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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr.

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Gräfin Susanna

sich hat. Sie hat so etwas blumenhaft Frisches, so etwas Unberührtes, Reines an
sich -- man fühlt ihre Unerfahrenheit in gewissen Dingen heraus. Und doch be¬
lehrt mich ein Blick auf ihre Karte, daß ich mich täusche!

Adrian streute mit liebevoller Sorgfalt Zucker auf einen Teller mit dunkel¬
roten Erdbeeren und begoß sie darauf mit Sahne.

Das ist der Himmel auf Erden, flüsterte er andächtig.

Das rosige Antlitz und die blauen Augen leuchteten begeistert auf, als er
kostete, doch sofort legten sich tiefe Schatten über sie.

Betrüger! rief er entrüstet und drohte mit der Faust nach der Glasschale,
aus der er sich bedient hatte; schön wie Hyperion und falsch wie die Schwüre
eines Spielers! -- Sauer und wässerig -- ein wahres saures Bad! Na, die
kannst du alle allein aufessen! -- Er schob die Schale zu Anthony hinüber. Ver¬
mutlich ist es für gute Erdbeeren noch zu früh in der Jahreszeit. -- Dafür lobe
ich mir die biedern, echten, schottischen Marmeladen! Bei diesen Worten häufte
er Butter und Eingemachtes auf seinen Teller. -- Doch halt! Von was haben
wir denn eigentlich gesprochen? Ach ja! Ich sagte, ich könne die Gemütsver¬
fassung eines Mannes wie du durchaus nicht begreifen. Und das ist deshalb
merkwürdig, weil für gewöhnlich der Größere den Kleinern begreift. Doch meine
Augen ruhen auf dir, und ich denke! Ich denke, ob du, der du doch ein lebendes
Wesen zu sein scheinst, ob du -- denke ich -- jemals, jemals ergriffen wirst von
dem Gefühl--- welches Gefühl glaubst du eigentlich, daß ich meine?

Keine Ahnung! sagte Anthony wenig entgegenkommend.

Von dem Gefühl, daß du eigentlich hier sitzen und dein Haupt über ein
Blatt hübsch liniiertes Notenpapier beugen und dieses mit Punkten und Strichen
und Schlüsseln und sonstigen Krakelfüßen verschönern müßtest! Das denke ich bei
mir, und dieser Gedanke raubt mir den Atem. Ich kann deine Gemütsverfassung
absolut nicht begreifen.

Im günstigsten Fall kann ich sie am nächsten Sonntag wiedersehen, und heute
ist erst Freitag! klagte Anthony innerlich.

Apropos, sagte er laut zu seinem Freunde, du hast doch behauptet, der Freitag
sei ein Unglückstag?

Ta -- ta, entgegnete dieser, das ist durchaus kein Apropos!

Aber du hast es behauptet, und ich bestreite diese Behauptung, denn sie
widerspricht meiner eignen Erfahrung gänzlich!

Das kommt nur daher, daß du Thouy getauft worden bist, erklärte Adrian.
Der Freitag und der noch viel mehr gefürchtete Dreizehnte sind Glückstage für
jeden, dessen Paten so gescheit waren, ihn Thory zu benamsen. Und warum?
Weil der heilige Antonius von Padua an einem Freitag geboren worden und an
einem Dreizehnter zur ewigen Seligkeit eingegangen ist -- es war der dreizehnte
Juni, der Dreizehnte dieses Monats. Aber für uns andre -- hier nahm seine
Stimme einen ernstern Ton an --, für uns andre -- na -- unberufne! -- Nimm
zum Beispiel mich an: einen intelligenten, jungen Kerl, der sein reichlich Tage¬
werk auf sich hat und zu dessen Erfüllung seiner regelmäßigen Nahrungszufuhr
bedarf! Der Freitag kommt heran, und während vierundzwanzig geschlagner
Stunden ist er gezwungen, sich mit Fischen und Gemüsen und ähnlichem Zeug
aufrecht zu erhalten, während jede Faser seiner irdischen Hülle nach Fleisch, nach
schönem rötlichen Fleisch schreit. -- Und nun, damit schob er seinen Stuhl zurück,
sei tapfer, liebes Herz! Stähle deinen Mut und ertrage dein Mißgeschick wie ein
Mann! Einen Schmerz mit Fassung ertragen, heißt, ihn schon halb bezwungen
haben. Ich muß dich nämlich für einige Zeit der Wonne meiner Gegenwart
berauben.

Mit tänzelnden Schritt ging er zur Tür. Auf der Schwelle sagte er noch:
Wenn du dich etwa eine halbe Stunde vor dem Gabelfrühstück in mein Geschäfts¬
zimmer bemühen willst, hoffe ich auch die letzten Takte vollends gefeilt zu haben


Gräfin Susanna

sich hat. Sie hat so etwas blumenhaft Frisches, so etwas Unberührtes, Reines an
sich — man fühlt ihre Unerfahrenheit in gewissen Dingen heraus. Und doch be¬
lehrt mich ein Blick auf ihre Karte, daß ich mich täusche!

Adrian streute mit liebevoller Sorgfalt Zucker auf einen Teller mit dunkel¬
roten Erdbeeren und begoß sie darauf mit Sahne.

Das ist der Himmel auf Erden, flüsterte er andächtig.

Das rosige Antlitz und die blauen Augen leuchteten begeistert auf, als er
kostete, doch sofort legten sich tiefe Schatten über sie.

Betrüger! rief er entrüstet und drohte mit der Faust nach der Glasschale,
aus der er sich bedient hatte; schön wie Hyperion und falsch wie die Schwüre
eines Spielers! — Sauer und wässerig — ein wahres saures Bad! Na, die
kannst du alle allein aufessen! — Er schob die Schale zu Anthony hinüber. Ver¬
mutlich ist es für gute Erdbeeren noch zu früh in der Jahreszeit. — Dafür lobe
ich mir die biedern, echten, schottischen Marmeladen! Bei diesen Worten häufte
er Butter und Eingemachtes auf seinen Teller. — Doch halt! Von was haben
wir denn eigentlich gesprochen? Ach ja! Ich sagte, ich könne die Gemütsver¬
fassung eines Mannes wie du durchaus nicht begreifen. Und das ist deshalb
merkwürdig, weil für gewöhnlich der Größere den Kleinern begreift. Doch meine
Augen ruhen auf dir, und ich denke! Ich denke, ob du, der du doch ein lebendes
Wesen zu sein scheinst, ob du — denke ich — jemals, jemals ergriffen wirst von
dem Gefühl--- welches Gefühl glaubst du eigentlich, daß ich meine?

Keine Ahnung! sagte Anthony wenig entgegenkommend.

Von dem Gefühl, daß du eigentlich hier sitzen und dein Haupt über ein
Blatt hübsch liniiertes Notenpapier beugen und dieses mit Punkten und Strichen
und Schlüsseln und sonstigen Krakelfüßen verschönern müßtest! Das denke ich bei
mir, und dieser Gedanke raubt mir den Atem. Ich kann deine Gemütsverfassung
absolut nicht begreifen.

Im günstigsten Fall kann ich sie am nächsten Sonntag wiedersehen, und heute
ist erst Freitag! klagte Anthony innerlich.

Apropos, sagte er laut zu seinem Freunde, du hast doch behauptet, der Freitag
sei ein Unglückstag?

Ta — ta, entgegnete dieser, das ist durchaus kein Apropos!

Aber du hast es behauptet, und ich bestreite diese Behauptung, denn sie
widerspricht meiner eignen Erfahrung gänzlich!

Das kommt nur daher, daß du Thouy getauft worden bist, erklärte Adrian.
Der Freitag und der noch viel mehr gefürchtete Dreizehnte sind Glückstage für
jeden, dessen Paten so gescheit waren, ihn Thory zu benamsen. Und warum?
Weil der heilige Antonius von Padua an einem Freitag geboren worden und an
einem Dreizehnter zur ewigen Seligkeit eingegangen ist — es war der dreizehnte
Juni, der Dreizehnte dieses Monats. Aber für uns andre — hier nahm seine
Stimme einen ernstern Ton an —, für uns andre — na — unberufne! — Nimm
zum Beispiel mich an: einen intelligenten, jungen Kerl, der sein reichlich Tage¬
werk auf sich hat und zu dessen Erfüllung seiner regelmäßigen Nahrungszufuhr
bedarf! Der Freitag kommt heran, und während vierundzwanzig geschlagner
Stunden ist er gezwungen, sich mit Fischen und Gemüsen und ähnlichem Zeug
aufrecht zu erhalten, während jede Faser seiner irdischen Hülle nach Fleisch, nach
schönem rötlichen Fleisch schreit. — Und nun, damit schob er seinen Stuhl zurück,
sei tapfer, liebes Herz! Stähle deinen Mut und ertrage dein Mißgeschick wie ein
Mann! Einen Schmerz mit Fassung ertragen, heißt, ihn schon halb bezwungen
haben. Ich muß dich nämlich für einige Zeit der Wonne meiner Gegenwart
berauben.

Mit tänzelnden Schritt ging er zur Tür. Auf der Schwelle sagte er noch:
Wenn du dich etwa eine halbe Stunde vor dem Gabelfrühstück in mein Geschäfts¬
zimmer bemühen willst, hoffe ich auch die letzten Takte vollends gefeilt zu haben


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[0479] Gräfin Susanna sich hat. Sie hat so etwas blumenhaft Frisches, so etwas Unberührtes, Reines an sich — man fühlt ihre Unerfahrenheit in gewissen Dingen heraus. Und doch be¬ lehrt mich ein Blick auf ihre Karte, daß ich mich täusche! Adrian streute mit liebevoller Sorgfalt Zucker auf einen Teller mit dunkel¬ roten Erdbeeren und begoß sie darauf mit Sahne. Das ist der Himmel auf Erden, flüsterte er andächtig. Das rosige Antlitz und die blauen Augen leuchteten begeistert auf, als er kostete, doch sofort legten sich tiefe Schatten über sie. Betrüger! rief er entrüstet und drohte mit der Faust nach der Glasschale, aus der er sich bedient hatte; schön wie Hyperion und falsch wie die Schwüre eines Spielers! — Sauer und wässerig — ein wahres saures Bad! Na, die kannst du alle allein aufessen! — Er schob die Schale zu Anthony hinüber. Ver¬ mutlich ist es für gute Erdbeeren noch zu früh in der Jahreszeit. — Dafür lobe ich mir die biedern, echten, schottischen Marmeladen! Bei diesen Worten häufte er Butter und Eingemachtes auf seinen Teller. — Doch halt! Von was haben wir denn eigentlich gesprochen? Ach ja! Ich sagte, ich könne die Gemütsver¬ fassung eines Mannes wie du durchaus nicht begreifen. Und das ist deshalb merkwürdig, weil für gewöhnlich der Größere den Kleinern begreift. Doch meine Augen ruhen auf dir, und ich denke! Ich denke, ob du, der du doch ein lebendes Wesen zu sein scheinst, ob du — denke ich — jemals, jemals ergriffen wirst von dem Gefühl--- welches Gefühl glaubst du eigentlich, daß ich meine? Keine Ahnung! sagte Anthony wenig entgegenkommend. Von dem Gefühl, daß du eigentlich hier sitzen und dein Haupt über ein Blatt hübsch liniiertes Notenpapier beugen und dieses mit Punkten und Strichen und Schlüsseln und sonstigen Krakelfüßen verschönern müßtest! Das denke ich bei mir, und dieser Gedanke raubt mir den Atem. Ich kann deine Gemütsverfassung absolut nicht begreifen. Im günstigsten Fall kann ich sie am nächsten Sonntag wiedersehen, und heute ist erst Freitag! klagte Anthony innerlich. Apropos, sagte er laut zu seinem Freunde, du hast doch behauptet, der Freitag sei ein Unglückstag? Ta — ta, entgegnete dieser, das ist durchaus kein Apropos! Aber du hast es behauptet, und ich bestreite diese Behauptung, denn sie widerspricht meiner eignen Erfahrung gänzlich! Das kommt nur daher, daß du Thouy getauft worden bist, erklärte Adrian. Der Freitag und der noch viel mehr gefürchtete Dreizehnte sind Glückstage für jeden, dessen Paten so gescheit waren, ihn Thory zu benamsen. Und warum? Weil der heilige Antonius von Padua an einem Freitag geboren worden und an einem Dreizehnter zur ewigen Seligkeit eingegangen ist — es war der dreizehnte Juni, der Dreizehnte dieses Monats. Aber für uns andre — hier nahm seine Stimme einen ernstern Ton an —, für uns andre — na — unberufne! — Nimm zum Beispiel mich an: einen intelligenten, jungen Kerl, der sein reichlich Tage¬ werk auf sich hat und zu dessen Erfüllung seiner regelmäßigen Nahrungszufuhr bedarf! Der Freitag kommt heran, und während vierundzwanzig geschlagner Stunden ist er gezwungen, sich mit Fischen und Gemüsen und ähnlichem Zeug aufrecht zu erhalten, während jede Faser seiner irdischen Hülle nach Fleisch, nach schönem rötlichen Fleisch schreit. — Und nun, damit schob er seinen Stuhl zurück, sei tapfer, liebes Herz! Stähle deinen Mut und ertrage dein Mißgeschick wie ein Mann! Einen Schmerz mit Fassung ertragen, heißt, ihn schon halb bezwungen haben. Ich muß dich nämlich für einige Zeit der Wonne meiner Gegenwart berauben. Mit tänzelnden Schritt ging er zur Tür. Auf der Schwelle sagte er noch: Wenn du dich etwa eine halbe Stunde vor dem Gabelfrühstück in mein Geschäfts¬ zimmer bemühen willst, hoffe ich auch die letzten Takte vollends gefeilt zu haben

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_294416/479>, abgerufen am 10.05.2024.