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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Viertes Vierteljahr.

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Äulturbilder von den kleinasiatischen Inseln

nur für unsre beiden Beobachtungsgebiete zuzutreffen: nicht darin sehe ich
das Entscheidende, daß hier mehrere Volks- und Kulturelemente überhaupt
eine Mischung eingegangen sind, sondern darin, daß diese Elemente zu
heterogener Art waren, als daß sie eine ersprießliche Wirkung Hütten üben
können. Darum sind die Resultate dieser Kulturmischnng auf Sizilien wie
im Archipel -- und darin liegt das Übereinstimmende -- im wesentlichen
negativer Natur, sie liegen in dem, was wir als Gleichgiltigkeit im nationalen,
als Unfruchtbarkeit im politischen, als Rückständigkeit oder Atavismus im
sozialen, als Ideenlosigkeit im intellektuellen, als Bigotterie im religiösen
Leben bezeichnen. Es ist der Fluch einer Bastardkultur, der auf diesen von
der Natur so gesegneten Länderstrichen lastet, der in der Verbindung von
zwei sich ausschließenden Kulturen, christlicher und islamitischer, zur ver¬
hängnisvollen Wirklichkeit geworden ist. Wenn man dem gegenüber an den
segensreichen Kultureinflnß der Araber in Südspnuieu erinnert, so muß man
bedenken, daß dieser rein intellektuell war und auf den Volkscharakter kaum,
ebenfalls nicht günstig, eingewirkt hat. Denn ob sich die heutige Rückständig¬
keit Spaniens nicht auch erklärt aus dem paralysierenden Einfluß von Kultur¬
elementen auf einen gänzlich unverwandten Volksorganismus? Südspanien.
Sizilien und der griechische Archipel wären dann in derselben Weise und durch
dieselben Ursachen einer solchen Knlturparalyse verfallen. Der Einfluß dieses
islamitischen Elements auf den Charakter des anatvlischen Griechentums ist ja
dem Kenner byzantinischer und neugriechischer Dinge kein Geheimnis, und für
Sizilien hat man ihn wenigstens instinktiv empfunden, wenn zum Beispiel
Rumpelt von dem "düstern, fatalistischen Sinn des Sizilianers" und Viktor
Hehn von den "Halborientalen Siziliens" spricht (Italien S. 164).

Am kräftigsten und, nachhaltigsten war ja dieses Halborientalentunl ver¬
körpert in dem byzantinischen Geiste, der noch heute auf den Völkern des
Balkaus lastet und sie an einer frischen Entfaltung ihrer nationalen Kräfte
hindert. Mag man neuerdings auch mit noch so großem historischen Rechte
bemüht sein, diese keine wahrhaft neuen und lebensfähigen Kultnrkeime ent¬
haltende Periode der osteuropäisch-asiatischen Menschheit für die wissenschaftliche
Forschung zu gewinnen, so genügen doch schon zwei Tatsachen, das Ungesunde
dieser Kultur darzutun: ihr innerer Zerfall bei der Berührung mit dem Geiste des
romanischen Occidents -- die Eroberung Konstantinopels durch die "Lateiner"
bedeutete den Todesstoß der byzantinischen Kultur -- und die Jnferioritüt der
heutigen osteuropäischen Völker, die ja nnr das Surrogat byzantini cher Erb¬
weisheit als nährende Muttermilch in sich aufgenommen hatten.

In diese Kultursphäre war auch Sizilien hineingeraten und hatte ihr
etwa drei Jnhrhuuderte lang angehört. In dieser Zeit und der darauf
folgenden arabischen sind wahrscheinlich die Keime der Kulturverarmnng oder
der Kulturentfremdung zu suchen, an der die Insel noch jetzt krankt, und die
sie mit der Hauptmasse des abermals byzantinischen Reiches teilt. Mau sieht
also: gleiche Schicksale, gleiche Ergebnisse.


thal) zur Feststellung des Verwandtschaftsgrades zwischen Tieren sowie zwischen Tier und
Mensch anstellte, nämlich die Mischung des Blutes von dem einen Tier mit dem Blutserum
des andern. Dabei zeigte sich, daß, was in beschränktem Umfange schon früher bekannt war,
die Blutkörperchen nur mit dem Serum von Tieren derselben Art oder sehr nahe verwandter
gemischt werden können, vom Serum fremder Tiere jedoch aufgelöst werden. Es ließ sich also
mischen Blut von Hasen mit dem Serum von Kaninchen, von Pferden mit dem von Eseln,
von Hund mit dem vom Wolf, vom Orang-Ulan mit dem vom Menschen usw. dagegen nicht
von Katze und Hund, von Kaninchen und Meerschweinchen, vom Menschen und niedern Affen.
Wenn man nun weiter weiß, daß eine fruchtbare Kreuzung nur möglich ist zwischen Tieren,
deren Blutarten sich gegenseitig nicht auflösen, so steht doch wohl nichts im Wege, diese
Kenntnis auch aus die Mischung zweier Kulturen anzuwenden. Man hätte dann einen neuen
Fall für den Parallelismus von physischen und geistigen Vorgängen, und der alte Gobineau
hat um Ende doch nicht so Unrecht.
Äulturbilder von den kleinasiatischen Inseln

nur für unsre beiden Beobachtungsgebiete zuzutreffen: nicht darin sehe ich
das Entscheidende, daß hier mehrere Volks- und Kulturelemente überhaupt
eine Mischung eingegangen sind, sondern darin, daß diese Elemente zu
heterogener Art waren, als daß sie eine ersprießliche Wirkung Hütten üben
können. Darum sind die Resultate dieser Kulturmischnng auf Sizilien wie
im Archipel — und darin liegt das Übereinstimmende — im wesentlichen
negativer Natur, sie liegen in dem, was wir als Gleichgiltigkeit im nationalen,
als Unfruchtbarkeit im politischen, als Rückständigkeit oder Atavismus im
sozialen, als Ideenlosigkeit im intellektuellen, als Bigotterie im religiösen
Leben bezeichnen. Es ist der Fluch einer Bastardkultur, der auf diesen von
der Natur so gesegneten Länderstrichen lastet, der in der Verbindung von
zwei sich ausschließenden Kulturen, christlicher und islamitischer, zur ver¬
hängnisvollen Wirklichkeit geworden ist. Wenn man dem gegenüber an den
segensreichen Kultureinflnß der Araber in Südspnuieu erinnert, so muß man
bedenken, daß dieser rein intellektuell war und auf den Volkscharakter kaum,
ebenfalls nicht günstig, eingewirkt hat. Denn ob sich die heutige Rückständig¬
keit Spaniens nicht auch erklärt aus dem paralysierenden Einfluß von Kultur¬
elementen auf einen gänzlich unverwandten Volksorganismus? Südspanien.
Sizilien und der griechische Archipel wären dann in derselben Weise und durch
dieselben Ursachen einer solchen Knlturparalyse verfallen. Der Einfluß dieses
islamitischen Elements auf den Charakter des anatvlischen Griechentums ist ja
dem Kenner byzantinischer und neugriechischer Dinge kein Geheimnis, und für
Sizilien hat man ihn wenigstens instinktiv empfunden, wenn zum Beispiel
Rumpelt von dem „düstern, fatalistischen Sinn des Sizilianers" und Viktor
Hehn von den „Halborientalen Siziliens" spricht (Italien S. 164).

Am kräftigsten und, nachhaltigsten war ja dieses Halborientalentunl ver¬
körpert in dem byzantinischen Geiste, der noch heute auf den Völkern des
Balkaus lastet und sie an einer frischen Entfaltung ihrer nationalen Kräfte
hindert. Mag man neuerdings auch mit noch so großem historischen Rechte
bemüht sein, diese keine wahrhaft neuen und lebensfähigen Kultnrkeime ent¬
haltende Periode der osteuropäisch-asiatischen Menschheit für die wissenschaftliche
Forschung zu gewinnen, so genügen doch schon zwei Tatsachen, das Ungesunde
dieser Kultur darzutun: ihr innerer Zerfall bei der Berührung mit dem Geiste des
romanischen Occidents — die Eroberung Konstantinopels durch die „Lateiner"
bedeutete den Todesstoß der byzantinischen Kultur — und die Jnferioritüt der
heutigen osteuropäischen Völker, die ja nnr das Surrogat byzantini cher Erb¬
weisheit als nährende Muttermilch in sich aufgenommen hatten.

In diese Kultursphäre war auch Sizilien hineingeraten und hatte ihr
etwa drei Jnhrhuuderte lang angehört. In dieser Zeit und der darauf
folgenden arabischen sind wahrscheinlich die Keime der Kulturverarmnng oder
der Kulturentfremdung zu suchen, an der die Insel noch jetzt krankt, und die
sie mit der Hauptmasse des abermals byzantinischen Reiches teilt. Mau sieht
also: gleiche Schicksale, gleiche Ergebnisse.


thal) zur Feststellung des Verwandtschaftsgrades zwischen Tieren sowie zwischen Tier und
Mensch anstellte, nämlich die Mischung des Blutes von dem einen Tier mit dem Blutserum
des andern. Dabei zeigte sich, daß, was in beschränktem Umfange schon früher bekannt war,
die Blutkörperchen nur mit dem Serum von Tieren derselben Art oder sehr nahe verwandter
gemischt werden können, vom Serum fremder Tiere jedoch aufgelöst werden. Es ließ sich also
mischen Blut von Hasen mit dem Serum von Kaninchen, von Pferden mit dem von Eseln,
von Hund mit dem vom Wolf, vom Orang-Ulan mit dem vom Menschen usw. dagegen nicht
von Katze und Hund, von Kaninchen und Meerschweinchen, vom Menschen und niedern Affen.
Wenn man nun weiter weiß, daß eine fruchtbare Kreuzung nur möglich ist zwischen Tieren,
deren Blutarten sich gegenseitig nicht auflösen, so steht doch wohl nichts im Wege, diese
Kenntnis auch aus die Mischung zweier Kulturen anzuwenden. Man hätte dann einen neuen
Fall für den Parallelismus von physischen und geistigen Vorgängen, und der alte Gobineau
hat um Ende doch nicht so Unrecht.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_295218/333>, abgerufen am 20.05.2024.