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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr.

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Wanderungen in der Niederlausitz

gewordne Diana und ein arg verstümmelter Apollo. Außer den Linden sind besonders
schöne Gruppen von Lärchen vorhanden, damals im ersten zarten, noch etwas gelb¬
lichen Grün, von dem sich der den Stamm erkletternde dunklere Efeu wirkungsvoll
abhob. Geht man am linken Ufer des Sees weiter, so gelangt man über Wiesen
an einen schön bewaldeten, ihn begrenzenden Höhenzug, von dem sich tiefe Schluchten
voll alter geweihartig verästelter Kiefern zum Wasser herunterziehn. Dort gibt es
wonnige Wege voll lieblicher Stille: nur die Holztaube girrt in den Wipfeln, und
aus den Zweigen umtönt uns das Konzert der Vögel, aus dem sich die süße
Stimme der Singdrossel heraushebt, und über das blaue Wasser her klingen die
Palmsonntagsglocken von Zauchel. Wenn man drüben überm See das Kirchlein
des Dorfs und die ringsumher gescharten roten Dächer sieht, meint man in Rügen
oder sonstwo in einer Ostseelandfchaft zu sein; hat man aber Christianshöhe, einen
kleinen Rundtempel nach dem Muster des Tempels der Sibylle in Tivoli, erreicht,
so erinnern uns die stundenweiter, wehmütigen Kiefernwälder, über die das Auge
schweift, wieder an die Eigentümlichkeit der Niederlausitz. -- Brühl beschränkte
nach dem Tode seiner Gemahlin seine Baupläne ein wenig, aber das wesentliche
davon behielt er bet. In einem Brief vom 30. Juni 1762 verzichtet er auf ein
kostbares, von der Gräfin gewünschtes Schlafzimmer, aber was gebaut werden soll,
das soll schnell gebaut werden, denn, so schreibt er schon am 19. Mai 1762: ^s
suis visux se si ^s avis sneors ^ouir as auelaus enoss, it taut ane Hs ins xroeiss
se rseommsnäs tout Ä un xsu as eslsrits'. Noch am 15. Dezember 1762 legt er
Heineken seine Bauten ans Herz. Seine besten Möbel und Kostbarkeiten, deren
Verzeichnis die Kurprinzefsin hat -- darunter wohl auch das berühmte jetzt in
Pforten verwahrte Schwanenservice --, sind in Hamburg versteckt, Heineken soll sie
holen. Den Plan, das zerstörte Belvedere prächtiger wieder aufzubauen, läßt er
fallen, er will sich mit der Wiederherstellung des frühern Gebäudes begnügen.
Aber dazu kam es nicht. Sachsen zwar hat er wiedergesehen: denn am 28. April
1763 früh 5 Uhr hatte der Pförtner Postmeister hundertundneunzig Pferde für
die Beförderung des aus Warschau nach Dresden zurückkehrenden Hofes aus der
Umgegend requiriert. So gelangte Brühl an den Ruinen seines Schlosses vorüber
nach Dresden. Aber auch seine Gesundheit war erschüttert. Prinz Xaver schrieb
am 8. Mai 1763 an seine in Frankreich verheiratete Schwester, die Dauphine
Maria Josepha, die boshaften Worte: 8on ZZxeellsnes s, vausS uns Ms univsr8fils
tout Is wonäs Ä. San arrivse lei xar Istat ä61avr6 as Lg, santo . . . 1,68 insäsoir>8
u'auAursut rien as bon as raalaäis, H'ssxsrs aus visu aura xitis as lui se 1s
ävlivi'Si'g, bientot Ah öff soullraness et non8 Ah mauvaise aäwini8trg,ti<zu.

Und so geschah es. Am 5. Oktober verschied sein königlicher Herr, am 13. sah
er sich durch den Kurfürsten Friedrich Christian, den Begründer einer neuen bessern
Staatsverwaltung, von allen seinen Andern enthoben, und am 28. Oktober starb er
selbst. Der frommen Maria Josepha, Dauphine von Frankreich, war es schmerzlich, für
Brühls Seelenheil nicht beten zu können, weil er ein Protestant war; sie wünschte,
daß ihn seine körperlichen Leiden zur Buße führten: wais stellt intus'risu, oels.
lui sse inutils. Xaver tröstet sie spottend: ^e 8ni8 an8si tÄsuv aus vou8, o.u'it us
msurs M8 oatuoliaus, mai8 a,vaut it aurait suoors an äsvsuii' bau ebrs'lieu se vou8
Sö,ve? visu aus nig,us notrs rsliAicm, xour Ars dem oatboliaus, it ? s, un artiels
as Is, Rh8tituticm an disn ä'autrui <mi, ^s eroi8, lui sur^it oauss bsaueoup as
tadlaturs se as rsworä8 as eouLsisuov.

Doch wir kehren von Brühls Person zu seinem Besitz zurück. Es ist eine
stattliche Reihe von Rittergütern und Schlössern, die wir im Laufe der Darstellung
als Brühls Eigentum kennen gelernt haben, aber sie ist noch nicht vollständig.
Er besaß auch das südwestlich von Bautzen gelegne Schloß Gausig mit herrlichen
Gartenanlagen, die, wenn auch in verändertem Stil, noch heute das Ziel vieler
Bcmtzner Spaziergänger sind; ferner das Rittergut Bollensdvrf südlich von Dahme,
das nach seinem Tode an den Kammerrat von Heineken überging, endlich das Stamm-


Grenzboten IU 1904 62
Wanderungen in der Niederlausitz

gewordne Diana und ein arg verstümmelter Apollo. Außer den Linden sind besonders
schöne Gruppen von Lärchen vorhanden, damals im ersten zarten, noch etwas gelb¬
lichen Grün, von dem sich der den Stamm erkletternde dunklere Efeu wirkungsvoll
abhob. Geht man am linken Ufer des Sees weiter, so gelangt man über Wiesen
an einen schön bewaldeten, ihn begrenzenden Höhenzug, von dem sich tiefe Schluchten
voll alter geweihartig verästelter Kiefern zum Wasser herunterziehn. Dort gibt es
wonnige Wege voll lieblicher Stille: nur die Holztaube girrt in den Wipfeln, und
aus den Zweigen umtönt uns das Konzert der Vögel, aus dem sich die süße
Stimme der Singdrossel heraushebt, und über das blaue Wasser her klingen die
Palmsonntagsglocken von Zauchel. Wenn man drüben überm See das Kirchlein
des Dorfs und die ringsumher gescharten roten Dächer sieht, meint man in Rügen
oder sonstwo in einer Ostseelandfchaft zu sein; hat man aber Christianshöhe, einen
kleinen Rundtempel nach dem Muster des Tempels der Sibylle in Tivoli, erreicht,
so erinnern uns die stundenweiter, wehmütigen Kiefernwälder, über die das Auge
schweift, wieder an die Eigentümlichkeit der Niederlausitz. — Brühl beschränkte
nach dem Tode seiner Gemahlin seine Baupläne ein wenig, aber das wesentliche
davon behielt er bet. In einem Brief vom 30. Juni 1762 verzichtet er auf ein
kostbares, von der Gräfin gewünschtes Schlafzimmer, aber was gebaut werden soll,
das soll schnell gebaut werden, denn, so schreibt er schon am 19. Mai 1762: ^s
suis visux se si ^s avis sneors ^ouir as auelaus enoss, it taut ane Hs ins xroeiss
se rseommsnäs tout Ä un xsu as eslsrits'. Noch am 15. Dezember 1762 legt er
Heineken seine Bauten ans Herz. Seine besten Möbel und Kostbarkeiten, deren
Verzeichnis die Kurprinzefsin hat — darunter wohl auch das berühmte jetzt in
Pforten verwahrte Schwanenservice —, sind in Hamburg versteckt, Heineken soll sie
holen. Den Plan, das zerstörte Belvedere prächtiger wieder aufzubauen, läßt er
fallen, er will sich mit der Wiederherstellung des frühern Gebäudes begnügen.
Aber dazu kam es nicht. Sachsen zwar hat er wiedergesehen: denn am 28. April
1763 früh 5 Uhr hatte der Pförtner Postmeister hundertundneunzig Pferde für
die Beförderung des aus Warschau nach Dresden zurückkehrenden Hofes aus der
Umgegend requiriert. So gelangte Brühl an den Ruinen seines Schlosses vorüber
nach Dresden. Aber auch seine Gesundheit war erschüttert. Prinz Xaver schrieb
am 8. Mai 1763 an seine in Frankreich verheiratete Schwester, die Dauphine
Maria Josepha, die boshaften Worte: 8on ZZxeellsnes s, vausS uns Ms univsr8fils
tout Is wonäs Ä. San arrivse lei xar Istat ä61avr6 as Lg, santo . . . 1,68 insäsoir>8
u'auAursut rien as bon as raalaäis, H'ssxsrs aus visu aura xitis as lui se 1s
ävlivi'Si'g, bientot Ah öff soullraness et non8 Ah mauvaise aäwini8trg,ti<zu.

Und so geschah es. Am 5. Oktober verschied sein königlicher Herr, am 13. sah
er sich durch den Kurfürsten Friedrich Christian, den Begründer einer neuen bessern
Staatsverwaltung, von allen seinen Andern enthoben, und am 28. Oktober starb er
selbst. Der frommen Maria Josepha, Dauphine von Frankreich, war es schmerzlich, für
Brühls Seelenheil nicht beten zu können, weil er ein Protestant war; sie wünschte,
daß ihn seine körperlichen Leiden zur Buße führten: wais stellt intus'risu, oels.
lui sse inutils. Xaver tröstet sie spottend: ^e 8ni8 an8si tÄsuv aus vou8, o.u'it us
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Doch wir kehren von Brühls Person zu seinem Besitz zurück. Es ist eine
stattliche Reihe von Rittergütern und Schlössern, die wir im Laufe der Darstellung
als Brühls Eigentum kennen gelernt haben, aber sie ist noch nicht vollständig.
Er besaß auch das südwestlich von Bautzen gelegne Schloß Gausig mit herrlichen
Gartenanlagen, die, wenn auch in verändertem Stil, noch heute das Ziel vieler
Bcmtzner Spaziergänger sind; ferner das Rittergut Bollensdvrf südlich von Dahme,
das nach seinem Tode an den Kammerrat von Heineken überging, endlich das Stamm-


Grenzboten IU 1904 62
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[0475] Wanderungen in der Niederlausitz gewordne Diana und ein arg verstümmelter Apollo. Außer den Linden sind besonders schöne Gruppen von Lärchen vorhanden, damals im ersten zarten, noch etwas gelb¬ lichen Grün, von dem sich der den Stamm erkletternde dunklere Efeu wirkungsvoll abhob. Geht man am linken Ufer des Sees weiter, so gelangt man über Wiesen an einen schön bewaldeten, ihn begrenzenden Höhenzug, von dem sich tiefe Schluchten voll alter geweihartig verästelter Kiefern zum Wasser herunterziehn. Dort gibt es wonnige Wege voll lieblicher Stille: nur die Holztaube girrt in den Wipfeln, und aus den Zweigen umtönt uns das Konzert der Vögel, aus dem sich die süße Stimme der Singdrossel heraushebt, und über das blaue Wasser her klingen die Palmsonntagsglocken von Zauchel. Wenn man drüben überm See das Kirchlein des Dorfs und die ringsumher gescharten roten Dächer sieht, meint man in Rügen oder sonstwo in einer Ostseelandfchaft zu sein; hat man aber Christianshöhe, einen kleinen Rundtempel nach dem Muster des Tempels der Sibylle in Tivoli, erreicht, so erinnern uns die stundenweiter, wehmütigen Kiefernwälder, über die das Auge schweift, wieder an die Eigentümlichkeit der Niederlausitz. — Brühl beschränkte nach dem Tode seiner Gemahlin seine Baupläne ein wenig, aber das wesentliche davon behielt er bet. In einem Brief vom 30. Juni 1762 verzichtet er auf ein kostbares, von der Gräfin gewünschtes Schlafzimmer, aber was gebaut werden soll, das soll schnell gebaut werden, denn, so schreibt er schon am 19. Mai 1762: ^s suis visux se si ^s avis sneors ^ouir as auelaus enoss, it taut ane Hs ins xroeiss se rseommsnäs tout Ä un xsu as eslsrits'. Noch am 15. Dezember 1762 legt er Heineken seine Bauten ans Herz. Seine besten Möbel und Kostbarkeiten, deren Verzeichnis die Kurprinzefsin hat — darunter wohl auch das berühmte jetzt in Pforten verwahrte Schwanenservice —, sind in Hamburg versteckt, Heineken soll sie holen. Den Plan, das zerstörte Belvedere prächtiger wieder aufzubauen, läßt er fallen, er will sich mit der Wiederherstellung des frühern Gebäudes begnügen. Aber dazu kam es nicht. Sachsen zwar hat er wiedergesehen: denn am 28. April 1763 früh 5 Uhr hatte der Pförtner Postmeister hundertundneunzig Pferde für die Beförderung des aus Warschau nach Dresden zurückkehrenden Hofes aus der Umgegend requiriert. So gelangte Brühl an den Ruinen seines Schlosses vorüber nach Dresden. Aber auch seine Gesundheit war erschüttert. Prinz Xaver schrieb am 8. Mai 1763 an seine in Frankreich verheiratete Schwester, die Dauphine Maria Josepha, die boshaften Worte: 8on ZZxeellsnes s, vausS uns Ms univsr8fils tout Is wonäs Ä. San arrivse lei xar Istat ä61avr6 as Lg, santo . . . 1,68 insäsoir>8 u'auAursut rien as bon as raalaäis, H'ssxsrs aus visu aura xitis as lui se 1s ävlivi'Si'g, bientot Ah öff soullraness et non8 Ah mauvaise aäwini8trg,ti<zu. Und so geschah es. Am 5. Oktober verschied sein königlicher Herr, am 13. sah er sich durch den Kurfürsten Friedrich Christian, den Begründer einer neuen bessern Staatsverwaltung, von allen seinen Andern enthoben, und am 28. Oktober starb er selbst. Der frommen Maria Josepha, Dauphine von Frankreich, war es schmerzlich, für Brühls Seelenheil nicht beten zu können, weil er ein Protestant war; sie wünschte, daß ihn seine körperlichen Leiden zur Buße führten: wais stellt intus'risu, oels. lui sse inutils. Xaver tröstet sie spottend: ^e 8ni8 an8si tÄsuv aus vou8, o.u'it us msurs M8 oatuoliaus, mai8 a,vaut it aurait suoors an äsvsuii' bau ebrs'lieu se vou8 Sö,ve? visu aus nig,us notrs rsliAicm, xour Ars dem oatboliaus, it ? s, un artiels as Is, Rh8tituticm an disn ä'autrui <mi, ^s eroi8, lui sur^it oauss bsaueoup as tadlaturs se as rsworä8 as eouLsisuov. Doch wir kehren von Brühls Person zu seinem Besitz zurück. Es ist eine stattliche Reihe von Rittergütern und Schlössern, die wir im Laufe der Darstellung als Brühls Eigentum kennen gelernt haben, aber sie ist noch nicht vollständig. Er besaß auch das südwestlich von Bautzen gelegne Schloß Gausig mit herrlichen Gartenanlagen, die, wenn auch in verändertem Stil, noch heute das Ziel vieler Bcmtzner Spaziergänger sind; ferner das Rittergut Bollensdvrf südlich von Dahme, das nach seinem Tode an den Kammerrat von Heineken überging, endlich das Stamm- Grenzboten IU 1904 62

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_294416/475>, abgerufen am 06.06.2024.