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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Feder, so auch aus seinem innersten Herzen geflossenem Glaubensbekenntnis, wieder¬
holt von "dem großen Weisen Luther," "unserm großen Luther" gesprochen hat.
Dieses Bekenntnis zu Luther und zum evangelischen Glauben ist so urkundlich echt
und so neuen Datums, daß füglich nicht verlangt werden kann, es solle bei jedem
Anlaß erneuert werden. Das entspräche nieder der monarchischen Würde noch dem
Ernst der Sache. Dergleichen wiederholt man nicht alle Jahre. Es liegen ohnehin
Kundgebungen des Kaisers genug vor, die an seiner Treue zum evangelischen Be¬
kenntnis keinen Zweifel lassen, auch wenn er den Papst noch einigemal besuchen
und einzelnen katholischen Bischöfen fortdauernd Zeichen seiner Wertschätzung und
seines Wohlwollens geben sollte. Das würde ohnehin nur von dem loyalen und
patriotischen Verhalten des Episkopats selbst abhängen. Mit den fünfunddreißig
Millionen Protestanten teilen sich zwanzig Millionen Katholiken in das Deutsche
Reich, wozu noch kommt, daß die Katholiken durchweg glaubensfest sind, während
unter den Protestanten sehr viel religiöse Indifferenz herrscht, und außerdem unter
dieser Rubrik noch die große Menge derer gezählt wird, die eigentlich religionslos
sind. Diese zwanzig Millionen Katholiken haben zu drei Vierteln im Kaiser ihren
Landesherrn, die andern ihn als Reichsoberhaupt und obersten Hüter ihrer Geschicke
zu verehren.

Da ist es denn doch wohl Herrscherpflicht und Befolgung eines weisen Ge¬
botes der Staatskunst, daß der Kaiser, indem er auch von den Katholiken die
Patriotische Hingebung an die Interessen des Landes und des Reiches fordert,
seinerseits die Kluft zu überbrücken bemüht ist, die als Frucht des Dreißigjährigen
Krieges heute noch auf der Entwicklung des geeinten Deutschlands schwer lastet
und seine innere Erstarkung erschwert und verlangsamt. In der Not des Reiches
haben von Weißenburg bis zur Loire Katholiken und Protestanten treu zusammen¬
gehalten, gar oft haben die einen am Morgen der Schlacht am Feldgottesdienst
der andern teilgenommen, für manchen war es das letzte Gebet. Und als die Ver¬
treter und die Abordnungen des deutschen Heeres in stürmischer Begeisterung am
18. Januar 1871 den, wiedererstandnen Kaiser in König Wilhelms ehrwürdiger
Gestalt huldigten -- wer hat da nach dem Glaubensbekenntnis gefragt I Über
aller konfessioneller Spaltung weht aber doch auch heute das Banner der Reichs¬
einheit! Unter den "verdächtigen Symptomen" wird nun aufgeführt, daß der
Kaiser dem Katholikentage auf dessen Huldigungstelegramm persönlich, dem Speyrer
Komitee nur durch den Kabinettsrat gedankt habe. Aber dieser schreibt nur, was
der Kaiser ihm aufträgt, und das war doch in diesem Falle wahrlich nicht zu
wenig, während die Kölnische Volkszeitung in dem Dank an den Katholikentag mit
Recht eine ernste Mahnung zum Frieden findet. Von diesem Frieden hängt das
Gedeihen Deutschlands nach innen und nach außen ab.

Wie schon im vorigen Heft angedeutet worden ist, hat Prinz Friedrich Leopold
seine Reise zur russischen Armee einstweilen aufgegeben. Bei einer Armee, die sich
durch ihre Minderzahl zu zwar heldenmütig durchgefochtueu, aber trotzdem fort¬
gesetzten Rückzugskämpfen gezwungen sieht, kann kein Aufenthalt für einen preußischen
Prinzen sein. Es wäre das leicht zu einer Verlegenheit für das russische Heer und
den russischen Hof geworden. Die Japaner nun haben zwar alle unsre Einrich¬
tungen zu kopieren verstanden, aber Sedan haben sie uns doch nicht nachmache"
können, so sehr ihre Absicht dahin ging, und so rücksichtslos sie ihre Massen dafür
eingesetzt haben. Für Kuropatkin hatte die Stellung bei Liaujang nur die Be¬
deutung, den Feind solange als irgend ausführbar aufzuhalten, um möglichst viele"
europäischen Truppen den Anmarsch zu ermöglichen. Daß er die Japaner schlage"
konnte, dazu haben dem russischen Feldherrn zwei Armeekorps gefehlt. Darüber war
er sich selbst durchaus klar. Einen Sieg hat er nicht erfechten können, dennoch i>
der Erfolg insofern sein, als die beabsichtigte Einkreisung des russischen Heeres vo"
den Japanern nicht erreicht worden ist. Auf einen so großartigen Widerstand haben


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Feder, so auch aus seinem innersten Herzen geflossenem Glaubensbekenntnis, wieder¬
holt von „dem großen Weisen Luther," „unserm großen Luther" gesprochen hat.
Dieses Bekenntnis zu Luther und zum evangelischen Glauben ist so urkundlich echt
und so neuen Datums, daß füglich nicht verlangt werden kann, es solle bei jedem
Anlaß erneuert werden. Das entspräche nieder der monarchischen Würde noch dem
Ernst der Sache. Dergleichen wiederholt man nicht alle Jahre. Es liegen ohnehin
Kundgebungen des Kaisers genug vor, die an seiner Treue zum evangelischen Be¬
kenntnis keinen Zweifel lassen, auch wenn er den Papst noch einigemal besuchen
und einzelnen katholischen Bischöfen fortdauernd Zeichen seiner Wertschätzung und
seines Wohlwollens geben sollte. Das würde ohnehin nur von dem loyalen und
patriotischen Verhalten des Episkopats selbst abhängen. Mit den fünfunddreißig
Millionen Protestanten teilen sich zwanzig Millionen Katholiken in das Deutsche
Reich, wozu noch kommt, daß die Katholiken durchweg glaubensfest sind, während
unter den Protestanten sehr viel religiöse Indifferenz herrscht, und außerdem unter
dieser Rubrik noch die große Menge derer gezählt wird, die eigentlich religionslos
sind. Diese zwanzig Millionen Katholiken haben zu drei Vierteln im Kaiser ihren
Landesherrn, die andern ihn als Reichsoberhaupt und obersten Hüter ihrer Geschicke
zu verehren.

Da ist es denn doch wohl Herrscherpflicht und Befolgung eines weisen Ge¬
botes der Staatskunst, daß der Kaiser, indem er auch von den Katholiken die
Patriotische Hingebung an die Interessen des Landes und des Reiches fordert,
seinerseits die Kluft zu überbrücken bemüht ist, die als Frucht des Dreißigjährigen
Krieges heute noch auf der Entwicklung des geeinten Deutschlands schwer lastet
und seine innere Erstarkung erschwert und verlangsamt. In der Not des Reiches
haben von Weißenburg bis zur Loire Katholiken und Protestanten treu zusammen¬
gehalten, gar oft haben die einen am Morgen der Schlacht am Feldgottesdienst
der andern teilgenommen, für manchen war es das letzte Gebet. Und als die Ver¬
treter und die Abordnungen des deutschen Heeres in stürmischer Begeisterung am
18. Januar 1871 den, wiedererstandnen Kaiser in König Wilhelms ehrwürdiger
Gestalt huldigten — wer hat da nach dem Glaubensbekenntnis gefragt I Über
aller konfessioneller Spaltung weht aber doch auch heute das Banner der Reichs¬
einheit! Unter den „verdächtigen Symptomen" wird nun aufgeführt, daß der
Kaiser dem Katholikentage auf dessen Huldigungstelegramm persönlich, dem Speyrer
Komitee nur durch den Kabinettsrat gedankt habe. Aber dieser schreibt nur, was
der Kaiser ihm aufträgt, und das war doch in diesem Falle wahrlich nicht zu
wenig, während die Kölnische Volkszeitung in dem Dank an den Katholikentag mit
Recht eine ernste Mahnung zum Frieden findet. Von diesem Frieden hängt das
Gedeihen Deutschlands nach innen und nach außen ab.

Wie schon im vorigen Heft angedeutet worden ist, hat Prinz Friedrich Leopold
seine Reise zur russischen Armee einstweilen aufgegeben. Bei einer Armee, die sich
durch ihre Minderzahl zu zwar heldenmütig durchgefochtueu, aber trotzdem fort¬
gesetzten Rückzugskämpfen gezwungen sieht, kann kein Aufenthalt für einen preußischen
Prinzen sein. Es wäre das leicht zu einer Verlegenheit für das russische Heer und
den russischen Hof geworden. Die Japaner nun haben zwar alle unsre Einrich¬
tungen zu kopieren verstanden, aber Sedan haben sie uns doch nicht nachmache»
können, so sehr ihre Absicht dahin ging, und so rücksichtslos sie ihre Massen dafür
eingesetzt haben. Für Kuropatkin hatte die Stellung bei Liaujang nur die Be¬
deutung, den Feind solange als irgend ausführbar aufzuhalten, um möglichst viele»
europäischen Truppen den Anmarsch zu ermöglichen. Daß er die Japaner schlage»
konnte, dazu haben dem russischen Feldherrn zwei Armeekorps gefehlt. Darüber war
er sich selbst durchaus klar. Einen Sieg hat er nicht erfechten können, dennoch i>
der Erfolg insofern sein, als die beabsichtigte Einkreisung des russischen Heeres vo»
den Japanern nicht erreicht worden ist. Auf einen so großartigen Widerstand haben


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[0614] Maßgebliches und Unmaßgebliches Feder, so auch aus seinem innersten Herzen geflossenem Glaubensbekenntnis, wieder¬ holt von „dem großen Weisen Luther," „unserm großen Luther" gesprochen hat. Dieses Bekenntnis zu Luther und zum evangelischen Glauben ist so urkundlich echt und so neuen Datums, daß füglich nicht verlangt werden kann, es solle bei jedem Anlaß erneuert werden. Das entspräche nieder der monarchischen Würde noch dem Ernst der Sache. Dergleichen wiederholt man nicht alle Jahre. Es liegen ohnehin Kundgebungen des Kaisers genug vor, die an seiner Treue zum evangelischen Be¬ kenntnis keinen Zweifel lassen, auch wenn er den Papst noch einigemal besuchen und einzelnen katholischen Bischöfen fortdauernd Zeichen seiner Wertschätzung und seines Wohlwollens geben sollte. Das würde ohnehin nur von dem loyalen und patriotischen Verhalten des Episkopats selbst abhängen. Mit den fünfunddreißig Millionen Protestanten teilen sich zwanzig Millionen Katholiken in das Deutsche Reich, wozu noch kommt, daß die Katholiken durchweg glaubensfest sind, während unter den Protestanten sehr viel religiöse Indifferenz herrscht, und außerdem unter dieser Rubrik noch die große Menge derer gezählt wird, die eigentlich religionslos sind. Diese zwanzig Millionen Katholiken haben zu drei Vierteln im Kaiser ihren Landesherrn, die andern ihn als Reichsoberhaupt und obersten Hüter ihrer Geschicke zu verehren. Da ist es denn doch wohl Herrscherpflicht und Befolgung eines weisen Ge¬ botes der Staatskunst, daß der Kaiser, indem er auch von den Katholiken die Patriotische Hingebung an die Interessen des Landes und des Reiches fordert, seinerseits die Kluft zu überbrücken bemüht ist, die als Frucht des Dreißigjährigen Krieges heute noch auf der Entwicklung des geeinten Deutschlands schwer lastet und seine innere Erstarkung erschwert und verlangsamt. In der Not des Reiches haben von Weißenburg bis zur Loire Katholiken und Protestanten treu zusammen¬ gehalten, gar oft haben die einen am Morgen der Schlacht am Feldgottesdienst der andern teilgenommen, für manchen war es das letzte Gebet. Und als die Ver¬ treter und die Abordnungen des deutschen Heeres in stürmischer Begeisterung am 18. Januar 1871 den, wiedererstandnen Kaiser in König Wilhelms ehrwürdiger Gestalt huldigten — wer hat da nach dem Glaubensbekenntnis gefragt I Über aller konfessioneller Spaltung weht aber doch auch heute das Banner der Reichs¬ einheit! Unter den „verdächtigen Symptomen" wird nun aufgeführt, daß der Kaiser dem Katholikentage auf dessen Huldigungstelegramm persönlich, dem Speyrer Komitee nur durch den Kabinettsrat gedankt habe. Aber dieser schreibt nur, was der Kaiser ihm aufträgt, und das war doch in diesem Falle wahrlich nicht zu wenig, während die Kölnische Volkszeitung in dem Dank an den Katholikentag mit Recht eine ernste Mahnung zum Frieden findet. Von diesem Frieden hängt das Gedeihen Deutschlands nach innen und nach außen ab. Wie schon im vorigen Heft angedeutet worden ist, hat Prinz Friedrich Leopold seine Reise zur russischen Armee einstweilen aufgegeben. Bei einer Armee, die sich durch ihre Minderzahl zu zwar heldenmütig durchgefochtueu, aber trotzdem fort¬ gesetzten Rückzugskämpfen gezwungen sieht, kann kein Aufenthalt für einen preußischen Prinzen sein. Es wäre das leicht zu einer Verlegenheit für das russische Heer und den russischen Hof geworden. Die Japaner nun haben zwar alle unsre Einrich¬ tungen zu kopieren verstanden, aber Sedan haben sie uns doch nicht nachmache» können, so sehr ihre Absicht dahin ging, und so rücksichtslos sie ihre Massen dafür eingesetzt haben. Für Kuropatkin hatte die Stellung bei Liaujang nur die Be¬ deutung, den Feind solange als irgend ausführbar aufzuhalten, um möglichst viele» europäischen Truppen den Anmarsch zu ermöglichen. Daß er die Japaner schlage» konnte, dazu haben dem russischen Feldherrn zwei Armeekorps gefehlt. Darüber war er sich selbst durchaus klar. Einen Sieg hat er nicht erfechten können, dennoch i> der Erfolg insofern sein, als die beabsichtigte Einkreisung des russischen Heeres vo» den Japanern nicht erreicht worden ist. Auf einen so großartigen Widerstand haben

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_294416/614>, abgerufen am 13.05.2024.