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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

eignen Überzeugung zuwiderlief. Die ohnehin außerordentlich schwierigen Verhält¬
nisse in Bayern wären dadurch schwerlich gebessert worden. Ludwig der Zweite
konnte seinerzeit eine Spende für das Denkmal an einen historischen Vorgang von
großer Tragweite geben, um als Landesherr hinter den andern deutschen Fürsten
nicht zurück zu bleiben, auch muß doch der Zeitpunkt in Betracht gezogen werden,
wo er es tat. An der Feier würde er, wenn er heute noch auf dem Throne säße,
so wenig teilgenommen haben wie sein Oheim, und niemand hätte ein Recht, ihn
deshalb zu loben oder zu schelten. Wenn einst in der Thronrede an den ersten
Reichstag des Norddeutschen Bundes den Deutschen vorgehalten wurde, daß alle
frühern Einignngsversuche scheitern mußten, "weil man sich durch Hoffnungen oder
Erinnerungen über den Wert der Gegenwart, dnrch Ideale über die Bedeutung
der Tatsachen täuschen ließ," so beweist die seitdem in fast vierzig Jahren heran¬
gereifte Generation von Reichsdeutscheu, daß dieser alte Erbfehler noch immer in
uns lebendig ist, und daß wir die Verhütung schlimmer Folgen nur dem Umstände
zu verdanken haben, daß in einer großen Zeit starke Hände unser nationales Leben
der Bedeutung der Tatsachen anzupassen und alle Hoffnungen und Ideale der
Vergangenheit in diesen festen Rahmen einzuschließen verstanden hatten. Wäre
damals der Augenblick verpaßt worden oder unbenutzt geblieben, die Mühe ge¬
scheitert -- Deutschland wäre schwerlich zu seinen Zielen gekommen.

In derselben Richtung liegt es, wenn heute Vergleiche zwischen der Speyrer
Feier und der Enthüllung des Lutherdenkmals in Worms im Jahre 1868 gezogen
Werden. Speher und Worms sind scheinbar dasselbe, und sind doch nicht dasselbe.
Auch in Speher ist ja ein Lutherdenkmal errichtet worden. Aber die Wormser
Feier hatte wohl kaum solchen Umfang und solche Bedeutung erreicht, wenn sie
nicht gerade in die Zeit zwischen 1866 und 1870 gefallen wäre. Die eigentliche
Bedeutung jener Feier lag auf politischem Gebiet. Es war eine erwünschte und
vorzügliche Gelegenheit, den König von Preußen mit den süddeutschen Landesherren
von Württemberg und Baden zu einem gemeinsamen Akt inmitten eines größern
Kreises von Fürsten des Norddeutschen Bundes zu vereinigen, es war eine Brücke
über die Mainliuie, damals auch allgemein als eine solche aufgefaßt und ver¬
standen. Es war eine Fortsetzung zu dem Alte, der sich schlicht und doch hoch
bedeutsam im Oktober 1867 auf der Burg Hohenzollern abgespielt hatte, als der
König gerade dort die Adresse des Norddeutschen Reichstags ans Simsons Händen
entgegennahm. Die Adresse betonte, daß das Einigungswerk erst vollendet sein werde,
wenn der Süden in den neuen Bund eingetreten sei. Im schwäbischen Süden, den
er zum erstenmal wieder seit Königgrtttz betrat, wollte der König die Adresse
entgegennehmen. Wer an dem Zifferblatt der Weltgeschichte zu lesen verstand,
konnte über das Vorrücken des Zeigers von Hohenzollern nach Worms nicht im
Zweifel sein: er begann zum Schlagen der großen Stunde auszuholen. Aus Eius
schrieb der König am 8. August 1868 an Bismarck: "Die Episode uach Hannover
ist ganz nach meinem Wunsch sehr zufriedenstellend ausgefallen, ebenso die nach
Worms ganz nach Ihrem Plane."

Will man diesen beiden Vorgängen noch einen ersten angliedern, so war es
die Karlsruher Parade vom 21. September 1867, durch die Großherzog Friedrich
die badischen Truppen dem königlichen Oberfeldherrn als bereit vorstellte.

Der Unzufriedenheit darüber, daß der Kaiser nicht nach Speher gegangen ist,
hat die Nationalzeitung erwidert, es hätte dies nur auf eine Einladung des Landes¬
herrn hin geschehen können, da es der auch von Wilhelm dem Ersten immer be¬
obachteten Tradition des preußischen Hofes widersprochen haben würde, der Ein¬
ladung eines Komitees außerhalb Preußens zu folgen. Gerade für die Leser der
Grenzboten darf wohl daran erinnert werden, daß der Kaiser in seinem im Februar
vorigen Jahres von den Grenzboten veröffentlichten Brief ein den Admiral Holl-
>rann über Babel und Bibel, einem wie aus eigensten Antriebe völlige ans seiner


Grenzboten III 1904 L0
Maßgebliches und Unmaßgebliches

eignen Überzeugung zuwiderlief. Die ohnehin außerordentlich schwierigen Verhält¬
nisse in Bayern wären dadurch schwerlich gebessert worden. Ludwig der Zweite
konnte seinerzeit eine Spende für das Denkmal an einen historischen Vorgang von
großer Tragweite geben, um als Landesherr hinter den andern deutschen Fürsten
nicht zurück zu bleiben, auch muß doch der Zeitpunkt in Betracht gezogen werden,
wo er es tat. An der Feier würde er, wenn er heute noch auf dem Throne säße,
so wenig teilgenommen haben wie sein Oheim, und niemand hätte ein Recht, ihn
deshalb zu loben oder zu schelten. Wenn einst in der Thronrede an den ersten
Reichstag des Norddeutschen Bundes den Deutschen vorgehalten wurde, daß alle
frühern Einignngsversuche scheitern mußten, „weil man sich durch Hoffnungen oder
Erinnerungen über den Wert der Gegenwart, dnrch Ideale über die Bedeutung
der Tatsachen täuschen ließ," so beweist die seitdem in fast vierzig Jahren heran¬
gereifte Generation von Reichsdeutscheu, daß dieser alte Erbfehler noch immer in
uns lebendig ist, und daß wir die Verhütung schlimmer Folgen nur dem Umstände
zu verdanken haben, daß in einer großen Zeit starke Hände unser nationales Leben
der Bedeutung der Tatsachen anzupassen und alle Hoffnungen und Ideale der
Vergangenheit in diesen festen Rahmen einzuschließen verstanden hatten. Wäre
damals der Augenblick verpaßt worden oder unbenutzt geblieben, die Mühe ge¬
scheitert — Deutschland wäre schwerlich zu seinen Zielen gekommen.

In derselben Richtung liegt es, wenn heute Vergleiche zwischen der Speyrer
Feier und der Enthüllung des Lutherdenkmals in Worms im Jahre 1868 gezogen
Werden. Speher und Worms sind scheinbar dasselbe, und sind doch nicht dasselbe.
Auch in Speher ist ja ein Lutherdenkmal errichtet worden. Aber die Wormser
Feier hatte wohl kaum solchen Umfang und solche Bedeutung erreicht, wenn sie
nicht gerade in die Zeit zwischen 1866 und 1870 gefallen wäre. Die eigentliche
Bedeutung jener Feier lag auf politischem Gebiet. Es war eine erwünschte und
vorzügliche Gelegenheit, den König von Preußen mit den süddeutschen Landesherren
von Württemberg und Baden zu einem gemeinsamen Akt inmitten eines größern
Kreises von Fürsten des Norddeutschen Bundes zu vereinigen, es war eine Brücke
über die Mainliuie, damals auch allgemein als eine solche aufgefaßt und ver¬
standen. Es war eine Fortsetzung zu dem Alte, der sich schlicht und doch hoch
bedeutsam im Oktober 1867 auf der Burg Hohenzollern abgespielt hatte, als der
König gerade dort die Adresse des Norddeutschen Reichstags ans Simsons Händen
entgegennahm. Die Adresse betonte, daß das Einigungswerk erst vollendet sein werde,
wenn der Süden in den neuen Bund eingetreten sei. Im schwäbischen Süden, den
er zum erstenmal wieder seit Königgrtttz betrat, wollte der König die Adresse
entgegennehmen. Wer an dem Zifferblatt der Weltgeschichte zu lesen verstand,
konnte über das Vorrücken des Zeigers von Hohenzollern nach Worms nicht im
Zweifel sein: er begann zum Schlagen der großen Stunde auszuholen. Aus Eius
schrieb der König am 8. August 1868 an Bismarck: „Die Episode uach Hannover
ist ganz nach meinem Wunsch sehr zufriedenstellend ausgefallen, ebenso die nach
Worms ganz nach Ihrem Plane."

Will man diesen beiden Vorgängen noch einen ersten angliedern, so war es
die Karlsruher Parade vom 21. September 1867, durch die Großherzog Friedrich
die badischen Truppen dem königlichen Oberfeldherrn als bereit vorstellte.

Der Unzufriedenheit darüber, daß der Kaiser nicht nach Speher gegangen ist,
hat die Nationalzeitung erwidert, es hätte dies nur auf eine Einladung des Landes¬
herrn hin geschehen können, da es der auch von Wilhelm dem Ersten immer be¬
obachteten Tradition des preußischen Hofes widersprochen haben würde, der Ein¬
ladung eines Komitees außerhalb Preußens zu folgen. Gerade für die Leser der
Grenzboten darf wohl daran erinnert werden, daß der Kaiser in seinem im Februar
vorigen Jahres von den Grenzboten veröffentlichten Brief ein den Admiral Holl-
>rann über Babel und Bibel, einem wie aus eigensten Antriebe völlige ans seiner


Grenzboten III 1904 L0
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[0613] Maßgebliches und Unmaßgebliches eignen Überzeugung zuwiderlief. Die ohnehin außerordentlich schwierigen Verhält¬ nisse in Bayern wären dadurch schwerlich gebessert worden. Ludwig der Zweite konnte seinerzeit eine Spende für das Denkmal an einen historischen Vorgang von großer Tragweite geben, um als Landesherr hinter den andern deutschen Fürsten nicht zurück zu bleiben, auch muß doch der Zeitpunkt in Betracht gezogen werden, wo er es tat. An der Feier würde er, wenn er heute noch auf dem Throne säße, so wenig teilgenommen haben wie sein Oheim, und niemand hätte ein Recht, ihn deshalb zu loben oder zu schelten. Wenn einst in der Thronrede an den ersten Reichstag des Norddeutschen Bundes den Deutschen vorgehalten wurde, daß alle frühern Einignngsversuche scheitern mußten, „weil man sich durch Hoffnungen oder Erinnerungen über den Wert der Gegenwart, dnrch Ideale über die Bedeutung der Tatsachen täuschen ließ," so beweist die seitdem in fast vierzig Jahren heran¬ gereifte Generation von Reichsdeutscheu, daß dieser alte Erbfehler noch immer in uns lebendig ist, und daß wir die Verhütung schlimmer Folgen nur dem Umstände zu verdanken haben, daß in einer großen Zeit starke Hände unser nationales Leben der Bedeutung der Tatsachen anzupassen und alle Hoffnungen und Ideale der Vergangenheit in diesen festen Rahmen einzuschließen verstanden hatten. Wäre damals der Augenblick verpaßt worden oder unbenutzt geblieben, die Mühe ge¬ scheitert — Deutschland wäre schwerlich zu seinen Zielen gekommen. In derselben Richtung liegt es, wenn heute Vergleiche zwischen der Speyrer Feier und der Enthüllung des Lutherdenkmals in Worms im Jahre 1868 gezogen Werden. Speher und Worms sind scheinbar dasselbe, und sind doch nicht dasselbe. Auch in Speher ist ja ein Lutherdenkmal errichtet worden. Aber die Wormser Feier hatte wohl kaum solchen Umfang und solche Bedeutung erreicht, wenn sie nicht gerade in die Zeit zwischen 1866 und 1870 gefallen wäre. Die eigentliche Bedeutung jener Feier lag auf politischem Gebiet. Es war eine erwünschte und vorzügliche Gelegenheit, den König von Preußen mit den süddeutschen Landesherren von Württemberg und Baden zu einem gemeinsamen Akt inmitten eines größern Kreises von Fürsten des Norddeutschen Bundes zu vereinigen, es war eine Brücke über die Mainliuie, damals auch allgemein als eine solche aufgefaßt und ver¬ standen. Es war eine Fortsetzung zu dem Alte, der sich schlicht und doch hoch bedeutsam im Oktober 1867 auf der Burg Hohenzollern abgespielt hatte, als der König gerade dort die Adresse des Norddeutschen Reichstags ans Simsons Händen entgegennahm. Die Adresse betonte, daß das Einigungswerk erst vollendet sein werde, wenn der Süden in den neuen Bund eingetreten sei. Im schwäbischen Süden, den er zum erstenmal wieder seit Königgrtttz betrat, wollte der König die Adresse entgegennehmen. Wer an dem Zifferblatt der Weltgeschichte zu lesen verstand, konnte über das Vorrücken des Zeigers von Hohenzollern nach Worms nicht im Zweifel sein: er begann zum Schlagen der großen Stunde auszuholen. Aus Eius schrieb der König am 8. August 1868 an Bismarck: „Die Episode uach Hannover ist ganz nach meinem Wunsch sehr zufriedenstellend ausgefallen, ebenso die nach Worms ganz nach Ihrem Plane." Will man diesen beiden Vorgängen noch einen ersten angliedern, so war es die Karlsruher Parade vom 21. September 1867, durch die Großherzog Friedrich die badischen Truppen dem königlichen Oberfeldherrn als bereit vorstellte. Der Unzufriedenheit darüber, daß der Kaiser nicht nach Speher gegangen ist, hat die Nationalzeitung erwidert, es hätte dies nur auf eine Einladung des Landes¬ herrn hin geschehen können, da es der auch von Wilhelm dem Ersten immer be¬ obachteten Tradition des preußischen Hofes widersprochen haben würde, der Ein¬ ladung eines Komitees außerhalb Preußens zu folgen. Gerade für die Leser der Grenzboten darf wohl daran erinnert werden, daß der Kaiser in seinem im Februar vorigen Jahres von den Grenzboten veröffentlichten Brief ein den Admiral Holl- >rann über Babel und Bibel, einem wie aus eigensten Antriebe völlige ans seiner Grenzboten III 1904 L0

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_294416/613>, abgerufen am 28.05.2024.