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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Da um dieses heute Porta Cavalleggieri benannte Tor einem bequemen
neuen Zugänge weichen soll und damit das steinerne Erinnerungszeichen an ein'
interessantes Stück Weltgeschichte deu modernsten Bedürfnissen zum Opfer fallen
muß, so mag es als ein Akt der Pietät gelten, mit ein paar Worten die Schick¬
sale und die einstige Bedeutung des Tores und seiner Bau- und Geschichtsreminis-
zenzen zusammenzustellen.

Vor etwa vierhundert Jahren gelangte das Tor und seine Umgebung zu einer
zwar kurzen, aber um so traurigern Berühmtheit durch ein Ereignis, das das Ende
der Renaissancezeit für Italien besiegelte und in seiner weitern Entwicklung die
Unterdrückung der geistigen Freiheit des Landes für die nächsten Jahrhunderte be¬
deutet. Die Einleitung dazu ist der sogenannte Sacco ti Roma, die neun
Monate lange furchtbare Plünderung der üppigen Papststadt durch die zusammen¬
gewürfelten Svloatenhorden des allerchristlichsten Kaisers Karl des Fünften im
Jahre 1527.

Ein topographisches Bild, wie die Gegend hier damals ausgesehen hat, ist
nicht schwer zu rekonstruieren. Man vergesse für einen Augenblick den Mauerring,
wie er heute dasteht. Dahinter, in deu vatikanischen Gärten, ist ein viel älteres
Stück einer laugen Mauer mit mächtigen Rundtürmen, jetzt teilweise mit einer
Weißen Kappe bedeckt und zu astronomischen Beobachtungspunkten eingerichtet. Sie
gehört zu der ersten Befestigung, mit der im Jahre 850 Papst Leo der Vierte
das päpstliche Gebiet zum Schutze gegen die räuberischen Sarazenen umgab, die
nach den reichen Schätzen des Apostclgrabes gelüstete. Diese schützende Einfriedigung
begann an dem starken Brückenkopfe der Engelsbrücke, dem kolossalen Grabmonu-
mente des Kaisers Hadrian und seiner Nachfolger, lief in derselben Linie wie der
noch heute bestehende Verbindungskorridor, dessen Grundmauern noch z" ihr ge¬
hören mögen, ans den Vatikanpalast, bestieg und umfaßte dann den ganzen Hügel,
trat bei unsrer Torpfvrte in die Talsenknng des Janiculus und erreichte deu Tiber-
sluß in der Gegend der Porta San Spirito, auch de' Sassvni, so genannt nach den
von Karl dem Großen für die Sachsen hier errichteten Schulen und Hospitälern.
Diese Mauer hatte anfangs nur drei, später, wettern Bedürfnissen folgend, sechs
Ausgaugstore und war in gewissen Zwischenräumen durch runde Befestignngstürme
geschützt. So hieß unsre Porta von ihrem mächtigen Nachbar -la lurllonöm muM-go,
und obgleich erst im Jahre 1455 von Papst Nikolaus dem Fünften eröffnet,
vielleicht auch nur vergrößert und verstärkt, ist sie die einzige der Leomnuer, die
ihren Platz in der infolge der Katastrophe von 1527 nen projektierten aber erst
später ausgeführten neuen vatikanischen Befestigung bewahrt hat. Ein Blick an
Ort und Stelle zeigt noch deutlich die Zusammengehörigkeit der Überreste der alten
Mauer mit unserm Tore. Ein andres Tor dieser alten Mauer ist heute der
Eingang in das Quartier der päpstlichen Schweizergarde. Auch dieses zeigt, daß
es seine letzte Veränderung zur Zeit der Borgia erfuhr, denn es trägt noch deren
Wappen. Der Name Porta Cavalleggieri für unser Tor stammt erst aus dem
Jahre 1560, als Pius der Vierte hierher die Kaserne der leichten Reiterei
verlegte.

Die Beschreibung der Eroberung der Stadt ist zu bekannt, als das; sie noch¬
mals wiederholt werden müßte; es genügen ein paar Worte zur Wiedererinnerung.

Auf dem Jcmiculum lagerte am 5. Mai 1527 ein dreißigtausend Mann starkes
Heer spanischer, italienischer" und deutscher Truppen, darunter die frommen Lands¬
knechte, die Georg von Frundsberg zum Kampfe gegen die Verbündeten Franzosen.
Venezianer und den Papst über die Alpen gebracht hatte. Im Kloster von San
Onofriu schlug der Oberbefehlshaber des Kaisers Karl, der Renegat Herzog Karl
von Bourbon, sein Hauptquartier auf. Am nächsten Morgen geschah ein Doppel¬
angriff gegen das befestigte Trastevere und das vatikanische Quartier. Bourbon
selbst leitete den Sturm auf unsre Porta Turrioni. El" Jahrhundert später
^igte man noch den marmornen Säulcustumpf, von dem aus er seine Truppen


Grenzboten IV 1904 64
Maßgebliches und Unmaßgebliches

Da um dieses heute Porta Cavalleggieri benannte Tor einem bequemen
neuen Zugänge weichen soll und damit das steinerne Erinnerungszeichen an ein'
interessantes Stück Weltgeschichte deu modernsten Bedürfnissen zum Opfer fallen
muß, so mag es als ein Akt der Pietät gelten, mit ein paar Worten die Schick¬
sale und die einstige Bedeutung des Tores und seiner Bau- und Geschichtsreminis-
zenzen zusammenzustellen.

Vor etwa vierhundert Jahren gelangte das Tor und seine Umgebung zu einer
zwar kurzen, aber um so traurigern Berühmtheit durch ein Ereignis, das das Ende
der Renaissancezeit für Italien besiegelte und in seiner weitern Entwicklung die
Unterdrückung der geistigen Freiheit des Landes für die nächsten Jahrhunderte be¬
deutet. Die Einleitung dazu ist der sogenannte Sacco ti Roma, die neun
Monate lange furchtbare Plünderung der üppigen Papststadt durch die zusammen¬
gewürfelten Svloatenhorden des allerchristlichsten Kaisers Karl des Fünften im
Jahre 1527.

Ein topographisches Bild, wie die Gegend hier damals ausgesehen hat, ist
nicht schwer zu rekonstruieren. Man vergesse für einen Augenblick den Mauerring,
wie er heute dasteht. Dahinter, in deu vatikanischen Gärten, ist ein viel älteres
Stück einer laugen Mauer mit mächtigen Rundtürmen, jetzt teilweise mit einer
Weißen Kappe bedeckt und zu astronomischen Beobachtungspunkten eingerichtet. Sie
gehört zu der ersten Befestigung, mit der im Jahre 850 Papst Leo der Vierte
das päpstliche Gebiet zum Schutze gegen die räuberischen Sarazenen umgab, die
nach den reichen Schätzen des Apostclgrabes gelüstete. Diese schützende Einfriedigung
begann an dem starken Brückenkopfe der Engelsbrücke, dem kolossalen Grabmonu-
mente des Kaisers Hadrian und seiner Nachfolger, lief in derselben Linie wie der
noch heute bestehende Verbindungskorridor, dessen Grundmauern noch z» ihr ge¬
hören mögen, ans den Vatikanpalast, bestieg und umfaßte dann den ganzen Hügel,
trat bei unsrer Torpfvrte in die Talsenknng des Janiculus und erreichte deu Tiber-
sluß in der Gegend der Porta San Spirito, auch de' Sassvni, so genannt nach den
von Karl dem Großen für die Sachsen hier errichteten Schulen und Hospitälern.
Diese Mauer hatte anfangs nur drei, später, wettern Bedürfnissen folgend, sechs
Ausgaugstore und war in gewissen Zwischenräumen durch runde Befestignngstürme
geschützt. So hieß unsre Porta von ihrem mächtigen Nachbar -la lurllonöm muM-go,
und obgleich erst im Jahre 1455 von Papst Nikolaus dem Fünften eröffnet,
vielleicht auch nur vergrößert und verstärkt, ist sie die einzige der Leomnuer, die
ihren Platz in der infolge der Katastrophe von 1527 nen projektierten aber erst
später ausgeführten neuen vatikanischen Befestigung bewahrt hat. Ein Blick an
Ort und Stelle zeigt noch deutlich die Zusammengehörigkeit der Überreste der alten
Mauer mit unserm Tore. Ein andres Tor dieser alten Mauer ist heute der
Eingang in das Quartier der päpstlichen Schweizergarde. Auch dieses zeigt, daß
es seine letzte Veränderung zur Zeit der Borgia erfuhr, denn es trägt noch deren
Wappen. Der Name Porta Cavalleggieri für unser Tor stammt erst aus dem
Jahre 1560, als Pius der Vierte hierher die Kaserne der leichten Reiterei
verlegte.

Die Beschreibung der Eroberung der Stadt ist zu bekannt, als das; sie noch¬
mals wiederholt werden müßte; es genügen ein paar Worte zur Wiedererinnerung.

Auf dem Jcmiculum lagerte am 5. Mai 1527 ein dreißigtausend Mann starkes
Heer spanischer, italienischer" und deutscher Truppen, darunter die frommen Lands¬
knechte, die Georg von Frundsberg zum Kampfe gegen die Verbündeten Franzosen.
Venezianer und den Papst über die Alpen gebracht hatte. Im Kloster von San
Onofriu schlug der Oberbefehlshaber des Kaisers Karl, der Renegat Herzog Karl
von Bourbon, sein Hauptquartier auf. Am nächsten Morgen geschah ein Doppel¬
angriff gegen das befestigte Trastevere und das vatikanische Quartier. Bourbon
selbst leitete den Sturm auf unsre Porta Turrioni. El» Jahrhundert später
^igte man noch den marmornen Säulcustumpf, von dem aus er seine Truppen


Grenzboten IV 1904 64
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[0477] Maßgebliches und Unmaßgebliches Da um dieses heute Porta Cavalleggieri benannte Tor einem bequemen neuen Zugänge weichen soll und damit das steinerne Erinnerungszeichen an ein' interessantes Stück Weltgeschichte deu modernsten Bedürfnissen zum Opfer fallen muß, so mag es als ein Akt der Pietät gelten, mit ein paar Worten die Schick¬ sale und die einstige Bedeutung des Tores und seiner Bau- und Geschichtsreminis- zenzen zusammenzustellen. Vor etwa vierhundert Jahren gelangte das Tor und seine Umgebung zu einer zwar kurzen, aber um so traurigern Berühmtheit durch ein Ereignis, das das Ende der Renaissancezeit für Italien besiegelte und in seiner weitern Entwicklung die Unterdrückung der geistigen Freiheit des Landes für die nächsten Jahrhunderte be¬ deutet. Die Einleitung dazu ist der sogenannte Sacco ti Roma, die neun Monate lange furchtbare Plünderung der üppigen Papststadt durch die zusammen¬ gewürfelten Svloatenhorden des allerchristlichsten Kaisers Karl des Fünften im Jahre 1527. Ein topographisches Bild, wie die Gegend hier damals ausgesehen hat, ist nicht schwer zu rekonstruieren. Man vergesse für einen Augenblick den Mauerring, wie er heute dasteht. Dahinter, in deu vatikanischen Gärten, ist ein viel älteres Stück einer laugen Mauer mit mächtigen Rundtürmen, jetzt teilweise mit einer Weißen Kappe bedeckt und zu astronomischen Beobachtungspunkten eingerichtet. Sie gehört zu der ersten Befestigung, mit der im Jahre 850 Papst Leo der Vierte das päpstliche Gebiet zum Schutze gegen die räuberischen Sarazenen umgab, die nach den reichen Schätzen des Apostclgrabes gelüstete. Diese schützende Einfriedigung begann an dem starken Brückenkopfe der Engelsbrücke, dem kolossalen Grabmonu- mente des Kaisers Hadrian und seiner Nachfolger, lief in derselben Linie wie der noch heute bestehende Verbindungskorridor, dessen Grundmauern noch z» ihr ge¬ hören mögen, ans den Vatikanpalast, bestieg und umfaßte dann den ganzen Hügel, trat bei unsrer Torpfvrte in die Talsenknng des Janiculus und erreichte deu Tiber- sluß in der Gegend der Porta San Spirito, auch de' Sassvni, so genannt nach den von Karl dem Großen für die Sachsen hier errichteten Schulen und Hospitälern. Diese Mauer hatte anfangs nur drei, später, wettern Bedürfnissen folgend, sechs Ausgaugstore und war in gewissen Zwischenräumen durch runde Befestignngstürme geschützt. So hieß unsre Porta von ihrem mächtigen Nachbar -la lurllonöm muM-go, und obgleich erst im Jahre 1455 von Papst Nikolaus dem Fünften eröffnet, vielleicht auch nur vergrößert und verstärkt, ist sie die einzige der Leomnuer, die ihren Platz in der infolge der Katastrophe von 1527 nen projektierten aber erst später ausgeführten neuen vatikanischen Befestigung bewahrt hat. Ein Blick an Ort und Stelle zeigt noch deutlich die Zusammengehörigkeit der Überreste der alten Mauer mit unserm Tore. Ein andres Tor dieser alten Mauer ist heute der Eingang in das Quartier der päpstlichen Schweizergarde. Auch dieses zeigt, daß es seine letzte Veränderung zur Zeit der Borgia erfuhr, denn es trägt noch deren Wappen. Der Name Porta Cavalleggieri für unser Tor stammt erst aus dem Jahre 1560, als Pius der Vierte hierher die Kaserne der leichten Reiterei verlegte. Die Beschreibung der Eroberung der Stadt ist zu bekannt, als das; sie noch¬ mals wiederholt werden müßte; es genügen ein paar Worte zur Wiedererinnerung. Auf dem Jcmiculum lagerte am 5. Mai 1527 ein dreißigtausend Mann starkes Heer spanischer, italienischer" und deutscher Truppen, darunter die frommen Lands¬ knechte, die Georg von Frundsberg zum Kampfe gegen die Verbündeten Franzosen. Venezianer und den Papst über die Alpen gebracht hatte. Im Kloster von San Onofriu schlug der Oberbefehlshaber des Kaisers Karl, der Renegat Herzog Karl von Bourbon, sein Hauptquartier auf. Am nächsten Morgen geschah ein Doppel¬ angriff gegen das befestigte Trastevere und das vatikanische Quartier. Bourbon selbst leitete den Sturm auf unsre Porta Turrioni. El» Jahrhundert später ^igte man noch den marmornen Säulcustumpf, von dem aus er seine Truppen Grenzboten IV 1904 64

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_295218/477>, abgerufen am 21.05.2024.