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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr.

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Gräfin Susanns

mir gesagt sein: du lebst wie eine Tierart, die ausstirbt. Denn alles, was Daseins¬
berechtigung verleiht, Lebenszweck, Lebensziel und Lebensarbeit ist für dich gar nicht
vorhanden.

Die Arbeit habe ich einem ganz hervorragend tüchtigen Geschäftsmann über¬
tragen, erwiderte Anthony mit einer Verbeugung. -- Sie ist so köstlich, lebens¬
frisch, dachte er dabei, die Weiße Haut, die roten Lippen mit den weißen Zähnen,
das üppige schwarze Haar und die leuchtenden, strahlenden Augen -- wie sie mich
anlachten, ehe sie wegging! Das alles erweckt das Gefühl von unverbrauchter
Lebensfülle, von verhaltner Kraft und noch unbekannter Fähigkeiten.

Mittlerweile löste Adrian mühsam das Rückgrat aus einer gerösteten Sardine.

Es wäre besser, die Köchin würde diese Kinder der trügerischen Welle
entgrätet auf die Tafel schicken, meinst du nicht? I^dor se Amor. Arbeit und
Liebe. In der Arbeit liegt das Recht zum Leben, und Liebe ist der Endzweck
des Lebens.

Wende dich mit deinem Tadel doch lieber an die Köchin selbst, riet Anthony.
Darin liegts, dachte er weiter; unbekannte Fähigkeiten! Ihr Wesen läßt so vieles
ahnen und verrät doch nichts. Es wäre ein Ding der Unmöglichkeit, sie jemand
zu schildern, der sie noch nie gesehen hat.

Ein oder zwei Tropfen Worcestertunke verbessert sie wesentlich, versicherte
Adrian mit vollem Mund. Ist dir noch nie aufgefallen, in wie unvorhergesehener,
romantischer Weise die Jrrpfade des Lebens manchmal ganz Entgegengesetztes
zusammenführen? Hier diese Fische aus dem Meere des Südens und diese Tunke
aus einer nordischen Fabrikstadt!

Und ihre Gestalt, dachte Anthony, diese stolze, schlanke, biegsame Gestalt --
ihre Bewegungen -- diese Vereinigung von Kraft und Anmut.

Auch auf die längste Nacht folgt ein Morgen, versicherte Adrian und ließ
drei Stücke Zucker in seine Teetasse fallen. Gott sei Dank soll es jetzt wieder
Mode sein, Zucker in den Tee zu nehmen. Gott allein weiß, was ich gelitten
habe in all der Zeit, wo man dies unschicklich fand. Nun antworte aber einmal:
Arbeitest du? Liebst du?

Liebe ist so ein unklarer Begriff! erwiderte Anthony verdrossen, während
seine Gedanken ihre bisherige Richtung weiter verfolgten. -- Ja, sie ist jung und
kräftig und schön und dabei so zart und so hochgebildet, wie es eine Frau nur
irgend sein kann.

Das Leben, erklärte Adrian, ist etwas, das ein Mensch sich ehrlich erwerben,
dessen er sich würdig erweisen und das er verdienen sollte.

Wie ich mir habe sagen lassen, entgegnete Anthony, soll es einige bevorzugte
Menschen geben, die dieses köstliche Etwas von ihren Ahnen geerbt haben.

Pah! Unsre Ahnen können meine These höchstens insofern erschüttern, als
sie selbst nichts geahnt haben. Sie haben dann nur den unbedeutenden äußern
Anstoß gegeben, aber all das ungewisse, abenteuerliche, interessante Zubehör müssen
wir selbst beisteuern. Erst müssen wir uns unser Leben verdienen und dann da¬
durch verschwenden, daß wir es in vollen Zügen genießen. Also: wir verdienen
unser Leben durch Arbeit, und dann verschwenden wir es, göttergleich! in Liebe.
Dafür könnte ich eine Unmenge Dichter zitieren -- sogar einen Deutschen, dessen
Name mir auf der Zunge liegt.

Jawohl, du könntest, unterbrach ihn Anthony rasch, aber du wirst es um
Gottes willen nicht tun. Es ist ja wunderschön, Riesenkräfte zu haben, aber es
ist grausam und gewalttätig, Gebrauch davon zu machen.

Mittlerweile dachte er: Komisch, daß ich mir eigentlich gar nicht vorstellen
kann, was sie ist! Sie ist Witwe, und doch kommt sie mir gar nicht vor wie ein
Weib, das verheiratet gewesen ist! Nicht als ob sie den bewußten gänseblümchen¬
haften Mädcheneindruck auf mich machte -- im Gegenteil: sie ist uns tomws lÄto;
aber trotzdem kann ich mir nicht denken, daß sie die Erfahrungen der Ehe hinter


Gräfin Susanns

mir gesagt sein: du lebst wie eine Tierart, die ausstirbt. Denn alles, was Daseins¬
berechtigung verleiht, Lebenszweck, Lebensziel und Lebensarbeit ist für dich gar nicht
vorhanden.

Die Arbeit habe ich einem ganz hervorragend tüchtigen Geschäftsmann über¬
tragen, erwiderte Anthony mit einer Verbeugung. — Sie ist so köstlich, lebens¬
frisch, dachte er dabei, die Weiße Haut, die roten Lippen mit den weißen Zähnen,
das üppige schwarze Haar und die leuchtenden, strahlenden Augen — wie sie mich
anlachten, ehe sie wegging! Das alles erweckt das Gefühl von unverbrauchter
Lebensfülle, von verhaltner Kraft und noch unbekannter Fähigkeiten.

Mittlerweile löste Adrian mühsam das Rückgrat aus einer gerösteten Sardine.

Es wäre besser, die Köchin würde diese Kinder der trügerischen Welle
entgrätet auf die Tafel schicken, meinst du nicht? I^dor se Amor. Arbeit und
Liebe. In der Arbeit liegt das Recht zum Leben, und Liebe ist der Endzweck
des Lebens.

Wende dich mit deinem Tadel doch lieber an die Köchin selbst, riet Anthony.
Darin liegts, dachte er weiter; unbekannte Fähigkeiten! Ihr Wesen läßt so vieles
ahnen und verrät doch nichts. Es wäre ein Ding der Unmöglichkeit, sie jemand
zu schildern, der sie noch nie gesehen hat.

Ein oder zwei Tropfen Worcestertunke verbessert sie wesentlich, versicherte
Adrian mit vollem Mund. Ist dir noch nie aufgefallen, in wie unvorhergesehener,
romantischer Weise die Jrrpfade des Lebens manchmal ganz Entgegengesetztes
zusammenführen? Hier diese Fische aus dem Meere des Südens und diese Tunke
aus einer nordischen Fabrikstadt!

Und ihre Gestalt, dachte Anthony, diese stolze, schlanke, biegsame Gestalt —
ihre Bewegungen — diese Vereinigung von Kraft und Anmut.

Auch auf die längste Nacht folgt ein Morgen, versicherte Adrian und ließ
drei Stücke Zucker in seine Teetasse fallen. Gott sei Dank soll es jetzt wieder
Mode sein, Zucker in den Tee zu nehmen. Gott allein weiß, was ich gelitten
habe in all der Zeit, wo man dies unschicklich fand. Nun antworte aber einmal:
Arbeitest du? Liebst du?

Liebe ist so ein unklarer Begriff! erwiderte Anthony verdrossen, während
seine Gedanken ihre bisherige Richtung weiter verfolgten. — Ja, sie ist jung und
kräftig und schön und dabei so zart und so hochgebildet, wie es eine Frau nur
irgend sein kann.

Das Leben, erklärte Adrian, ist etwas, das ein Mensch sich ehrlich erwerben,
dessen er sich würdig erweisen und das er verdienen sollte.

Wie ich mir habe sagen lassen, entgegnete Anthony, soll es einige bevorzugte
Menschen geben, die dieses köstliche Etwas von ihren Ahnen geerbt haben.

Pah! Unsre Ahnen können meine These höchstens insofern erschüttern, als
sie selbst nichts geahnt haben. Sie haben dann nur den unbedeutenden äußern
Anstoß gegeben, aber all das ungewisse, abenteuerliche, interessante Zubehör müssen
wir selbst beisteuern. Erst müssen wir uns unser Leben verdienen und dann da¬
durch verschwenden, daß wir es in vollen Zügen genießen. Also: wir verdienen
unser Leben durch Arbeit, und dann verschwenden wir es, göttergleich! in Liebe.
Dafür könnte ich eine Unmenge Dichter zitieren — sogar einen Deutschen, dessen
Name mir auf der Zunge liegt.

Jawohl, du könntest, unterbrach ihn Anthony rasch, aber du wirst es um
Gottes willen nicht tun. Es ist ja wunderschön, Riesenkräfte zu haben, aber es
ist grausam und gewalttätig, Gebrauch davon zu machen.

Mittlerweile dachte er: Komisch, daß ich mir eigentlich gar nicht vorstellen
kann, was sie ist! Sie ist Witwe, und doch kommt sie mir gar nicht vor wie ein
Weib, das verheiratet gewesen ist! Nicht als ob sie den bewußten gänseblümchen¬
haften Mädcheneindruck auf mich machte — im Gegenteil: sie ist uns tomws lÄto;
aber trotzdem kann ich mir nicht denken, daß sie die Erfahrungen der Ehe hinter


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[0478] Gräfin Susanns mir gesagt sein: du lebst wie eine Tierart, die ausstirbt. Denn alles, was Daseins¬ berechtigung verleiht, Lebenszweck, Lebensziel und Lebensarbeit ist für dich gar nicht vorhanden. Die Arbeit habe ich einem ganz hervorragend tüchtigen Geschäftsmann über¬ tragen, erwiderte Anthony mit einer Verbeugung. — Sie ist so köstlich, lebens¬ frisch, dachte er dabei, die Weiße Haut, die roten Lippen mit den weißen Zähnen, das üppige schwarze Haar und die leuchtenden, strahlenden Augen — wie sie mich anlachten, ehe sie wegging! Das alles erweckt das Gefühl von unverbrauchter Lebensfülle, von verhaltner Kraft und noch unbekannter Fähigkeiten. Mittlerweile löste Adrian mühsam das Rückgrat aus einer gerösteten Sardine. Es wäre besser, die Köchin würde diese Kinder der trügerischen Welle entgrätet auf die Tafel schicken, meinst du nicht? I^dor se Amor. Arbeit und Liebe. In der Arbeit liegt das Recht zum Leben, und Liebe ist der Endzweck des Lebens. Wende dich mit deinem Tadel doch lieber an die Köchin selbst, riet Anthony. Darin liegts, dachte er weiter; unbekannte Fähigkeiten! Ihr Wesen läßt so vieles ahnen und verrät doch nichts. Es wäre ein Ding der Unmöglichkeit, sie jemand zu schildern, der sie noch nie gesehen hat. Ein oder zwei Tropfen Worcestertunke verbessert sie wesentlich, versicherte Adrian mit vollem Mund. Ist dir noch nie aufgefallen, in wie unvorhergesehener, romantischer Weise die Jrrpfade des Lebens manchmal ganz Entgegengesetztes zusammenführen? Hier diese Fische aus dem Meere des Südens und diese Tunke aus einer nordischen Fabrikstadt! Und ihre Gestalt, dachte Anthony, diese stolze, schlanke, biegsame Gestalt — ihre Bewegungen — diese Vereinigung von Kraft und Anmut. Auch auf die längste Nacht folgt ein Morgen, versicherte Adrian und ließ drei Stücke Zucker in seine Teetasse fallen. Gott sei Dank soll es jetzt wieder Mode sein, Zucker in den Tee zu nehmen. Gott allein weiß, was ich gelitten habe in all der Zeit, wo man dies unschicklich fand. Nun antworte aber einmal: Arbeitest du? Liebst du? Liebe ist so ein unklarer Begriff! erwiderte Anthony verdrossen, während seine Gedanken ihre bisherige Richtung weiter verfolgten. — Ja, sie ist jung und kräftig und schön und dabei so zart und so hochgebildet, wie es eine Frau nur irgend sein kann. Das Leben, erklärte Adrian, ist etwas, das ein Mensch sich ehrlich erwerben, dessen er sich würdig erweisen und das er verdienen sollte. Wie ich mir habe sagen lassen, entgegnete Anthony, soll es einige bevorzugte Menschen geben, die dieses köstliche Etwas von ihren Ahnen geerbt haben. Pah! Unsre Ahnen können meine These höchstens insofern erschüttern, als sie selbst nichts geahnt haben. Sie haben dann nur den unbedeutenden äußern Anstoß gegeben, aber all das ungewisse, abenteuerliche, interessante Zubehör müssen wir selbst beisteuern. Erst müssen wir uns unser Leben verdienen und dann da¬ durch verschwenden, daß wir es in vollen Zügen genießen. Also: wir verdienen unser Leben durch Arbeit, und dann verschwenden wir es, göttergleich! in Liebe. Dafür könnte ich eine Unmenge Dichter zitieren — sogar einen Deutschen, dessen Name mir auf der Zunge liegt. Jawohl, du könntest, unterbrach ihn Anthony rasch, aber du wirst es um Gottes willen nicht tun. Es ist ja wunderschön, Riesenkräfte zu haben, aber es ist grausam und gewalttätig, Gebrauch davon zu machen. Mittlerweile dachte er: Komisch, daß ich mir eigentlich gar nicht vorstellen kann, was sie ist! Sie ist Witwe, und doch kommt sie mir gar nicht vor wie ein Weib, das verheiratet gewesen ist! Nicht als ob sie den bewußten gänseblümchen¬ haften Mädcheneindruck auf mich machte — im Gegenteil: sie ist uns tomws lÄto; aber trotzdem kann ich mir nicht denken, daß sie die Erfahrungen der Ehe hinter

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_294416/478>, abgerufen am 12.05.2024.