reliefs unterbrechen graziös die glatten Flächen. In den größern Wandfeldern
finden sich Fresken, die der Göttin Diana geweiht sind, an dem Plafond ein großes
Deckenbild, der Sturz des Phaethon, im Stile Torellis. Überall sind noch die
Spuren der Verwüstung sichtbar, und es ist mir sehr zweifelhaft, ob sich der
schöne Saal wieder zu seinem alten Glänze wird erwecken lassen, aber wenn Graf


Wanderungen in der Niederlausitz

tiixaAs) zu verursachen, doch so, daß des Königs Name dabei nicht genannt werde.
Von Landgütern Brühls in der Nähe von Rossen ist mir nichts bekannt, es liegt
hier wohl eine Verwechslung mit Pulsnitz oder Bautzen vor, in dessen Nähe er
Oberlichtenau, Gciusig und Putzkau besaß. Mayr wandte sich zunächst gegen das bei
Würzen gelegne Schloß Nischwitz. Brühl hatte dieses Rittergut 1743 von der Gräfin
Aarmouth gekauft und das Schloß wohl vom Landbaumeister Knöffler erbauen lassen.
Bei der malerischen Ausschmückung der Räume war Torelli, bei der Ausschmückung
des Gartens mit Skulpturen der Hofbildhauer Gottfried Knöffler tätig gewesen; das
letzte ist bis jetzt nicht ausdrücklich bezeugt, Wohl aber deutet der Stil eines in
Nischwitz erhaltnen Schäfers und einer Schäferin auf diesen Künstler. Das Schloß
war dem Minister als Quartier wohlgelegen, wenn er, wie fast alljährlich, zum
Ausgleich feiner Rechnungen mit seiner Gemahlin zur Ostermesse nach Leipzig fuhr.
Nach Heinekens Ansicht war Nischwitz der kostspieligste Bau, den die Gräfin be¬
trieben hatte; als er nach Brühls Tode wegen Verdachts der Mitschuld an den
Unterschlagungen des Ministers verhaftet worden war, verfaßte er im Arrest einen
im Dresdner Staatsarchiv erhaltnen „Kurtzen Bericht usw.," worin er uns erzählt:
„Es ist aber zu merken, daß auf den Gütern immer mehr verbaut als eingenommen
ward, und ist hievon nur Lindenau und Seyfersdvrff ausgenommen gewesen. Hin¬
gegen sind in Pförthen und Grochwitz, sonderlich aber in Nischwitz gewaltige
Summen Geldes verbauet worden. Hierzu ward ein s. xartss Buch gehalten. . .
In der Leipziger Oster-Messe 1756 entstand zwischen den Herrn Gräffer und der
Frau Gräfin ein Streit über die großen Summen, so in Nischwitz verbauet worden
und welche die Frau Grasflur nicht eingestehen wollte. Da ich mein signirtes Buch
von den Einkünfften der Güter und der Bau Ausgaben bey mir hatte, so konnte
den Streit leicht entscheiden und zeigen, wieviel Nischwitz wirklich gekostet hatte,
allein der Herr Graff verwiesen mir, daß ich dies Buch aufgehoben, da Sie mir
doch solches zu verbrennen anbefohlen, behielten es von Stund an bey sich und
gaben mir eine Generalquittung (!)."

Am 20. Januar 1758 erschien der Oberst von Mayr mit hundertfünfzig
Mann seines Freibataillons vor diesem mit dem feinsten Geschmack ausgestatteten
Edelsitz und verwüstete das Innere unter dem Vorwande, nach dort verborgnen
Waffen zu suchen. Die Bauern des Dorfes wurden gezwungen, die Beute fort¬
zuschaffen, die Parkettfußböden aufzureißen, die Statuen zu zerschlagen, die Frucht¬
bäume umzuhauen. Am 15. Februar wandte sich die Gräfin Brühl von Warschau
aus in einem Briefe beschwerdeführend an den König; in seiner Antwort (aus
Breslou vom 28. Februar) leugnete er jede Schuld, aber in einer Nachschrift gibt
er seine Urheberschaft beinahe zu, wenn er sagt: 1>Sö tsinps ont ebanAs, K^äams,
is8 alliss ein roi as ?c>IoAns out se raviiAs mon xa^s, ^'al an ussr as
rsxrosaillss ponr irrster Is oours as Isurs sruautss se as Isur briA^na^As, se
vous no äovs? pas Serf 8urpriss <zus Is enatimsnt sse towdö Zur Is xlus coup^bis.

Trotz der Zerstörung, die es erlitten hat. ist heute Nischwitz das der Vrühlschen
Schlösser, das in seiner innern Dekoration noch die meisten echten Einzelheiten aus
der Vrühlschen Zeit enthält und also den deutlichsten Begriff des Kuustgeschmacks
seiner Erbauerin gibt. Es erinnert in seiner Grundform mit den kräftig hervor¬
tretenden Flügeln'und der zum Portal des Mittelbaues hinaufführenden Freitreppe
sehr an Pforten, nur ist die ganze Anlage kleiner, und der große Festsaal, der
in Pforten durch zwei Stockwerke hiudurchgeführt ist, muß sich hier mit der Höhe
des zweiten Obergeschosses und der Mansarde begnügen. Die Wandverkleidung des
Festsaales, rosa und weiß, besteht aus Marmorstuck; kleine vergoldete figürliche
Reliefs unterbrechen graziös die glatten Flächen. In den größern Wandfeldern
finden sich Fresken, die der Göttin Diana geweiht sind, an dem Plafond ein großes
Deckenbild, der Sturz des Phaethon, im Stile Torellis. Überall sind noch die
Spuren der Verwüstung sichtbar, und es ist mir sehr zweifelhaft, ob sich der
schöne Saal wieder zu seinem alten Glänze wird erwecken lassen, aber wenn Graf


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[0471] Wanderungen in der Niederlausitz tiixaAs) zu verursachen, doch so, daß des Königs Name dabei nicht genannt werde. Von Landgütern Brühls in der Nähe von Rossen ist mir nichts bekannt, es liegt hier wohl eine Verwechslung mit Pulsnitz oder Bautzen vor, in dessen Nähe er Oberlichtenau, Gciusig und Putzkau besaß. Mayr wandte sich zunächst gegen das bei Würzen gelegne Schloß Nischwitz. Brühl hatte dieses Rittergut 1743 von der Gräfin Aarmouth gekauft und das Schloß wohl vom Landbaumeister Knöffler erbauen lassen. Bei der malerischen Ausschmückung der Räume war Torelli, bei der Ausschmückung des Gartens mit Skulpturen der Hofbildhauer Gottfried Knöffler tätig gewesen; das letzte ist bis jetzt nicht ausdrücklich bezeugt, Wohl aber deutet der Stil eines in Nischwitz erhaltnen Schäfers und einer Schäferin auf diesen Künstler. Das Schloß war dem Minister als Quartier wohlgelegen, wenn er, wie fast alljährlich, zum Ausgleich feiner Rechnungen mit seiner Gemahlin zur Ostermesse nach Leipzig fuhr. Nach Heinekens Ansicht war Nischwitz der kostspieligste Bau, den die Gräfin be¬ trieben hatte; als er nach Brühls Tode wegen Verdachts der Mitschuld an den Unterschlagungen des Ministers verhaftet worden war, verfaßte er im Arrest einen im Dresdner Staatsarchiv erhaltnen „Kurtzen Bericht usw.," worin er uns erzählt: „Es ist aber zu merken, daß auf den Gütern immer mehr verbaut als eingenommen ward, und ist hievon nur Lindenau und Seyfersdvrff ausgenommen gewesen. Hin¬ gegen sind in Pförthen und Grochwitz, sonderlich aber in Nischwitz gewaltige Summen Geldes verbauet worden. Hierzu ward ein s. xartss Buch gehalten. . . In der Leipziger Oster-Messe 1756 entstand zwischen den Herrn Gräffer und der Frau Gräfin ein Streit über die großen Summen, so in Nischwitz verbauet worden und welche die Frau Grasflur nicht eingestehen wollte. Da ich mein signirtes Buch von den Einkünfften der Güter und der Bau Ausgaben bey mir hatte, so konnte den Streit leicht entscheiden und zeigen, wieviel Nischwitz wirklich gekostet hatte, allein der Herr Graff verwiesen mir, daß ich dies Buch aufgehoben, da Sie mir doch solches zu verbrennen anbefohlen, behielten es von Stund an bey sich und gaben mir eine Generalquittung (!)." Am 20. Januar 1758 erschien der Oberst von Mayr mit hundertfünfzig Mann seines Freibataillons vor diesem mit dem feinsten Geschmack ausgestatteten Edelsitz und verwüstete das Innere unter dem Vorwande, nach dort verborgnen Waffen zu suchen. Die Bauern des Dorfes wurden gezwungen, die Beute fort¬ zuschaffen, die Parkettfußböden aufzureißen, die Statuen zu zerschlagen, die Frucht¬ bäume umzuhauen. Am 15. Februar wandte sich die Gräfin Brühl von Warschau aus in einem Briefe beschwerdeführend an den König; in seiner Antwort (aus Breslou vom 28. Februar) leugnete er jede Schuld, aber in einer Nachschrift gibt er seine Urheberschaft beinahe zu, wenn er sagt: 1>Sö tsinps ont ebanAs, K^äams, is8 alliss ein roi as ?c>IoAns out se raviiAs mon xa^s, ^'al an ussr as rsxrosaillss ponr irrster Is oours as Isurs sruautss se as Isur briA^na^As, se vous no äovs? pas Serf 8urpriss <zus Is enatimsnt sse towdö Zur Is xlus coup^bis. Trotz der Zerstörung, die es erlitten hat. ist heute Nischwitz das der Vrühlschen Schlösser, das in seiner innern Dekoration noch die meisten echten Einzelheiten aus der Vrühlschen Zeit enthält und also den deutlichsten Begriff des Kuustgeschmacks seiner Erbauerin gibt. Es erinnert in seiner Grundform mit den kräftig hervor¬ tretenden Flügeln'und der zum Portal des Mittelbaues hinaufführenden Freitreppe sehr an Pforten, nur ist die ganze Anlage kleiner, und der große Festsaal, der in Pforten durch zwei Stockwerke hiudurchgeführt ist, muß sich hier mit der Höhe des zweiten Obergeschosses und der Mansarde begnügen. Die Wandverkleidung des Festsaales, rosa und weiß, besteht aus Marmorstuck; kleine vergoldete figürliche Reliefs unterbrechen graziös die glatten Flächen. In den größern Wandfeldern finden sich Fresken, die der Göttin Diana geweiht sind, an dem Plafond ein großes Deckenbild, der Sturz des Phaethon, im Stile Torellis. Überall sind noch die Spuren der Verwüstung sichtbar, und es ist mir sehr zweifelhaft, ob sich der schöne Saal wieder zu seinem alten Glänze wird erwecken lassen, aber wenn Graf

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Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_294416/471>, abgerufen am 12.05.2024.