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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

wölfischen Aspirationen gehört die von Gottfried Schwarz in Karlsruhe bekundete
Besorgnis vor einem päpstlichen Nuntius. Herr Schwarz verkündet in Abonnements-
einladnngen für ein von ihm herausgegebnes Blatt, daß die Zulassung eiues Päpst¬
lichen Nuntius in Berlin "Roms sehnlichster Wunsch" sei, und die deutsche Reichs¬
regierung werde dem nur uoch widerstehn können, "wenn das deutsche Volk wie
ein Löwe auf den Plan tritt." Ob in Rom wirklich bei irgend einer ernsthaften
Persönlichkeit im Vatikan der Wunsch oder das Bedürfnis nach einem Nuntius in
Berlin besteht, darf bis zum Beweise des Gegenteils als recht zweifelhaft gelten.
Bisher ist noch nie an einem protestantischen Hof ein Nuntius gewesen. Es hat
Zeiten gegeben, wo Bismarck einen Nuntius in Berlin für zulässig und nützlich
gehalten hat. Er ist aber damit der entschiedensten Ablehnung des alten Kaisers
begegnet, und seit dem Regierungsantritt des jetzigen Kaisers ist von einem solchen
Projekt nie die Rede gewesen. Weder der Kaiser noch der jetzige Reichskanzler
denken daran. Es ist, wie gesagt, in hohem Grade unwahrscheinlich, daß in Rom
irgendwo ein solcher Wunsch besteht. Aber auch wenn das der Fall sein sollte,
würde er beim Kaiser wie beim Grafen Bülow einer absoluten Ablehnung be¬
gegnen. Das deutsche Volk darf sich also die Mühe, "wie ein Löwe auf den Plan
zu treten," bis zu einem geeignetem Anlaß ersparen, an dem vielleicht im Laufe
der Jahre kein Mangel sein wird. Erstaunlich ist nur, daß im lieben Deutschland
an jedem Leim, es mag ihn ausgelegt haben, wer da wolle, so viele Gimpel
hängen bleiben.

Es würde das vielleicht weniger der Fall sein, wenn unsre Presse nicht so
großen Wert auf mehr oder minder zufällige äußere Vorgänge legte und sich mehr
an das Wesen der Dinge hielte. So z. B- in den Erörterungen darüber, daß
der Kaiser auf ein Telegramm des Katholikentages Persönlich erwidert hat, an das
Festkomitee in Speyer aber durch Herrn von Lucanus. Die Blätter übersehen, daß
der Kaiser einen persönlichen Vertreter nach Speyer geschickt hatte. Sie mögen
sich nun eine Zeit lang den Kopf darüber zerbrechen, weshalb der Kaiser ans den
Verlobungsglückwunsch der Provinz Ostpreußen persönlich gedankt hat, dem Prä¬
sidenten des doch den ganzen Staat umfassenden Herrenhauses aber durch den
Kabinettsrat. Was für ein Stoff für eine unendliche Fülle von Leitartikeln!


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Lord Antons Briefe an Mary Gladstone. Einen höchst lesenswerten Auf¬
satz über die vor kurzem erschienenen Aufsehen erregenden Briefe Lord Antons an
Gladstones Tochter Mary. Mrs. Drew, bringt das Juniheft von ?öl'tmAlit1^
Roviev aus der Feder des Rep. Canon Malcolm Mac Call. Die Briefe zeigen
den vor zwei Jahren gestorbnen englischen Historiker, der auch als der größte
"Laiengelehrte" seiner Zeit bezeichnet wird, als den gläubigsten Katholiken und den
eifrigsten Anhänger der römischen Kirche, zugleich aber auch als den leidenschaftlichsten
und unversöhnlichen Gegner des Papsttums. Es ist bekannt, daß Lord Acton zu¬
sammen mit dem Münchner Theologen Friedrich und dem bayrische" Gesandten
Grafen Taufftirchen -- heutzutage sollte sich ein bayrischer Diplomat so etwas er¬
lauben! -- Döllinger das Material lieferte zu den während des Vatikanischen
Konzils in der damaligen Augsburger (jetzt Münchner) Allgemeinen Zeitung er¬
schienenen "Römischen Briefen über das Konzil," 1869/70. Diese Briefe hielten
damals die gesamte Welt in Spannung, und die feinsten Spürnasen des Vatikans
haben nicht herausbekommen, wer der alles wissende "Quirinus" der Allgemeinen
Zeitung war (s. Friedrich in der Rsvus Jut,frug,t.linia1<z Ah LlisoloZis Oktober bis
Dezember 1903; Mac Call gibt ganz falsche Ansichten darüber): es war Döllinger.
Alle englischen Anzeigen der Briefe Lord Antons an Mary Gladstone geben als
besonders charakteristisch einen Brief wieder, den wir im folgenden übersetzen. Wir
gestehn dabei offen, daß wir nicht damit übereinstimmen, das heutige Papsttum für
seine mittelalterlichen Sünden verantwortlich zu machen. Darf man dem Papst vor-


Maßgebliches und Unmaßgebliches

wölfischen Aspirationen gehört die von Gottfried Schwarz in Karlsruhe bekundete
Besorgnis vor einem päpstlichen Nuntius. Herr Schwarz verkündet in Abonnements-
einladnngen für ein von ihm herausgegebnes Blatt, daß die Zulassung eiues Päpst¬
lichen Nuntius in Berlin „Roms sehnlichster Wunsch" sei, und die deutsche Reichs¬
regierung werde dem nur uoch widerstehn können, „wenn das deutsche Volk wie
ein Löwe auf den Plan tritt." Ob in Rom wirklich bei irgend einer ernsthaften
Persönlichkeit im Vatikan der Wunsch oder das Bedürfnis nach einem Nuntius in
Berlin besteht, darf bis zum Beweise des Gegenteils als recht zweifelhaft gelten.
Bisher ist noch nie an einem protestantischen Hof ein Nuntius gewesen. Es hat
Zeiten gegeben, wo Bismarck einen Nuntius in Berlin für zulässig und nützlich
gehalten hat. Er ist aber damit der entschiedensten Ablehnung des alten Kaisers
begegnet, und seit dem Regierungsantritt des jetzigen Kaisers ist von einem solchen
Projekt nie die Rede gewesen. Weder der Kaiser noch der jetzige Reichskanzler
denken daran. Es ist, wie gesagt, in hohem Grade unwahrscheinlich, daß in Rom
irgendwo ein solcher Wunsch besteht. Aber auch wenn das der Fall sein sollte,
würde er beim Kaiser wie beim Grafen Bülow einer absoluten Ablehnung be¬
gegnen. Das deutsche Volk darf sich also die Mühe, „wie ein Löwe auf den Plan
zu treten," bis zu einem geeignetem Anlaß ersparen, an dem vielleicht im Laufe
der Jahre kein Mangel sein wird. Erstaunlich ist nur, daß im lieben Deutschland
an jedem Leim, es mag ihn ausgelegt haben, wer da wolle, so viele Gimpel
hängen bleiben.

Es würde das vielleicht weniger der Fall sein, wenn unsre Presse nicht so
großen Wert auf mehr oder minder zufällige äußere Vorgänge legte und sich mehr
an das Wesen der Dinge hielte. So z. B- in den Erörterungen darüber, daß
der Kaiser auf ein Telegramm des Katholikentages Persönlich erwidert hat, an das
Festkomitee in Speyer aber durch Herrn von Lucanus. Die Blätter übersehen, daß
der Kaiser einen persönlichen Vertreter nach Speyer geschickt hatte. Sie mögen
sich nun eine Zeit lang den Kopf darüber zerbrechen, weshalb der Kaiser ans den
Verlobungsglückwunsch der Provinz Ostpreußen persönlich gedankt hat, dem Prä¬
sidenten des doch den ganzen Staat umfassenden Herrenhauses aber durch den
Kabinettsrat. Was für ein Stoff für eine unendliche Fülle von Leitartikeln!


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Lord Antons Briefe an Mary Gladstone. Einen höchst lesenswerten Auf¬
satz über die vor kurzem erschienenen Aufsehen erregenden Briefe Lord Antons an
Gladstones Tochter Mary. Mrs. Drew, bringt das Juniheft von ?öl'tmAlit1^
Roviev aus der Feder des Rep. Canon Malcolm Mac Call. Die Briefe zeigen
den vor zwei Jahren gestorbnen englischen Historiker, der auch als der größte
„Laiengelehrte" seiner Zeit bezeichnet wird, als den gläubigsten Katholiken und den
eifrigsten Anhänger der römischen Kirche, zugleich aber auch als den leidenschaftlichsten
und unversöhnlichen Gegner des Papsttums. Es ist bekannt, daß Lord Acton zu¬
sammen mit dem Münchner Theologen Friedrich und dem bayrische» Gesandten
Grafen Taufftirchen — heutzutage sollte sich ein bayrischer Diplomat so etwas er¬
lauben! — Döllinger das Material lieferte zu den während des Vatikanischen
Konzils in der damaligen Augsburger (jetzt Münchner) Allgemeinen Zeitung er¬
schienenen „Römischen Briefen über das Konzil," 1869/70. Diese Briefe hielten
damals die gesamte Welt in Spannung, und die feinsten Spürnasen des Vatikans
haben nicht herausbekommen, wer der alles wissende „Quirinus" der Allgemeinen
Zeitung war (s. Friedrich in der Rsvus Jut,frug,t.linia1<z Ah LlisoloZis Oktober bis
Dezember 1903; Mac Call gibt ganz falsche Ansichten darüber): es war Döllinger.
Alle englischen Anzeigen der Briefe Lord Antons an Mary Gladstone geben als
besonders charakteristisch einen Brief wieder, den wir im folgenden übersetzen. Wir
gestehn dabei offen, daß wir nicht damit übereinstimmen, das heutige Papsttum für
seine mittelalterlichen Sünden verantwortlich zu machen. Darf man dem Papst vor-


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[0674] Maßgebliches und Unmaßgebliches wölfischen Aspirationen gehört die von Gottfried Schwarz in Karlsruhe bekundete Besorgnis vor einem päpstlichen Nuntius. Herr Schwarz verkündet in Abonnements- einladnngen für ein von ihm herausgegebnes Blatt, daß die Zulassung eiues Päpst¬ lichen Nuntius in Berlin „Roms sehnlichster Wunsch" sei, und die deutsche Reichs¬ regierung werde dem nur uoch widerstehn können, „wenn das deutsche Volk wie ein Löwe auf den Plan tritt." Ob in Rom wirklich bei irgend einer ernsthaften Persönlichkeit im Vatikan der Wunsch oder das Bedürfnis nach einem Nuntius in Berlin besteht, darf bis zum Beweise des Gegenteils als recht zweifelhaft gelten. Bisher ist noch nie an einem protestantischen Hof ein Nuntius gewesen. Es hat Zeiten gegeben, wo Bismarck einen Nuntius in Berlin für zulässig und nützlich gehalten hat. Er ist aber damit der entschiedensten Ablehnung des alten Kaisers begegnet, und seit dem Regierungsantritt des jetzigen Kaisers ist von einem solchen Projekt nie die Rede gewesen. Weder der Kaiser noch der jetzige Reichskanzler denken daran. Es ist, wie gesagt, in hohem Grade unwahrscheinlich, daß in Rom irgendwo ein solcher Wunsch besteht. Aber auch wenn das der Fall sein sollte, würde er beim Kaiser wie beim Grafen Bülow einer absoluten Ablehnung be¬ gegnen. Das deutsche Volk darf sich also die Mühe, „wie ein Löwe auf den Plan zu treten," bis zu einem geeignetem Anlaß ersparen, an dem vielleicht im Laufe der Jahre kein Mangel sein wird. Erstaunlich ist nur, daß im lieben Deutschland an jedem Leim, es mag ihn ausgelegt haben, wer da wolle, so viele Gimpel hängen bleiben. Es würde das vielleicht weniger der Fall sein, wenn unsre Presse nicht so großen Wert auf mehr oder minder zufällige äußere Vorgänge legte und sich mehr an das Wesen der Dinge hielte. So z. B- in den Erörterungen darüber, daß der Kaiser auf ein Telegramm des Katholikentages Persönlich erwidert hat, an das Festkomitee in Speyer aber durch Herrn von Lucanus. Die Blätter übersehen, daß der Kaiser einen persönlichen Vertreter nach Speyer geschickt hatte. Sie mögen sich nun eine Zeit lang den Kopf darüber zerbrechen, weshalb der Kaiser ans den Verlobungsglückwunsch der Provinz Ostpreußen persönlich gedankt hat, dem Prä¬ sidenten des doch den ganzen Staat umfassenden Herrenhauses aber durch den Kabinettsrat. Was für ein Stoff für eine unendliche Fülle von Leitartikeln! -i-K» Lord Antons Briefe an Mary Gladstone. Einen höchst lesenswerten Auf¬ satz über die vor kurzem erschienenen Aufsehen erregenden Briefe Lord Antons an Gladstones Tochter Mary. Mrs. Drew, bringt das Juniheft von ?öl'tmAlit1^ Roviev aus der Feder des Rep. Canon Malcolm Mac Call. Die Briefe zeigen den vor zwei Jahren gestorbnen englischen Historiker, der auch als der größte „Laiengelehrte" seiner Zeit bezeichnet wird, als den gläubigsten Katholiken und den eifrigsten Anhänger der römischen Kirche, zugleich aber auch als den leidenschaftlichsten und unversöhnlichen Gegner des Papsttums. Es ist bekannt, daß Lord Acton zu¬ sammen mit dem Münchner Theologen Friedrich und dem bayrische» Gesandten Grafen Taufftirchen — heutzutage sollte sich ein bayrischer Diplomat so etwas er¬ lauben! — Döllinger das Material lieferte zu den während des Vatikanischen Konzils in der damaligen Augsburger (jetzt Münchner) Allgemeinen Zeitung er¬ schienenen „Römischen Briefen über das Konzil," 1869/70. Diese Briefe hielten damals die gesamte Welt in Spannung, und die feinsten Spürnasen des Vatikans haben nicht herausbekommen, wer der alles wissende „Quirinus" der Allgemeinen Zeitung war (s. Friedrich in der Rsvus Jut,frug,t.linia1<z Ah LlisoloZis Oktober bis Dezember 1903; Mac Call gibt ganz falsche Ansichten darüber): es war Döllinger. Alle englischen Anzeigen der Briefe Lord Antons an Mary Gladstone geben als besonders charakteristisch einen Brief wieder, den wir im folgenden übersetzen. Wir gestehn dabei offen, daß wir nicht damit übereinstimmen, das heutige Papsttum für seine mittelalterlichen Sünden verantwortlich zu machen. Darf man dem Papst vor-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_294416/674>, abgerufen am 07.06.2024.