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Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Zweites Vierteljahr.

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Herrenmenschen

Und dann rühmt er sich seiner reinen Hände, weil er seine schmutzige Arbeit durch
andre machen laßt. -- Herr Doktor, unterbrechen Sie mich; ich will ja nicht
richten. -- Da kamen Sie und nahmen die Sache in die Hand und brachten den
Wagen wieder auf die Räder. Und er soll Sie nicht hassen? Er, der tödlich
hassen kann? Und mich hat er gezwungen -- gezwungen --

Er schlug die Hände vor das Gesicht und stöhnte.

Ramborn war sehr aufmerksam geworden und fragte streng: Wozu hat er
Sie gezwungen?

Ich leurs nicht sagen, erwiderte Kondrot, bei Gott, ich leurs nicht sagen.

Kondrot, sagte der Doktor, wenn Sie beichten wollen, so beichten Sie wenigstens
ehrlich, sonst ersparen Sie lieber sich und mir die Komödie.

Kondrot schrak zusammen unter dem harten Worte und erwiderte demütig:
Haben Sie Geduld mit mir, Herr Doktor. Ich bin ein großer Sünder und will
mich "icht entschuldigen, aber es ist doch hart, sich selbst anklagen zu müssen, hin¬
zutreten und zu sagen: Dieser gemeine Mensch bin ich.

Welcher gemeine Mensch? forschte der Doktor.

Die Briefe -- stöhnte Kondrot.

Welche Briefe? rief der Doktor, der aufgesprungen war und den Beichtenden
beim Kragen faßte und schüttelte.

Die Briefe an Frau Van Term --

Diese schändlichen Verleumdungen, die die Ehre einer edeln und unglücklichen
Frau besudelten und sie in den Tod getrieben haben, die haben Sie geschrieben?

Kondrot versuchte zu antworten, aber es kam kein Ton über seine trocknen
Lippen.

Mensch, Mensch! rief Ramborn in flammendem Zorne, wie konnten Sie das
tun? Haben Sie denn kein Gewissen? fürchten Sie sich denn nicht der Sünde?
Wie wollen Sie mit dieser Schuld ans dem Herzen es wagen, je einem Menschen
ins Angesicht zu sehen? Vor der Sonne am Himmel müssen Sie sich verstecken.

Er hat mich gezwungen, sagte Kondrot mit bebenden Lippen.

Ist es nicht doppelt gemein, in fremdem Dienste zu morden?

Wäre es denn besser gewesen, wenn ichs aus eignem Willen getan hätte? er¬
widerte Kondrot. Ich hätte es, so wahr Gott lebt, nicht getan, aber er hat mich
gezwungen.

Man läßt sich nicht zwingen, rief der Doktor. Einen Ausweg, denselben, den
Sie Van Term gezeigt haben, gibt es immer.

Ach, Herr Doktor, sagte Kondrot, die Knechte der Großen sind Feiglinge.
Sie sind es von Natur nicht, aber sie werden es. Gehn Sie zehn Jahre in
Ketten, und Sie verlieren die Kraft, Nein zu sagen.

Aber nicht die Verantwortung, hören Sie, Kondrot, nicht die Verantwortung!

In der Stunde, wo ich hörte, fuhr Kondrot fort, daß die gnädige Frau in
den Bruchteich gegangen sei, brach der Himmel über mir zusammen, da habe ich
es fühlen lernen, wie es Kain zumute war, als Gott zu ihm sprach: Was hast
du getan? Da habe ich keine Ruhe gehabt, weder Tag noch Nacht. Da hat
immer ihr Bild vor mir gestanden, wie sie früh vor Tage aus dem Hause ging
und in den Tod. Und ich war ihr Mörder.

Kondrot fing an mit den Händen abzuwehren und starr auf eine Stelle zu
schauen, wo die Sonne einen länglichen Lichtstreifen an der Wand gezeichnet hatte.
Der Doktor achtete nicht darauf, sondern hielt dem Manne, der ihm seine Sünden
gebeichtet hatte, eine flammende Strafpredigt, wie sie ihm sein Zorn eingab. Er
schenkte ihm nichts, er nannte seine Taten mit richtigen Namen, er schalt ihn einen
gemeinen und gewissenlosen Menschen und Heuchler, er nannte sein Christentum
Gotteslästerung und eiferte gegen Menschenfurcht und Menschendienst. Es fehlte
nicht viel, so hätte er Bibelsprüche gebraucht. Von den modernen Erkenntnissen,
die er vor einer Stunde Tauenden mit soviel Überzeugung vorgetragen hatte, war


Herrenmenschen

Und dann rühmt er sich seiner reinen Hände, weil er seine schmutzige Arbeit durch
andre machen laßt. — Herr Doktor, unterbrechen Sie mich; ich will ja nicht
richten. — Da kamen Sie und nahmen die Sache in die Hand und brachten den
Wagen wieder auf die Räder. Und er soll Sie nicht hassen? Er, der tödlich
hassen kann? Und mich hat er gezwungen — gezwungen —

Er schlug die Hände vor das Gesicht und stöhnte.

Ramborn war sehr aufmerksam geworden und fragte streng: Wozu hat er
Sie gezwungen?

Ich leurs nicht sagen, erwiderte Kondrot, bei Gott, ich leurs nicht sagen.

Kondrot, sagte der Doktor, wenn Sie beichten wollen, so beichten Sie wenigstens
ehrlich, sonst ersparen Sie lieber sich und mir die Komödie.

Kondrot schrak zusammen unter dem harten Worte und erwiderte demütig:
Haben Sie Geduld mit mir, Herr Doktor. Ich bin ein großer Sünder und will
mich «icht entschuldigen, aber es ist doch hart, sich selbst anklagen zu müssen, hin¬
zutreten und zu sagen: Dieser gemeine Mensch bin ich.

Welcher gemeine Mensch? forschte der Doktor.

Die Briefe — stöhnte Kondrot.

Welche Briefe? rief der Doktor, der aufgesprungen war und den Beichtenden
beim Kragen faßte und schüttelte.

Die Briefe an Frau Van Term —

Diese schändlichen Verleumdungen, die die Ehre einer edeln und unglücklichen
Frau besudelten und sie in den Tod getrieben haben, die haben Sie geschrieben?

Kondrot versuchte zu antworten, aber es kam kein Ton über seine trocknen
Lippen.

Mensch, Mensch! rief Ramborn in flammendem Zorne, wie konnten Sie das
tun? Haben Sie denn kein Gewissen? fürchten Sie sich denn nicht der Sünde?
Wie wollen Sie mit dieser Schuld ans dem Herzen es wagen, je einem Menschen
ins Angesicht zu sehen? Vor der Sonne am Himmel müssen Sie sich verstecken.

Er hat mich gezwungen, sagte Kondrot mit bebenden Lippen.

Ist es nicht doppelt gemein, in fremdem Dienste zu morden?

Wäre es denn besser gewesen, wenn ichs aus eignem Willen getan hätte? er¬
widerte Kondrot. Ich hätte es, so wahr Gott lebt, nicht getan, aber er hat mich
gezwungen.

Man läßt sich nicht zwingen, rief der Doktor. Einen Ausweg, denselben, den
Sie Van Term gezeigt haben, gibt es immer.

Ach, Herr Doktor, sagte Kondrot, die Knechte der Großen sind Feiglinge.
Sie sind es von Natur nicht, aber sie werden es. Gehn Sie zehn Jahre in
Ketten, und Sie verlieren die Kraft, Nein zu sagen.

Aber nicht die Verantwortung, hören Sie, Kondrot, nicht die Verantwortung!

In der Stunde, wo ich hörte, fuhr Kondrot fort, daß die gnädige Frau in
den Bruchteich gegangen sei, brach der Himmel über mir zusammen, da habe ich
es fühlen lernen, wie es Kain zumute war, als Gott zu ihm sprach: Was hast
du getan? Da habe ich keine Ruhe gehabt, weder Tag noch Nacht. Da hat
immer ihr Bild vor mir gestanden, wie sie früh vor Tage aus dem Hause ging
und in den Tod. Und ich war ihr Mörder.

Kondrot fing an mit den Händen abzuwehren und starr auf eine Stelle zu
schauen, wo die Sonne einen länglichen Lichtstreifen an der Wand gezeichnet hatte.
Der Doktor achtete nicht darauf, sondern hielt dem Manne, der ihm seine Sünden
gebeichtet hatte, eine flammende Strafpredigt, wie sie ihm sein Zorn eingab. Er
schenkte ihm nichts, er nannte seine Taten mit richtigen Namen, er schalt ihn einen
gemeinen und gewissenlosen Menschen und Heuchler, er nannte sein Christentum
Gotteslästerung und eiferte gegen Menschenfurcht und Menschendienst. Es fehlte
nicht viel, so hätte er Bibelsprüche gebraucht. Von den modernen Erkenntnissen,
die er vor einer Stunde Tauenden mit soviel Überzeugung vorgetragen hatte, war


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[0387] Herrenmenschen Und dann rühmt er sich seiner reinen Hände, weil er seine schmutzige Arbeit durch andre machen laßt. — Herr Doktor, unterbrechen Sie mich; ich will ja nicht richten. — Da kamen Sie und nahmen die Sache in die Hand und brachten den Wagen wieder auf die Räder. Und er soll Sie nicht hassen? Er, der tödlich hassen kann? Und mich hat er gezwungen — gezwungen — Er schlug die Hände vor das Gesicht und stöhnte. Ramborn war sehr aufmerksam geworden und fragte streng: Wozu hat er Sie gezwungen? Ich leurs nicht sagen, erwiderte Kondrot, bei Gott, ich leurs nicht sagen. Kondrot, sagte der Doktor, wenn Sie beichten wollen, so beichten Sie wenigstens ehrlich, sonst ersparen Sie lieber sich und mir die Komödie. Kondrot schrak zusammen unter dem harten Worte und erwiderte demütig: Haben Sie Geduld mit mir, Herr Doktor. Ich bin ein großer Sünder und will mich «icht entschuldigen, aber es ist doch hart, sich selbst anklagen zu müssen, hin¬ zutreten und zu sagen: Dieser gemeine Mensch bin ich. Welcher gemeine Mensch? forschte der Doktor. Die Briefe — stöhnte Kondrot. Welche Briefe? rief der Doktor, der aufgesprungen war und den Beichtenden beim Kragen faßte und schüttelte. Die Briefe an Frau Van Term — Diese schändlichen Verleumdungen, die die Ehre einer edeln und unglücklichen Frau besudelten und sie in den Tod getrieben haben, die haben Sie geschrieben? Kondrot versuchte zu antworten, aber es kam kein Ton über seine trocknen Lippen. Mensch, Mensch! rief Ramborn in flammendem Zorne, wie konnten Sie das tun? Haben Sie denn kein Gewissen? fürchten Sie sich denn nicht der Sünde? Wie wollen Sie mit dieser Schuld ans dem Herzen es wagen, je einem Menschen ins Angesicht zu sehen? Vor der Sonne am Himmel müssen Sie sich verstecken. Er hat mich gezwungen, sagte Kondrot mit bebenden Lippen. Ist es nicht doppelt gemein, in fremdem Dienste zu morden? Wäre es denn besser gewesen, wenn ichs aus eignem Willen getan hätte? er¬ widerte Kondrot. Ich hätte es, so wahr Gott lebt, nicht getan, aber er hat mich gezwungen. Man läßt sich nicht zwingen, rief der Doktor. Einen Ausweg, denselben, den Sie Van Term gezeigt haben, gibt es immer. Ach, Herr Doktor, sagte Kondrot, die Knechte der Großen sind Feiglinge. Sie sind es von Natur nicht, aber sie werden es. Gehn Sie zehn Jahre in Ketten, und Sie verlieren die Kraft, Nein zu sagen. Aber nicht die Verantwortung, hören Sie, Kondrot, nicht die Verantwortung! In der Stunde, wo ich hörte, fuhr Kondrot fort, daß die gnädige Frau in den Bruchteich gegangen sei, brach der Himmel über mir zusammen, da habe ich es fühlen lernen, wie es Kain zumute war, als Gott zu ihm sprach: Was hast du getan? Da habe ich keine Ruhe gehabt, weder Tag noch Nacht. Da hat immer ihr Bild vor mir gestanden, wie sie früh vor Tage aus dem Hause ging und in den Tod. Und ich war ihr Mörder. Kondrot fing an mit den Händen abzuwehren und starr auf eine Stelle zu schauen, wo die Sonne einen länglichen Lichtstreifen an der Wand gezeichnet hatte. Der Doktor achtete nicht darauf, sondern hielt dem Manne, der ihm seine Sünden gebeichtet hatte, eine flammende Strafpredigt, wie sie ihm sein Zorn eingab. Er schenkte ihm nichts, er nannte seine Taten mit richtigen Namen, er schalt ihn einen gemeinen und gewissenlosen Menschen und Heuchler, er nannte sein Christentum Gotteslästerung und eiferte gegen Menschenfurcht und Menschendienst. Es fehlte nicht viel, so hätte er Bibelsprüche gebraucht. Von den modernen Erkenntnissen, die er vor einer Stunde Tauenden mit soviel Überzeugung vorgetragen hatte, war

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 64, 1905, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341881_296764/387>, abgerufen am 02.06.2024.