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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr.

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Wanderungen in der Niederlausitz

Gefreundten des Erschlagnen, indem er einen Vergleich stiftet, nach dem Dobrilugk
den Söhnen des Burggrafen 330 Schock Prager Groschen Wergeld zahlt und sich
verpflichtet, seinein Andenken eine besondre Sühnekapelle zu errichten. Allmählich
weiß das Kloster auch die großen Wälder an der Sachsen-wittenbergischen und an
der meißnischen Grenze, nach heutiger Benennung den Dobrilugker, Gordoner und
Grünhänser Forst zu erwerben. In diesen Wäldern leben die Reste der slawischen
Bevölkerung in ähnlicher Stellung wie die Deditzen des Neuzeller Gebiets; nur
von einer Organisation besondrer Starostien hören wir nichts, vielmehr wohnen
die Zeidler als gesonderte kleine Genossenschaften in den deutsch gewordnen Dörfern.

So werden 129l> von den Brüdern Johannes und Wittigo von Sonnenwalde
dem Kloster außer dem Dorfe "Arun>uuiri Boren" (Groß-Bahren, östlich von Sonne¬
walde) für besondre vierzig Mark "schwarzen Silbers nach Luckauer Gewicht" die
Honigzehntner von Groß- und Klein-Bahren verkauft, und aus einer andern
Schenkungsurkunde desselben Jahres ergibt sich, daß es außer den den Sonnewalder
Herren untertänigen Deditzen in Groß-Bahren einen, in Klein-Bahren zwei und
in Dobrazdrow (Dobristroh) und Nuzzedil (jetzt wüste Mark) je fünf dem Landes¬
herrn, dem Markgrafen Dietrich, hörige Zeidler gab. -- Auch mit benachbarten
Städten knüpften die klugen Zisterzienser Verbindungen an: in Luckau erwerben
sie 1298 einen Hof, bauen sie 1373 eine Kapelle, die vom Meißner Bischof mit
allerhand Privilegien, namentlich Sündenerlaß auf vierzig Tage ausgestattet wird
für alle die, die der Kapelle Gold, Silber, Bücher, Kelche, Leuchter stiften oder
sie in ihrem Testamente bedenken. Sogar das meißnische Großenhain unterhält
Beziehungen zu Dobrilugk: Anno 1309 stiftet ein gewisser Frhso für sein Seelenheil
einen Stein Talg, ebenso hat Henriens Calvus jährlich zwei Stein Talg gestiftet,
die die Fleischbank des Job Polonns dem Kloster zu liefern hat.

Die für die Wirtschaftsgeschichte interessanteste der Dobrilugker Urkunden ist
ein im Jahre 1297 zwischen Otto von Mburg und dem Kloster geschlossener Vertrag,
der einen Ansatz zu einer in jener Zeit auffallenden kapitalistischen Wirtschaftsweise
enthält. Der Eilenbnrger schenkt dem Stifte seine Einkünfte aus dem bei Luckau
liegenden Friedersdorf und dazu vier Hufen des Dorfes, die ihm persönlich (absolute)
gehören. Die übrigen Hufen des Dorfes sollen von den Bauern in der Weise
zurückgekauft werde", daß der Stifter und das Kloster je die Hälfte der Kauf-
summe hergeben. Sind diese Käufe vollzogen, so wird die gesamte Flur des Dorfes
wie eine große Plantage von den Arbeitern (oxsrari) des Klosters möglichst intensiv
bewirtschaftet: Pferde, Rindvieh, Schafe, Saatgetreide und das andre Inventar
wird zu gleichen Teilen von dem Eilenbnrger und dem Kloster beschafft, die Unter¬
haltungskosten dafür und die Arbeitslöhne werden aus dem Bruttoertrage bestritten,
der Nettoertrag wird zwischen den Konveutualen und dem Eilenbnrger oder seinen
Nachkommen alljährlich geteilt. Außerdem bedingt er sich aus, daß alljährlich an
seinem Todestage ob xiain rsoorclationiMr aninrs iruzs den Konventualen eine gute
Mahlzeit gereicht werde mit Weizenbrod, frischer Butter, Eiern, Fischen und Wein
oder Med oder Luckauer Bier. Wir erfahren nicht, wodurch dieses auffallende
Vorgehen gegen die Bauernschaft von Friedersdorf veranlaßt worden ist. Aber
man darf wohl vermuten, daß ihre Wirtschaft dem Gutsherrn zu wenig Ertrag an
Zehnten geliefert hatte; er glaubte, bei einem von den Zisterziensern geleiteten Gro߬
betriebe besser wegzukommen und dabei auch noch für sein Seelenheil sorgen zu
können. Deshalb dieses "Bauernlegen" in aller Form. Ich weiß nicht, ob ein
älteres Beispiel dieser später so verbreiteten Unsitte ans der östlichen Hälfte Deutsch¬
lands bekannt ist. -- Als Kaiser Karl der Vierte im Jahre 1373 den Mönchen
von Dobrilugk ihren Besitz bestätigte, ergab sich, daß dieser, abgesehen von den
Nutzungsrechten an Seen, Wäldern, Heiden, Mühlen, Weinbergen usw., auf mehr
als vierzig Dörfer und Allodialgüter angewachsen war, ein Gebiet von mehreren
hundert Quadratkilometern, das sich vom linken Elbufer bei Torgau in einem
stellenweise zwei Meilen breiten Streifen über die Elsterniederungen hinweg bis


Wanderungen in der Niederlausitz

Gefreundten des Erschlagnen, indem er einen Vergleich stiftet, nach dem Dobrilugk
den Söhnen des Burggrafen 330 Schock Prager Groschen Wergeld zahlt und sich
verpflichtet, seinein Andenken eine besondre Sühnekapelle zu errichten. Allmählich
weiß das Kloster auch die großen Wälder an der Sachsen-wittenbergischen und an
der meißnischen Grenze, nach heutiger Benennung den Dobrilugker, Gordoner und
Grünhänser Forst zu erwerben. In diesen Wäldern leben die Reste der slawischen
Bevölkerung in ähnlicher Stellung wie die Deditzen des Neuzeller Gebiets; nur
von einer Organisation besondrer Starostien hören wir nichts, vielmehr wohnen
die Zeidler als gesonderte kleine Genossenschaften in den deutsch gewordnen Dörfern.

So werden 129l> von den Brüdern Johannes und Wittigo von Sonnenwalde
dem Kloster außer dem Dorfe „Arun>uuiri Boren" (Groß-Bahren, östlich von Sonne¬
walde) für besondre vierzig Mark „schwarzen Silbers nach Luckauer Gewicht" die
Honigzehntner von Groß- und Klein-Bahren verkauft, und aus einer andern
Schenkungsurkunde desselben Jahres ergibt sich, daß es außer den den Sonnewalder
Herren untertänigen Deditzen in Groß-Bahren einen, in Klein-Bahren zwei und
in Dobrazdrow (Dobristroh) und Nuzzedil (jetzt wüste Mark) je fünf dem Landes¬
herrn, dem Markgrafen Dietrich, hörige Zeidler gab. — Auch mit benachbarten
Städten knüpften die klugen Zisterzienser Verbindungen an: in Luckau erwerben
sie 1298 einen Hof, bauen sie 1373 eine Kapelle, die vom Meißner Bischof mit
allerhand Privilegien, namentlich Sündenerlaß auf vierzig Tage ausgestattet wird
für alle die, die der Kapelle Gold, Silber, Bücher, Kelche, Leuchter stiften oder
sie in ihrem Testamente bedenken. Sogar das meißnische Großenhain unterhält
Beziehungen zu Dobrilugk: Anno 1309 stiftet ein gewisser Frhso für sein Seelenheil
einen Stein Talg, ebenso hat Henriens Calvus jährlich zwei Stein Talg gestiftet,
die die Fleischbank des Job Polonns dem Kloster zu liefern hat.

Die für die Wirtschaftsgeschichte interessanteste der Dobrilugker Urkunden ist
ein im Jahre 1297 zwischen Otto von Mburg und dem Kloster geschlossener Vertrag,
der einen Ansatz zu einer in jener Zeit auffallenden kapitalistischen Wirtschaftsweise
enthält. Der Eilenbnrger schenkt dem Stifte seine Einkünfte aus dem bei Luckau
liegenden Friedersdorf und dazu vier Hufen des Dorfes, die ihm persönlich (absolute)
gehören. Die übrigen Hufen des Dorfes sollen von den Bauern in der Weise
zurückgekauft werde», daß der Stifter und das Kloster je die Hälfte der Kauf-
summe hergeben. Sind diese Käufe vollzogen, so wird die gesamte Flur des Dorfes
wie eine große Plantage von den Arbeitern (oxsrari) des Klosters möglichst intensiv
bewirtschaftet: Pferde, Rindvieh, Schafe, Saatgetreide und das andre Inventar
wird zu gleichen Teilen von dem Eilenbnrger und dem Kloster beschafft, die Unter¬
haltungskosten dafür und die Arbeitslöhne werden aus dem Bruttoertrage bestritten,
der Nettoertrag wird zwischen den Konveutualen und dem Eilenbnrger oder seinen
Nachkommen alljährlich geteilt. Außerdem bedingt er sich aus, daß alljährlich an
seinem Todestage ob xiain rsoorclationiMr aninrs iruzs den Konventualen eine gute
Mahlzeit gereicht werde mit Weizenbrod, frischer Butter, Eiern, Fischen und Wein
oder Med oder Luckauer Bier. Wir erfahren nicht, wodurch dieses auffallende
Vorgehen gegen die Bauernschaft von Friedersdorf veranlaßt worden ist. Aber
man darf wohl vermuten, daß ihre Wirtschaft dem Gutsherrn zu wenig Ertrag an
Zehnten geliefert hatte; er glaubte, bei einem von den Zisterziensern geleiteten Gro߬
betriebe besser wegzukommen und dabei auch noch für sein Seelenheil sorgen zu
können. Deshalb dieses „Bauernlegen" in aller Form. Ich weiß nicht, ob ein
älteres Beispiel dieser später so verbreiteten Unsitte ans der östlichen Hälfte Deutsch¬
lands bekannt ist. — Als Kaiser Karl der Vierte im Jahre 1373 den Mönchen
von Dobrilugk ihren Besitz bestätigte, ergab sich, daß dieser, abgesehen von den
Nutzungsrechten an Seen, Wäldern, Heiden, Mühlen, Weinbergen usw., auf mehr
als vierzig Dörfer und Allodialgüter angewachsen war, ein Gebiet von mehreren
hundert Quadratkilometern, das sich vom linken Elbufer bei Torgau in einem
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[0596] Wanderungen in der Niederlausitz Gefreundten des Erschlagnen, indem er einen Vergleich stiftet, nach dem Dobrilugk den Söhnen des Burggrafen 330 Schock Prager Groschen Wergeld zahlt und sich verpflichtet, seinein Andenken eine besondre Sühnekapelle zu errichten. Allmählich weiß das Kloster auch die großen Wälder an der Sachsen-wittenbergischen und an der meißnischen Grenze, nach heutiger Benennung den Dobrilugker, Gordoner und Grünhänser Forst zu erwerben. In diesen Wäldern leben die Reste der slawischen Bevölkerung in ähnlicher Stellung wie die Deditzen des Neuzeller Gebiets; nur von einer Organisation besondrer Starostien hören wir nichts, vielmehr wohnen die Zeidler als gesonderte kleine Genossenschaften in den deutsch gewordnen Dörfern. So werden 129l> von den Brüdern Johannes und Wittigo von Sonnenwalde dem Kloster außer dem Dorfe „Arun>uuiri Boren" (Groß-Bahren, östlich von Sonne¬ walde) für besondre vierzig Mark „schwarzen Silbers nach Luckauer Gewicht" die Honigzehntner von Groß- und Klein-Bahren verkauft, und aus einer andern Schenkungsurkunde desselben Jahres ergibt sich, daß es außer den den Sonnewalder Herren untertänigen Deditzen in Groß-Bahren einen, in Klein-Bahren zwei und in Dobrazdrow (Dobristroh) und Nuzzedil (jetzt wüste Mark) je fünf dem Landes¬ herrn, dem Markgrafen Dietrich, hörige Zeidler gab. — Auch mit benachbarten Städten knüpften die klugen Zisterzienser Verbindungen an: in Luckau erwerben sie 1298 einen Hof, bauen sie 1373 eine Kapelle, die vom Meißner Bischof mit allerhand Privilegien, namentlich Sündenerlaß auf vierzig Tage ausgestattet wird für alle die, die der Kapelle Gold, Silber, Bücher, Kelche, Leuchter stiften oder sie in ihrem Testamente bedenken. Sogar das meißnische Großenhain unterhält Beziehungen zu Dobrilugk: Anno 1309 stiftet ein gewisser Frhso für sein Seelenheil einen Stein Talg, ebenso hat Henriens Calvus jährlich zwei Stein Talg gestiftet, die die Fleischbank des Job Polonns dem Kloster zu liefern hat. Die für die Wirtschaftsgeschichte interessanteste der Dobrilugker Urkunden ist ein im Jahre 1297 zwischen Otto von Mburg und dem Kloster geschlossener Vertrag, der einen Ansatz zu einer in jener Zeit auffallenden kapitalistischen Wirtschaftsweise enthält. Der Eilenbnrger schenkt dem Stifte seine Einkünfte aus dem bei Luckau liegenden Friedersdorf und dazu vier Hufen des Dorfes, die ihm persönlich (absolute) gehören. Die übrigen Hufen des Dorfes sollen von den Bauern in der Weise zurückgekauft werde», daß der Stifter und das Kloster je die Hälfte der Kauf- summe hergeben. Sind diese Käufe vollzogen, so wird die gesamte Flur des Dorfes wie eine große Plantage von den Arbeitern (oxsrari) des Klosters möglichst intensiv bewirtschaftet: Pferde, Rindvieh, Schafe, Saatgetreide und das andre Inventar wird zu gleichen Teilen von dem Eilenbnrger und dem Kloster beschafft, die Unter¬ haltungskosten dafür und die Arbeitslöhne werden aus dem Bruttoertrage bestritten, der Nettoertrag wird zwischen den Konveutualen und dem Eilenbnrger oder seinen Nachkommen alljährlich geteilt. Außerdem bedingt er sich aus, daß alljährlich an seinem Todestage ob xiain rsoorclationiMr aninrs iruzs den Konventualen eine gute Mahlzeit gereicht werde mit Weizenbrod, frischer Butter, Eiern, Fischen und Wein oder Med oder Luckauer Bier. Wir erfahren nicht, wodurch dieses auffallende Vorgehen gegen die Bauernschaft von Friedersdorf veranlaßt worden ist. Aber man darf wohl vermuten, daß ihre Wirtschaft dem Gutsherrn zu wenig Ertrag an Zehnten geliefert hatte; er glaubte, bei einem von den Zisterziensern geleiteten Gro߬ betriebe besser wegzukommen und dabei auch noch für sein Seelenheil sorgen zu können. Deshalb dieses „Bauernlegen" in aller Form. Ich weiß nicht, ob ein älteres Beispiel dieser später so verbreiteten Unsitte ans der östlichen Hälfte Deutsch¬ lands bekannt ist. — Als Kaiser Karl der Vierte im Jahre 1373 den Mönchen von Dobrilugk ihren Besitz bestätigte, ergab sich, daß dieser, abgesehen von den Nutzungsrechten an Seen, Wäldern, Heiden, Mühlen, Weinbergen usw., auf mehr als vierzig Dörfer und Allodialgüter angewachsen war, ein Gebiet von mehreren hundert Quadratkilometern, das sich vom linken Elbufer bei Torgau in einem stellenweise zwei Meilen breiten Streifen über die Elsterniederungen hinweg bis

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_294416/596>, abgerufen am 17.06.2024.