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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr.

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Wanderungen in der Niederlausitz

Brühl auf Pforten einst daran denken sollte, seinen großen Festsaal wiederherzu¬
stellen, so müßte der Nischwitzer als Modell dazu dienen. Noch anmutiger und
auch noch besser erhalten ist der im Erdgeschoß liegende Gartensaal; ewige Felder
der graziösen Stuckornamente, die sich durch schlichte Linienführung und feinen
Schwung besonders auszeichnen, scheinen noch von der ursprünglichen Dekoration
herzurühren, das andre sind stilgerechte, wenn auch etwas vergröberte Nachbildungen
aus dem Jahrzehnt nach dem Hubertusburger Frieden. Das schöne Deckengemälde:
Triumph der Venus, scheint von Torelli herzurühren.

Im Sommer 1758 wurde Friedrich durch den Anblick der von den Russen
verwüsteten Dörfer in der Gegend von Küstrin zu neuem Zorne gegen die Ver¬
bündeten entflammt; der Umstand, daß der sächsische Prinz Karl im russischen
Hauptquartier gewesen war, genügte, seinen Ingrimm auf Sachsen und zwar
wieder auf das Haupt des "schuldigster" zu lenken. Am 2. September 1758
schickte er dem Markgrafen Karl von Brandenburg-Schwedt, der damals in der
Nähe von Priebus stand, die Ordre: "Euer Liebden Schreiben vom 1. dieses habe
ich richtig erhalten und werden Euer Liebden nur grade nach Forst zu marschiren
und das Schloß vom Grafen Brühl verbrennen zu lassen belieben" -- ein unan¬
genehmer Auftrag für einen Fürsten. Der Markgraf ist auch nicht selbst in Forst
oder Pforten gewesen, sondern hat ein Streifkorps dorthin detachiert. Was dieses
in Pforten tat, darüber haben wir den am 7. September 1758 verfaßten Bericht
des Bettmetsters (Schloßverwalters) Fiebiger: "Es war am 5. September Nach¬
mittags um 4 Uhr, als ein Commando preuß. Husaren, etwa 200 Mann, bei
Pforten ankam, wovon der Commandeur um die Stadt herum seine Postirung
aufstellte. . . . Hierauf verfügte er sich ins Schloß, ließ daselbst alle Keller auf¬
reißen und allen großen Weinfässern die Boden ausschlagen; was aber an Flaschen
und kleinen Gefäßen vorhanden war, ließ er auf zwei Wagen laden, welches denn
auch dem Weine des Commissionsrath Bernauer (s. Heft 33, S. 404), weil er solchen
in einem herrschaftlichen Keller im Schlosse liegen hatte, mit begegnete. Nachdem
dieses geschehen, begehrte der Commandeur (denn anders wollte er sich nicht nennen
lassen, hat auch nie seineu Namen sagen wollen), daß ich, der Bettmeister, ihm das
Schloß aufschließen und die Zimmer zeigen sollte, weil zwei Bataillone einrücken
würden und hinein gelegt werden müßten. Als er die Zimmer durchgegangen war,
mußte ich ihn auch auf den Boden führen, wo er dann allenthalben dem mit ihm
gehenden Wachmeister gewisse Plätze anzeigte. Mitlerweile hatte ein Commando
Husaren einen Wagen mit Stroh und einen Wagen mit Holz auf den Schloßplatz
gebracht, und als der Commandeur hinunterkam, befahl er den zusammengelaufuen
Bürgern und andern Leuten, das Holz und Stroh in das Schloß zu bringen und
hinzulegen, wie die Husaren solches anweisen würden. Weil er aber weder durch
Güte noch durch Drohungen jemanden zu dieser Arbeit bekommen konnte, so mußten
es die Husaren selbst hinauftragen. Unter dem Dache wurden an 12 verschiedenen
Orten Haufen von Holz und Stroh hingelegt, desgleichen auch im untersten Tafel-
Zimmer. Als nnn eine Laterne mit Licht geholt wurde und ich wohl sah, was
geschehe" sollte, fiel ich demi Commandeur zu Füßen, allein er sagte, alles wäre
umsonst, er müßte diese Ordre executireu, sonst verlöre er seinen Kopf. Also
wurden die Haufen alle im Schlosse angezündet, und der Commandeur verbot
zugleich, daß kein Mensch sich unterstehen solle, zum Löschen an das Schloß zu
gehen, wenn er nicht die Kugel vor den Kopf geschossen haben wollte. Inzwischen
kamen auch die Geistlichen herbei und baten inständig und stellten das Unglück, so
der Kirche und Stadt daraus erwachsen könnte, beweglichst vor; allein der Com¬
mandeur blieb dabei, daß Hierwider keine Bitte und Vorstellung helfen könnte;
doch, sagte er, hätten sie die Erlaubnis, sobald das Feuer die Kirche und die Stadt
ergreife" sollte, zu löschen. ... Als wir uns erkundigten, ob wir denn auch die
Seitengebäude (die sogenannten Cavalierhäuser), in welchen der Commissionsrath
Bernauer, der Condukteur Franke, der Fontainier Osten und ich, der Bettmeister,


Wanderungen in der Niederlausitz

Brühl auf Pforten einst daran denken sollte, seinen großen Festsaal wiederherzu¬
stellen, so müßte der Nischwitzer als Modell dazu dienen. Noch anmutiger und
auch noch besser erhalten ist der im Erdgeschoß liegende Gartensaal; ewige Felder
der graziösen Stuckornamente, die sich durch schlichte Linienführung und feinen
Schwung besonders auszeichnen, scheinen noch von der ursprünglichen Dekoration
herzurühren, das andre sind stilgerechte, wenn auch etwas vergröberte Nachbildungen
aus dem Jahrzehnt nach dem Hubertusburger Frieden. Das schöne Deckengemälde:
Triumph der Venus, scheint von Torelli herzurühren.

Im Sommer 1758 wurde Friedrich durch den Anblick der von den Russen
verwüsteten Dörfer in der Gegend von Küstrin zu neuem Zorne gegen die Ver¬
bündeten entflammt; der Umstand, daß der sächsische Prinz Karl im russischen
Hauptquartier gewesen war, genügte, seinen Ingrimm auf Sachsen und zwar
wieder auf das Haupt des „schuldigster" zu lenken. Am 2. September 1758
schickte er dem Markgrafen Karl von Brandenburg-Schwedt, der damals in der
Nähe von Priebus stand, die Ordre: „Euer Liebden Schreiben vom 1. dieses habe
ich richtig erhalten und werden Euer Liebden nur grade nach Forst zu marschiren
und das Schloß vom Grafen Brühl verbrennen zu lassen belieben" — ein unan¬
genehmer Auftrag für einen Fürsten. Der Markgraf ist auch nicht selbst in Forst
oder Pforten gewesen, sondern hat ein Streifkorps dorthin detachiert. Was dieses
in Pforten tat, darüber haben wir den am 7. September 1758 verfaßten Bericht
des Bettmetsters (Schloßverwalters) Fiebiger: „Es war am 5. September Nach¬
mittags um 4 Uhr, als ein Commando preuß. Husaren, etwa 200 Mann, bei
Pforten ankam, wovon der Commandeur um die Stadt herum seine Postirung
aufstellte. . . . Hierauf verfügte er sich ins Schloß, ließ daselbst alle Keller auf¬
reißen und allen großen Weinfässern die Boden ausschlagen; was aber an Flaschen
und kleinen Gefäßen vorhanden war, ließ er auf zwei Wagen laden, welches denn
auch dem Weine des Commissionsrath Bernauer (s. Heft 33, S. 404), weil er solchen
in einem herrschaftlichen Keller im Schlosse liegen hatte, mit begegnete. Nachdem
dieses geschehen, begehrte der Commandeur (denn anders wollte er sich nicht nennen
lassen, hat auch nie seineu Namen sagen wollen), daß ich, der Bettmeister, ihm das
Schloß aufschließen und die Zimmer zeigen sollte, weil zwei Bataillone einrücken
würden und hinein gelegt werden müßten. Als er die Zimmer durchgegangen war,
mußte ich ihn auch auf den Boden führen, wo er dann allenthalben dem mit ihm
gehenden Wachmeister gewisse Plätze anzeigte. Mitlerweile hatte ein Commando
Husaren einen Wagen mit Stroh und einen Wagen mit Holz auf den Schloßplatz
gebracht, und als der Commandeur hinunterkam, befahl er den zusammengelaufuen
Bürgern und andern Leuten, das Holz und Stroh in das Schloß zu bringen und
hinzulegen, wie die Husaren solches anweisen würden. Weil er aber weder durch
Güte noch durch Drohungen jemanden zu dieser Arbeit bekommen konnte, so mußten
es die Husaren selbst hinauftragen. Unter dem Dache wurden an 12 verschiedenen
Orten Haufen von Holz und Stroh hingelegt, desgleichen auch im untersten Tafel-
Zimmer. Als nnn eine Laterne mit Licht geholt wurde und ich wohl sah, was
geschehe» sollte, fiel ich demi Commandeur zu Füßen, allein er sagte, alles wäre
umsonst, er müßte diese Ordre executireu, sonst verlöre er seinen Kopf. Also
wurden die Haufen alle im Schlosse angezündet, und der Commandeur verbot
zugleich, daß kein Mensch sich unterstehen solle, zum Löschen an das Schloß zu
gehen, wenn er nicht die Kugel vor den Kopf geschossen haben wollte. Inzwischen
kamen auch die Geistlichen herbei und baten inständig und stellten das Unglück, so
der Kirche und Stadt daraus erwachsen könnte, beweglichst vor; allein der Com¬
mandeur blieb dabei, daß Hierwider keine Bitte und Vorstellung helfen könnte;
doch, sagte er, hätten sie die Erlaubnis, sobald das Feuer die Kirche und die Stadt
ergreife» sollte, zu löschen. ... Als wir uns erkundigten, ob wir denn auch die
Seitengebäude (die sogenannten Cavalierhäuser), in welchen der Commissionsrath
Bernauer, der Condukteur Franke, der Fontainier Osten und ich, der Bettmeister,


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[0472] Wanderungen in der Niederlausitz Brühl auf Pforten einst daran denken sollte, seinen großen Festsaal wiederherzu¬ stellen, so müßte der Nischwitzer als Modell dazu dienen. Noch anmutiger und auch noch besser erhalten ist der im Erdgeschoß liegende Gartensaal; ewige Felder der graziösen Stuckornamente, die sich durch schlichte Linienführung und feinen Schwung besonders auszeichnen, scheinen noch von der ursprünglichen Dekoration herzurühren, das andre sind stilgerechte, wenn auch etwas vergröberte Nachbildungen aus dem Jahrzehnt nach dem Hubertusburger Frieden. Das schöne Deckengemälde: Triumph der Venus, scheint von Torelli herzurühren. Im Sommer 1758 wurde Friedrich durch den Anblick der von den Russen verwüsteten Dörfer in der Gegend von Küstrin zu neuem Zorne gegen die Ver¬ bündeten entflammt; der Umstand, daß der sächsische Prinz Karl im russischen Hauptquartier gewesen war, genügte, seinen Ingrimm auf Sachsen und zwar wieder auf das Haupt des „schuldigster" zu lenken. Am 2. September 1758 schickte er dem Markgrafen Karl von Brandenburg-Schwedt, der damals in der Nähe von Priebus stand, die Ordre: „Euer Liebden Schreiben vom 1. dieses habe ich richtig erhalten und werden Euer Liebden nur grade nach Forst zu marschiren und das Schloß vom Grafen Brühl verbrennen zu lassen belieben" — ein unan¬ genehmer Auftrag für einen Fürsten. Der Markgraf ist auch nicht selbst in Forst oder Pforten gewesen, sondern hat ein Streifkorps dorthin detachiert. Was dieses in Pforten tat, darüber haben wir den am 7. September 1758 verfaßten Bericht des Bettmetsters (Schloßverwalters) Fiebiger: „Es war am 5. September Nach¬ mittags um 4 Uhr, als ein Commando preuß. Husaren, etwa 200 Mann, bei Pforten ankam, wovon der Commandeur um die Stadt herum seine Postirung aufstellte. . . . Hierauf verfügte er sich ins Schloß, ließ daselbst alle Keller auf¬ reißen und allen großen Weinfässern die Boden ausschlagen; was aber an Flaschen und kleinen Gefäßen vorhanden war, ließ er auf zwei Wagen laden, welches denn auch dem Weine des Commissionsrath Bernauer (s. Heft 33, S. 404), weil er solchen in einem herrschaftlichen Keller im Schlosse liegen hatte, mit begegnete. Nachdem dieses geschehen, begehrte der Commandeur (denn anders wollte er sich nicht nennen lassen, hat auch nie seineu Namen sagen wollen), daß ich, der Bettmeister, ihm das Schloß aufschließen und die Zimmer zeigen sollte, weil zwei Bataillone einrücken würden und hinein gelegt werden müßten. Als er die Zimmer durchgegangen war, mußte ich ihn auch auf den Boden führen, wo er dann allenthalben dem mit ihm gehenden Wachmeister gewisse Plätze anzeigte. Mitlerweile hatte ein Commando Husaren einen Wagen mit Stroh und einen Wagen mit Holz auf den Schloßplatz gebracht, und als der Commandeur hinunterkam, befahl er den zusammengelaufuen Bürgern und andern Leuten, das Holz und Stroh in das Schloß zu bringen und hinzulegen, wie die Husaren solches anweisen würden. Weil er aber weder durch Güte noch durch Drohungen jemanden zu dieser Arbeit bekommen konnte, so mußten es die Husaren selbst hinauftragen. Unter dem Dache wurden an 12 verschiedenen Orten Haufen von Holz und Stroh hingelegt, desgleichen auch im untersten Tafel- Zimmer. Als nnn eine Laterne mit Licht geholt wurde und ich wohl sah, was geschehe» sollte, fiel ich demi Commandeur zu Füßen, allein er sagte, alles wäre umsonst, er müßte diese Ordre executireu, sonst verlöre er seinen Kopf. Also wurden die Haufen alle im Schlosse angezündet, und der Commandeur verbot zugleich, daß kein Mensch sich unterstehen solle, zum Löschen an das Schloß zu gehen, wenn er nicht die Kugel vor den Kopf geschossen haben wollte. Inzwischen kamen auch die Geistlichen herbei und baten inständig und stellten das Unglück, so der Kirche und Stadt daraus erwachsen könnte, beweglichst vor; allein der Com¬ mandeur blieb dabei, daß Hierwider keine Bitte und Vorstellung helfen könnte; doch, sagte er, hätten sie die Erlaubnis, sobald das Feuer die Kirche und die Stadt ergreife» sollte, zu löschen. ... Als wir uns erkundigten, ob wir denn auch die Seitengebäude (die sogenannten Cavalierhäuser), in welchen der Commissionsrath Bernauer, der Condukteur Franke, der Fontainier Osten und ich, der Bettmeister,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_294416/472>, abgerufen am 06.06.2024.