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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr.

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Wanderungen in der Niederlausitz

gegen Kalau und Seuftcnberg hin nach Osten erstreckte, die größte und bestvrganisierte
Grundherrschaft der Lausitz. Deshalb führte auch der Abt von Dobrilugk bis zur
Säkularisation des Stifts den Vorsitz auf den Lausitzer Landtagen. Die Organisation
beruhte hauptsächlich auf Naturalwirtschaft und war so, daß für alle Bedürfnisse
des Klosters an Nahrung, Kleidung. Feuerung. Bauwesen usw. aufs beste gesorgt
war. Die näher an Dobrilugk liegenden Dörfer lieferten den Zehnten von Korn,
Weizen, Gerste, Hafer, Heidekorn, Erbsen. Wicken, Linsen, Hirse, Hanf und Flachs
in riÄwrg., d.h. auf dem Halm, in die Vorwerke und Scheuern des Stifts, die
entfernter" lieferten ihn in Körnern ub; das in dieser Form alljährlich eingenommne
Getreide belief sich allein auf 1300 Scheffel. Der sogenannte Fleischzeheud von
nlleu Arten Vieh und deu Bienen wurde am Margareteutage eingebracht. Sogar
das Futter für die Vögel, die sich die Mönche zur Luft in ihren Zellen hielten,
war nicht vergessen: die Dörfer Prießen und Bnckowien mußten die dazu nötigen
Hanfkörner liefern. Weder das meißnische Kloster Altenzelle bei Rossen noch das
Kloster Buch bei Leisnig konnten an Reichtum mit Dobrilugk wetteifern, deshalb
war der alte Mönchsvers im Schwunge:


<üsU se Ravii
1?a<:mot unum Oodiüneli.

Auch Neuzelle war uicht so wohlhabend wie Dobrilugk, denn noch im Jahre
1566. als von dem ursprünglichen Besitze Dobrilugks schon vieles abgebröckelt war,
wurde sein landschaftlicher Besitz auf 105000 Taler, der vou Ncnzelle nur auf
75 000 Taler eingeschätzt.

Unter diesen Umständen war es kein Wunder, daß, als sich das Gefüge der
Reichsverfassung lockerte und die Stifter an der kaiserlichen Gewalt keinen Rückhalt
mehr hatten, unter den benachbarten Fürsten ein förmlicher Wettbewerb um das
Schutzrecht über das reiche Stift entstand. Neben den Brandenburger Hohenzollern
strebten die Wittenberger Askauier und neben und nach diesen die Wettiner danach,
Dobrilugk aus dem schwächer werdenden lausitzisch-böhmischen Lehnsverband unter
ihre Schutzherrschaft zu ziehn. Ihre Bemühungen wurden einerseits durch den
Hussitenkrieg, andrerseits durch die Reformation erleichtert. Schon im Jahre 1526,
als der Abt des Klosters gestorben war, gelüstete es die weltlichen Nachbarn so stark
uach dem Klostergute, daß der vom Böhmenkönig eingesetzte Landvogt der Niederlausitz
Freiherr von Tünzel "sich besorgete, es möchte dem Kloster ein Tort geschehen,"
er rückte deshalb selbst mit dreißig Knechten und zehn Pferden in Dobrilugk ein. Der
folgende Abt Nikolaus war der Reformation geneigt. Ein von ihm im Jahre 1539
verfaßtes Schriftstück beweist, daß er den evangelisch gewordnen Pfarrer seines
Dorfes Trebus Antonius Menzer, der durch Luther an einen audern Ort berufen
worden war, durch Bitten vermochte, "daß er des denen Leuten umb des Evangelii
willen zu Trost denen armen, schwachen Gewissen bleiben wolle." Damals traten
die meisten Mouche aus dem Kloster ans, die wirkliche Säkularisation aber bewirkte
Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen. Er lag mit dem König Ferdinand von
Böhmen in Streit wegen der Güter des säkularisierten Klosters Grnnhain bei
Schwarzenberg, die Ferdinand teilweise an sich gerissen hatte, außerdem hatte er
Forderungen an die Habsburger wegen der Kriegsdienste und der Geldvorschüsse,
die Johann von Sachsen demi Kaiser Maximilian geleistet hatte. Deshalb besetzte
der Kurfürst 1540 das Kloster Dobrilugk und führte die Reformation in seinem
Gebiete vollends durch. Die Verwaltung des großen Besitzes übertrug er seinem
spätern Feldhauptmmm Wolf vou Schonberg. der bei dieser Gelegenheit das Vor¬
werk Kleiuhof und die Dörfer Arenshain, Wiedertzhain und Trebus als Mannlehen
erhielt. Herzog Moritz vou Sachsen, der das Schutzrecht über Dobrilugk mit seinem
Vetter, dem Kurfürsten, gemeinsam hatte, protestierte gegen diese Einziehung des
Stifts, ebenso natürlich Ferdinand von Böhmen. Der Vertrag von Speyer vom
Jahre 1544, nach dem Dobrilugk an die Niederlnusitz, also an den König vou


Grenzboten til 1904 78
Wanderungen in der Niederlausitz

gegen Kalau und Seuftcnberg hin nach Osten erstreckte, die größte und bestvrganisierte
Grundherrschaft der Lausitz. Deshalb führte auch der Abt von Dobrilugk bis zur
Säkularisation des Stifts den Vorsitz auf den Lausitzer Landtagen. Die Organisation
beruhte hauptsächlich auf Naturalwirtschaft und war so, daß für alle Bedürfnisse
des Klosters an Nahrung, Kleidung. Feuerung. Bauwesen usw. aufs beste gesorgt
war. Die näher an Dobrilugk liegenden Dörfer lieferten den Zehnten von Korn,
Weizen, Gerste, Hafer, Heidekorn, Erbsen. Wicken, Linsen, Hirse, Hanf und Flachs
in riÄwrg., d.h. auf dem Halm, in die Vorwerke und Scheuern des Stifts, die
entfernter» lieferten ihn in Körnern ub; das in dieser Form alljährlich eingenommne
Getreide belief sich allein auf 1300 Scheffel. Der sogenannte Fleischzeheud von
nlleu Arten Vieh und deu Bienen wurde am Margareteutage eingebracht. Sogar
das Futter für die Vögel, die sich die Mönche zur Luft in ihren Zellen hielten,
war nicht vergessen: die Dörfer Prießen und Bnckowien mußten die dazu nötigen
Hanfkörner liefern. Weder das meißnische Kloster Altenzelle bei Rossen noch das
Kloster Buch bei Leisnig konnten an Reichtum mit Dobrilugk wetteifern, deshalb
war der alte Mönchsvers im Schwunge:


<üsU se Ravii
1?a<:mot unum Oodiüneli.

Auch Neuzelle war uicht so wohlhabend wie Dobrilugk, denn noch im Jahre
1566. als von dem ursprünglichen Besitze Dobrilugks schon vieles abgebröckelt war,
wurde sein landschaftlicher Besitz auf 105000 Taler, der vou Ncnzelle nur auf
75 000 Taler eingeschätzt.

Unter diesen Umständen war es kein Wunder, daß, als sich das Gefüge der
Reichsverfassung lockerte und die Stifter an der kaiserlichen Gewalt keinen Rückhalt
mehr hatten, unter den benachbarten Fürsten ein förmlicher Wettbewerb um das
Schutzrecht über das reiche Stift entstand. Neben den Brandenburger Hohenzollern
strebten die Wittenberger Askauier und neben und nach diesen die Wettiner danach,
Dobrilugk aus dem schwächer werdenden lausitzisch-böhmischen Lehnsverband unter
ihre Schutzherrschaft zu ziehn. Ihre Bemühungen wurden einerseits durch den
Hussitenkrieg, andrerseits durch die Reformation erleichtert. Schon im Jahre 1526,
als der Abt des Klosters gestorben war, gelüstete es die weltlichen Nachbarn so stark
uach dem Klostergute, daß der vom Böhmenkönig eingesetzte Landvogt der Niederlausitz
Freiherr von Tünzel „sich besorgete, es möchte dem Kloster ein Tort geschehen,"
er rückte deshalb selbst mit dreißig Knechten und zehn Pferden in Dobrilugk ein. Der
folgende Abt Nikolaus war der Reformation geneigt. Ein von ihm im Jahre 1539
verfaßtes Schriftstück beweist, daß er den evangelisch gewordnen Pfarrer seines
Dorfes Trebus Antonius Menzer, der durch Luther an einen audern Ort berufen
worden war, durch Bitten vermochte, „daß er des denen Leuten umb des Evangelii
willen zu Trost denen armen, schwachen Gewissen bleiben wolle." Damals traten
die meisten Mouche aus dem Kloster ans, die wirkliche Säkularisation aber bewirkte
Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen. Er lag mit dem König Ferdinand von
Böhmen in Streit wegen der Güter des säkularisierten Klosters Grnnhain bei
Schwarzenberg, die Ferdinand teilweise an sich gerissen hatte, außerdem hatte er
Forderungen an die Habsburger wegen der Kriegsdienste und der Geldvorschüsse,
die Johann von Sachsen demi Kaiser Maximilian geleistet hatte. Deshalb besetzte
der Kurfürst 1540 das Kloster Dobrilugk und führte die Reformation in seinem
Gebiete vollends durch. Die Verwaltung des großen Besitzes übertrug er seinem
spätern Feldhauptmmm Wolf vou Schonberg. der bei dieser Gelegenheit das Vor¬
werk Kleiuhof und die Dörfer Arenshain, Wiedertzhain und Trebus als Mannlehen
erhielt. Herzog Moritz vou Sachsen, der das Schutzrecht über Dobrilugk mit seinem
Vetter, dem Kurfürsten, gemeinsam hatte, protestierte gegen diese Einziehung des
Stifts, ebenso natürlich Ferdinand von Böhmen. Der Vertrag von Speyer vom
Jahre 1544, nach dem Dobrilugk an die Niederlnusitz, also an den König vou


Grenzboten til 1904 78
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[0597] Wanderungen in der Niederlausitz gegen Kalau und Seuftcnberg hin nach Osten erstreckte, die größte und bestvrganisierte Grundherrschaft der Lausitz. Deshalb führte auch der Abt von Dobrilugk bis zur Säkularisation des Stifts den Vorsitz auf den Lausitzer Landtagen. Die Organisation beruhte hauptsächlich auf Naturalwirtschaft und war so, daß für alle Bedürfnisse des Klosters an Nahrung, Kleidung. Feuerung. Bauwesen usw. aufs beste gesorgt war. Die näher an Dobrilugk liegenden Dörfer lieferten den Zehnten von Korn, Weizen, Gerste, Hafer, Heidekorn, Erbsen. Wicken, Linsen, Hirse, Hanf und Flachs in riÄwrg., d.h. auf dem Halm, in die Vorwerke und Scheuern des Stifts, die entfernter» lieferten ihn in Körnern ub; das in dieser Form alljährlich eingenommne Getreide belief sich allein auf 1300 Scheffel. Der sogenannte Fleischzeheud von nlleu Arten Vieh und deu Bienen wurde am Margareteutage eingebracht. Sogar das Futter für die Vögel, die sich die Mönche zur Luft in ihren Zellen hielten, war nicht vergessen: die Dörfer Prießen und Bnckowien mußten die dazu nötigen Hanfkörner liefern. Weder das meißnische Kloster Altenzelle bei Rossen noch das Kloster Buch bei Leisnig konnten an Reichtum mit Dobrilugk wetteifern, deshalb war der alte Mönchsvers im Schwunge: <üsU se Ravii 1?a<:mot unum Oodiüneli. Auch Neuzelle war uicht so wohlhabend wie Dobrilugk, denn noch im Jahre 1566. als von dem ursprünglichen Besitze Dobrilugks schon vieles abgebröckelt war, wurde sein landschaftlicher Besitz auf 105000 Taler, der vou Ncnzelle nur auf 75 000 Taler eingeschätzt. Unter diesen Umständen war es kein Wunder, daß, als sich das Gefüge der Reichsverfassung lockerte und die Stifter an der kaiserlichen Gewalt keinen Rückhalt mehr hatten, unter den benachbarten Fürsten ein förmlicher Wettbewerb um das Schutzrecht über das reiche Stift entstand. Neben den Brandenburger Hohenzollern strebten die Wittenberger Askauier und neben und nach diesen die Wettiner danach, Dobrilugk aus dem schwächer werdenden lausitzisch-böhmischen Lehnsverband unter ihre Schutzherrschaft zu ziehn. Ihre Bemühungen wurden einerseits durch den Hussitenkrieg, andrerseits durch die Reformation erleichtert. Schon im Jahre 1526, als der Abt des Klosters gestorben war, gelüstete es die weltlichen Nachbarn so stark uach dem Klostergute, daß der vom Böhmenkönig eingesetzte Landvogt der Niederlausitz Freiherr von Tünzel „sich besorgete, es möchte dem Kloster ein Tort geschehen," er rückte deshalb selbst mit dreißig Knechten und zehn Pferden in Dobrilugk ein. Der folgende Abt Nikolaus war der Reformation geneigt. Ein von ihm im Jahre 1539 verfaßtes Schriftstück beweist, daß er den evangelisch gewordnen Pfarrer seines Dorfes Trebus Antonius Menzer, der durch Luther an einen audern Ort berufen worden war, durch Bitten vermochte, „daß er des denen Leuten umb des Evangelii willen zu Trost denen armen, schwachen Gewissen bleiben wolle." Damals traten die meisten Mouche aus dem Kloster ans, die wirkliche Säkularisation aber bewirkte Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen. Er lag mit dem König Ferdinand von Böhmen in Streit wegen der Güter des säkularisierten Klosters Grnnhain bei Schwarzenberg, die Ferdinand teilweise an sich gerissen hatte, außerdem hatte er Forderungen an die Habsburger wegen der Kriegsdienste und der Geldvorschüsse, die Johann von Sachsen demi Kaiser Maximilian geleistet hatte. Deshalb besetzte der Kurfürst 1540 das Kloster Dobrilugk und führte die Reformation in seinem Gebiete vollends durch. Die Verwaltung des großen Besitzes übertrug er seinem spätern Feldhauptmmm Wolf vou Schonberg. der bei dieser Gelegenheit das Vor¬ werk Kleiuhof und die Dörfer Arenshain, Wiedertzhain und Trebus als Mannlehen erhielt. Herzog Moritz vou Sachsen, der das Schutzrecht über Dobrilugk mit seinem Vetter, dem Kurfürsten, gemeinsam hatte, protestierte gegen diese Einziehung des Stifts, ebenso natürlich Ferdinand von Böhmen. Der Vertrag von Speyer vom Jahre 1544, nach dem Dobrilugk an die Niederlnusitz, also an den König vou Grenzboten til 1904 78

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_294416/597>, abgerufen am 17.06.2024.