Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr.Organisation der Düne" gegen jede Maßnahme der Behörden zur Förderung Mit Caprivis Rücktritt war die kurze Zeit der "Meistbegünstigung" der Dennoch kam die Optantenfrage wieder zur Sprache und für viele mit Organisation der Düne» gegen jede Maßnahme der Behörden zur Förderung Mit Caprivis Rücktritt war die kurze Zeit der „Meistbegünstigung" der Dennoch kam die Optantenfrage wieder zur Sprache und für viele mit <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0561" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/294978"/> <fw type="header" place="top"/><lb/> <p xml:id="ID_2549" prev="#ID_2548"> Organisation der Düne» gegen jede Maßnahme der Behörden zur Förderung<lb/> des Deutschtums, besonders auf dem Gebiet der Schulsprache, planvoller und<lb/> straffer wurde, wie ich in den Grenzboten Heft 36 vom Jahre 1896 und Heft 29<lb/> vom Jahre 1900 nachgewiesen habe, da sah man den taktischen Fehler ein,<lb/> den man mit dem massenhaften „Überschreiben" — so nannte man im Volts-<lb/> mnnde die Optionen — begangen hatte, und suchte ihn möglichst dadurch zu<lb/> adressieren, daß man die Parole ausgab auf Nachsuchen der Naturalisation<lb/> als preußischer Staatsbürger. Die Caprivische Periode kam den Dünen<lb/> wunderbar zustatten. Der dünische Untertan brauchte nicht einmal deutsche<lb/> Gesinnung zu heucheln oder heilig zu geloben, sich aller staatsfeindlichen Um¬<lb/> triebe zu enthalten, man nahm fast unbesehen in vier Jahren fünf- bis sechs¬<lb/> tausend dänische Untertanen in den preußischen Untertanenverband auf, die<lb/> gleich nachher in sehr vielen Fällen die eifrigsten Agitatoren wurden, in den<lb/> seltensten Fällen sich loyal zeigten. Es war die goldne Zeit der Dünen, als<lb/> die beiden dänischen Landtagsabgeordneten während des Kaisermanövers 1890<lb/> auf Schloß Glücksburg zur Tafel geladen wurden, wie der jetzige Abgeordnete<lb/> Hauffer behauptet, auf ausdrücklichen Wunsch des Kaisers, und als Herfurth.<lb/> auf einer Dienstreise in Schleswig anwesend, zur großen Bestürzung der<lb/> Provinzialregierung den Dänen Gustav Johannsen aus Flensburg zu sich<lb/> bitten ließ, um mit ihm im Regierungsgebüude uordschleswigsche Angelegen-<lb/> heiten zu besprechen.</p><lb/> <p xml:id="ID_2550"> Mit Caprivis Rücktritt war die kurze Zeit der „Meistbegünstigung" der<lb/> Dänen vorüber, aber an den unheilschweren Folgen leidet das Deutschtum<lb/> noch heute. Wären damals nicht so viele Optanten naturalisiert worden,<lb/> darunter fast alle „bedeutendern" Männer, wie sich Hauffer in einer Schrift<lb/> „Nordslesvig 1899" ausdrückt, die deutschen Erfolge bei den letzten beiden<lb/> Reichstags- und Landtagswahlen würden noch glänzender erscheinen. Der<lb/> Fehler war aber nicht mehr zu korrigieren.</p><lb/> <p xml:id="ID_2551" next="#ID_2552"> Dennoch kam die Optantenfrage wieder zur Sprache und für viele mit<lb/> sehr unangenehmer Lösung. Die maßlose dänische Propaganda, die, wie ein¬<lb/> gestanden wurde, auf Vereinigung Schleswigs oder mindestens seines nördlichen<lb/> Teils mit Dänemark abzielt, und die geradezu infolge der zu großen Duld¬<lb/> samkeit der Regierung so stark angewachsen war, daß sie nach dem Ausspruch<lb/> des Ministers des Innern Rheinbabcn zu einer Gefährdung des Staats führte,<lb/> hatte den Oberpräsidenten von Köller veranlaßt, mit fester Hand in das<lb/> dänische Wespennest zu greifen. Ich verweise darüber auf meinen Artikel in<lb/> Heft 29 der Grenzboten von 1900. Bis 1898 waren wohl einzelne Optanten<lb/> ausgewiesen worden, wenn sie lustig fielen, sei es nun in armenrechtlichem<lb/> oder in politischem Sinne, und in den ersten Jahren der Politik der „festen<lb/> Hand" blieb es dabei; ein paar Jahre später aber entdeckte die Regierung,<lb/> daß viele Männer hier als preußische Untertanen wohnten, die schon früher<lb/> hier gewohnt und für Dänemark optiert hatten, später aber nicht wie die<lb/> vielen Optanten in der Caprivischen Zeit naturalisiert worden waren. Sie<lb/> hatten einfach wieder innerhalb der sechsjährigen Frist vom 16. November 1864<lb/> bis zum 16. November 1870 von Dänemark aus für Preußen optiert, also</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0561]
Organisation der Düne» gegen jede Maßnahme der Behörden zur Förderung
des Deutschtums, besonders auf dem Gebiet der Schulsprache, planvoller und
straffer wurde, wie ich in den Grenzboten Heft 36 vom Jahre 1896 und Heft 29
vom Jahre 1900 nachgewiesen habe, da sah man den taktischen Fehler ein,
den man mit dem massenhaften „Überschreiben" — so nannte man im Volts-
mnnde die Optionen — begangen hatte, und suchte ihn möglichst dadurch zu
adressieren, daß man die Parole ausgab auf Nachsuchen der Naturalisation
als preußischer Staatsbürger. Die Caprivische Periode kam den Dünen
wunderbar zustatten. Der dünische Untertan brauchte nicht einmal deutsche
Gesinnung zu heucheln oder heilig zu geloben, sich aller staatsfeindlichen Um¬
triebe zu enthalten, man nahm fast unbesehen in vier Jahren fünf- bis sechs¬
tausend dänische Untertanen in den preußischen Untertanenverband auf, die
gleich nachher in sehr vielen Fällen die eifrigsten Agitatoren wurden, in den
seltensten Fällen sich loyal zeigten. Es war die goldne Zeit der Dünen, als
die beiden dänischen Landtagsabgeordneten während des Kaisermanövers 1890
auf Schloß Glücksburg zur Tafel geladen wurden, wie der jetzige Abgeordnete
Hauffer behauptet, auf ausdrücklichen Wunsch des Kaisers, und als Herfurth.
auf einer Dienstreise in Schleswig anwesend, zur großen Bestürzung der
Provinzialregierung den Dänen Gustav Johannsen aus Flensburg zu sich
bitten ließ, um mit ihm im Regierungsgebüude uordschleswigsche Angelegen-
heiten zu besprechen.
Mit Caprivis Rücktritt war die kurze Zeit der „Meistbegünstigung" der
Dänen vorüber, aber an den unheilschweren Folgen leidet das Deutschtum
noch heute. Wären damals nicht so viele Optanten naturalisiert worden,
darunter fast alle „bedeutendern" Männer, wie sich Hauffer in einer Schrift
„Nordslesvig 1899" ausdrückt, die deutschen Erfolge bei den letzten beiden
Reichstags- und Landtagswahlen würden noch glänzender erscheinen. Der
Fehler war aber nicht mehr zu korrigieren.
Dennoch kam die Optantenfrage wieder zur Sprache und für viele mit
sehr unangenehmer Lösung. Die maßlose dänische Propaganda, die, wie ein¬
gestanden wurde, auf Vereinigung Schleswigs oder mindestens seines nördlichen
Teils mit Dänemark abzielt, und die geradezu infolge der zu großen Duld¬
samkeit der Regierung so stark angewachsen war, daß sie nach dem Ausspruch
des Ministers des Innern Rheinbabcn zu einer Gefährdung des Staats führte,
hatte den Oberpräsidenten von Köller veranlaßt, mit fester Hand in das
dänische Wespennest zu greifen. Ich verweise darüber auf meinen Artikel in
Heft 29 der Grenzboten von 1900. Bis 1898 waren wohl einzelne Optanten
ausgewiesen worden, wenn sie lustig fielen, sei es nun in armenrechtlichem
oder in politischem Sinne, und in den ersten Jahren der Politik der „festen
Hand" blieb es dabei; ein paar Jahre später aber entdeckte die Regierung,
daß viele Männer hier als preußische Untertanen wohnten, die schon früher
hier gewohnt und für Dänemark optiert hatten, später aber nicht wie die
vielen Optanten in der Caprivischen Zeit naturalisiert worden waren. Sie
hatten einfach wieder innerhalb der sechsjährigen Frist vom 16. November 1864
bis zum 16. November 1870 von Dänemark aus für Preußen optiert, also
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