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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr.

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Gräfin Susanna

Fürst oder Herzog führten, so rangierten sie in Sampaolo doch nur als Barone
und waren Untertanen des Grafen.

Ihre Stimme klang begeistert bei diesen Worten.

Nach einer kleinen Pause fuhr sie fort: Noch heute zeigt man Ihnen im
Palazzo rosso den Throusaal mit dem scharlachroten Thron, dessen Baldachin von
eiuer goldnen Krone zusammengehalten wird. Aber die Grafen von Sampaolo
waren brave Männer und weise Regenten, und mehr als siebenhundert Jahre war
die Insel glücklich, reich und frei. Oft versuchten die Türkei: sowohl als die Vene¬
zianer und auch der eine oder der andre Papst, sie zu nehmen, aber die Sampnolesen
waren tapfre Kämpen und verstanden zu halten, was ihr eigen war.

Wiederum schwieg sie einen Augenblick.

Dann aber, erzählte sie weiter, wurde das einige Italien gepredigt, und die
dummen, dummen Sampaolesen machten im Jahre 1850 eine Revolution, unter¬
warfen sich dem Zepter Viktor Emanuels, und seither sind sie in einem wahrhaft
trostlosen Zustande, dank der unerschwinglichen Steuern, der militärischen Aushebung,
der bestechlichen Beamtenschaft und der Kmnorrn. Aber -- xg.ülon/a! Das König¬
reich Italien wird auch nicht ewig dauern.

Das wollen wir zu Gott hoffen, sagte Anthony beistimmend.

Dann forschte er weiter:

Und was wurde aus den Grafen, nachdem sie von ihrem Scharlachthron ge¬
stürzt worden waren?

Damit bringen Sie mich auf ein Schmachvolles Kapitel unsrer Geschichte, sagte
Susanna ernst. An der Spitze der Revolution stand der nächste Blutsverwandte
des damaligen regierenden Grafen. Der jetzige rechtmäßige Graf von Sampaolo
lebt in der Verbannung. Sein Titel und sein Vermögen sind im Besitz von jemand,
der keinen Schatten von Recht, von moralischem Recht auf sie hat, so wenig --
wie zum Beispiel ich.

Ach, bemerkte Anthony philosophisch, ein niedliches politisches Miniaturbild:
Orleans und Bourbon, Hannover und Stuart, ein Graf in Besitz und ein Graf
über dem Wasser -- ein Usurpator und ein Prätendent.

Genau so! Nur daß in diesem Fall der besitzende Graf eine Gräfin ist, weil die
Linie des Usurpators im Mcmnesstamm ausgestorben ist. O, die Geschichte von Sam¬
paolo ist lebhaft genug gewesen. In irgend einer englischen Zeitschrift hat man sie ein¬
mal ein Mosaik von Melodrama und komischer Oper genannt. Wenn Sie wollen,
kann man ihr Ende so nennen, aber sie begann voll von Romantik und Ritterlichkeit.

Brechen Sie nicht so jäh ab, bat Anthony, erzählen Sie mir die ganze Ge¬
schichte Sampaolos von Anfang an!

Das kann ich mit den Worten Ihres englischen Geschichtsforschers Alban
Butter, sagte sie lächelnd.

Sie sann einen Augenblick nach, als ob sie die Zuverlässigkeit ihres Gedächt¬
nisses prüfen wollte, und begann dann lächelnd herzusagen: Im Jahre 1102
oder 1103, sagt er in seiner Lebensbeschreibung von San Guido ValdeZchi della
Spina, als der Heilige vom Heiligen Land, wohin er als Kreuzfahrer gezogen war,
zurückkehrte, litt er Schiffbruch um der Küste der Jusel Jlaria im Adriatischen
Meer. Er war tief betrübt über den Seelenzustand der Bevölkerung der Insel, die
nur einen ganz dunkeln Begriff von den Heilswahrheiten der heiligen Kirche hatte
"ud noch voll heidnischem Aberglauben steckte. Während des Kreuzzugs hatte sich
San Guido nicht mir durch seine große Tapferkeit, sondern auch durch seine muster-
hafte Frömmigkeit ausgezeichnet. Den Beinamen della Spina hatte man ihm zu¬
gelegt, weil er am Griff seines Schwertes einen spitzen Dorn hatte anbringen lassen,
°er sich in seine Hand bohrte, wenn er sich des Schwertes bediente. Es sollte ihn
daran erinnern, daß ein Kreuzfahrer nicht ans menschlichem Haß und aus kriege¬
rischen! Ehrgeiz fechten dürfe, sondern nur ans christlichem Eifer und in christlicher
Demut. Als er nun nach seinem Schiffbruch lind vielen andern Fährlichkeiten nach


Grenzboten IN 1904 71
Gräfin Susanna

Fürst oder Herzog führten, so rangierten sie in Sampaolo doch nur als Barone
und waren Untertanen des Grafen.

Ihre Stimme klang begeistert bei diesen Worten.

Nach einer kleinen Pause fuhr sie fort: Noch heute zeigt man Ihnen im
Palazzo rosso den Throusaal mit dem scharlachroten Thron, dessen Baldachin von
eiuer goldnen Krone zusammengehalten wird. Aber die Grafen von Sampaolo
waren brave Männer und weise Regenten, und mehr als siebenhundert Jahre war
die Insel glücklich, reich und frei. Oft versuchten die Türkei: sowohl als die Vene¬
zianer und auch der eine oder der andre Papst, sie zu nehmen, aber die Sampnolesen
waren tapfre Kämpen und verstanden zu halten, was ihr eigen war.

Wiederum schwieg sie einen Augenblick.

Dann aber, erzählte sie weiter, wurde das einige Italien gepredigt, und die
dummen, dummen Sampaolesen machten im Jahre 1850 eine Revolution, unter¬
warfen sich dem Zepter Viktor Emanuels, und seither sind sie in einem wahrhaft
trostlosen Zustande, dank der unerschwinglichen Steuern, der militärischen Aushebung,
der bestechlichen Beamtenschaft und der Kmnorrn. Aber — xg.ülon/a! Das König¬
reich Italien wird auch nicht ewig dauern.

Das wollen wir zu Gott hoffen, sagte Anthony beistimmend.

Dann forschte er weiter:

Und was wurde aus den Grafen, nachdem sie von ihrem Scharlachthron ge¬
stürzt worden waren?

Damit bringen Sie mich auf ein Schmachvolles Kapitel unsrer Geschichte, sagte
Susanna ernst. An der Spitze der Revolution stand der nächste Blutsverwandte
des damaligen regierenden Grafen. Der jetzige rechtmäßige Graf von Sampaolo
lebt in der Verbannung. Sein Titel und sein Vermögen sind im Besitz von jemand,
der keinen Schatten von Recht, von moralischem Recht auf sie hat, so wenig —
wie zum Beispiel ich.

Ach, bemerkte Anthony philosophisch, ein niedliches politisches Miniaturbild:
Orleans und Bourbon, Hannover und Stuart, ein Graf in Besitz und ein Graf
über dem Wasser — ein Usurpator und ein Prätendent.

Genau so! Nur daß in diesem Fall der besitzende Graf eine Gräfin ist, weil die
Linie des Usurpators im Mcmnesstamm ausgestorben ist. O, die Geschichte von Sam¬
paolo ist lebhaft genug gewesen. In irgend einer englischen Zeitschrift hat man sie ein¬
mal ein Mosaik von Melodrama und komischer Oper genannt. Wenn Sie wollen,
kann man ihr Ende so nennen, aber sie begann voll von Romantik und Ritterlichkeit.

Brechen Sie nicht so jäh ab, bat Anthony, erzählen Sie mir die ganze Ge¬
schichte Sampaolos von Anfang an!

Das kann ich mit den Worten Ihres englischen Geschichtsforschers Alban
Butter, sagte sie lächelnd.

Sie sann einen Augenblick nach, als ob sie die Zuverlässigkeit ihres Gedächt¬
nisses prüfen wollte, und begann dann lächelnd herzusagen: Im Jahre 1102
oder 1103, sagt er in seiner Lebensbeschreibung von San Guido ValdeZchi della
Spina, als der Heilige vom Heiligen Land, wohin er als Kreuzfahrer gezogen war,
zurückkehrte, litt er Schiffbruch um der Küste der Jusel Jlaria im Adriatischen
Meer. Er war tief betrübt über den Seelenzustand der Bevölkerung der Insel, die
nur einen ganz dunkeln Begriff von den Heilswahrheiten der heiligen Kirche hatte
"ud noch voll heidnischem Aberglauben steckte. Während des Kreuzzugs hatte sich
San Guido nicht mir durch seine große Tapferkeit, sondern auch durch seine muster-
hafte Frömmigkeit ausgezeichnet. Den Beinamen della Spina hatte man ihm zu¬
gelegt, weil er am Griff seines Schwertes einen spitzen Dorn hatte anbringen lassen,
°er sich in seine Hand bohrte, wenn er sich des Schwertes bediente. Es sollte ihn
daran erinnern, daß ein Kreuzfahrer nicht ans menschlichem Haß und aus kriege¬
rischen! Ehrgeiz fechten dürfe, sondern nur ans christlichem Eifer und in christlicher
Demut. Als er nun nach seinem Schiffbruch lind vielen andern Fährlichkeiten nach


Grenzboten IN 1904 71
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[0545] Gräfin Susanna Fürst oder Herzog führten, so rangierten sie in Sampaolo doch nur als Barone und waren Untertanen des Grafen. Ihre Stimme klang begeistert bei diesen Worten. Nach einer kleinen Pause fuhr sie fort: Noch heute zeigt man Ihnen im Palazzo rosso den Throusaal mit dem scharlachroten Thron, dessen Baldachin von eiuer goldnen Krone zusammengehalten wird. Aber die Grafen von Sampaolo waren brave Männer und weise Regenten, und mehr als siebenhundert Jahre war die Insel glücklich, reich und frei. Oft versuchten die Türkei: sowohl als die Vene¬ zianer und auch der eine oder der andre Papst, sie zu nehmen, aber die Sampnolesen waren tapfre Kämpen und verstanden zu halten, was ihr eigen war. Wiederum schwieg sie einen Augenblick. Dann aber, erzählte sie weiter, wurde das einige Italien gepredigt, und die dummen, dummen Sampaolesen machten im Jahre 1850 eine Revolution, unter¬ warfen sich dem Zepter Viktor Emanuels, und seither sind sie in einem wahrhaft trostlosen Zustande, dank der unerschwinglichen Steuern, der militärischen Aushebung, der bestechlichen Beamtenschaft und der Kmnorrn. Aber — xg.ülon/a! Das König¬ reich Italien wird auch nicht ewig dauern. Das wollen wir zu Gott hoffen, sagte Anthony beistimmend. Dann forschte er weiter: Und was wurde aus den Grafen, nachdem sie von ihrem Scharlachthron ge¬ stürzt worden waren? Damit bringen Sie mich auf ein Schmachvolles Kapitel unsrer Geschichte, sagte Susanna ernst. An der Spitze der Revolution stand der nächste Blutsverwandte des damaligen regierenden Grafen. Der jetzige rechtmäßige Graf von Sampaolo lebt in der Verbannung. Sein Titel und sein Vermögen sind im Besitz von jemand, der keinen Schatten von Recht, von moralischem Recht auf sie hat, so wenig — wie zum Beispiel ich. Ach, bemerkte Anthony philosophisch, ein niedliches politisches Miniaturbild: Orleans und Bourbon, Hannover und Stuart, ein Graf in Besitz und ein Graf über dem Wasser — ein Usurpator und ein Prätendent. Genau so! Nur daß in diesem Fall der besitzende Graf eine Gräfin ist, weil die Linie des Usurpators im Mcmnesstamm ausgestorben ist. O, die Geschichte von Sam¬ paolo ist lebhaft genug gewesen. In irgend einer englischen Zeitschrift hat man sie ein¬ mal ein Mosaik von Melodrama und komischer Oper genannt. Wenn Sie wollen, kann man ihr Ende so nennen, aber sie begann voll von Romantik und Ritterlichkeit. Brechen Sie nicht so jäh ab, bat Anthony, erzählen Sie mir die ganze Ge¬ schichte Sampaolos von Anfang an! Das kann ich mit den Worten Ihres englischen Geschichtsforschers Alban Butter, sagte sie lächelnd. Sie sann einen Augenblick nach, als ob sie die Zuverlässigkeit ihres Gedächt¬ nisses prüfen wollte, und begann dann lächelnd herzusagen: Im Jahre 1102 oder 1103, sagt er in seiner Lebensbeschreibung von San Guido ValdeZchi della Spina, als der Heilige vom Heiligen Land, wohin er als Kreuzfahrer gezogen war, zurückkehrte, litt er Schiffbruch um der Küste der Jusel Jlaria im Adriatischen Meer. Er war tief betrübt über den Seelenzustand der Bevölkerung der Insel, die nur einen ganz dunkeln Begriff von den Heilswahrheiten der heiligen Kirche hatte "ud noch voll heidnischem Aberglauben steckte. Während des Kreuzzugs hatte sich San Guido nicht mir durch seine große Tapferkeit, sondern auch durch seine muster- hafte Frömmigkeit ausgezeichnet. Den Beinamen della Spina hatte man ihm zu¬ gelegt, weil er am Griff seines Schwertes einen spitzen Dorn hatte anbringen lassen, °er sich in seine Hand bohrte, wenn er sich des Schwertes bediente. Es sollte ihn daran erinnern, daß ein Kreuzfahrer nicht ans menschlichem Haß und aus kriege¬ rischen! Ehrgeiz fechten dürfe, sondern nur ans christlichem Eifer und in christlicher Demut. Als er nun nach seinem Schiffbruch lind vielen andern Fährlichkeiten nach Grenzboten IN 1904 71

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_294416/545>, abgerufen am 05.06.2024.