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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

und Turnfahrten in der schönen Umgebung so energisch betrieben, wie es in keiner
Großstadt möglich ist, und die Schüler bringen ans dem Elternhause Traditionen
mit, die keine Schule geben kann. Hier behauptet sich eben die Erziehung, die
Charakterbildung gleichberechtigt neben dem Unterricht, und das ist trotz manchen
Schattenseiten überhaupt ein Vorzug des Internats. Und auch an diesem Abend
standen die "Roßleber" ihren Mann, denn eine Reihe von ihnen deklamierte frank
und frei, unbeirrt durch die große, geräuschvolle Versammlung, Gedichte, die schon
1854 oder 1875 vorgetragen oder auch neu hergestellt worden waren, darunter
eine schwungvolle Ballade, die eine Begebenheit vom 5. September 1903 behan¬
delte. Da war nämlich eine ganze Division durchmarschiert zum Kaisermanöver,
darunter auch ein Rittmeister von Berlepsch mit seiner Husarenschwadron, und der
hatte seine Reiter vor seiner alten Klosterschule aufmarschieren lassen und ihr ein
donnerndes Hoch ausgebracht.

Die Stunde war dem Sonnenaufgang näher als der Mitternacht, als die letzten
Gäste ihre Quartiere aufsuchten. Eine Mvrgenmusik weckte am nächsten Tage auch
die spätesten Schläfer. Es war kühl und windig, der Himmel bedeckt, nur zuweilen
brach die Sonne durch. Aber heute war alles in vollster Gala; neben dem orden¬
besäten schwarzen oder Chiffrefrack standen zahlreiche glänzende Uniformen aller Waffen¬
gattungen, Jnfanteristen, Jäger, Ulanen, Husaren aller Farben, Dragoner, Artilleristen
der verschiedensten Regimenter und Rangstufen vom kommandierender General bis
zum Einjährigen hinab, wie vom Hausminister des Kaisers bis zum Referendar, denn
sie waren herbeigekommen aus ganz Deutschland, von Metz, Schlettstadt und München
bis nach Königsberg und Posen, die Grafen von der Asseburg, die Helldorf, die
Jagow, die Kanitz, die Krosigk, die Lippe, die Grafen und Herren von der
Schulenburg (8), die Stünzner (5), die Trotha (6), die Wedel (5), die Wurmb
und wie sie alle heißen, und die meisten fanden Söhne oder Vettern unter den
Schülern, denn aus alter Anhänglichkeit folgt hier eine Generation der andern.
Dazu gesellten sich als Ehrengäste der Oberpräsident der Provinz Sachsen, Staats¬
minister Dr. von Bötticher, der Generalsuperintendent der Provinz, Dr. Holtzheuer,
Vertreter des Provinzialschulkollegiums in Magdeburg, die höchsten Beamten des
Regierungsbezirks und des Kreises, außerdem Vertreter der benachbarten Gym¬
nasien. In der schönen Turnhalle, an deren Wand bezeichnenderweise der

Spruch stellt!^'


Laßt Kraft mich erwerben in Herz und in Hand,
Zu leben und zu sterben fürs heilge Vaterland,

fand erst der Gottesdienst, dann nach einem Frühstück in der Festhalle der Fest-
aktus statt. Von der Rednerbühne rechts saß das Lehrerkollegium, links das Ge¬
schlecht von Witzleben, neun Herren, an ihrer Spitze der gegenwärtige Erbadmini¬
strator (seit 1880), der greise Oberkammerherr Arthur von Witzleben, Landschaftsdirektor
des königlich preußischen Markgrafentums Oberlausitz. Umrahmt von der Liturgie
und den Gesängen des Schulchors und der Gemeinde ist die Predigt des Schul¬
pfarrers Professor Rauch der Kern der Feier, eine echte Festpredigt, die sicher traf,
weil sie aus dem Herzen kam, wenn sie auf die Vergangenheit und die Zukunft der
Schule im Rahmen des Staats hinwies und dabei als ihr Wesen hervorhob: "Diese
Schule, die einst zögernd preußisch wurde, ist jetzt deutsch, deutsch bis ins Mark."

Höchst charakteristisch war der Mus, denn hier trat die Stiftungsschule energisch
hervor. Das Wort führte der Administrator, indem er würdevoll und mit be¬
rechtigtem Selbstbewußtsein auf seine Ahnherren als die Gründer und Pfleger der
Schule einging, der Huld ihrer Könige gedachte und die Gäste willkommen hieß,
^in Namen der Staatsregierung sprach nachdrücklich und schwungvoll, voll warmer
A"eMmung der Oberpräsident, und er wandte sich zunächst an den Administrator.
Als Gaben des Kaisers, "unsers allergnädigsten Königs und Herrn," der mit leb¬
haftestem Interesse der Klosterschule zugewandt sei, überbrachte er das Bild des
Monarchen (oder vielmehr die Ankündigung, daß er es der Schule verliehen habe)
und Ordensauszeichnungen für den Administrator wie für den Rektor und die


Maßgebliches und Unmaßgebliches

und Turnfahrten in der schönen Umgebung so energisch betrieben, wie es in keiner
Großstadt möglich ist, und die Schüler bringen ans dem Elternhause Traditionen
mit, die keine Schule geben kann. Hier behauptet sich eben die Erziehung, die
Charakterbildung gleichberechtigt neben dem Unterricht, und das ist trotz manchen
Schattenseiten überhaupt ein Vorzug des Internats. Und auch an diesem Abend
standen die „Roßleber" ihren Mann, denn eine Reihe von ihnen deklamierte frank
und frei, unbeirrt durch die große, geräuschvolle Versammlung, Gedichte, die schon
1854 oder 1875 vorgetragen oder auch neu hergestellt worden waren, darunter
eine schwungvolle Ballade, die eine Begebenheit vom 5. September 1903 behan¬
delte. Da war nämlich eine ganze Division durchmarschiert zum Kaisermanöver,
darunter auch ein Rittmeister von Berlepsch mit seiner Husarenschwadron, und der
hatte seine Reiter vor seiner alten Klosterschule aufmarschieren lassen und ihr ein
donnerndes Hoch ausgebracht.

Die Stunde war dem Sonnenaufgang näher als der Mitternacht, als die letzten
Gäste ihre Quartiere aufsuchten. Eine Mvrgenmusik weckte am nächsten Tage auch
die spätesten Schläfer. Es war kühl und windig, der Himmel bedeckt, nur zuweilen
brach die Sonne durch. Aber heute war alles in vollster Gala; neben dem orden¬
besäten schwarzen oder Chiffrefrack standen zahlreiche glänzende Uniformen aller Waffen¬
gattungen, Jnfanteristen, Jäger, Ulanen, Husaren aller Farben, Dragoner, Artilleristen
der verschiedensten Regimenter und Rangstufen vom kommandierender General bis
zum Einjährigen hinab, wie vom Hausminister des Kaisers bis zum Referendar, denn
sie waren herbeigekommen aus ganz Deutschland, von Metz, Schlettstadt und München
bis nach Königsberg und Posen, die Grafen von der Asseburg, die Helldorf, die
Jagow, die Kanitz, die Krosigk, die Lippe, die Grafen und Herren von der
Schulenburg (8), die Stünzner (5), die Trotha (6), die Wedel (5), die Wurmb
und wie sie alle heißen, und die meisten fanden Söhne oder Vettern unter den
Schülern, denn aus alter Anhänglichkeit folgt hier eine Generation der andern.
Dazu gesellten sich als Ehrengäste der Oberpräsident der Provinz Sachsen, Staats¬
minister Dr. von Bötticher, der Generalsuperintendent der Provinz, Dr. Holtzheuer,
Vertreter des Provinzialschulkollegiums in Magdeburg, die höchsten Beamten des
Regierungsbezirks und des Kreises, außerdem Vertreter der benachbarten Gym¬
nasien. In der schönen Turnhalle, an deren Wand bezeichnenderweise der

Spruch stellt!^'


Laßt Kraft mich erwerben in Herz und in Hand,
Zu leben und zu sterben fürs heilge Vaterland,

fand erst der Gottesdienst, dann nach einem Frühstück in der Festhalle der Fest-
aktus statt. Von der Rednerbühne rechts saß das Lehrerkollegium, links das Ge¬
schlecht von Witzleben, neun Herren, an ihrer Spitze der gegenwärtige Erbadmini¬
strator (seit 1880), der greise Oberkammerherr Arthur von Witzleben, Landschaftsdirektor
des königlich preußischen Markgrafentums Oberlausitz. Umrahmt von der Liturgie
und den Gesängen des Schulchors und der Gemeinde ist die Predigt des Schul¬
pfarrers Professor Rauch der Kern der Feier, eine echte Festpredigt, die sicher traf,
weil sie aus dem Herzen kam, wenn sie auf die Vergangenheit und die Zukunft der
Schule im Rahmen des Staats hinwies und dabei als ihr Wesen hervorhob: „Diese
Schule, die einst zögernd preußisch wurde, ist jetzt deutsch, deutsch bis ins Mark."

Höchst charakteristisch war der Mus, denn hier trat die Stiftungsschule energisch
hervor. Das Wort führte der Administrator, indem er würdevoll und mit be¬
rechtigtem Selbstbewußtsein auf seine Ahnherren als die Gründer und Pfleger der
Schule einging, der Huld ihrer Könige gedachte und die Gäste willkommen hieß,
^in Namen der Staatsregierung sprach nachdrücklich und schwungvoll, voll warmer
A»eMmung der Oberpräsident, und er wandte sich zunächst an den Administrator.
Als Gaben des Kaisers, „unsers allergnädigsten Königs und Herrn," der mit leb¬
haftestem Interesse der Klosterschule zugewandt sei, überbrachte er das Bild des
Monarchen (oder vielmehr die Ankündigung, daß er es der Schule verliehen habe)
und Ordensauszeichnungen für den Administrator wie für den Rektor und die


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_294416/67>, abgerufen am 12.05.2024.