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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

wohnern von Diedenhofen, die Garnison eingeschlossen, in liebenswürdiger Weise
öffnet, die Munitionsräume der Festung einsehen. Aber daran läßt sich nichts
ändern, höchstens durch eine sehr kostspielige Expropriation, für die der Reichstag
die Mittel schwerlich bewilligen würde. Ob etwa ein Ausweg dahin getroffen
werden könnte, daß das Reich nur den für die Sicherheit der Festung nötigen
Teil, den übrigen, wohl größern Teil Elsaß-Lothringen als Domäne übernähme,
entzieht sich unsrer Kenntnis. Expropriationen von Teilen des Berthierschen Terrains
für Festungsbauten bei Diedenhofen sind allerdings schon geschehen. Von einem
französischen aktiven General, der in der Gegend von Niederbronn ansässig ist, las
man bei den diesjährigen Herbstübungen in den Zeitungen, daß er deutsche Sol¬
daten, die während einer Übung seinen Park betreten hatten, in freundlichster Weise
bewirtet und ihnen dann seine Karte eingehändigt habe. Das sieht für normale
Friedensverhältnisse, soweit sie dort überhaupt normal sein können, ganz niedlich
ans, in ernstern Zeiten könnten daraus große Unbequemlichkeiten erwachsen.

In den gesamten Verhältnissen von Elsaß-Lothringen muß Deutschland Wohl
oder übel die Folgen davon in den Kauf nehmen, daß man im Jahre 1871 nicht
entschiedner vorgegangen ist. Fürst Bismarck verlangte damals von dem schlesischen
Magnaten Grafen Guido Henckel von Donnersmarck, der als sehr genauer Kenner
Frankreichs nach dem Fall von Metz zum Präfekten von Lothringen ernannt worden,
später auch an den finanziellen Abmachungen in Versailles hervorragend beteiligt
gewesen war, eine Denkschrift darüber, wie deutscherseits in Elsaß-Lothringen zu
prozedieren sei. Graf Henckel wies in dieser Denkschrift darauf hin, daß die Be¬
antwortung der Frage in dem deutschen Überfluß an Menschenmaterial liege und
schlug vor, alles, was an Franzosen im Lande sei, aus den französischen Milliarden
zu expropiieren und dafür deutsche Reservisten und Landwehrmänner anzusetzen, vor
allem solche, die durch den Krieg in ihren Verhältnissen geschädigt worden seien. Damit
schaffe sich Deutschland an seiner verwundbarsten Stelle eine starke Militärgrenze.
Bismarck erklärte sich mit dem Vorschlage durchaus einverstanden und stellte nur
die Bedingung, daß der Verfasser die Ausführung übernähme. Graf Henckel aber
beharrte darauf, daß er im Frieden niemals ein Staatsamt zu übernehmen wünsche,
und daran scheiterte sowohl die Ausführung als der treffliche Gedanke selbst.
Hoffentlich bleibt er in xstto für den Fall, daß wir noch einmal mit Frankreich
zu ringen haben sollten und ihm dann wiederum die Bedingungen des Friedens
vorschreiben könnten. Wie ganz anders würde sich die Entwicklung der Reichs¬
lande in diesem Menschenalter vollzogen haben!

Abgesehen von den in Elsaß-Lothringen selbst ansässigen französischen Jagd¬
besitzern wird mit der Erteilung von Jagdscheinen dort sehr vorsichtig umgegangen.
Erstlich erfolgt sie nur an Angehörige dort lebender Familien, die aus Frankreich
zu Besuch kommen, für französische Offiziere immer nur auf einen Tag für die um
diesem Tage abgehaltne Jagd; aber auch daun immer nur unter Begutachtung der
Polizeibehörde. Da überdem bei der Bedeutung der Sache und bei dem Anstehen,
womit diese Frage in der deutschen Presse behandelt worden ist, der Reichskanzler
und der Kriegsminister den Gegenstand in einem gemeinsamen Vortrage behandelt
haben, so darf lieb Vaterland ruhig darüber sein, daß nichts verabsäumt wird, was
innerhalb der Grenze des notwendigen und -- des Möglichen liegt. Merkwürdig
ist nur, daß ein großer Teil der Blätter, die über die "französischen Jäger" jetzt
Feuer! schreien, seinerzeit mit die eifrigsten waren, die Abschaffung der Paßpflicht
an der französischen Grenze -- eine der verständigsten Maßregeln, die dort jemals
getroffen worden war -- aus allen Tonarten zu befürworten. Die Paßpflicht hatte
nicht nur die Frage der französischen Jagdpächter, sondern die noch viel bedenklichere
der französischen Sommerfrischler in den Vogesen und im Schwarzwalde in der
einfachsten Weise gelöst. Jetzt werden die dortigen Sommerfrischen, zumal in den
Südvogesen, allsommerlich mehr und mehr von den Franzosen überschwemmt. Für
die Gastwirte mag das angenehm sein, aber um ihretwillen haben wir doch eigenlich


Maßgebliches und Unmaßgebliches

wohnern von Diedenhofen, die Garnison eingeschlossen, in liebenswürdiger Weise
öffnet, die Munitionsräume der Festung einsehen. Aber daran läßt sich nichts
ändern, höchstens durch eine sehr kostspielige Expropriation, für die der Reichstag
die Mittel schwerlich bewilligen würde. Ob etwa ein Ausweg dahin getroffen
werden könnte, daß das Reich nur den für die Sicherheit der Festung nötigen
Teil, den übrigen, wohl größern Teil Elsaß-Lothringen als Domäne übernähme,
entzieht sich unsrer Kenntnis. Expropriationen von Teilen des Berthierschen Terrains
für Festungsbauten bei Diedenhofen sind allerdings schon geschehen. Von einem
französischen aktiven General, der in der Gegend von Niederbronn ansässig ist, las
man bei den diesjährigen Herbstübungen in den Zeitungen, daß er deutsche Sol¬
daten, die während einer Übung seinen Park betreten hatten, in freundlichster Weise
bewirtet und ihnen dann seine Karte eingehändigt habe. Das sieht für normale
Friedensverhältnisse, soweit sie dort überhaupt normal sein können, ganz niedlich
ans, in ernstern Zeiten könnten daraus große Unbequemlichkeiten erwachsen.

In den gesamten Verhältnissen von Elsaß-Lothringen muß Deutschland Wohl
oder übel die Folgen davon in den Kauf nehmen, daß man im Jahre 1871 nicht
entschiedner vorgegangen ist. Fürst Bismarck verlangte damals von dem schlesischen
Magnaten Grafen Guido Henckel von Donnersmarck, der als sehr genauer Kenner
Frankreichs nach dem Fall von Metz zum Präfekten von Lothringen ernannt worden,
später auch an den finanziellen Abmachungen in Versailles hervorragend beteiligt
gewesen war, eine Denkschrift darüber, wie deutscherseits in Elsaß-Lothringen zu
prozedieren sei. Graf Henckel wies in dieser Denkschrift darauf hin, daß die Be¬
antwortung der Frage in dem deutschen Überfluß an Menschenmaterial liege und
schlug vor, alles, was an Franzosen im Lande sei, aus den französischen Milliarden
zu expropiieren und dafür deutsche Reservisten und Landwehrmänner anzusetzen, vor
allem solche, die durch den Krieg in ihren Verhältnissen geschädigt worden seien. Damit
schaffe sich Deutschland an seiner verwundbarsten Stelle eine starke Militärgrenze.
Bismarck erklärte sich mit dem Vorschlage durchaus einverstanden und stellte nur
die Bedingung, daß der Verfasser die Ausführung übernähme. Graf Henckel aber
beharrte darauf, daß er im Frieden niemals ein Staatsamt zu übernehmen wünsche,
und daran scheiterte sowohl die Ausführung als der treffliche Gedanke selbst.
Hoffentlich bleibt er in xstto für den Fall, daß wir noch einmal mit Frankreich
zu ringen haben sollten und ihm dann wiederum die Bedingungen des Friedens
vorschreiben könnten. Wie ganz anders würde sich die Entwicklung der Reichs¬
lande in diesem Menschenalter vollzogen haben!

Abgesehen von den in Elsaß-Lothringen selbst ansässigen französischen Jagd¬
besitzern wird mit der Erteilung von Jagdscheinen dort sehr vorsichtig umgegangen.
Erstlich erfolgt sie nur an Angehörige dort lebender Familien, die aus Frankreich
zu Besuch kommen, für französische Offiziere immer nur auf einen Tag für die um
diesem Tage abgehaltne Jagd; aber auch daun immer nur unter Begutachtung der
Polizeibehörde. Da überdem bei der Bedeutung der Sache und bei dem Anstehen,
womit diese Frage in der deutschen Presse behandelt worden ist, der Reichskanzler
und der Kriegsminister den Gegenstand in einem gemeinsamen Vortrage behandelt
haben, so darf lieb Vaterland ruhig darüber sein, daß nichts verabsäumt wird, was
innerhalb der Grenze des notwendigen und — des Möglichen liegt. Merkwürdig
ist nur, daß ein großer Teil der Blätter, die über die „französischen Jäger" jetzt
Feuer! schreien, seinerzeit mit die eifrigsten waren, die Abschaffung der Paßpflicht
an der französischen Grenze — eine der verständigsten Maßregeln, die dort jemals
getroffen worden war — aus allen Tonarten zu befürworten. Die Paßpflicht hatte
nicht nur die Frage der französischen Jagdpächter, sondern die noch viel bedenklichere
der französischen Sommerfrischler in den Vogesen und im Schwarzwalde in der
einfachsten Weise gelöst. Jetzt werden die dortigen Sommerfrischen, zumal in den
Südvogesen, allsommerlich mehr und mehr von den Franzosen überschwemmt. Für
die Gastwirte mag das angenehm sein, aber um ihretwillen haben wir doch eigenlich


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[0180] Maßgebliches und Unmaßgebliches wohnern von Diedenhofen, die Garnison eingeschlossen, in liebenswürdiger Weise öffnet, die Munitionsräume der Festung einsehen. Aber daran läßt sich nichts ändern, höchstens durch eine sehr kostspielige Expropriation, für die der Reichstag die Mittel schwerlich bewilligen würde. Ob etwa ein Ausweg dahin getroffen werden könnte, daß das Reich nur den für die Sicherheit der Festung nötigen Teil, den übrigen, wohl größern Teil Elsaß-Lothringen als Domäne übernähme, entzieht sich unsrer Kenntnis. Expropriationen von Teilen des Berthierschen Terrains für Festungsbauten bei Diedenhofen sind allerdings schon geschehen. Von einem französischen aktiven General, der in der Gegend von Niederbronn ansässig ist, las man bei den diesjährigen Herbstübungen in den Zeitungen, daß er deutsche Sol¬ daten, die während einer Übung seinen Park betreten hatten, in freundlichster Weise bewirtet und ihnen dann seine Karte eingehändigt habe. Das sieht für normale Friedensverhältnisse, soweit sie dort überhaupt normal sein können, ganz niedlich ans, in ernstern Zeiten könnten daraus große Unbequemlichkeiten erwachsen. In den gesamten Verhältnissen von Elsaß-Lothringen muß Deutschland Wohl oder übel die Folgen davon in den Kauf nehmen, daß man im Jahre 1871 nicht entschiedner vorgegangen ist. Fürst Bismarck verlangte damals von dem schlesischen Magnaten Grafen Guido Henckel von Donnersmarck, der als sehr genauer Kenner Frankreichs nach dem Fall von Metz zum Präfekten von Lothringen ernannt worden, später auch an den finanziellen Abmachungen in Versailles hervorragend beteiligt gewesen war, eine Denkschrift darüber, wie deutscherseits in Elsaß-Lothringen zu prozedieren sei. Graf Henckel wies in dieser Denkschrift darauf hin, daß die Be¬ antwortung der Frage in dem deutschen Überfluß an Menschenmaterial liege und schlug vor, alles, was an Franzosen im Lande sei, aus den französischen Milliarden zu expropiieren und dafür deutsche Reservisten und Landwehrmänner anzusetzen, vor allem solche, die durch den Krieg in ihren Verhältnissen geschädigt worden seien. Damit schaffe sich Deutschland an seiner verwundbarsten Stelle eine starke Militärgrenze. Bismarck erklärte sich mit dem Vorschlage durchaus einverstanden und stellte nur die Bedingung, daß der Verfasser die Ausführung übernähme. Graf Henckel aber beharrte darauf, daß er im Frieden niemals ein Staatsamt zu übernehmen wünsche, und daran scheiterte sowohl die Ausführung als der treffliche Gedanke selbst. Hoffentlich bleibt er in xstto für den Fall, daß wir noch einmal mit Frankreich zu ringen haben sollten und ihm dann wiederum die Bedingungen des Friedens vorschreiben könnten. Wie ganz anders würde sich die Entwicklung der Reichs¬ lande in diesem Menschenalter vollzogen haben! Abgesehen von den in Elsaß-Lothringen selbst ansässigen französischen Jagd¬ besitzern wird mit der Erteilung von Jagdscheinen dort sehr vorsichtig umgegangen. Erstlich erfolgt sie nur an Angehörige dort lebender Familien, die aus Frankreich zu Besuch kommen, für französische Offiziere immer nur auf einen Tag für die um diesem Tage abgehaltne Jagd; aber auch daun immer nur unter Begutachtung der Polizeibehörde. Da überdem bei der Bedeutung der Sache und bei dem Anstehen, womit diese Frage in der deutschen Presse behandelt worden ist, der Reichskanzler und der Kriegsminister den Gegenstand in einem gemeinsamen Vortrage behandelt haben, so darf lieb Vaterland ruhig darüber sein, daß nichts verabsäumt wird, was innerhalb der Grenze des notwendigen und — des Möglichen liegt. Merkwürdig ist nur, daß ein großer Teil der Blätter, die über die „französischen Jäger" jetzt Feuer! schreien, seinerzeit mit die eifrigsten waren, die Abschaffung der Paßpflicht an der französischen Grenze — eine der verständigsten Maßregeln, die dort jemals getroffen worden war — aus allen Tonarten zu befürworten. Die Paßpflicht hatte nicht nur die Frage der französischen Jagdpächter, sondern die noch viel bedenklichere der französischen Sommerfrischler in den Vogesen und im Schwarzwalde in der einfachsten Weise gelöst. Jetzt werden die dortigen Sommerfrischen, zumal in den Südvogesen, allsommerlich mehr und mehr von den Franzosen überschwemmt. Für die Gastwirte mag das angenehm sein, aber um ihretwillen haben wir doch eigenlich

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_295218/180>, abgerufen am 26.05.2024.