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Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

angefeuert haben soll. Dieser Schaft stand später vor der Kirche Santa Anna
und trug dann eine Inschrift, die sich auf die Neuanlage des Borgo Pio bezog.
Beim Umbau der Kirche oder bei der Anlage der Kolonnaden des Bernini wird
er verschwunden sein. Nun ließ Bourbon Leitern an die Stadtmauer setzen, bestieg
als erster deren eine, stürzte aber, von einem Hakeubüchsenschuß tödlich im Unter¬
leib verwundet. Den Sterbenden brachte man in ein Feldkapellchen der Familie
Gozcidini, der Madonna del Rifugio geweiht, bei den naheliegenden Fornaci.
Dieser Name kommt von den Ziegelöfen, die damals wie heute noch vor dem Tore
im Tale an der Via Aurelia lagen. Das Kapellchen wäre zu suchen ungefähr bei
der heutigen Kirche S. Maria det Fornaci.

Ein sehr seltner Holzschnitt aus dieser Zeit zeigt den wie ein römischer
Imperator gekleideten Bourbon von der an einen massigen Nundturm gelehnten
Sturmleiter rücklings abstürzend. Im Vorsaal der Appartamento Borgia wird
sein angeblicher Harnisch gezeigt. Diesen für die Schicksale der Stadt Verhängnis"
vollen Schuß nahmen verschiedne Menschen für sich in Anspruch; am bekanntesten
von ihnen ist Benvenuto Cellini, der in seiner Selbstbiographie einen klaren Begriff
von dem damaligen Stadtbilde der Umgegend gibt. Er war mit einigen Freunden
in aller Frühe auf einen am Tore liegenden Friedhof geeilt. Es herrschte ein solcher
Nebel, daß man die Angreifer kaum erkennen konnte, doch bemerkte er die Mut¬
losigkeit der Verteidiger und riet den Begleitern zu schleuniger Umkehr. Aber, fügte
er hinzu, da wir einmal hier sind, müssen wir eine männliche Tat begehn. So
gaben sie aufs Geratewohl ein paar Schüsse ab, und, sagt Cellini, von diesen
unsern Schöffen traf und tötete einer den Bourbon. Sie flohen nun von ihrem
Standort auf den Ccnnpo Santo, einem Kirchhof für Pilger innerhalb der Stadt¬
mauer am Tor, dessen Lage sich bestimmen läßt durch die noch freistehende Apsis
der Kirche San Salvatore de Ossibus, auch nach dem großen Befestigungsturm aä
turrionsm benannt, und deren Übriges in den Jnquisitionspalast verbaut ist, durch
den Vorhof der alten Peterbasilika im Schutze des Verbindungskorridors zwischen
Vatikan und Engelsburg erst bis zur Kirche San Angelo, die noch hente eorri-
ücyo heißt, und von da in das sichere Castellum Hadriani, während die Spanier
beim Tibertor und bald darauf die Deutschen durch unser Tor in die Levstadt
eindrangen und den Tod ihres Oberbefehlshabers durch ein blutiges Metzeln rächten.
Das Tor selbst wird wenig gelitten haben, sonst hätte sich kaum das Borgiawappen
daran erhalten, und wäre wohl bei einer gründlichen Restauration durch das eines
andern Papstes ersetzt worden. Den Leichnam Bourbons trugen sie nun in die
Peterbasilika, deren Neubau zwar begonnen, aber wohl noch auf die Niederlegung
des hintern Abschlusses der Langschiffe beschränkt war, und bahrten ihn im Ora¬
torium Sixtus des Vierten auf. Dieses enthielt das schöne, heute in der großen
Sakramentskapelle am Boden aufgestellte bronzene Grabmal dieses Papstes von
Pollajuolo und lag im linken Seitenschiffe des alten Baues. Tag und Nacht, so
sagt ein Bericht, brannten zwölf Fackeln um den aufgebahrten Körper, und zwölf
gutbezahlte Priester beteten sür das Seelenheil ihres grimmen Feindes. Andrer¬
seits wird der Todesschuß einem Francisco Vcilentino, Romano del Rione Ponte,
zugeschrieben, einem Freiwilligen der berüchtigten Truppe der Bande meri, die von
Giovanni dei Medici seinem Onkel, dem Papst Clemens dem Siebenten, zu Hilfe
geschickt worden waren, und von denen eine Abteilung unter Führung des Capitano
Lucantonio Cupcmo tapfer an der Stadtverteidigung teilnahm. Eine andre Er¬
innerung an den Kampf am Tore findet sich in einer Büste und Inschrift an der
Langseite der Kirche San Spirito, die den Tod eines Goldschmiedes Passeri
betreffen. Als im Februar 1528 das Heer die schwergeprüfte Stadt verließ und
nach Neapel zog, brachte es den Körper in die Festung von Gaeta, wo er dann
an einer Wand hinter der Schloßkapelle aufrecht in einem offnen Kasten mit einem
auf der Mauer gemalten Epitaph bis in den Anfang des vorigen Jahrhunderts
aufgestellt gewesen ist, zuletzt zur Mumie vertrocknet, jedoch inimer geehrt und


Maßgebliches und Unmaßgebliches

angefeuert haben soll. Dieser Schaft stand später vor der Kirche Santa Anna
und trug dann eine Inschrift, die sich auf die Neuanlage des Borgo Pio bezog.
Beim Umbau der Kirche oder bei der Anlage der Kolonnaden des Bernini wird
er verschwunden sein. Nun ließ Bourbon Leitern an die Stadtmauer setzen, bestieg
als erster deren eine, stürzte aber, von einem Hakeubüchsenschuß tödlich im Unter¬
leib verwundet. Den Sterbenden brachte man in ein Feldkapellchen der Familie
Gozcidini, der Madonna del Rifugio geweiht, bei den naheliegenden Fornaci.
Dieser Name kommt von den Ziegelöfen, die damals wie heute noch vor dem Tore
im Tale an der Via Aurelia lagen. Das Kapellchen wäre zu suchen ungefähr bei
der heutigen Kirche S. Maria det Fornaci.

Ein sehr seltner Holzschnitt aus dieser Zeit zeigt den wie ein römischer
Imperator gekleideten Bourbon von der an einen massigen Nundturm gelehnten
Sturmleiter rücklings abstürzend. Im Vorsaal der Appartamento Borgia wird
sein angeblicher Harnisch gezeigt. Diesen für die Schicksale der Stadt Verhängnis«
vollen Schuß nahmen verschiedne Menschen für sich in Anspruch; am bekanntesten
von ihnen ist Benvenuto Cellini, der in seiner Selbstbiographie einen klaren Begriff
von dem damaligen Stadtbilde der Umgegend gibt. Er war mit einigen Freunden
in aller Frühe auf einen am Tore liegenden Friedhof geeilt. Es herrschte ein solcher
Nebel, daß man die Angreifer kaum erkennen konnte, doch bemerkte er die Mut¬
losigkeit der Verteidiger und riet den Begleitern zu schleuniger Umkehr. Aber, fügte
er hinzu, da wir einmal hier sind, müssen wir eine männliche Tat begehn. So
gaben sie aufs Geratewohl ein paar Schüsse ab, und, sagt Cellini, von diesen
unsern Schöffen traf und tötete einer den Bourbon. Sie flohen nun von ihrem
Standort auf den Ccnnpo Santo, einem Kirchhof für Pilger innerhalb der Stadt¬
mauer am Tor, dessen Lage sich bestimmen läßt durch die noch freistehende Apsis
der Kirche San Salvatore de Ossibus, auch nach dem großen Befestigungsturm aä
turrionsm benannt, und deren Übriges in den Jnquisitionspalast verbaut ist, durch
den Vorhof der alten Peterbasilika im Schutze des Verbindungskorridors zwischen
Vatikan und Engelsburg erst bis zur Kirche San Angelo, die noch hente eorri-
ücyo heißt, und von da in das sichere Castellum Hadriani, während die Spanier
beim Tibertor und bald darauf die Deutschen durch unser Tor in die Levstadt
eindrangen und den Tod ihres Oberbefehlshabers durch ein blutiges Metzeln rächten.
Das Tor selbst wird wenig gelitten haben, sonst hätte sich kaum das Borgiawappen
daran erhalten, und wäre wohl bei einer gründlichen Restauration durch das eines
andern Papstes ersetzt worden. Den Leichnam Bourbons trugen sie nun in die
Peterbasilika, deren Neubau zwar begonnen, aber wohl noch auf die Niederlegung
des hintern Abschlusses der Langschiffe beschränkt war, und bahrten ihn im Ora¬
torium Sixtus des Vierten auf. Dieses enthielt das schöne, heute in der großen
Sakramentskapelle am Boden aufgestellte bronzene Grabmal dieses Papstes von
Pollajuolo und lag im linken Seitenschiffe des alten Baues. Tag und Nacht, so
sagt ein Bericht, brannten zwölf Fackeln um den aufgebahrten Körper, und zwölf
gutbezahlte Priester beteten sür das Seelenheil ihres grimmen Feindes. Andrer¬
seits wird der Todesschuß einem Francisco Vcilentino, Romano del Rione Ponte,
zugeschrieben, einem Freiwilligen der berüchtigten Truppe der Bande meri, die von
Giovanni dei Medici seinem Onkel, dem Papst Clemens dem Siebenten, zu Hilfe
geschickt worden waren, und von denen eine Abteilung unter Führung des Capitano
Lucantonio Cupcmo tapfer an der Stadtverteidigung teilnahm. Eine andre Er¬
innerung an den Kampf am Tore findet sich in einer Büste und Inschrift an der
Langseite der Kirche San Spirito, die den Tod eines Goldschmiedes Passeri
betreffen. Als im Februar 1528 das Heer die schwergeprüfte Stadt verließ und
nach Neapel zog, brachte es den Körper in die Festung von Gaeta, wo er dann
an einer Wand hinter der Schloßkapelle aufrecht in einem offnen Kasten mit einem
auf der Mauer gemalten Epitaph bis in den Anfang des vorigen Jahrhunderts
aufgestellt gewesen ist, zuletzt zur Mumie vertrocknet, jedoch inimer geehrt und


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[0478] Maßgebliches und Unmaßgebliches angefeuert haben soll. Dieser Schaft stand später vor der Kirche Santa Anna und trug dann eine Inschrift, die sich auf die Neuanlage des Borgo Pio bezog. Beim Umbau der Kirche oder bei der Anlage der Kolonnaden des Bernini wird er verschwunden sein. Nun ließ Bourbon Leitern an die Stadtmauer setzen, bestieg als erster deren eine, stürzte aber, von einem Hakeubüchsenschuß tödlich im Unter¬ leib verwundet. Den Sterbenden brachte man in ein Feldkapellchen der Familie Gozcidini, der Madonna del Rifugio geweiht, bei den naheliegenden Fornaci. Dieser Name kommt von den Ziegelöfen, die damals wie heute noch vor dem Tore im Tale an der Via Aurelia lagen. Das Kapellchen wäre zu suchen ungefähr bei der heutigen Kirche S. Maria det Fornaci. Ein sehr seltner Holzschnitt aus dieser Zeit zeigt den wie ein römischer Imperator gekleideten Bourbon von der an einen massigen Nundturm gelehnten Sturmleiter rücklings abstürzend. Im Vorsaal der Appartamento Borgia wird sein angeblicher Harnisch gezeigt. Diesen für die Schicksale der Stadt Verhängnis« vollen Schuß nahmen verschiedne Menschen für sich in Anspruch; am bekanntesten von ihnen ist Benvenuto Cellini, der in seiner Selbstbiographie einen klaren Begriff von dem damaligen Stadtbilde der Umgegend gibt. Er war mit einigen Freunden in aller Frühe auf einen am Tore liegenden Friedhof geeilt. Es herrschte ein solcher Nebel, daß man die Angreifer kaum erkennen konnte, doch bemerkte er die Mut¬ losigkeit der Verteidiger und riet den Begleitern zu schleuniger Umkehr. Aber, fügte er hinzu, da wir einmal hier sind, müssen wir eine männliche Tat begehn. So gaben sie aufs Geratewohl ein paar Schüsse ab, und, sagt Cellini, von diesen unsern Schöffen traf und tötete einer den Bourbon. Sie flohen nun von ihrem Standort auf den Ccnnpo Santo, einem Kirchhof für Pilger innerhalb der Stadt¬ mauer am Tor, dessen Lage sich bestimmen läßt durch die noch freistehende Apsis der Kirche San Salvatore de Ossibus, auch nach dem großen Befestigungsturm aä turrionsm benannt, und deren Übriges in den Jnquisitionspalast verbaut ist, durch den Vorhof der alten Peterbasilika im Schutze des Verbindungskorridors zwischen Vatikan und Engelsburg erst bis zur Kirche San Angelo, die noch hente eorri- ücyo heißt, und von da in das sichere Castellum Hadriani, während die Spanier beim Tibertor und bald darauf die Deutschen durch unser Tor in die Levstadt eindrangen und den Tod ihres Oberbefehlshabers durch ein blutiges Metzeln rächten. Das Tor selbst wird wenig gelitten haben, sonst hätte sich kaum das Borgiawappen daran erhalten, und wäre wohl bei einer gründlichen Restauration durch das eines andern Papstes ersetzt worden. Den Leichnam Bourbons trugen sie nun in die Peterbasilika, deren Neubau zwar begonnen, aber wohl noch auf die Niederlegung des hintern Abschlusses der Langschiffe beschränkt war, und bahrten ihn im Ora¬ torium Sixtus des Vierten auf. Dieses enthielt das schöne, heute in der großen Sakramentskapelle am Boden aufgestellte bronzene Grabmal dieses Papstes von Pollajuolo und lag im linken Seitenschiffe des alten Baues. Tag und Nacht, so sagt ein Bericht, brannten zwölf Fackeln um den aufgebahrten Körper, und zwölf gutbezahlte Priester beteten sür das Seelenheil ihres grimmen Feindes. Andrer¬ seits wird der Todesschuß einem Francisco Vcilentino, Romano del Rione Ponte, zugeschrieben, einem Freiwilligen der berüchtigten Truppe der Bande meri, die von Giovanni dei Medici seinem Onkel, dem Papst Clemens dem Siebenten, zu Hilfe geschickt worden waren, und von denen eine Abteilung unter Führung des Capitano Lucantonio Cupcmo tapfer an der Stadtverteidigung teilnahm. Eine andre Er¬ innerung an den Kampf am Tore findet sich in einer Büste und Inschrift an der Langseite der Kirche San Spirito, die den Tod eines Goldschmiedes Passeri betreffen. Als im Februar 1528 das Heer die schwergeprüfte Stadt verließ und nach Neapel zog, brachte es den Körper in die Festung von Gaeta, wo er dann an einer Wand hinter der Schloßkapelle aufrecht in einem offnen Kasten mit einem auf der Mauer gemalten Epitaph bis in den Anfang des vorigen Jahrhunderts aufgestellt gewesen ist, zuletzt zur Mumie vertrocknet, jedoch inimer geehrt und

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Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 63, 1904, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341879_295218/478>, abgerufen am 20.05.2024.